Test: Dell Wyse WSM 5.0.1

Streaming-Plattform für OS und Applikationen

22. Juli 2013, 6:00 Uhr | Christoph Lange/wg

Die Streaming-Lösung Dell Wyse WSM überträgt Betriebssystem und Applikationen zur Laufzeit an den Client. Dabei können mehrere Endgeräte das vom Streaming-Server bereitgestellte Golden Image gleichzeitig nutzen. Gegenüber Virtual Desktops bietet WSM den Vorteil, dass sich lokal am Client angeschlossene Hardware ohne Einschränkungen verwenden lässt.Mit Wyse WSM bietet Dell eine Streaming-Lösung an, die eine zentrale Verwaltung von Client-Betriebssystemen und -Anwendungen sowie zugehöriger Benutzerdaten ermöglicht. Als Endgeräte kommen so genannte Cloud-PCs von Dell zum Einsatz. Sie bieten die von Thin Clients bekannten Vorteile, da sie ohne Festplatte, Lüfter und Flash-Speicher auskommen. Bei der D Class und der Z Class handelt es sich um kleine Standgeräte, die über eine Dual-Core-CPU von AMD und einen leistungsfähigen Grafik-Chip verfügen. Für mobile Mitarbeiter bietet Dell die Xm Class an: Das 14-Zoll-Notebook wird per Gigabit Ethernet oder WLAN angebunden. Auch Standard-PCs lassen sich mit WSM einsetzen, die Hardware sollte aber den Dell-Cloud-PCs möglichst ähnlich sein, um Treiberprobleme möglichst zu minimieren. Um mit WSM ein OS-Image zu einem Client streamen zu können, muss der Administrator das Betriebssystem zunächst auf einem Referenzgerät installieren. Nun erzeugt ein Image Capture Tool das Golden Image für dieses Gerät. Die Images werden dann vom WSM-Server zu den Clients gestreamt. Applikationen kann der Administrator entweder direkt in das OS-Image integrieren oder mit einem Publisher-Tool ein eigenständiges Applikations-Image erzeugen, das zusätzlich zum OS gestreamt wird. Die Verwaltung der Images und aller Konfigurationseinstellungen erfolgt über eine zentrale SQL-Datenbank. Die technischen und finanziellen Anforderungen an den Aufbau einer WSM-Streaming-Umgebung sind deutlich niedriger als bei einer Virtual-Desktop-Infrastruktur (VDI). Für die Versorgung von 50 Arbeitsplätzen reicht für den WSM-Server zum Beispiel bereits ein Einstiegsmodell vom Typ Dell T110. Die Verwaltung der Desktop-Images und der Anwendungen erfolgt wie bei VDI zentral über die WSM-Plattform. Auch die Benutzerdaten werden zentral gespeichert, wodurch sie sich besser sichern lassen. Da das Betriebssystem und die Anwendungen lokal auf dem Endgerät laufen, sind keine speziellen Remote-Desktop-Protokolle wie bei VDI erforderlich, um die Bildschirminhalte darzustellen. Das Streaming erfolgt über die Standardprotokolle TCP und UDP. Peripheriegeräte wie zum Beispiel Smartcard-Reader lassen sich mit WSM-Clients auf dem Endgerät lokal installieren und nutzen.   Ausfallsicherheit Bei der Installation eines WSM-Servers entscheidet der Administrator, welche Rolle das System übernehmen soll. Der erste WSM-Server wird automatisch als Core-Server für den ersten Standort eingerichtet. Sobald eine zweite Instanz hinzukommt, stehen die Rollen Core- oder Edge-Server zur Wahl. Das Site-Konzept umfasst die Typen Standalone, Headquarter und Linked Site. Die Sites konfiguriert man erst nach der Server-Installation. Wählt der Administrator als zweiten Server einen Edge-Server, fügt ihn das Setup automatisch zur vorhandenen Site hinzu. Er arbeitet anschließend mit dem Core-Server in einem Load-Balancing-Verbund zusammen: Sollte einer der zwei Server ausfallen, erhalten die betroffenen Clients beim Neustart ihre Images vom anderen Server. Die WSM-Plattform lässt sich durch Hinzufügen weiterer Edge-Server einfach skalieren. Bei Unternehmen mit mehreren Standorten verwaltet der WSM-Core-Server in der Zentrale alle Zweigstellen. Damit die Benutzer in den Filialen auch bei einem Ausfall der WAN-Verbindung weiterarbeiten können, empfiehlt es sich, an jedem Standort einen eigenen