Test: Netzwerkkamera D-Link DCS-5300W

Flexibel einsetzbares Überwachungsauge

17. Februar 2005, 23:55 Uhr | Kurt Pfeiler

Mit der DCS-5300W hat D-Link eine Netzwerkkamera auf den Markt gebracht, die ausdrücklich den Sicherheitsbereich adressiert. Ein motorbetriebener Dreh-/Neigekopf ist ebenso integriert wie WLAN-Anbindung und Videobewegungserkennung. LANline hat sich im Test angesehen, ob die preislich attraktive Überwachungslösung hält, was sie verspricht.

Die "Internet Security Camera DCS-5300W" von D-Link besticht durch die Fülle von
Ausstattungsmerkmalen, die in dieser Kombination und zu einem Preis von 577 Euro bei einer
Netzwerkkamera ungewöhnlich sind: Sie lässt sich sowohl am verkabelten Netz als auch im Wireless
LAN (802.11b) betreiben und bietet einen fernsteuerbaren Dreh- und Neigekopf. Dabei bleibt die
Innenraumkamera mit ihrem im Kugelkopf integrierten Objektiv (leichtes Weitwinkel) auch im Betrieb
relativ unauffällig. Zu den weiteren Hardware-Features zählen ein integriertes Mikrofon sowie eine
Reihe von Außenanschlüssen, die dicht gedrängt an der Rückseite des massiven Standfußes sitzen:
Neben einer Steckbuchse für ein externes Mikrofon finden sich hier ein TV-Anschluss für Video und
Audio sowie eine Steckleiste für zwei I/O-Ports. Letztere bedienen einen Signaleingang und einen
Schaltausgang (Relais).

Auch auf Softwareseite stechen einige – keineswegs selbstverständliche – Features hervor: in die
Kamera integrierte Bewegungserkennung (Motion Detection) sowie eine im Lieferumfang enthaltene
Kameraüberwachungs- und -aufzeichnungssoftware für Windows-Rechner. Live-Zugang über das Web und
Browser-Administration zählen dann schon eher zum Standardangebot einer Security-Netzwerkkamera –
ebenso Ereignisbilder via E-Mail oder FTP.

Dass der Hersteller bei der DCS-5300W Wert auf eine unkompliziert handhabbare Komplettlösung
gelegt hat, zeigt sich auch beim Öffnen der Box: Sie enthält neben der Kamera, dem Netzteil und den
beiden abnehmbaren Antennen (RP-SMA-Konnektoren) auch ein Ethernet-Kabel, das zumindest zur
Erstkonfiguration benötigt wird. Ferner finden sich hier ein Anschlusskabel für die
Direktverbindung zu einem TV-Gerät oder Videorecorder und sogar eine Infrarotfernbedienung für den
Dreh-/Neigekopf. Hinzu kommen ein Stand-/Montagefuß mit Drehkopf – nützlich beispielsweise bei
einer Wandmontage – sowie eine gedruckte mehrsprachige Broschüre für die Schnellinstallation. Auf
der beigepackten CD finden sich das ausführliche englische Handbuch, die Überwachungssoftware sowie
ein Update-Wizard und ein IP-Installer, mit dem sich die Erstkonfiguration vornehmen lässt. DHCP
wird ebenso unterstützt wie das unter Windows XP/ME gebotene UPnP (Universal Plug and Play).

Zugang via Browser

Einer schnellen Grundkonfiguration und einem ersten Zugriff auf die Homepage der Kamera mit
Livebild sowie der Webadministration sollte also in der Regel nichts im Wege stehen (im Test:
Firmware-Version 1.03). Beim Webbrowser ist der Anwender allerdings auf den Internet-Explorer
angewiesen. Eine Activex-Komponente sorgt für den Empfang der Bild- (MPEG-4) und Audiodaten. Andere
Videostream-Formate wie das verbreitete Motion-JPG, das beispielsweise Mozilla-basierende Browser
wie Netscape nutzen könnten, unterstützt die Kamera nicht. Auch bietet sie keinen Einzelbildmodus –
Snapshots im JPEG-Format lassen sich lediglich via E-Mail oder FTP versenden oder mit der
zusätzlichen Überwachungssoftware generieren.

Wer eine Netzwerkkamera für offene Webpublikation – etwa für PR-Zwecke – sucht, wäre mit der
DCS-5300W schon aufgrund ihrer Beschränkung auf einen Browser-Typ schlecht bedient. Für den
Überwachungsbereich ist das jedoch akzeptabel. Auch setzt der Kamerazugriff grundsätzlich eine
Login-Prozedur voraus. Neben dem Account "admin" können bis zu 20 ebenfalls kennwortgeschützte
Benutzer definiert werden, bei denen sich neben der Livebildbetrachtung wahlweise die
Motorsteuerungsfunktionen und die Betätigung des Schaltausgangs freigeben lassen. Zusätzlich kann
der Administrator auch den passwortfreien Account "demo" freischalten, um auch Gäste
zuzulassen.

