UMTS als mobiles DSL

Turbo im Äther

29. Juni 2005, 23:06 Uhr | Stefan Mutschler

Mit HSDPA (High Speed Download Packet Access) sind die technischen Voraussetzungen geschaffen, UMTS auf Empfangsseite bis auf Ethernet-Geschwindigkeit aufzubohren. Erste kommerzielle Implementierungen von HSDPA sollen in Deutschland bis Ende 2005 realisiert sein. Parallel sorgt die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) für Aufwind im Mobilfunk.

Seit dem Start der UMTS-Vermarktung (Universal Mobile Telecommunications System) in Deutschland
auf der CeBIT 2004 geht es nach anfänglichem Schwächeln nun doch deutlich sichtbar aufwärts mit den
Nutzerzahlen. Waren es Ende 2004 250.000 Personen, die sich hier zu Lande per UMTS ins
Mobilfunknetz einklinkten, erwartet der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und
neue Medien (Bitkom) für Ende 2005 bereits die zehnfache Menge. Global gab es Ende 2004 etwa 16,3
Millionen Anwender der UMTS-Technologie. Der Wachstumsfaktor soll hier nach den Erwartungen des
Bitkom nur bei 4,3 liegen. Demnach gäbe es Ende 2005 weltweit etwa 70 Millionen UMTS-Nutzer.

Einen deutlichen Schub bei der UMTS-Akzeptanz versprechen sich die Betreiber durch die
Einführung eines paketorientierten Downlink-Kanals, wie er bei UMTS Release 5 mit HSDPA vorgesehen
ist. Mit bestimmten Kanalcodierungsverfahren erreicht dieser Kanal Transferraten bis zu 10 MBit/s –
die "magische" Grundgeschwindigkeit des Ethernets. Neben schnellem Internet rücken damit auch
datenintensive Ton-, Bild- und Videoübertragung von unterwegs in greifbare Nähe. Zwei Eigenschaften
von HSDPA sprechen für eine zügige Einführung: Die Technik ist rückwärtskompatibel mit dem
UMTS-Release von 1999, und für eine Aufrüstung sind an den Basisstationen in der Regel nur
Software-Upgrades erforderlich. Letzteres ist insbesondere unter Kostenaspekten ein entscheidender
Faktor – kein Mobilfunk-Operator in Deutschland könnte es sich leisten, groß in spezielle Hardware
für HSDPA zu investieren.

Mit HSDPA macht UMTS auch gegenüber Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access)
Boden gut, sich als mobile DSL-Variante zu etablieren. Mit Reichweiten bis zu 50 Kilometern
(typischer Zellradius: etwa 1,5 bis 5 Kilometer) und Übertragungsraten von 280 MBit/s pro
Basisstation (vier Segmente zu je maximal 70 MBit/s) ist Wimax geradezu prädestiniert, den
Access-Markt zu besetzen. Allerdings steckt die Technologie im Vergleich zu UMTS noch in den
Kinderschuhen – standardisierte Ausrüstung für Provider steht derzeit noch nicht zur Verfügung.
Auch praxistaugliche Endgeräte müssen erst noch entwickelt werden. Hinzu kommt, dass die
Kriegskassen vieler Service-Provider derzeit eher niedrig gefüllt sind. Sie eruieren mit Bedacht
das Potenzial, das eine Investition in eine komplett neue, weitere mobile Infrastruktur
rechtfertigen würde. Marktforscher gehen davon aus, dass Wimax bis 2008 nur ein Nischendasein
fristen wird.

Mehr Frequenzen für GSM und UMTS

Rückenstärkung bekommen die etablierten Mobilfunktechnologien auch von der Regulierungsbehörde.
Nach Verhandlungen mit dem Militär hat die Reg TP kürzlich erreicht, dass das Bundesministerium der
Verteidigung (BMVg) auf die weitere militärische Nutzung der Erweiterungsbänder im GSM-Bereich
(E-GSM-Bänder) verzichtet. Dieses frei gewordene Spektrum im Bereich von 880-890/ 925-935 MHz (10
MHz gepaart) soll als weiteres Spektrum dem digitalen zellularen Mobilfunk zur Verfügung gestellt
werden. Auch bei UMTS stehen weitere Frequenzen in Aussicht. So läuft derzeit eine Anhörung
bezüglich der nicht genutzten beziehungsweise zurückgegebenen UMTS- Kernfrequenzen (1900 bis 2170
MHz) von Quam und Mobilcom. Gleichzeitig soll auch die künftige Nutzbarkeit des
UMTS-Erweiterungsbandes (2500 bis 2690 MHz) zum Gegenstand der Anhörung gemacht werden. Im Zuge der
internationalen UMTS-Harmonisierung plant der Regulierer, diese Erweiterungsbänder zum 1. Januar
2008 für UMTS-Mobilfunk nutzbar zu machen. Ein Vergabeverfahren für die Lizenzen ist noch nicht
definiert.


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