Core-Server als Linked Site zu betreiben, der die benötigten Images lokal vorhält. Dieser Server verfügt über eine eigene SQL-Instanz, die er regelmäßig mit der Zentrale abgleicht. Bei Bedarf lassen sich auch in den Filialen Edge-Server hinzufügen. Für ein flüssiges Arbeiten benötigt WSM eine Bandbreite von mindestens 100 MBit/s. Mit den Site-Templates von WSM lässt sich auch eine größere Anzahl an Standorten effizient managen. Wenn der Administrator die im Template gespeicherte Konfiguration ändert, verteilt WSM die neue Konfiguration an alle Sites, die dieses Template verwenden. Unter anderem gibt der Systemverwalter vor, welche Aufgaben in einer Site lokal ausführbar sind. Die Kommunikation zwischen den Sites kann man per SSL verschlüsseln.   Aufbau der Testumgebung Für den LANline-Test stellte Dell ein Wyse X00M Notebook und einen Cloud-PC Z00D zur Verfügung. Den WSM-Core-Server installierten wir auf einem virtuellen Server, der mit Windows 2008 R2 lief. Für den Edge-Server kam ebenfalls eine VM mit 2008 R2 zum Einsatz. Das Setup installiert als Datenbank einen SQL 2008 R2 Server Express, der für kleinere Umgebungen auch im Produktivbetrieb ausreicht. Alternativ lässt sich ein dedizierter Datenbank-Server mit einer aktuellen MS-SQL-Version verwenden. Als Image-Repository nutzen wir eine zusätzliche Disk-Partition. Die Installation des Servers dauerte etwa zehn Minuten. Anschließend konnten wir per Web-Browser die Management-Konsole öffnen. Wenn WSM für die Berechtigungsvergabe die Benutzer und Gruppen aus einem Active Directory (AD) nutzen soll, empfiehlt es sich, dies sofort zu konfigurieren. Denn sobald das erste Client-Gerät hinzugefügt ist, lässt sich der AD-Support nicht mehr aktivieren. Mit funktionierender AD-Integration erzeugt WSM im AD auch das Computerkonto, sobald in der WSM-Konsole ein Endgerät hinzugefügt wurde. Falls man kein Active Directory nutzt, verwaltet WSM die Berechtigungen selbst.   Installation der Referenzgeräte Um ein Streaming-fähiges OS-Image zu erstellen, muss der Administrator das Betriebssystem zunächst auf einem Referenzgerät installieren, das über ein lokales Laufwerk für die Systempartition verfügt. Die zwei Test-Clients waren deshalb mit einem SSD-Laufwerk ausgerüstet. Zum Zeitpunkt des LANline-Tests unterstützte WSM Windows XP und Windows 7 in der 32-Bit-Version. Die für Mitte 2013 angekündigte Version 5.1 soll auch Support für Clients mit 64-Bit-Betriebssystem sowie Windows 8 bieten. Geplant ist zudem, dass die neue Version Server mit Windows 2008 R2 streamen kann. Auf dem X00M-Notebook installierten wir Windows 7 und Office 2013, damit alle mobilen Mitarbeiter die Office-Anwendungen nutzen können. Das X00D-Gerät versahen wir mit einer Basisinstallation von Windows 7. Nachdem das OS-Setup abgeschlossen war, installierten wir auf beiden Geräten den WSM-Client. Er lässt sich über die Adminkonsole des WSM-Servers herunterladen. Der Client bringt ein Capture Tool mit, das ein Streaming-fähiges Image des Betriebssystems erstellt. Der Administrator kann wählen, ob für die Benutzerprofile und für das Pagefile eine eigene Partition erstellt wird. Wir aktivierten beide Optionen. Im ersten Schritt erstellt das Tool ein Abbild der Systempartition. Dann erfasst es die Dateien und testet per PXE-Boot, ob sich das Image streamen lässt. Der Imaging-Prozess dauerte insgesamt zirka eine Stunde pro Endgerät.   