Neuheiten von der VMworld USA, Las Vegas

VMware arbeitet am "selbststeuernden RZ"

30. August 2018, 13:00 Uhr | Von Dr. Wilhelm Greiner.

Auf einer Presseveranstaltung in München stellte VMware die zahlreichen Neuerungen vor, die das Softwarehaus auf seiner zeitgleich in Las Vegas laufenden Hausmesse VMworld USA angekündigt hatte. Im Fokus standen Automation und die Multi-Cloud. Zudem feierte der Virtualisierungs- und Cloud-Spezialist sein 20-jähriges Bestehen.

Die Innovationen von der VMworld zeigen, dass VMwares Portfolio in zwei Richtungen expandiert: Erstens geht der Trend zu immer weiter reichender Automation, hier ist das Ziel laut VMware das "Self-Driving Datacenter" ("selbstfahrendes" oder wohl besser "selbststeuerndes RZ"), womit die Dell-EMC-Tochter dem von ihr selbst geprägten Begriff SDDC (Software-Defined Datacenter) eine neue Stoßrichtung gibt. Zweitens bewegt sich das Lösungsangebot immer stärker in Richtung Hybrid Cloud und Multi-Cloud - nicht zuletzt dank der seit 2016 bestehenden Partnerschaft mit dem vormaligen Public-Cloud-Konkurrenten Amazon Web Services (AWS).

Mittels "VMware Cloud on AWS", inzwischen auch von Frankfurt aus verfügbar, können Unternehmen ihre lokale oder bei einem Service-Provider gehostete Private-Cloud-Infrastruktur in die AWS-Coud erweitern, betont man bei VMware: Mittels HCX (Hybrid Cloud Extension) lassen sich vSphere-basierte Workloads sehr schnell von der lokalen Umgebung in die Cloud transferieren - oder auch retour. Dem Management dient dabei die vertraute vCenter-Umgebung. Als Einsatzszenarien nennt der Anbieter Cloud-Migrationen, die Erweiterung von RZ-Kapazitäten oder auch die Störfallüberbrückung (Disaster Recovery) durch Etablierung eines Ausweichrechenzentrums in der Cloud.

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Durch die Zusammenarbeit mit AWS kann VMware eine nahtlose Skalierung von VMware-Umgebungen in die Public Cloud und somit eine echte Hybrid Cloud offerieren. Bild: VMware

Zusammenarbeit mit AWS

Verfügbar ist das Zusammenspiel von VMware- und AWS-Umgebung via AWS-Rechenzentren in den USA, Europa (London, Frankfurt) und neuerdings Australien, in denen VMware zu diesem Zweck Colocation-Kapazitäten angemietet hat. Demnächst will man das Angebot auf Japan erweitern.

Zu den Neuerungen zählen hier die Unterstützung des hochskalierbaren Elastic Block Storage (EBS) von AWS, Features für die beschleunigte Live-Migration tausender VMs sowie Funktionen für die optimierte Lizenzierung der Unternehmensapplikationen von Microsoft und Oracle bei Abrechnung pro CPU-Core oder VM. Außerdem gebe es nun vollen "AWS Direct Connect"-Support und mehr Sicherheit auf der Basis von Mikrosegmentierung.

Des Weiteren bietet VMware nun Amazons RDS (Relational Database Service) als lokal betriebene Lösung auf vSphere-Basis an. Laut VMware nutzen 80 Prozent aller auf AWS laufenden Applikationen RDS. Durch das neue Angebot könne man nun AWS-Dienste nutzen, dabei aber die zugehörige Datenbank im eigenen RZ betreiben - eine oft aus Datenschutzgründen bevorzugte Variante.

