VMworld 2012 in San Francisco

VMware auf dem Weg zum Cloud-RZ "out of the Box"

28. August 2012, 8:49 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Auf der VMworld 2012, die gestern im Moscone Center in San Francisco vor laut Veranstalter 20.000 Zuschauern begann, übergab CEO Paul Maritz nach vier Jahren den Führungsstab an Pat Gelsinger. Dieser präsentierte dann im Wechsel mit CTO Steve Herrod die neue Vcloud Suite. Mit dieser bündelt VMware diverse selbstentwickelte und zugekaufte Lösungen mit dem Ziel eines vollständig automatisierten "Software-Defined Data Centers".

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In seinen einleitenden Worten verkündete Noch-CEO Paul Maritz, im Jahr 2012 habe man die Marke von 60 Prozent virtualisierter Workloads erreicht. Dann übergab er die Führung des Virtualisierungshauses an den Ex-EMC-Manager Pat Gelsinger, um künftig selbst strategische Aufgaben beim VMware-Mutterhaus EMC zu übernehmen. Gelsinger nannte als Ziel dann das „Software-Defined“ (also vollständig per Software gesteuerte) Data Center sowie einen Virtualisierungsanteil von 90 Prozent. Vor der klaren Ansage „100 Prozent“ schreckt VMware offenbar noch zurück – auch wenn Gartner-Analyst Chris Wolf per Twitter kommentierte, einige Gartner-Kunden kämen der 100-Prozent-Marke inzwischen schon sehr nahe.

„Software-Defined Data Center“ (SDDC) bedeutet: Nachdem man die Virtualisierung und automatisierte Provisionierung von Rechenleistung inzwischen im Griff hat, soll nun die ebenfalls automatisierte Bereitstellung der restlichen RZ-Bestandteile folgen, hier insbesondere Netzwerk, Security und Storage. Hierzu bündelt der Konzern das inzwischen sehr breite Portfolio an selbst entwickelten und akquirierten IT-Management-Tools zur „Vcloud Suite“. Diese Suite – der Nachfolger der Cloud Infrastructure Suite wurde laut Gelsinger „speziell für die Cloud-Ära entwickelt“ – soll alles vom standardisierten Service-Katalog bis hin zu Tools für die orchestrierte Bereitstellung virtualisierter Ressourcen einschließlich Kopplung an externe Cloud-Ressourcen umfassen.

VMware wolle die Provisionierung und den Betrieb virtualisierter RZs „ebenso leicht wie den einer VM“ gestalten, so CTO Steve Herrod. Ziel ist also letztlich der automatisierte Rollout eines Cloud-Rechenzentrums „out of the Box“ – auch wenn es bis dahin noch ein Weilchen dauern wird.

Das SDDC muss laut VMware-Angaben elastisch, also flexibel erweiterbar sein, um sofort auf Ressourcenanforderungen reagieren zu können. Diese Dynamik erzielt VMware nicht durch Scripting, sondern durch Richtlinien: Policy-basiert sollen zum Beispiel bei Computing-Engpässen je nach Applikation und SLA neue VMs zugeschaltet und mit Netzwerk- und Storage-Ressourcen zusammen verteilt werden. Steuerungsinstanz der Vcloud Suite ist die Lösung Vcloud Director (siehe Bild).

Server-seitig ist ein hohes Maß an Automation und Dynamik bei VMware längst Stand der Technik, netzwerkseitig soll die VXLAN-Technik nun dafür sorgen, dass VMs sich über Netzwerkgrenzen hinweg verschieben lassen, ohne die IP-Adresse deshalb wechseln zu müssen – bislang ein verbreitetes Problem bei der Migration von VMs zwischen Rechenzentren.

Beim Software-Defined Storage sollen die Policies ebenfalls entscheiden, welche Speichertechnik eingesetzt wird. So könne ein Unternehmen zum Beispiel virtualisierte Gold Arrays, Silver Arrays sowie Distributed Storage definieren und je nach SLA heranziehen.

Der Vcloud-Suite-Bestandteil Vfabric Application Director soll dabei die Definition von Applikations-Blueprints mit allen Bauteilen der Anwendungsarchitektur ermöglichen. Die Bauteile sollen sich per Drag and Drop zusammentragen und per Mausklick deployen lassen. Vfabric Application Director soll es damit auch ermöglichen, Multi-Tier-Applikationen im SDDC automatisiert aufzusetzen und nach Bedarf zu skalieren.

Die Vcloud Suite soll ab 11. September in den Ausprägungen Standard, Advanced und Enterprise erhältlich sein. Die Standardversion umfasst die Komponenten Vsphere Enterprise Plus, Vcloud und Vcloud Connector sowie Vcloud Network and Security Standard.

Die Versionen Advanced und Enterprise beinhalten zudem Vcloud Network and Security Advanced mit Hochverfügbarkeitsfunktionen für Netzwerk und Firewall. Enthalten ist hier zudem die Lösung Vcenter Ops für den Cloud Betrieb einschließlich Performance Monitoring und Alerting, die Kapazitätsplanung und das Reporting. Vcenter Ops soll vor allem die Kapazitätsberechnung (Sizing) und die Auslastung der physischen Hosts verbessern helfen.

Der Vcloud Suite Enterprise vorbehalten sind die Komponenten VCenter Site Recovery Manager Enterprise (für RZ-Backup und -Recovery), Vcenter Chargeback Manager (für die Leistungsverrechnung), Vcenter Infrastructure Navigator (für Application Discovey und das Application Dependency Mapping, also die automatisierte Zuordnung von Applikationen zu Ressourcen) sowie der erwähnte Vfabric Application Director.

Die Suite-Komponenten sollen auch einzeln verfügbar sein. Dann werden sie pro VM lizenziert, die ganze Suite hingegen pro CPU.

Mit der Akquisition des SDN-Anbieters (Software-Defined Networking) Nicira für stolze 1,26 Mrd. Dollar hatte VMware erst kürzlich Technik und Know-how erworben, um auf Netzwerkebene genauso flexibel agieren zu können wie auf der Server-Seite. „Wir kaufen keine Marktanteile, wir übernehmen Technologiefirmen“, kommentierte Deutschland-Geschäftsführer Jörg Hesske den teueren Kauf des bislang kaum bekannten Startups. Die ebenfalls kürzlich übernommene Dynamic-Ops-Lösung soll künftig als Cloud-Plattform-übergreifendes Management-Layer die Vcloud Suite ergänzen

Den zweiten großen Applaus des Tages (nach dem für den scheidenden Paul Maritz) gab es übrigens für Gelsingers Ankündigung, man werde künftig auf die Lizenzierung pro virtualisiertem RAM (VRAM) verzichten und zur CPU-bezogenen Lizenzierung zurückkehren. Die erst zur letzten VMworld eingeführte VRAM-Lizenzberechnung war bei vielen Kunden unbeliebt und auch gern mal als „Vtax“ („V-Steuer“) bezeichnet worden.

Mit dem Cloud Ops Forum gibt es nun ein neues Partnernetzwerk für das Cloud-Management. Das Vcloud Ecosystem Services Framework soll dabei die Integration von Drittherstellerlösungen ermöglichen. Im Nachfeld der Nicira-Akquisition öffnet sich VMware zudem nun offenbar generell mehr für andere Cloud-Plattformen und ist auch der Openstack-Gemeinde beigetreten.

Weitere Informationen finden sich unter www.vmware.com/de.

VMware bündelt seine Management-Lösungen nun zur Vcloud Suite. Diese soll für Überblick, Automation und elastische Skalierung im SDDC sorgen. Bild: VMware

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