Timbuktu Pro 8.0.1 im Test

Steuern aus der Ferne

12. Juni 2005, 23:06 Uhr | Andreas Roeschies/mw

SSH-Verschlüsselung, erweiterte Fern- steuerungsfunktionen und zusätzliche Pro- tokollierungsoptionen bietet Netopias Remote-Control-Software Timbuktu Pro in der neuen Version 8.0.1. Wir haben das Produkt im Testlabor einer eingehenden Prüfung unterzogen.

Ebenfalls neu hinzugekommen ist die Möglichkeit, während einer Fernsteuerungssitzung die
benötigte Bandbreite zu verringern, indem der Administrator die Anzahl der übertragenen Farben
reduziert oder eine Graustufendarstellung wählt. Dies ist beispielsweise während der gleichzeitigen
Dateiübertragung sinnvoll. Danach kann der Systemverwalter dann wieder auf die Farbdarstellung
zurückschalten. Will der Administrator nicht, dass ihm während der Arbeit auf einem Remote-System
jemand über die Schulter schaut, schaltet er den Bildschirm des fernbedienten Systems dunkel –
sofern diese Funktion auf dem Client nicht deaktiviert ist. Leider kann der Administrator nicht
festzustellen, ob der Client-Bildschirm tatsächlich dunkel geschaltet wurde. Interessant ist der "
Capture Frame", mit dem der Anwender des ferngesteuerten Computers festlegen kann, dass der
Control-PC nur einen Teil des Bildschirms sieht. Dies ist besonders dann nützlich, wenn der
Administrator einem Benutzer seinen Monitor zeigt, um bestimmte Vorgehensweisen zu demonstrieren.
Die Observer-Funktion ähnelt der Fernsteuerung, beschränkt sich aber auf das Beobachten des
Remote-Computers. Somit ist es ausgeschlossen, dass der Systemverwalter versehentlich den lokalen
Benutzer mit Eingaben oder Mausklicks durcheinander bringt.

Remote-Funktionen

Neben der eigentlichen Fernsteuerung beherrscht die Software zahlreiche weitere Dienste, um mit
Remote-Computern im Netzwerk zu kommunizieren und Benutzern zu helfen. Über Kurznachrichten kann
der Administrator einem Benutzer einen kurzen Tipp geben und bei Bedarf zusätzlich Dateien
schicken. Der so genannte Exchange-Dienst kopiert Dateien zwischen dem lokalen und dem entferntem
Rechner, wobei die Oberfläche dem Dateimanager älterer Windows-Versionen ähnelt. Die Funktionen
beschränken sich auf das Kopieren und Löschen von Dateien sowie das Erstellen von Ordnern. Die
Synchronisation oder zeitgesteuerte Dateiübertragungen beherrscht Timbuktu Pro nicht.

Über den Notify-Dienst ist der Administrator in der Lage, abwesende Benutzer dazu aufzufordern,
sich zu melden. Sobald ein User an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt und die Nachricht auf seinem
Bildschirm bestätigt, wird der Administrator benachrichtigt. Umgekehrt kann der Benutzer von sich
aus einen bestimmten Dienst anfordern, also beispielsweise eine Fernsteuerungssitzung durch den
Systemverwalter. Der Chat-Dienst ermöglicht eine einfache Unterhaltung per Tastatur, wobei Timbuktu
Pro das Chat-Protokoll auf Wunsch speichert oder ausdruckt. Die Intercom-Funktion ermöglicht ein
Telefonat, sofern beide Systeme über eine Soundkarte mit Lautsprechern und Mikrofon verfügen.
Abhängig von der verfügbaren Bandbreite stehen den Benutzern zwei Codecs zur Verfügung. Für
Benutzer sinnvoll ist die Invite-Funktion, denn damit lassen sich Administratoren dazu auffordern,
den eigenen Rechner fernzusteuern.

Sicherheit

Großen Wert legt der Hersteller Netopia auf die Sicherheit. Standardmäßig ist der Fernzugriff
auf Arbeitsstation nur möglich, wenn der lokale Benutzer ihn bestätigt. Der Administrator kann für
jeden lokalen und für jeden Domänenbenutzer exakt festlegen, welche Dienste (Fernsteuerung,
Dateiaustausch, Chat etc.) er nutzen darf. Ebenso kennt die Software eine eigene Benutzerliste. Da
bei der Installation der Software grundsätzlich sowohl die Steuerungs- als auch die Gastkomponente
eingerichtet wird, können Benutzer die Dienste auch untereinander nutzen, je nach
Sicherheitskonfiguration. So ist es etwa sinnvoll, untereinander Dateien auszutauschen, ohne dass
man telefonisch absprechen muss, wo sie auf dem Server liegen.

