Igel mit Secure-Endpoint-Plattform Cosmos

Thin Clients nach Smartphone-Rezept

15. Februar 2023, 14:00 Uhr | Wilhelm Greiner
© Igel Technology

Auf seiner Hausmesse Disrupt in München stellte Igel unter dem Namen Cosmos eine neue Plattform für sichere Endpunkte (also Thin Clients, kurz TCs) vor. Die Plattform fußt auf Igels Endpoint-Verwaltungslösung und der runderneuerten Version 12 des hauseigenen TC-Betriebssystems IgelOS. Ein schlauer Schritt: Igel teilt die TC-Software nun in OS-Basisfunktionen und per App-Store beziehbare Apps, wie man es von iOS oder Android kennt. Dadurch sind Updates und Funktionserweiterungen flexibler möglich und für das IT-Betriebsteam weniger haarig – oder, in diesem Fall, weniger stachelig.

Letztes Jahr stieg Igel Technology, einst deutscher Thin-Client-Lokalmatador, komplett aus dem Hardwaregeschäft aus (LANline berichtete). Seither überlassen die Bremer dieses Business ganz ihren Partnern HP, Lenovo und LG. Nun, als reines Softwarehaus, machen sie den Sprung zum Plattformanbieter: Igel enthüllte auf seiner Hausmesse Disrupt in München die Secure-Endpoint-Plattform Cosmos. Diese umfasst neben dem Linux-basierten TC-Betriebssystem IgelOS 12 auch Igels Universal Management Suite (UMS) in Version 12 für die zentrale Verwaltung der Endgeräte und Cloud-Services, zudem einen Telemetrie-Analysedienst und einen App-Store namens App Portal.

Funktionen aus dem App-Store laden

Denn IgelOS 12 ist keine klassische TC-Firmware mehr, die alle benötigten Funktionen ab Werk vorinstalliert mitliefert: Die Digital-Workspace-Clients von Amazon, Citrix, Microsoft und VMware sind nun separate „Igel Ready“-Apps, ebenso Collaboration-Tools wie Microsoft Teams, Cisco Webex und Zoom oder auch Security-Lösungen für SmartCards (etwa Atos oder HID Global) und Single Sign-on (Imprivata). Laut Matthias Haas, Chief Technology Officer und General Manager bei Igel Technology, werden zum Start von IgelOS 12 „zirka zwanzig bis dreißig“ Apps im Store verfügbar sein, um alle grundlegenden Anforderungen der Unternehmen abzudecken.

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„Der Markt, wie heute im Enterprise Software funktioniert, ist im Umbruch“, sagt Igel-CTO und -Geschäftsführer Matthias Haas.
„Der Markt, wie heute im Enterprise Software funktioniert, ist im Umbruch“, sagt Igel-CTO und -Geschäftsführer Matthias Haas.
© Igel Technology

„Der Markt, wie heute im Enterprise Software funktioniert, ist im Umbruch“, sagt der Igel-CTO. „Windows-Anwendungen werden heute als Legacy-Applikationen gesehen, und immer mehr SaaS kommt ins Spiel.“ Neu im Unternehmen eingeführte Anwendungen seien heutzutage zu 99 Prozent Browser-basiert. Bislang, so Haas weiter, hätten sich Anwenderunternehmen schwergetan, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, seien doch Firmware-Updates immer mit relativ großem Aufwand verbunden. Jetzt hingegen könne man Updates per Knopfdruck ausrollen, so Haas. Der Administrator könne dabei entscheiden, ob er nur eine Nachricht über neue App-Updates erhalten will, oder ob der Update-Rollout automatisch ablaufen soll. Ein IT-Tean müsse so das OS App-unabhängig nur dann aktualisieren, wenn es dies für notwendig erachtet.

Ein weiterer Vorteil: Die Updates erfolgen laut Haas direkt aus dem App Portal, eine eigene Update-Infrastruktur sei somit nicht notwendig. Dieses App Portal ist laut Haas auf Microsoft Azure in einem deutschen Rechenzentrum gehostet. Für Organisationen in hochregulierten Umgebungen gebe es außerdem eine separate zweistufige Lösung, bei der ein Unternehmen die Software nicht direkt per Internet und App Portal, sondern ausschließlich via UMS als Proxy bezieht und aktualisiert. Im Laufe des Jahres will Igel zudem für Unternehmen mit sehr hohen Datenschutzanforderungen private App Portals anbieten. Das Anwenderunternehmen habe stets die volle Kontrolle, welche Dienste es aus der Cloud oder lokal nutzen möchte.

