Im Test: Enteo, Netsupport Software, New Boundary

Werkzeuge für die Softwareverteilung

17. Februar 2005, 23:55 Uhr | Martin Kuppinger/wg

Es gibt nur wenige Segmente im IT-Markt, in denen sich so viele vergleichbare Anbieter tummeln wie im Bereich Client-Management und Softwareverteilung. Auch wenn sich die Feature-Listen der Produkte zunehmend gleichen, bestehen in der Umsetzung doch erhebliche Unterschiede. Dies zeigt ein Vergleich der Produkte von Enteo, Netsupport Software und New Boundary.

Die Frage, die man sich vor der Entscheidung über eine Client-Managementlösung stellen sollte,
lautet: Was will ich überhaupt erreichen? Die gängigen Funktionsbereiche umfassen die
Softwareverteilung einschließlich der Betriebssysteminstallation, Client-Konfiguration,
Inventarisierung mit Lizenzmanagement und Remote-Control-Dienste. In letzter Zeit haben zudem
praktisch alle Anbieter ihr Portfolio um das Patch-Management erweitert.

Trends im Systemmanagement

Darüber hinaus sind zwei wichtige Trends zu beobachten: die Integration der Funktionen und die
Geschäftsprozessorientierung. Die meisten Anbieter haben die Produkte zunächst als Lösungen für die
Softwareverteilung konzipiert. Die Anforderungen der Kunden haben dann dazu geführt, dass die
Hersteller nach und nach weitere Komponenten hinzufügten. In vielen Fällen haben sie diese
allerdings von Spezialisten lizenziert oder als getrennte Produkte entwickelt. Das konfrontiert den
Anwender typischerweise mit mehreren getrennten Installationsprozeduren und
Administrationsschnittstellen. Mittlerweile gehen aber immer mehr Hersteller dazu über, die Module
in eine einheitliche Softwarearchitektur zu überführen und eine Datenbank für
Konfigurationsinformationen sowie eine einheitliche Verwaltungsschnittstelle zu verwenden.
Lösungen, die nichts mehr als ein Paket aus vielen Einzelprodukten sind, haben auf Dauer keine
Daseinsberechtigung mehr. Das bedeutet nicht, dass es nicht flexible Installations- und
Lizenzierungsansätze geben muss: Modularität kollidiert nicht mit der Forderung nach
Integration.

Der zweite Trend ist eine noch größere Herausforderung für die Anbieter. Denn Client-Management
und Softwareverteilung können heute nicht mehr als isolierte Aufgabe von Administratoren oder
Helpdesk gesehen werden. Eine zunehmend wichtige Rolle spielen Anforderungen wie die effiziente
Gestaltung von IT-Prozessen, aber auch ihre Revisionsfähigkeit und eine genauere Kostenkontrolle
gerade im Softwarebereich. Der Kostendruck auf die IT, aber auch "On-Demand"-Strategien (Ressourcen
auf Abruf) und das immer wichtigere Thema Regulatory Compliance (Gesetzeskonformität) treiben hier
die Entwicklung voran.

Daher gewinnen drei Punkte bezüglich der Kosten immer mehr an Bedeutung: definierte, effiziente
Ansätze für die Nutzung der Produktfunktionen, vorkonfigurierbare Tasks – vor allem im Bereich des
Remote-Managements – sowie Onlineshops, in denen Benutzer Software "einkaufen" und auch wieder
zurückgeben. Solche Shops dienen dem Ziel, Lizenzen so effizient wie möglich zu nutzen. Beim
On-Demand-Ansatz geht es um die generelle Fähigkeit der IT, auf Geschäftsanforderungen schnell und
effizient zu reagieren. Die Verteilung von Software und die Client-Konfiguration sind dabei
wichtige Bestandteile. Das Thema ist aber insgesamt umfassender und berührt vor allem auch das
Servermanagement. Deshalb entstehen daraus neue Herausforderungen für Anbieter, die sich bisher
ausschließlich auf das Client-Management beschränkt haben.

