IP-TK-Infrastruktur und Mobilität

Teleworker und mobile Mitarbeiter integrieren

12. Juni 2005, 23:06 Uhr | Tony Jenkins/pf Tony Jenkins ist Director of Product Marketing von Mitel Networks.

Der Wechsel zu einem IP-basierenden TK-System im Unternehmen bietet mehr als nur eine reine Ersatzbeschaffung. Er eröffnet beispielsweise ganz neue Lösungsansätze für Unternehmen mit mehreren Standorten. Auch mobile Mitarbeiter im Außendienst oder Teleworker im Home-Office lassen sich in das zentrale IP-TK-System integrieren. Der Beitrag beschreibt, wie sich solche Szenarien lösen lassen. Auf eine schrittweise Migration muss dabei nicht verzichtet werden.

Die nahe liegendsten Vorteile der IP-Telefonie gegenüber klassischen TK-Systemen ergeben sich
aus der Konvergenz der Infrastrukturen für Sprach- und Datenübertragung. Allerdings muss das
Netzwerk für die qualitativ gute Übertragung von Echtzeitdatenverkehr ausgelegt sein. Der Wechsel
zu einer IP-TK-Anlage macht zwar Änderungen erforderlich, deren Umsetzung muss den Geschäftsbetrieb
jedoch nicht zwangsläufig stören. Um vorhandene Investitionen zu schützen, empfiehlt es sich, eine
Migration zur IP-Telefonie stufenweise vorzunehmen.

Die Infrastruktur

Kosteneinsparungen ergeben sich durch die einheitliche Verwaltung eines konvergenten Netzes
nicht nur innerhalb eines Unternehmensstandorts. Sind beispielsweise mehrere Standorte über Managed
IP-Networks miteinander verbunden, so bietet IP-Telefonie die Möglichkeit einer zentralen,
übergreifenden Kommunikationslösung. Für ein kleines Unternehmen, das über mehrere Standorte
verfügt, erweisen sich die geringeren Betriebskosten als Hauptvorteil gegenüber dem klassischen
Konzept dezentraler TK-Systeme. Eine IP-TK-Anlage am Hauptsitz dient hierbei als
Kommunikationsserver für sämtliche Standorte und eventuelle Home-Offices. Der Übergang zum
öffentlichen Telefonnetz kann dann ebenfalls zentral über das Gateway der IP-TK-Anlage
erfolgen.

Für größere Unternehmen gelten im Prinzip die gleichen Rationalisierungseffekte. Allerdings ist
hier die vorhandene Kommunikationsumgebung in der Regel komplexer und erfordert eine flexible
Migrationsstrategie. In fast allen Fällen ist es weder praktisch möglich noch wünschenswert,
sämtliche vorhandenen TK-Anlagen und Telefone durch IP-fähige Pendants auszutauschen. Zudem ist
nicht jeder Mitarbeiter des Unternehmens auf die zusätzlichen Kommunikationsfunktionen angewiesen,
die IP beispielsweise auf dem PC verfügbar macht.

IP-TK-Anlagen und ihre Endgeräte müssen daher in der Lage sein, mit den vorhandenen Systemen,
die möglicherweise sogar von unterschiedlichen Herstellern stammen, gut zusammen zu arbeiten. Eine
Kompatibilität mit klassischen TDM-basierenden (TDM: Time Division Multiplexing) TK-Anlagen ist
daher unerlässlich und hängt stark von der Funktionalität des dazwischengeschalteten Gateways ab.
Hersteller wie beispielsweise Mitel sorgen daher nicht nur für eine in die IP-TK-Anlage integrierte
Gateway-Funktionalität, sondern realisieren sie über eine Doppelbusarchitektur. Sie ermöglicht die
Konnektivität von allem zu allem: TDM zu TDM, IP zu IP und TDM zu IP. Ein solches universelles
Gateway ermöglicht es, die Migration an einem beliebigen Punkt des Unternehmensnetzes anzusetzen
und entsprechend den jeweiligen Anforderungen und Zeitplänen fortzuführen.

Schnittstelle zu VPNs

Unterschiedliche Standorte lassen sich im Rahmen eines durchgängigen IP-TK-Systems über "
IP-Trunks" miteinander verbinden (in Anlehnung an die kostenintensiven ISDN-Trunks, die zur
Kopplung klassischer TK-Anlagen verwendet werden). Netzwerkbetreiber und Service-Provider bieten
hierfür inzwischen Weitverkehrsverbindungen über verwaltete VPNs mit MPLS-Technologie an (MPLS:
Multi-Protocol Label Switching). Letztere garantiert diejenige Dienstgüte (Quality of Service,
QoS), die für die Echtzeitübertragung von Sprach- und Videodaten erforderlich ist. Insbesondere
lassen sich dabei Sprachpakete gegenüber anderen Applikationen wie beispielsweise E-Mail
priorisieren. Vergleichbar zur Anbindung des IP-TK-Systems an das öffentliche Telefonnetz erfolgt
auch die Verknüpfung zwischen LANs und dem externen Managed Network über Gateways. Zwar ist es
nicht zwingend erforderlich, aber doch technisch sinnvoll und kosteneffizient, wenn eine
IP-TK-Anlage all diese benötigten Gateways in einem System integriert.