Im Hintergrund sammelt ein Analysedienst (Insight Service) Daten über die Endpunkte und übermittelt diese an Igel. Auf dieser Basis könne Igel dann Empfehlungen aussprechen, etwa: Achtung, Security-Update! Oder: Achtung, Speichergrenze des Endgeräts bald erreicht! Der Service ist laut Haas DSGVO-konform umgesetzt, man sammle nur Telemetrie, keine personenbezogenen Daten. Aber auch die Nutzung dieses Dienstes sei optional.

In drei Minuten zum digitalen Arbeitsplatz

Als dritten neuen Baustein gibt es einen Onboarding-Service, um neue Geräte schnell in das Endpoint-Management einzubinden. „Wir bauen eine Art Directory-Service auf“, erläutert Haas. Der Nutzer müsse dafür beim Identity-Provider seines Unternehmens (Microsoft Active Directory, Okta oder Ping Identity) registriert sein. Dann könne er über seine ID gesichert eine Vertrauensbeziehung herstellen und sein Gerät selbsttätig hinzufügen.

Denn bei Igels Hardwarepartnern HP, Lenovo und LG seien Endgeräte – erhältlich sind Laptops, klassische TCs oder All-in-One Geräte – mit vorinstalliertem IgelOS erhältlich. Dies erlaube ein „Fast Onboarding“: Der Nutzer könne ein vom Hersteller direkt zugesandtes Gerät auspacken, einschalten, sich registrieren und innerhalb von drei Minuten auf seinen virtuellen Desktop zugreifen. Dabei könne er sich über jeden zweiten Faktor identifizieren, den der Identity-Provider bereitstellt. Auf diese Weise stehe es einem Unternehmen beispielsweise frei, Logins mit MFA (Mehr-Faktor-Authentifizierung) zwingend vorschreiben oder aber vom Kontext abhängig machen.

Die Hauptversprechen von Igel für das neue OS sind laut Haas: erstens eine User Experience, die vom Endanwender her gedacht ist, der Unternehmensgeräte genauso nutzen will wie sein Smartphone; zweitens Security inklusive TPM-2.0-Support (Trusted Platform Module) – „man muss also nicht mehr über Ransomware sprechen“, so Haas; drittens einfache Verwaltbarkeit mit rein Browser-basiertem Management statt des bisherigen Java-Clients; viertens Kompatibilität, die Igel künftig noch weiter ausbauen will; und fünftens Flexibilit, also dem Anwenderunternehmen die Freiheit zu geben, Technikentscheidungen je nach dem jeweiligen Einsatzfall zu treffen. Dadurch, so Haas, biete Igel alle Möglichkeiten, um auch mit Legacy-Applikationen kosteneffektiv und sicher zu arbeiten, bei zeitgemäßer User Experience und hoher Effizenz.

Cosmos unterstützt laut Haas IgelOS 11 und 12. Die Bestandsanwenderschaft könne somit einfach von Version 11 auf 12 migrieren und die Lizenz weiter nutzen. Neukunden wiederum hätten die Wahl zwischen Version 11 und 12.

Von den weltweit rund 450 Beschäftigten des Bremer Softwarehauses befinden sich laut Matthias Haas 140 am Entwicklungsstandort in Augsburg, in Karlsruhe sei letztes Jahr eine weitere Entwicklungslokation mit derzeit knapp 20 Angestellten hinzugekommen. Das Augsburger Team sei kürzlich in ein modernes neues Office mit doppelter Bürofläche umgezogen. „Wir investieren in den Standort Augsburg“, sagt der Igel-Manager. „Deutschland ist der Entwicklungsstandort für uns, um diese hochqualitative Software anbieten zu können.“

Auch dies ist ein schlauer Schritt, ist doch „Made in Germany“ bei jener Klientel, die auf Thin Clients statt Desktops und Notebooks setzt, ebenso gefragt wie eine stringente Endpunkt-Sicherheitsarchitektur, um sich zur Abwehr von Datendiebstahl, Ransomware & Co. einzuigeln.


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