Fokus auf DevOps

In modernen IT-Umgebungen ist laut Martin Niemer, Director Accelerate Advisory Services CEMEA bei VMware, das Problem der Übergang von der Entwicklung zum Betrieb, "weil hier zwei Welten aufeinandertreffen" - nämlich das innovationsgetriebene Entwicklerteam und der an Stabilität und Verfügbarkeit orientierte IT-Betrieb. VMware wolle hier helfen, die traditionelle Infrastruktur und die Anforderungen der Entwickler auf eine gemeinsame Basis zu bringen. Deshalb, so Niemer weiter, bestehe ein starker Fokus auf DevOps, um diese Prozesse zu vereinfachen.

Vor diesem Hintergrund bietet VMware nun drei neue Services für die Multi-Cloud-Automation: Cloud Assembly (auch "Infrastructure as Code" genannt) für die programmierbare Provisionierung von Ressourcen; Service Brokering, einen richtlinienbasierten Dienst für den Multi-Cloud-Zugang, der Wahlfreiheit bei den Ressourcen mit Kontrolle über eine konsistente Umgebung vereinen soll; sowie Code Stream, eine Funktionalität für die Automation kontinuierlicher Applikations-Releases. Alle drei Angebote kann man laut Niemer nun als Services auf cloud.vmware.com hinzubuchen.

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Christian Gehring, Director Solution Architects bei VMware, erläuterte VMwares Hybrid- und Multi-Cloud-Architektur. Bild: Dr. Wilhelm Greiner

Noch im Betastadium befindet sich hingegen mit "Secure State" ein neues agentenloses SaaS-Angebot, das mittels Echtzeiterkennung von Anomalien und entsprechender Warnungen für die automatisierte Wahrung der Compliance von Cloud-Umgebungen sorgen soll. Mit der Wavefront-Plattform für Monitoring und Analysen wiederum will VMware für hohe Skalierbarkeit, das Monitoring von Serverless-Applikationen sowie das sichere Management von Nutzern und Nutzergruppen sorgen. Der Funktionsumfang reiche bis zu den Aspekten Governance (also übergreifende Lenkung und Koordination) oder auch Kosten-Management. Mittel sei hier stets die Automation wiederkehrender Elemente des Cloud-Infrastrukturbetriebs mit einem einheitlichen Betriebskonzept, um dem erwähnten Ziel eines "selbststeuernden", also autonomen Datacenters näherzukommen: Das RZ soll Ressourcen selbsttätig aggregieren und orchestrieren, um dem Administrator den IT-Betrieb möglichst zu erleichtern.

Das Management-Tool vRealize Operations, aktuell in Version 7.0, soll hier für die vollautomatisierte Verteilung von Workloads über Cluster hinweg sorgen (LANline berichtete). Die Software biete echtzeitnahe Vorhersagen für die Kapazitäts- und Kostenoptimierung. Das IT-Team könne damit Störungen über VMware- wie auch AWS-Umgebungen hinweg prognostizieren, untersuchen und bestenfalls sogar abwenden.

vSphere mit eingebauter Sicherheit

VMwares Flaggschifflösung vSphere gibt es nun auch in einer Platinum-Edition. Diese vereint vSphere 6.7 mit dem hauseigenen Anomalieerkennungs-Tool AppDefense. Sie bietet damit ab Werk integrierte intelligente Sicherheitsfunktionen - ein Prinzip, das man sich in der IT viel häufiger wünschen würde. Die Software dient dazu, Abweichungen vom Sollzustand einer VM zu entdecken und richtlinienbasiert darauf zu reagieren. AppDefense unterstützt nun auch Linux und Container.

vSphere gibt es jetzt - wohl vor allem mit Blick auf das Edge Computing - auch für 64-Bit-ARM-Prozessoren. Damit, so Christian Gehring, Director Solution Architects bei VMware, könne ein Unternehmen zum Beispiel Geräte wie einen Raspberry Pi nutzen, um darauf einen Kubernetes-verwalteten Container und eine mittels vSphere gemanagte VM zur Steuerung einer Maschine in einer Industrieanlage zu betreiben.

