Microsofts Cloud-Computing-Strategie

Wolke im Container

29. Oktober 2010, 6:00 Uhr | Uli Ries

Alles auf die Cloud - auch Microsoft verschließt sich den netzbasierenden Diensten nicht länger und bietet diverse Dienste in Cloud-Form an. Allen voran steht das Vorzeigeprodukt Windows Azure. Microsoft betont, damit sei auch die Wolke sicher.

Vor etwas mehr als einem Jahr startete Microsoft Windows Azure – zumindest in einem Beta-Test.
Seit Februar 2010 steht die Plattform allen Kunden zur Verfügung. Azure ist Microsofts Versuch,
Windows samt aller Anhängsel als Werkzeuge in die Cloud zu packen. Zu Beginn richtete sich Azure
damit hauptsächlich an Softwareentwickler. Inzwischen wollen die Redmonder zahlende Kunden dazu
bewegen, komplette Infrastrukturen auf Azure laufen zu lassen beziehungsweise die von Microsoft und
seinen Partnern angebotenen Azure-basierten Anwendungen zu mieten – eine radikale Abkehr vom
bisherigen Microsoft-Modell. Denn bislang stand immer die lokale Installation der Betriebssysteme
und Anwendungen im Zentrum.

Im Laufe des Jahres will der Softwaregigant auch eine Hardwarelösung vorstellen: die Windows
Azure Cloud Appliance. Was sich nach einer wenigen Höheneinheiten messenden Hardware für
19-Zoll-Racks anhört, ist de facto ein Container mit hunderten oder tausenden Servern, auf denen
die Azure-Komponenten laufen. Laut Microsoft sind auf den Servern das gleiche
Windows-Azure-Betriebssystem und die gleiche Azure-SQL-Datenbank installiert, wie sie auch
Microsoft in den eigenen Azure-Rechenzentren einsetzt.

Gedacht ist die Appliance für große Unternehmen, Behören oder Service-Provider, die ihre eigene
Azure-Cloud betreiben und dabei nicht auf Microsofts Rechenzentren zurückgreifen wollen. Verkaufen
und betreiben sollen die Appliance zu Beginn Dell, Fujitsu und HP. Als einer der ersten Kunden
steht Ebay fest.

Interessant ist die Azure Cloud Appliance nicht nur für Web-Giganten wie Ebay. Auch Unternehmen,
die bislang aus rechtlichen oder Compliance-Gründen nicht auf Cloud-Dienste wie Azure zugreifen
durften, könnten sich für den Container voller Cloud interessieren. Denn trotz einer von Azure
angeboten Geolokationsoption können Kunden immer noch nicht genau bestimmen, wo ihre in der
Microsoft-Wolke gespeicherten Daten physisch tatsächlich abgelegt werden. Die beispielsweise zur
Auswahl stehenden Einträge "Westeuropa" und "Nordeuropa" schließen zwar Russland und die USA aus –
entsprechen aber noch längst nicht "Deutschland" oder "Frankreich". Viele Behörden und Unternehmen
aber dürfen bestimmte Klassen von Daten schlicht nicht außerhalb der eigenen Landesgrenzen
speichern. Ein selbst betriebener Azure-Container schafft dieses Problem aus der Welt.

Microsoft geht insgesamt sehr sparsam mit Informationen über seine von der hauseigenen Global
Foundation Services (GFS) betriebenen und SAS70- sowie ISO-27001-zertifizierten Rechenzentren um.
Die offizielle Sprachregelung "mehr als zehn, weniger als 100 Data-Center" mutet an wie eine allzu
flapsige Antwort – ist faktisch aber alles, was von den Redmondern zur Anzahl und den Standorten
der Rechenzentren zu erfahren ist.

GFS ist nicht nur für den stabilen und sicheren Betrieb der Azure-Plattform verantwortlich. Das
Team kümmert sich auch um über 200 übrigen Online-Dienste des Konzerns, darunter so
ressourcenfressende Angebote wie hotmail.com, bing.com, Exchange und Sharepoint Online oder das
neue Office Live. Ob und wann einzelne dieser Dienste auf die Azure-Plattform portiert werden, gibt
Microsoft derzeit nicht bekannt.

Doppelt geprüft hält besser

Jedenfalls nimmt GFS das Absichern seiner Infrastruktur sehr ernst. Und längst nicht alle
Sicherheitsbemühungen basieren auf "Security by Obscurity", so wie das Geheimhalten der
RZ-Standorte. Neben den üblichen Maßnahmen für physische RZ-Sicherheit legt man bei den Global
Foundation Services auch Wert auf möglichst stabile und sichere Anwendungen. Ein Spezialistenteam
prüft die Einhaltung der SDL-Regeln (Security Development Lifecycle), um Bugs auszuschließen.

transfer

transfer

transfer


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+