Session-Start

Der Start einer Sitzung ist dank mehrerer Client-Suchverfahren sehr einfach. Der Scanner
durchsucht das lokale Netzwerk nach Timbuktu-Installationen. Dazu merkt sich die Software die
jeweils letzten Verbindungen, zudem gibt es Adressbücher. Ebenfalls integriert ist eine
LDAP-Abfrage. Sinnvoll ist die Integration in die Windows-Netzwerkumgebung; ein Rechtsklick auf
einen Computer zeigt ein Menü mit allen Timbuktu-Diensten an. Zudem bietet Netopia einen für Kunden
frei verfügbaren Internet-Locator-Service, der eine Zuordnung von E-Mail-Adressen zu IP-Adressen
bietet. So muss der Administrator, wenn er beispielsweise einen Client mit dynamisch zugeordneter
IP-Adresse erreichen will, lediglich die E-Mail-Adresse des Benutzers eingeben. In großen
Netzwerken können Administratoren selbst einen entsprechenden Internet-Locator-Server
einrichten.

Einrichtung

Die Einrichtung der Software auf den einzelnen Arbeitsstationen per Hand funktionierte im Test
tadellos. Bequemer geht es zentralisiert mit dem Netinstaller, allerdings erlaubt dieser keine
Konfiguration der Software, sodass der Administrator direkt nach der Verteilung die
Arbeitsstationen konfigurieren muss. Dies ist zwar über Timbuktu möglich, allerdings müssen die
lokalen Benutzer den ersten Zugriff des Administrators manuell bestätigen. Die ideale Lösung,
nämlich die Verteilung per Active-Directory-Gruppenrichtlinien, funktionierte im Test zunächst
nicht, weil die in der Dokumentation erwähnten Dateien nicht im Enterprise-Setup enthalten sind.
Erst mit zwei Hinweisen und Anweisungen durch den Support gelang uns die Ferninstallation.
Ebenfalls über Gruppenrichtlinien ist auch die Konfiguration der Software möglich.

Insgesamt hinterlässt Timbukto Pro einen guten Eindruck. Die Fernbedienung ist ausreichend
schnell und funktioniert reibungslos. Dasselbe gilt für die anderen Dienste, wie Chat,
Dateiaustausch etc. Im Gegensatz dazu steht die Dokumentation: Der Administrator erhält zahlreiche
pdf-Dokumente, die die Software bis ins letzte Detail erklären, aber einen guten Überblick über
alle Funktionen gibt es nicht, was die Einarbeitungszeit verlängert.

Ein Lichtblick: "Timbukto Pro at a Glance" erklärt die Hauptfunktionen des Programms auf wenigen
Seiten. Die Anleitungen für den Netinstaller und für die Verteilung der Software über
Gruppenrichtlinien beziehen sich auf eine ältere Version und sind damit nur eingeschränkt von
Nutzen.

Windows und Mac

Timbuktu Pro gibt es sowohl als Mac- als auch als Windows-Software, während die Multiplatform
Edition beide Systeme gleichzeitig unterstützt. Die Enterprise-Variante enthält zusätzlich die
Verteilung der Software über Gruppenrichtlinien und per Netinstaller. Außerdem lässt sie sich in
mehrere Helpdesk-Lösungen integrieren, beispielsweise Microsoft SMS, Heat, Tivoli und Marimba
Castanet.

Fazit

Timbuktu Pro ist eine einfach zu bedienende Fernsteuerungslösung, die dank der Ferninstallation
auch für große Netze geeignet ist. Nicht gefallen hat uns, dass die Control-Komponente
grundsätzlich mitinstalliert wird. Zwar lässt sich diese über Berechtigungen weitgehend nutzlos
machen, doch die lokalen Benutzer erhalten eine Control-Oberfläche, die sie normalerweise nicht
benötigen. Gefehlt hat uns eine Gateway-Funktion, die den Zugriff auf Arbeitsstationen hinter einem
NAT-Router oder einer Firewall ermöglicht. 100 Lizenzen im Paket kosten 5220 Euro, jede weitere
Installation schlägt mit 48 Euro zu Buche, ab 250 Lizenzen gibt es Mengenrabatte.

Info: Brainworks Tel.: 089/326764-28 Web: www.brainworks.de


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