Test: Veeam Availability Suite 9

Virtuelle Server schnell wiederherstellen

4. Mai 2016, 6:00 Uhr | Christoph Lange/pf

Mit der Availability Suite 9 bietet Veeam eine Datensicherungslösung für Hyper-V und VMware an, die VMs kontinuierlich replizieren und schnell wiederherstellen kann. Die Suite umfasst zudem die Monitoring-, Reporting- und Kapazitätsplanungs-Tools von Veeam One, mit denen sich Probleme frühzeitig erkennen lassen. LANline testete Veeam im Zusammenspiel mit Microsoft Hyper-V.

Der auf die Sicherung und Wiederherstellung von virtualisierten Servern spezialisierte Hersteller Veeam hat seine "Availability Suite" mit der seit Anfang 2016 erhältlichen Version 9 um zahlreiche Funktionen erweitert. Die Suite umfasst das bekannte "Veeam Backup and Replication" sowie die Management-Lösung "Veeam One" mit Tools für Monitoring, Reporting und Business-View-Analysen. LANline hatte bereits in Ausgabe 3/2012 Veeam 6 getestet - damals im Zusammenspiel mit VMware. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Hyper-V haben wir uns diesmal entschieden, Veeam auf der Virtualisierungsplattform von Microsoft zu testen.
Veeam sichert die Daten von virtuellen Windows- oder Linux-Servern auf Block-Level und erstellt ein Image Backup der virtuellen Maschinen (VMs). Der Administrator kann komplette VMs wiederherstellen, ein sogenanntes "Instant Recovery" durchführen oder einzelne Dateien und Verzeichnisse aus OS- und Datenpartitionen von VMs zurücksichern. Für eine konsistente Sicherung von Windows-VMs nutzt Veeam die von Microsoft bereitgestellten VSS-Funktionen (Volume Shadowcopy Services) für Windows-Server, Hyper-V-Server und Anwendungen wie MS SQL, Exchange oder Sharepoint.
 
Neue Funktionen
Veeam 9 unterstützt jetzt auch eine "Continuous Data Protection", die die Daten alle paar Sekunden repliziert. Mit "Veeam Cloud Connect Replication" können Unternehmen ihre VMs zudem zu einem Service-Provider replizieren. Alternativ lässt sich die "Backup Copy"-Funktion von Veeam nutzen, um eine Kopie der gesicherten Daten auszulagern. Veeam hat in seine Backup-Lösung eine Deduplizierung integriert, durch die sich die im Backup zu speichernden Datenmengen deutlich reduzieren. Zudem unterstützt Veeam Dedup-Appliances wie zum Beispiel Data Domain von EMC. Eine weitere Neuerung ist das "Scale-out Backup Repository", das die Speicherkapazitäten von unterschiedlichen Storage-Systemen zu einem zentral verwalteten Repository zusammenfasst und sich dadurch sehr einfach vergrößern lässt. Veeam 9 ist zudem in der Lage, gelöschte Blöcke sowie Swap- und Hibernation-Dateien aus dem Backup zu entfernen.
Bei Veeam One bietet Version 9 zahlreiche Verbesserungen und Erweiterungen für das Monitoring. So unterstützt die Software jetzt eine Überwachung des freien Speicherplatzes auch für Microsoft Cluster Shared Volumes (CSV) und SMB-Shares (Server Message Block). Ferner hat Veeam die Reporting-Funktionen um zahlreiche Parameter und Berichtszeiträume erweitert. So erfassen die Reports nun auch Backup-Copy-Jobs. Die Analyseanwendung hat der Hersteller um neue Kategorien und logische Operatoren ergänzt.
In größeren Umgebungen lassen sich die einzelnen Komponenten von Veeam Backup and Replication auf dedizierte Server verteilen. Das erwähnte Scale-out Backup Repository lässt sich auf einen Windows- oder Linux-Server auslagern. Um die Hyper-V-Hosts von den Backup-Aufgaben zu entlasten, kann der Administrator dedizierte Hyper-V-Hosts als Proxy-Server konfigurieren, die auf den Cluster-Storage zugreifen und die Snapshot Backups der VMs erstellen. In kleineren Umgebungen ist es auch möglich, alle Komponenten auf demselben Server zu installieren. Bei beiden Szenarien sind die Hyper-V-Hosts mit den zu sichernden VMs die Backup-Quelle und bei der Replikation von VMs das Backup-Ziel. Veeam One lässt sich in größeren Umgebungen ebenfalls auf mehrere Server verteilen, um eine gute Performance sicherzustellen.
 