Der vielleicht interessanteste Faktor sind Compliance-Anforderungen. "Compliance" bedeutet die
Übereinstimmung mit Regelungen. Gemeint sind typischerweise gesetzliche, unter Umständen aber auch
unternehmensinterne Regeln. Im gesetzlichen Bereich spielt hier das Risikomanagement eine wichtige
Rolle. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Prozesse eindeutig definiert und
nachvollziehbar sein. Für das Systemmanagement bedeutet dies beispielsweise: Es muss feststehen,
welche Software die IT-Abteilung wann auf welche Systeme verteilen darf und welche
Konfigurationseinstellungen sie auf Clients setzen muss.

Hinter diesen Trends stehen auch technische Herausforderungen: Eine umfassende, sichere
Protokollierung gehört ebenso dazu wie Workflows für die Erstellung von Softwarepaketen und
Patches, aber auch die Freigabe von Paketen für bestimmte Benutzergruppen. Die Integration von
Inventardaten und Asset-Managementsystemen ist eine weitere Aufgabenstellung, wie auch die
genannten Shops. Außerdem ist die Frage zu lösen, was Softwareverteilungsprozesse auslösen soll.
Hier gewinnt die Kopplung mit Identitätsdaten aus Verzeichnissen immer mehr Relevanz: Wenn ein
Benutzer einen neuen Job bekommt, spiegelt sich dies dort wider – und muss in die Installation oder
Deinstallation von Software und veränderte Konfigurationseinstellungen des Clients münden.
Natürlich können auch Release-Wechsel und andere Situationen solche Änderungen auslösen. Der
häufigste Fall sind aber Veränderungsprozesse bei Mitarbeitern wie die Einstellung, der Jobwechsel
und das Verlassen des Unternehmens.

Die Produkte im Überblick

Schnell wird deutlich, dass alle drei betrachteten Lösungen noch den "klassischen" Ansätzen des
Client-Managements verhaftet sind – auch wenn die Gespräche beispielsweise mit Enteo über deren
Strategie zeigen, dass die Entwicklung genau in die genannte Richtung geht. Netsupport wiederum
verfügt mit dem Produkt DNA über eine relativ starke Basis in der Inventarisierung und wartet mit
einer guten Integration der Komponenten auf. Dagegen ist New Boundary mit Prism Deploy noch sehr
dem "klassischen" Ansatz des Client-Managements treu.

Betrachtet wurden Prism Deploy von New Boundary in der Version 6.0.1, Netsupport DNA 2.0 und
Enteo Netinstall 5.7. Soweit erforderlich flossen auch weitere Komponenten der jeweiligen
Hersteller in die Analyse ein. Die Bezeichnung "Netsupport" kann dabei zu Irritationen führen:
Enteo hieß bis vor wenigen Monaten Netsupport GmbH. Die Produkte dieses Unternehmens sind aber
nicht mit denen von Netsupport Software zu verwechseln. Die Umfirmierung zu Enteo schließt solche
Verwechslungen künftig aus.

Jeder der Hersteller nimmt in seinen Marketingaussagen für sich in Anspruch, die effizienteste
Lösung für das Client-Management zu liefern – aber das haben Marketingaussagen so an sich. Bei der
konkreten Nutzung offenbart jedes der Produkte Stärken und Schwächen, die zum Teil
implementierungsbedingt sind, zum Teil aber auch an den etwas unterschiedlichen Philosophien der
Hersteller liegen.

Enteo Netinstall ist eine Lösung, die – anders als die beiden Wettbewerbsprodukte – nicht auf
dem Server, sondern auf einem Client installiert wird. Im aktuellen Release erfolgt das Management
dezentral, wobei die Verteilung und verschiedene Dienste wie der Replikationsdienst auf Servern
liegen. Nach eigenen Aussagen will Enteo allerdings in zukünftigen Versionen mehr Funktionen auf
Server verlagern. Dann will der Hersteller auch die recht beachtliche Zahl einzelner Komponenten
stärker integrieren und beispielsweise das Patch-Management in das Kernprodukt einbinden. Der
größte Unterschied zu den anderen Lösungen liegt aber darin, dass Enteo noch ohne Datenbank
arbeitet und alle Informationen in flachen Dateistrukturen auf einem Server ablegt – ein Konzept,
von dem sich die meisten anderen Anbieter mittlerweile verabschiedet haben. Dafür ist Netinstall
über die Komponente Assign & Delegate sehr stark, wenn es um die Zuordnung von Aufgaben zu
Rollen geht, denen sich dann wiederum Operatoren zuordnen lassen.