Konfiguration des WSM-Servers Den ersten WSM-Client nimmt der WSM-Server automatisch in die Gruppe der Referenzgeräte auf. Weitere Clients, die das Image des Referenzgeräts nutzen sollen, fügt der Administrator in der Adminkonsole mit Namen und MAC-Adresse manuell hinzu. Das Image muss auf dem WSM-Server registriert und einem Endgerät oder einer Gerätegruppe zugeordnet sein, damit die Clients es verwenden können. Jedem Client lassen sich bis zu vier OS-Images zuweisen. Der Administrator legt hier unter anderem fest, ob das Image nur per LAN-Verbindung verwendbar ist ober Notebook-Benutzer es im Mobile-Modus auch offline nutzen dürfen. Es ist zudem möglich, dem Client ein Auswahlmenü mit mehreren Images anzubieten. In der WSM-Datenbank ist hinterlegt, welche Images von welchen MAC-Adressen gestartet werden dürfen. Um die Streaming-Performance zu erhöhen, sollte man im Netzwerk Jumbo Frames für die Ethernet-Übertragung aktivieren. Wichtig bei den Image-Einstellungen ist die Vorgabe, ob die vom Benutzer vorgenommenen Änderungen dauerhaft erhalten bleiben oder beim nächsten Reboot wieder verworfen werden. WSM erstellt für jeden Client eine Write-Cache-Datei, in die es alle Schreibvorgänge umlenkt. Im Volatile-Modus setzt die Lösung den Write-Cache beim Neustart automatisch zurück, sinnvoll zum Beispiel für Kioskanwendungen oder Schulungsumgebungen. Im Persistent-Modus bleiben die Änderungen des Benutzers erhalten. WSM unterstützt auch Home-Laufwerke und Folder Redirection. Im Test erstellten wir für das Notebook eine eigene Gerätegruppe und aktivierten den Mobile-Modus. Beim nächsten Neustart kopierte der WSM-Client automatisch das OS-Image vom Server auf die lokale Festplatte des Notebooks. Nach knapp einer Stunde war der Kopiervorgang abgeschlossen. Um den Mobile-Modus zu testen, entfernten wir das Netzkabel vom Notebook. Windows 7 lief ohne Unterbrechung im Offline-Modus weiter, obwohl die Verbindung zum WSM-Server gekappt war. Dem Cloud-PC hatten wir das zuvor mit diesem Gerät erstellte OS-Image zugewiesen und den Volatile-Modus aktiviert. Nachdem der Client Windows 7 gestartet hatte, meldeten wir uns an und installierten den Firefox-Browser. Dann führten wir einen Neustart durch und meldeten uns erneut an: Firefox war, wie gewünscht, auf dem Client nicht mehr vorhanden.   Streaming von Anwendungen Für die Erstellung von Applikationspaketen bietet das Publisher-Tool von WSM 5 nun auch einen Express-Modus an. Damit lassen sich viele Anwendungen vergleichsweise einfach paketieren. Der Publisher muss auf der Building-Maschine mit demselben OS installiert sein, das der Client verwendet. Das Tool lässt sich über die Konsole des WSM-Servers laden. Es schneidet alle Änderungen mit, die die Setup-Routine am System vornimmt. Die Datei mit der paketierten Anwendung kopiert der Administrator dann in das App-Images-Verzeichnis des WSM-Servers und registriert das Image in der Konsole. Zudem muss er jeder Applikation Lizenzinformationen zuweisen. Die Applikationen werden zusammen mit dem OS von demselben WSM-Server zum Client gestreamt. Die Zuweisung von Applikationen erfolgt über die Geräte- und Benutzergruppen: Nur wer Mitglied einer berechtigten Gruppe ist, kann die Anwendungen auf seinem Desktop nutzen. Im Test haben wir fertige Pakete mit Adobe Reader, VLC Player und 7zip in das Streaming-Verzeichnis des WSM-Servers kopiert. Nachdem wir die Pakete registriert und die Lizenzinformationen konfiguriert hatten, konnten die Testbenutzer diese Anwendungen im Streaming-Modus beziehen. Um Betriebssystem- und Applikations-Images zu aktualisieren, empfiehlt sich die Delta-Update-Methode. Sie erfasst bei einer Aktualisierung die Änderungen gegenüber dem Ist-Zustand und erstellt anhand der Deltas ein aktualisiertes Image. Falls ein Update fehlschlagen sollte, ist ein Fallback auf das alte Image möglich. Damit die Änderungen auf den Clients greifen, müssen die Anwender diese herunterfahren und mit aktualisiertem Image neu starten. Zum Abschluss des Tests installierten wir auf einem zweiten virtuellen Windows 2008 R2 Server WSM als Edge-Server. Hierfür öffneten wir von diesem Server aus per Browser die Web-Konsole des Core-Servers und klickten auf den Setup-Button. Die Installationsroutine suchte automatisch nach der vorhandenen WSM-SQL-Datenbank und richtet auf dem Edge-Server eine zusätzliche Instanz ein.   