Installation und Konfiguration
Für den LANline-Test installierten wir alle "Backup and Recovery"-Komponenten auf einem virtuellen Windows-2012R2-Server. Die Veeam-VM lief auf demselben 2-Node-Hyper-V-Cluster wie die zu sichernden VMs. Als Speichersystem kam ein Microsoft Storage Server mit iSCSI-Target zum Einsatz. Veeam unterstützt nun auch Microsoft-SMB3-Storage inklusive des von Veeam entwickelten platz- und zeitsparenden Changed Block Trackings (CBT).
Als Datenbank verwendet Veeam einen Microsoft SQL-Server. Wenn kein SQL-Server vorhanden ist, installiert das Setup SQL-Server 2012 Express. Die Installation war im Test nach wenigen Minuten abgeschlossen. Als ersten Schritt konfigurierten wir in der Konsole die Hyper-V-Hosts, die als Quelle für das Backup beziehungsweise als Ziel für die Replikation dienen sollten. Der Administrator kann im Veeam-Assistenten wählen, ob die Verbindung zu den Hosts über den SCVMM (System Center Virtual Machine Manager), über einen Hyper-V-Cluster oder zu einem Stand-alone Host hergestellt werden soll. Wir wählten die Clusteroption, und Veeam erkannte automatisch die beiden Hyper-V-Hosts.
 
Flexible Backup-Optionen
Veeam unterstützt mehrere Verfahren für die Sicherung von VMs. Beim Online-Backup kann der Administrator wählen, ob mithilfe von VSS ein konsistentes Backup der unterstützten Anwendungen zu erstellen ist, oder ob ein Crash-konsistentes Backup den Anforderungen genügt. Er gibt zudem vor, ob das File-System einer VM beim Backup zu indizieren ist. Diese Option muss aktiviert sein, wenn sich aus dem Image Backup einzelne Dateien und Verzeichnisse wiederherstellen lassen sollen. Schließlich gibt es noch das Offline-Backup, bei dem die VM zu Beginn der Sicherung eingefroren und am Ende wieder online gebracht wird. Bei dieser Backup-Methode kombiniert Veeam vollständige und inkrementelle Backups, wobei die Lösung auch synthetische Voll-Backups unterstützt.
Mit dem Assistenten für Backup-Jobs lassen sich neue Datensicherungen sehr einfach konfigurieren. Der Administrator wählt per Add-Button die VMs aus, die dieser Job sichern soll. Dann legt er fest, ob ein Off-Host-Proxy das Backup ausführen soll und in welchem Repository die Daten zu speichern sind. Es ist auch möglich, ein zweites Backup-Ziel anzugeben, um die Datensicherung zusätzlich auf Tape zu schreiben oder über das WAN an einen Disaster-Recovery-Standort zu übertragen. Zum Abschluss gibt der Administrator im Scheduler an, um welche Uhrzeit das tägliche Backup starten soll oder ob es kontinuierlich - zum Beispiel jede Stunde oder jede Minute - zur Ausführung kommen soll.
Der erste Backup-Job, den wir für zwei VMs konfigurierten, lief erfolgreich durch. Das Backup einer W2008R2-VM dauerte zehn Minuten, eine W2012R2-VM war ebenso schnell fertig. Anschließend verschoben wir die W2012R2-VM mit dem Hyper-V-Manager auf den anderen Hyper-V-Host und starteten das Backup erneut. Dieses schlug fehl mit der Meldung, dass Veeam die VM auf dem Hyper-V-Host nicht finden könne. Wie sich im Gespräch mit dem Veeam-Support herausstellte, lag dies daran, dass wir die VM nicht als Cluster-Ressource definiert hatten. Als wir dann für die VM die Hochverfügbarkeitsrolle im Failover-Cluster eingerichtet hatten, funktionierten die Backups auch nach einer Livemigration der VM fehlerfrei.
 
Einfache VM- und Datenwiederherstellung
Um die Recovery-Funktionen von Veeam zu testen, schalteten wir eine VM hart aus und löschten alle zugehörigen Dateien vom CSV-System des Hyper-V-Clusters. Dann öffneten wir den Veeam-Restore-Assistenten. Für die Rücksicherung der kompletten VM wählten wir ein in der vorhergehenden Nacht erstelltes Backup. Die VM ließ sich damit erfolgreich wiederherstellen. Die Rücksicherung der etwa 20 GByte großen VM war nach 17 Minuten abgeschlossen. Der Administrator kann wählen, ob das System die VM an ihrem ursprünglichen Speicherort wiederherstellen soll oder an einer anderen Stelle.
Mit "Instant Recovery" lassen sich VMs ohne Rücksicherung direkt aus den komprimierten und deduplizierten Backup-Dateien heraus starten. Die "Quick Restore"-Funktion stellt nur die seit dem letzten Backup veränderten Blöcke wieder her. Veeam unterstützt zudem die Wiederherstellung anwendungsbezogener Objekte - zum Beispiel aus Exchange-, Active-Directory-, MS-SQL-, Sharepoint- oder Oracle-Backups. Wir testeten auch die Rücksicherung von einzelnen Dateien und Verzeichnissen. Der Administrator kann in einem Explorer-Fenster die gewünschten Dateien und Verzeichnisse markieren und sie an ihren ursprünglichen Ort oder an eine andere Stelle zurücksichern.
 
