Server werden in Zukunft automatisch ein- und ausgeschaltet

Steigt Citrix ins System-Management ein?

17. Mai 2009, 22:58 Uhr |

Citrix arbeitet in seinen Labors am Einstieg ins System-Management. So sollen schon bald physische und virtuelle Server sowie die darauf laufenden Applikation einheitlich von einer Citrix-Konsole aus gemanagt werden. Noch ist es aber nicht soweit, und bis dahin konzentrieren sich die neuen Citrix-Produkte vor allem auf die Desktop-Virtualisierung.

"Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an einem neuen Workload- und Power-Management. Ziel ist es,
das jeweils nur so viel Server-Kapazität bereitgestellt wird, wie aktuell erforderlich ist", sagt
Martin Duursma, Citrix? CTO und Vice President der Citrix Labs. Dieses neue Server-Management geht
soweit, dass nicht benötigte Server komplett abgeschaltet werden und bei Bedarf wieder automatisch
hochgefahren werden.

Entstanden ist die Idee aus den umfangreichen Serverfarmen, die für den
Xenapp-Application-Server bei Großkunden betrieben werden. So sind für 10.000 Clients etwa 300
Server erforderlich. "Doch diese 10.000 User sind ja nicht ständig aktiv und folglich schwankt die
aktuelle Zahl über den Tagesverlauf hinweg ganz erheblich", erläutert Duursma.

Die Citrix-Lösung folgt dem gleichen Prinzip wie bei der Stromerzeugung. Dort gibt es auch eine
Grundlast-Versorgung, bei der verschiedene Kraftwerke ständig mit optimaler Leitung betrieben
werden, sowie weitere Kraftwerke und Generatoren, die erst bei einem zunehmenden Bedarf hinzu
geschaltet werden.

Um dabei nicht ständig nur zu reagieren, wird das jeweilige Tageslastprofil abgespeichert und
entsprechend vorbeugend gehandelt. "Dabei halten wir natürlich eine gewisse Kapazitäts-Reserve vor,
sodass wir auch bei plötzlichen unerwarteten Schwankungen keine Probleme haben", führt Duursma
weiter aus.

Eines der Probleme dabei ist, dass es keine einheitliche Schnittstelle für das Rauf- und
Runterfahren von Server gibt. Jeder Hersteller und jede Serverfamilie muss unterschiedlich
angesteuert werden. Das wiederum bedeutet eine stets aktuelle ITIL (IT Infrastructure Library).

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Ein weiteres Problem ist, dass durch die zunehmende Virtualisierung immer seltener physische
Server auf bestimmte Applikationen zugewiesen werden. Einer der Vorteile der Virtualisierung ist ja
gerade das automatische Umverteilen von Workload. Also nicht das physische Abschalten bei weniger
Usern, sondern stattdessen das Zuweisen von anderen Arbeiten, beispielsweise Datamining-Jobs oder
andere rechenintensive Analysen.

Erst wenn insgesamt die benötigte Rechenleistung sinkt, macht ein physisches Abschalten Sinn.
Duursma weiß natürlich um diese Probleme. "Wir können dieses Power-Management nur in Verbindung mit
einem umfangreichen Systemmanagement auf den Markt bringen, mit dem sowohl alle physischen, als
auch die virtuellen Server, komplett verwaltet werden", lautet seine Erklärung.

Ob das Citrix-Konzept eines kompletten Abschaltens von Servern zur Anpassung der Rechenkapazität
wirklich langfristig von Vorteil ist, ist äußerst zweifelhaft. So geht der Trend gegenwärtig zu
immer größeren Servern, die dann in immer mehr virtuelle Maschinen (VM) aufgeteilt werden. Je mehr
VMs auf einem physischen Server laufen, umso größer sind die Einsparungen – doch umso geringer die
Chance, dass diese Maschine im Tagesbetrieb abgeschaltet werden kann.

Ein weiterer Schwerpunkt in den Citrix-Labs ist das Managen von Virtualisierung – vor allem der
Ausbau von Standards, wie OVF (Open Virtualization Format). So soll dieses Format in Zukunft auch
eine Art Metadata über die zugehörige VM enthalten. Beispielsweise Hinweise auf die Rechenbelastung
dieser VM oder Angaben über die erforderliche Konfigurationsumgebung. Erst damit lassen sich diese
Image-Files dann völlig unabhängig von der physischen Hardware frei verschieben.

Citrix stellte für das Managen von VMs jüngst eine Reihe an Erweiterungen seiner
Virtualisierungs-Software vor. So bietet Xenconvert jetzt erstmals die Virtual-zu-Virtual Migration
von Vmwares Virtual Machine Disk Format auf das von Citrix und Microsoft genutzte Virtual Hard Disk
Forman an, unterstützt werden zusätzlich noch das Open Virtualization Format (OVF), die Open
Virtual Appliance (OVA) und das Xenserver Virtual Appliance Format (XAF).

Die neue Version 5.5 der Premium Citrix Essentials bietet eine verbesserte Integration mit
Third-Party Storage-Systemen. Diese erfolgt über Citrix? Storagelink-Technologie, die eine Reihe an
Programmschnittstellen (APIs) bietet, über die der Xenserver native Funktionen der darunter
befindlichen Storage-Systeme nutzen kann. Beispiele hierfür sind Snapshots, Deduplizierung und
Provisioning.

Storagelink wird inzwischen von über 20 Anbietern unterstützt. Bei den Hardware-Anbietern
gehören dazu unter anderen Hewlett Packard, Netapp und Dell; bei den SAN-Anbietern sind es Qlogic,
Brocade und Emulex und bei den Storage-Software-Anbietern gehören dazu CA, Falconstore und
Vizioncore. Nicht dazu gehört jedoch der Marktführer im Bereich Storage: EMC, die
Muttergesellschaft von Vmware.

Neben diesen Anstrengungen im Bereich der Rechenzentrums-Automatisierung ist Citrix? Schwerpunkt
nach wie vor die Desktop-Virtualisierung. "Unsere Strategie lautet ?jede Applikation auf jedes
Endgerät?", sagte Citrix-Chef Mark Templeton in seiner Keynote auf deren jüngsten
Kundenveranstaltung in Las Vegas.

Dabei präsentierte er die Nutzung eines Iphone als Endgerät. Dazzle heißt das bei Citrix und es
basiert auf einem Receiver, den man sich im Apple-Store kostenlos runterladen kann sowie den
jeweiligen Applikationen, die für diesen User auf dem Firmenserver freigeschaltet sind.

"Dazzle ist ein verdammt smarter Schachzug von Citrix, mit dem sie sich erstmals deutlich von
der zunehmenden Konkurrenz im Bereich Desktop-Virtualisierung absetzen", sagt John Sloan, Analyst
bei der Info-Tech Research Group

Harald Weiss/CZ


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