Die Homepage der DCS-5300W bietet neben dem zentralen Kamerabild (Standard: 352 x 288 Pixel)
links eine Menüleiste, die auch Buttons zum Steuern des Schaltausgangs enthält. Rechts findet sich
eine Steuerzentrale für den Dreh-/Neigekopf. Der Administrator kann im Raum bis zu 20
Einzelpositionen namentlich vorgeben, die in einem Auswahlmenü direkt ansteuerbar sind. Die
festgelegten Positionen lassen sich auch recht flexibel zu einer optischen "Rundtour"
zusammenstellen, die der Benutzer auf der Homepage über den Knopf "Auto patrol" aktivieren kann.
Darüber hinaus kann der Anwender die Blickrichtung auch direkt über einen Klick auf das Livebild
verändern oder mit "Auto pan" einen Rundumschwenk veranlassen. Die angebotene "Zoom"-Funktion ist
wenig hilfreich, da sie das übertragene Bild lediglich im Browser "aufbläst" – die DCS-5300W
verfügt über keine optisch-/mechanische Zoom-Funktion. Ärgerlich ist, dass die Homepage der Kamera
durch ihre Frame-Struktur viel Platz verschenkt: Ist in der Konfiguration die hohe Bildauflösung
von 704 x 576 Pixel eingestellt, lässt sich die Homepage nicht mehr ohne Scrollen auf dem Monitor
darstellen (Tipp: die F11-Taste des Browsers schafft etwas mehr Übersicht). Die höhere Auflösung
reduziert die maximale nominelle Bildrate übrigens von 25 auf zehn Frames pro Sekunde.

Jedem Benutzer steht auch der Menüpunkt "Connection Type" zur Verfügung, hinter dem sich
interessante Netzwerktechnik verbirgt. Die DCS-5300W unterstützt drei Varianten für die Übertragung
des Kameradatenstroms: UDP, TCP und HTTP. In den ersten beiden Fällen läuft die Kommunikation
(Steuer-, Audio-, Videokanal) über drei verschiedene Ports (standardmäßig 5001 bis 5003). Im
dritten Fall muss auf den Ton verzichtet werden, die Videoübertragung läuft dann ebenfalls über den
HTTP-Port (alle Ports lassen sich von der Administration frei einstellen). UDP bietet beste
Leistung, erweist sich aber bei Mehrbenutzerzugriff (maximal zehn Sessions) als störanfällig. Der
TCP-Modus läuft stabil und hat sich im Test auch via TCP-Tunneling (SSH) bewährt. HTTP steht als "
Notanker" für Firewall-Umgebungen zur Verfügung. Beim erstmaligen Browser-Zugriff ermittelt das
System den geeignetsten Verbindungstyp in der genannten Reihenfolge und speichert ihn auf dem
lokalen PC ab. Der Benutzer bekommt den Übertragungsmodus oberhalb des Livebilds zusammen mit der
Systemzeit der Kamera angezeigt und kann ihn in dem erwähnten Menüpunkt jederzeit manuell
ändern.

Konfiguration und Administration

Dem Administrator steht zusätzlich der Menüpunkt "Configuration" zur Verfügung, der auf eine
Unterstruktur mit mehreren Ebenen sowie einer – etwas knapp gehaltenen – Online-Hilfe verzweigt.
Unter dem Hauptpunkt "Advanced" finden sich Unterpunkte zu den wichtigsten Grundeinstellungen wie
Netzwerk, Mail/FTP, Bild- und Videoeinstellungen, Motion-Detection und Kamerakontrolle. Das WLAN
lässt sich sowohl im Infrastruktur- als auch im Ad-hoc-Modus betreiben, mit einer maximalen
Datenrate von 22 MBit/s und WEP-Verschlüsselung von 64 bis 256 Bit. Dass die Kamera nur 802.11b
unterstützt, ist zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, reicht aber – wie sich im Test zeigte – für diesen
Zweck völlig aus. Auf jeden Fall erleichtert die integrierte Funktechnik die optimale
Positionierung der Kamera erheblich und stellt ein großes Plus dar.

E-Mail und FTP bieten jeweils Backup-Konfigurationen, lassen jedoch keine weitere
Differenzierung zu. So dient das E-Mail-Ziel sowohl zur Administratornotifikation als auch zur
eventuellen Zusendung von Ereignisbildern. Nicht sehr üppig ausgestaltet aber immerhin vorhanden
ist eine Client-Funktionalität für Dynamic-DNS-Dienste (zum Beispiel: Dyndns.org) – häufig ist eine
solche Funktionalität aber bereits im Internet-Router integriert. Bei den Audio-/Videoeinstellungen
ist erwähnenswert, dass sich die Tonübertragung deaktivieren lässt, und das Bild auch gespiegelt
sowie um 180 Grad gedreht werden kann (Deckenmontage). Ferner lässt sich die Videoqualität
beeinflussen: wahlweise über fünf Qualitätsstufen oder über die Vorgabe einer festen Bandbreite,
die von 64 bis 1200 kBit/s gestaffelt ist.