Bei Netsupport DNA stehen die Inventarisierung und die Nutzungsanalyse im Vordergrund. Die
Lösung erfasst die Anwendungsnutzung differenziert. Zudem erlaubt es eine als "Internet Metering"
bezeichnete Funktion, die Zugriffe auf das Internet zu analysieren. Inventardaten lassen sich um
Zusatzinformationen wie Leasing-Raten ergänzen. Die Lösung bewegt sich hier schon in Richtung
Asset-Management. Bei der Softwareverteilung ist DNA dagegen das einzige Produkt, das kein eigenes
Snapshot-Verfahren unterstützt, sondern nur Standard-Installationsprozeduren nutzen und
automatisieren kann. Dafür gefällt die Anwendung dadurch, dass es mit der Konsole und dem
Application Packager nur zwei Benutzerschnittstellen gibt. Sie ist dadurch deutlich übersichtlicher
als andere Tools. Ein integriertes Patch-Management vermisst man dagegen völlig. Mit dem
Netsupport-Manager kann ein Unternehmen DNA um eine Remote-Control-Lösung erweitern.

Diese Integration ist bei Prism Deploy nicht ganz so hoch. Funktionen wie das Patch-Management
sind ergänzende Module. Auch beim Packaging finden sich getrennte Anwendungen: der Editor für die
Erstellung und Bearbeitung von Softwarepaketen und der Conflict Checker für die Erkennung
potenzieller DLL-Konflikte vor der Verteilung. Der Fokus liegt hier klar auf der klassischen
Softwareverteilung. Diese ist durch das eigene Packaging gut gelöst, hat aber eben starken
Tool-Charakter und ist von der Erfüllung der oben genannten Anforderungen der Zukunft weit
entfernt.

Installationsverfahren

Die unterschiedlichen Softwarekonzepte führen zu unterschiedlichen Installationsprozeduren. Voll
überzeugen kann keine der Anwendungen. Bei Netsupport DNA muss der Adminstrator zunächst den
Microsoft SQL Server installieren. Eine MSDE (Microsoft SQL Server Desktop Edition) zählt nicht zum
Lieferumfang. Die Lösung erkennt einen lokal installierten SQL Server nicht automatisch, und die
automatische Installation einer JVM kollidiert mit den erweiterten Sicherheitseinstellungen des
Internet Explorers beim Windows Server 2003. Der Anwender muss sie manuell nachholen, um die
Berichtsfunktionen nutzen zu können. Etwas fragwürdig ist auch, dass der Benutzer auf den SQL
Server mit der SQL-Server-Authentifizierung zugreifen muss, die integrierte
Windows-Authentifizierung also nicht verwendbar ist.

Enteo erfordert die Installation auf einer Arbeitsstation, von der aus dann der Zugriff auf den
Server erfolgt. Der OSD-Server (Operating System Deployment) ist allerdings direkt auf dem Server
zu installieren – hier stößt das bisherige Konzept von Netinstall an seine Grenzen. Die eigentliche
Installation ist einfach zu bewerkstelligen. Danach erfolgt gleich die Basiskonfiguration, die
allerdings teilweise nur aus erklärenden Dialogfeldern besteht, durch die der Anwender sich
arbeiten muss, ohne tatsächlich etwas konfigurieren zu können. Bis die Konfiguration abgeschlossen
ist, muss man die Erklärungen ohnehin wieder nachlesen. Auch der Ablauf ist nicht immer logisch.
Hier besteht für Enteo einiges an Verbesserungsbedarf. Gut gefällt dagegen das direkt nach der
Installation gestartete Tutorial, das durch die Konfiguration eines Verteilungsprozesses führt,
sobald man den dort nicht erläuterten Einstieg im Administrationsprogramm gefunden hat.