Einfach skalierbar Für die Lastverteilung wählt der Administrator bei der Konfiguration der Gerätegruppen als Boot-Modus "Load Balanced" aus. Dadurch verbindet sich der Client mit dem WSM-Server, der die geringste Auslastung hat. Um die OS- und Applikations-Images vom Core-Server auf den Edge-Server zu kopieren, muss der Systemverwalter in der WSM-Konsole die Option "Content Distribution" aktivieren. WSM kann die Daten vor der Übertragung komprimieren. Für die Überwachung der Server und Endgeräte verfügt die WSM-Konsole über Monitoring-Tools. Zusätzlich liefert die Suite Werkzeuge mit, um Netzwerkverbindungen zu testen und Client-Performance-Daten zu erfassen. Ab der für Mitte 2013 erwarteten Version 5.1 soll WSM für die Ablage von Images auch Windows-File-Shares unterstützen, wodurch künftig nicht mehr jeder Edge-Server die Images lokal vorhalten muss. Die Lizenzierung von WSM erfolgt pro Client-Endgerät. In der Client-Lizenz sind alle WSM-Funktionen enthalten, und man kann beliebig viele Sites und WSM-Server einrichten. Der Listenpreis beträgt 140 Euro pro Endgerät, für Bildungseinrichtungen liegt der Listenpreis bei 82 Euro. Eine kostenfreie 90-Tage-Evaluierungslizenz ist auf der Dell-Website erhältlich.   Fazit Für kleinere bis mittlere Unternehmen, die ihre Client-Betriebssysteme und die darauf laufenden Anwendungen von zentraler Stelle aus bereitstellen und verwalten wollen, bietet WSM eine interessante Alternative zu VDI. Um zum Beispiel ein standardisiertes OS- und Applikations-Image an 50 Clients zu streamen, reicht ein kostengünstiger Einstiegs-Server aus. Durch Hinzufügen eines zweiten WSM-Servers wird die Plattform ausfallsicher und kann einen Lastausgleich durchführen. Größere Unternehmen können mit dem WSM-Site-Konzept aus Headquarter- und Site-Link-Servern weltweit verteilte Installationen zentral verwalten. Das OS- und Applikations-Streaming erfordert allerdings eine Bandbreite von mindestens 100 MBit/s zu den Clients, wohingegen VDI je nach Remote-Desktop-Protokoll und zu übertragender Anwendung mit 20 kBit/s bis zu 250 kBit/s pro Client auskommt. WSM erfordert deshalb in jeder per WAN angebundenen Filiale einen eigenen WSM-Server, der die Images lokal bereitstellt. Ein lokaler WSM-Server bietet zudem den Vorteil, dass die Mitarbeiter auch dann weiter arbeiten können, wenn die WAN-Leitung zur Zentrale ausfällt. Bei den Desktop-Funktionen unterscheiden sich WSM und VDI kaum. Beide können persistente (veränderbare) wie auch volatile (nicht veränderbare) Desktops bereitstellen. Die Applikationen lassen sich wahlweise in das Golden Image integrieren oder als eigenes Paket zum Client streamen. Ein Vorteil: Durch das lokale Ausführen des gestreamten Betriebssystem und der Anwendungen lassen sich die Schnittstellen eines WSM-Clients wie bei einem normalen PC nutzen. Um die Funktionen optimal nutzen zu können, empfiehlt es sich, als Endgeräte die Cloud-PCs von Dell einzusetzen. WSM lässt sich zwar auch mit Standard-PCs nutzen, die Anpassung der Treiber verursacht aber zusätzlichen Aufwand. VDI bietet hingegen bei den Endgeräten größere Flexibilität. Der Autor auf LANline.de: chjlange?????? Info: Dell WyseTel.: 01805/997311Web: www.wyse.com/WSM

Der Administrator gibt für jedes Endgerät vor, welche Images es booten darf.

Damit Anwendungspakete zu den Clients gestreamt werden können, muss der Administrator sie in der WSM-Konsole registrieren.

Bei der Registrierung eines OS-Images legt der Administrator fest, ob es einen persistenten oder einen volatilen Cache verwendet.

Die Startseite der WSM-Konsole stellt den aktuellen Status der WSM-Server, der Endgeräte und der Sites auf einen Blick dar.
LANline.

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