Ein zentrales Funktionsangebot stellt die integrierte Bewegungserkennung (Motion Detection) dar.
Naturgemäß lässt sich diese Funktionalität nur dann sinnvoll nutzen, wenn der Kamerablick fest
ausgerichtet bleibt und von den Dreh-/Neigemöglichkeiten nicht gleichzeitig Gebrauch gemacht wird.
Insgesamt lassen sich bis zu drei rechteckige Bewegungserkennungsfenster auf einfache Weise
definieren und über zwei Regler (Sensitivity und Percentage) justieren. Bewegungs-Events werden im
Livebild signalisiert und lassen sich auch zur Alarmsteuerung oder Einzelbildübertragung nutzen.
Auch die separate Überwachungssoftware kann diese Ereignisse gezielt auswerten. Die
Einstellmöglichkeiten sind auf einfachste Handhabung ausgelegt, halten sich damit aber auch auf
relativ bescheidenem Niveau.

Überwachungsfunktionen

Das eigentliche Event-Management findet der Administrator in einer weiteren Submenüstruktur mit
der Bezeichnung "Tools" unter dem Menüpunkt "Applications". Auf den ersten Blick scheinen sich hier
dem Anwender mit einem Zeitplaner, verschiedenen Trigger-Conditions und -Actions sowie
Snapshot-Versand über E-Mail und FTP ausreichende Konfigurationsmöglichkeiten zu eröffnen. Genauer
betrachtet handelt es sich im Kern jedoch nur um ein einziges Profil, das kein wirklich
differenziertes Ereignismanagement zulässt. So muss sich der Administrator entscheiden, ob
Snapshots per E-Mail oder FTP übertragen werden sollen – die Optionen schließen sich gegenseitig
aus. Dies betrifft auch die Option für periodische Snapshots. Immerhin lässt sich differenzieren,
ob und auf welche Motion-Events reagiert werden soll, und auch der Status des Signaleingangs ist
als Event nutzbar. Ebenso lässt sich der Schaltausgang der Kamera parallel zu Snapshots als
Alarmausgang verwenden. Vor-Event-Bilder sind möglich, allerdings ist hier der Zeitabstand auf eine
Sekunde festgelegt, für das Nach-Event-Bild lässt sich der Zeitraum einstellen. Bei E-Mail-Versand
werden alle drei Bilder einer Sequenz mit separater Post verschickt, was wenig übersichtlich und
hilfreich ist. Ferner sind Snapshots auf die Standardauflösung 352 x 288 Pixel beschränkt.

In den weiteren administrativen Menüpunkten sind noch Einstellmöglichkeiten für einen
NTP-Zeitserver sowie die Log-Datei erwähnenswert, die erfreulich informativ ist. Ein Backup der
Konfiguration auf PC ist leider nicht vorgesehen. Wer die DCS-5300W für ernsthafte
Überwachungszwecke einsetzen will, sollte die mitgelieferte Windows-Software "IP Surveillance"
(getestet in der Version 2.12) auf einem leistungsfähigen Multimedia-PC installieren. Sie bietet
nicht nur die Möglichkeit, bis zu 16 D-Link-Kameras der DCS-Serie gleichzeitig zu überwachen und
anzusteuern, sondern auch Aufzeichnungsmöglichkeiten von Video und Ton. Dabei lassen sich die von
der Kamera registrierten Events komfortabel auswerten: Der Benutzer kann vordefinieren, wie viele
Sekunden vor oder nach einem Ereignis aufgezeichnet werden sollen. Die Speicherung auf Festplatte
kann auch manuell ausgelöst oder über einen Scheduler programmiert werden. Ferner stehen
Vollbildmodus und Snapshots in hoher Auflösung zur Verfügung. Die Aufzeichnungen lassen sich mit
einem zweiten Tool, dem "Playback", über eine Datums-/Zeitachse rasch aufsuchen und abspielen. Auch
der Export von Aufzeichnungssequenzen in AVI-Dateien ist möglich.

Fazit

Die DCS-5300W vereint in einem Gerät eine große Bandbreite an Funktionen und das zu einem
erstaunlich günstigen Preis. Allerdings mangelt es im Detail an professionellem "Tiefgang", und
auch die Bildqualität ist eher nur als durchschnittlich zu bewerten. Als Überwachungslösung für den
Hochsicherheitsbereich ist diese Kamera sicher nicht konzipiert, sie stellt jedoch eine flexibel
einsetzbare und einfach zu bedienende Lösung für einfache und mittlere Security-Anforderungen
dar.

Info: D-Link Tel.: 06196/7799-0 Web: www.d-link.de


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