Insgesamt noch am besten gelöst ist die Installation bei Prism Deploy, auch wenn dort zunächst
die Komponenten wie das Microsoft Dotnet Framework und MSDE zu installieren sind, um erst nach
einem Neustart die eigentliche Installation beginnen zu können. Durch einen Schnellstart-Channel
lässt sich die Anwendung auch später gut nutzen. Dessen Einrichtung dauert allerdings relativ
lange.

Nutzung

Bei der Nutzung fallen zunächst die schon angesprochenen Unterschiede in der Integration auf.
Jeder der Hersteller verfolgt ein anderes Konzept für die Benutzerschnittstelle – schon durch die
unterschiedlichen funktionalen Schwerpunkte der Lösungen. Interessant sind die unterschiedlichen
Sicherheitskonzepte. Jedes der Produkte erlaubt in den aktuellen Versionen die Vergabe von
Zugriffsberechtigungen, um administrative Aufgaben einzuschränken. Standardmäßig sind alle relativ
offen. DNA verlangt als einziges zwingend eine Authentifizierung. Enteo Netinstall nutzt hier aber
die Informationen der Windows-Authentifizierung, was der bessere Ansatz ist. Prism Deploy dagegen
bringt eine eigene Benutzerverwaltung mit.

Bei näherer Betrachtung der Standard-Administrationsschnittstellen für die Softwareverteilung
fällt Enteos sehr technischer Ansatz etwas aus dem Rahmen. Sowohl Prism Deploy als auch Netsupport
punkten hier mit stärkerer Funktionsorientierung. Hier darf man gespannt sein, was Enteo in den
nächsten Releases bietet: Der Hersteller verspricht, dass zukünftig alle Funktionen mit maximal
fünf Mausklicks ausführbar sind.

Im Rahmen der Softwareverteilung fällt bei DNA das Fehlen eines eigenen Snapshot-Verfahrens auf,
mit dem der Status eines Systems vor und nach der Installation von Software vergleichbar wäre.
Snapshots sind zwar nicht immer sinnvoll, oft aber der effizienteste Mechanismus, da nur die
tatsächlich benötigten Informationen das Netzwerk durchqueren müssen. Hier haben sowohl Enteo als
auch Prism leistungsfähige Abläufe, die gut funktionieren. Bei Enteo gefallen auch die integrierten
Freigabeprozesse: Der Anwender kann damit Pakete erstellen, testen und erst dann für die Verteilung
auf alle Systeme freigeben.

Zur Inventarisierung benötigt Netinstall das Zusatzprodukt Netinventory, während Prism solche
Funktionen nur rudimentär bietet und ein Produkt eines Drittanbieters erfordert. Hier kann DNA
seine Stärken ausspielen. Die Fernwartung ist wiederum bei Enteo am besten gelöst – allerdings nur
per Zusatzprodukt: Netreflect 1.5. DNA benötigt hier zusätzlich den Netsupport Manager, bei Prism
fehlt dieser Bereich.

Fazit

Für keine der Lösungen lässt sich eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Jedes Produkt
hat Stärken und Schwächen – und jedes bekommt die gängigen Herausforderungen zumindest der
Softwareverteilung in den Griff. Netinstall von Enteo bietet insgesamt das größte
Funktionsspektrum, allerdings zumindest derzeit noch verteilt auf viele Produkte. New Boundarys
Prism Deploy hat einige Tools von Partnern im Portfolio, die allerdings kaum integriert sind.
Netsupport DNA weist die beste Integration der Basisfunktionen auf, stößt aber in einigen Bereichen
schnell an seine Grenzen. Dennoch sind alle Anbieter ernsthafte Mitbewerber im hart umkämpften
Markt für Client-Managementlösungen. Die weiteren Konkurrenten sollte man jedoch ebenfalls mit in
Auswahlentscheidungen einbeziehen.


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