Replikation
Für Unternehmen, denen ein nächtliches Backup nicht ausreicht, bietet Veeam mit der Replikationsfunktion eine Sicherung der Daten in Intervallen bis hinunter in den Sekundenbereich an. Im LANline-Test konfigurierten wir eine Replikation mit einem Intervall von zehn Minuten, was für die meisten Unternehmen ausreichen dürfte. Die initiale Replikation einer W2012R2-VM war im Test nach zehn Minuten abgeschlossen. Die anschließend automatisch alle zehn Minuten durchgeführten Datensynchronisierungen dauerten jeweils knapp zwei Minuten.
Für den Test der Replikationsfunktion schalteten wir die Original-VM über den Hyper-V-Manager hart aus. Als Recovery Point wählten wir den Replikationsstand von vor 60 Minuten. Dann aktivierten wir das Failover, und Veeam startete die Replika-VM, die mit der Original-VM nahezu identisch war. Anschließend führten wir ein Failback auf die Original-VM durch. Veeam stoppte die Replika-VM, synchronisierte die Daten zwischen den beiden VMs und startete dann die Ursprungs-VM.
Die Veeam-Replikation unterstützt auch unterschiedliche IP-Adressbereiche. Mit der "Re-IP"-Funktion kann Veeam die IP-Adresse der Replika-VM auf die IP-Adresse der Ursprungs-VM ändern. Dies funktioniert sogar über WAN-Strecken hinweg. In einem weiteren Test konnten wir mithilfe der Funktion "Restore Guest Files" in der Original-VM ein Verzeichnis mit einem zurückliegenden Replikationszeitpunkt erfolgreich wiederherstellen.
 
Veeam One
Für den Test von Veeam One installierten wir die Software auf einem virtuellen W2012R2-Server. Wenn kein SQL-Server vorhanden ist, richtet das Setup auch hier MS SQL 2012 Express ein. Beim ersten Start von "Veeam One Monitor" öffnet sich ein Assistent, um die SMTP-, E-Mail- und SNMP-Einstellungen für Alarmierungen zu konfigurieren. Das Dashboard des Monitors zeigt einen Top-Level View des aktuellen Zustands der Hyper-V-Hosts, des von ihnen verwalteten Storage sowie der darauf laufenden VMs. Per Drill-down kann der Administrator sehr schnell identifizieren, welche Komponenten einen Fehlerzustand verursachen. Der "Veeam One Reporter" wiederum bereitet die aktuellen und historischen Performance- und Kapazitätsauslastungsdaten tabellarisch auf, und "Veeam One Business View" zeigt den aktuellen Zustand der Gesamtumgebung aus Geschäftssicht an. In der LANline-Testumgebung meldete der Veeam One Monitor unter anderem, dass es bei den Festplattenzugriffen auf dem Windows Storage Server Performance-Engpässe gab.
 
Fazit
Die Veeam Availability Suite 9 stellt ein leistungsfähiges Komplettpaket für die Datensicherung und das Management virtualisierter Hyper-V- und VMware-Infrastrukturen bereit. Die Sicherungs- und Wiederherstellungsfunktionen von Veeam Backup and Replication lassen kaum Wünsche offen. Durch die Kombination von Backup und Replikation wird es möglich, nicht mehr funktionierende VMs innerhalb sehr kurzer Zeit wiederherzustellen. Für größere Unternehmen bieten die Monitoring-, Reporting- und Analyse-Tools von Veeam One eine sinnvolle Ergänzung. Der Preis für die kleinste Version der "Availability Suite Veeam Backup Essentials Standard" für Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern liegt bei 800 Euro für zwei Sockets. Diese Version lässt sich auf maximal sechs Sockets erweitern. Die Standardversion der Availability Suite kostet 1.100 Euro pro Socket, Backup and Replication als Einzellösung ist für 650 Euro pro Socket erhältlich. In allen genannten Preisen ist ein Jahr Support und Wartung enthalten.

Info: Veeam
Tel.: 089/207042-800
Web: www.veeam.com/de

Den Fortschritt eines Backup-Jobs stellt die Veeam-Konsole grafisch in übersichtlicher Weise dar.

Veeam bietet mehrere Optionen für die Wiederherstellung von kompletten VMs oder ausgewählten Dateien und Verzeichnissen.

Der Veeam One Monitor zeigt auf einen Blick den aktuellen Zustand der Virtualisierungsumgebung.

Das Intervall für die VM-Replikation lässt sich frei wählen, wobei auch eine kontinuierliche Sicherung möglich ist.

Mit dem Veeam-Assistenten lassen sich Backup-Jobs wie im Bild sehr einfach konfigurieren.

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