Mobile Anwender

IP-Telefonie beschränkt sich nicht nur auf die Kommunikation am festen Büroarbeitsplatz, sondern
unterstützt auch mobile Mitarbeiter, die beispielsweise mit ihrem Notebook unterwegs sind.
Entsprechende Client-Software, so genannte Softphones, bieten dort die gleichen
Telefoniefunktionen, die auch im Büro zur Verfügung stehen. Eine Sprachgarnitur als
Zusatzausstattung und ein Zugang zum Internet ermöglichen die Integration in das IP-TK-System des
Unternehmens. Die mobilen Mitarbeiter haben dabei Zugriff auf alle Dienste und Anwendungen, die sie
auch stationär hätten, unabhängig davon, ob sie vom Home-Office aus, oder von unterwegs über
Hotspots, WLANs oder Mobilfunknetze agieren.

Neben der Einbindung mobiler Außendienstmitarbeiter in das IP-TK-System des Unternehmens, spielt
auch die Integration von Home-Offices beziehungsweise von "Teleworkern", die sporadisch einen oder
mehrere Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten, heute eine zunehmend wichtigere Rolle. Die
Kommunikation und Zusammenarbeit wird hierbei durch Breitbandnetze und Flatrates vereinfacht.
Mitarbeiter sind in einem solchen Szenario Teil des Unternehmensnetzwerks, sobald sie ihr Notebook
starten. Das IP-TK-System bemerkt ihre Anwesenheit und gewährt Zugriff auf alle Dienste und
Anwendungen, für die der jeweilige Mitarbeiter berechtigt ist.

Eine Teleworker-Lösung erfordert am Heimarbeitsplatz einen permanenten Internetzugang, der
teilnehmerseitig über einen DSL-Router und eine Firewall realisiert ist. Der klassische
DSL-Anschluss mit 1024/128 kBit/s reicht dabei aus. In der Firmenzentrale wird die Verbindung vom
Heimarbeitsplatz über eine Firewall in das LAN geführt. Dort ist gegebenenfalls auch das VPN
terminiert. Die IP-TK-Anlage verwaltet dann die Heimarbeitsplätze wie interne IP-Nebenstellen.

Eine Variante dieses Anbindungskonzepts realisieren spezielle Teleworker-Funktionen wie sie
beispielsweise Mitel im Rahmen der IP-TK-Anlage ICP 3300 bietet. Diese Lösung verzichtet auf die
Notwendigkeit eines VPNs. Dabei lassen sich lokale Telefonate im Home-Office direkt zwischen den
Endgeräten realisieren, ohne den Sprachpfad über die Zentrale zu führen. Um die Kommunikation mit
dem Unternehmen via Internet abzusichern, werden alle Sprachpakete zwischen den externen
Nebenstellen und der Zentrale über einen entsprechenden Teleworker-Server geleitet und per SRTP
(Secure Realtime Transport Protocol) verschlüsselt.

Abrunden lässt sich das Angebot an mobile Mitarbeiter und Teleworker durch eine so genannte
Hotdesk-Funktion. Damit kann sich ein mobiler Mitarbeiter sowohl an seinem Arbeitsplatz in der
Firma als auch zu Hause und unterwegs mit seinem persönlichen Profil anmelden und unabhängig vom
Ort transparent für Kunden und Kollegen erreichbar sein und seine Anwendungen nutzen.

Die Migration zu VoIP bietet also mehr als nur den Ersatz und die Ablösung einer bestehenden
Lösung. Auf diese Weise lassen sich Funktionsmerkmale ergänzen, mit der eine klassische TK-Anlage
nicht aufwarten kann. Hierzu zählen transparente Mobilität der Mitarbeiter zwischen Standorten
(Hotdesk, virtuelles Nebenstellenprofil) oder verbesserte Kundenkommunikation zum Beispiel durch
kleine Contact-Center mit automatischer Rufverteilung (Automatic Call Distribution, ACD).
Leistungsfähige Lösungen bieten die Möglichkeit, die unterschiedlichen Anforderungen ohne viel
Integrationsaufwand und kostengünstig auf einer einzigen Plattform zu realisieren. Das spart
Investitions- und Administrationskosten.


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