Mit vSphere 6.7 Update 1 haben man zudem nun sämtliche Features im HTML5-Client abgebildet, das Management erfolge somit über eine einzige Oberfläche. Neu ist in dieser Version zudem vMotion für Nvidia Grid vGPUs. Damit ist nun auch die Live-Migration grafikintensiver virtualisierter Desktops möglich.

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Martin Niemer, Director Accelerate Advisory Services CEMEA bei VMware, gab einen kurzen Abriss der VMware-Historie von den Anfängen bis zur aktuellen Marktdominanz. Bild: Dr. Wilhelm Greiner

Neuerungen gab es auch in puncto Networking und Security. Dank Micro-Segmentation 2.0 entdecke man nun Anomalien in der VM ebenso wie im Netzwerk. Bei Auffälligkeiten könne die Software eine VM oder VM-Gruppe in Quarantäne schieben oder Alarm geben. Die zugehörigen Analysedaten könne ein Unternehmen im Sinne einer übergreifenden Störungs- oder Bedrohungsanalyse in der Cloud mit anderen VMware-Kunden teilen.

NSX-T, VMwares Virtual-Networking-Stack für das Verbinden von vSphere-, lokalen und Multi-Cloud-Umgebungen, bietet nun neben einer Mikrosegmentierung für VMware Cloud on AWS auch Bare-Metal-Support für Linux und Linux-Container. Eine Integration in die Datacenter-Switches von Arista ist geplant, vorerst aber nur ein Preview.

In der Digital-Workspace-Lösung Workspace One wiederum lassen sich nun laut VMware-Angaben alle Gruppenrichtlinien aus dem AD in der hauseigenen UEM-Konsole (User Environment Manager) verwalten. Außerdem ist AirLift, ein Migrationswerkzeug für den Wechsel von Microsoft SCCM zu Workspace One, allgemein verfügbar. Für die VDI-Umgebung Horizon 7 auf VMware Cloud on AWS gibt es als Preview nun Instant Clones. Ebenfalls neu sind nützliche Apps wie die Workspace One Notebook App für das Erfassen von Notizen und Aufgaben in der virtuellen Arbeitsumgebung oder ein Service für die Personensuche.

Fertige Überwachungslösung

Im IoT-Umfeld (Internet of Things) offeriert VMware mit Pulse IoT Center 2.0 die Möglichkeit, vernetzte Geräte inklusive deren Status zu managen. Neu ist in diesem Segment die "Engineered Solution for Surveillance", eine vorgefertigte Überwachungslösung, die laut VMware-Bekunden "out of the Box" einsetzbar ist.

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Global Solution Consultant Wolfram Weber stellte VMwares Sozial- und Umweltengagement vor. Bild: Dr. Wilhelm Greiner

Im Rahmen der Veranstaltung feierte VMware zugleich sein 20-jähriges Bestehen. Martin Niemer ließ die Historie von den Anfängen der lokalen Desktop-Virtualisierung mit VMware Workstation bis zum Cloud-Ausrüster Revue passieren. Ein besonderer technischer Meilenstein war dabei laut Niemer vMotion, also die Live-Migration virtueller Maschinen. "Die hybride Cloud, multiple Clouds, das wird das spannende Thema der Zukunft sein", so Niemer, "da wird unsere Reise hingehen."

Global Solution Consultant Wolfram Weber wiederum stellte VMwares soziales und ökologisches Engagement vor: Nicht nur spare Virtualisierung enorm viel Strom und damit Kohlendioxidausstoß; seit 2010 bestehe mit der VMware Foundation eine Einrichtung für die Umsetzung gemeinnütziger Programme. Man unterstütze Waisenhäuser ebenso wie "Girls? Days" oder auch - aktuell - die Jugendorganisation Plant for the Planet, deren Ziel es ist, zur Begrenzung des Klimawandels eine Billion Bäume zu pflanzen.

Weitere Informationen finden sich unter www.vmware.com.

Dr. Wilhelm Greiner ist freier Mitarbeiter der LANline.

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