Diese Android-Apps können teuer werden

Sophos: Neue Abzockwelle auf Smartphones

28. August 2020, 12:00 Uhr | Jörg Schröper
Die Security-Spezialisten von Sophos haben eine Liste neuer sogenannter Fleeceware-Apps im Google Play Store veröffentlicht.
© Sophos

Die Security-Spezialisten von Sophos haben eine Liste neuer sogenannter Fleeceware-Apps im Google Play Store veröffentlicht, die Nutzer durch gezielte Desinformation oder simple Tricks wie schlechte Lesbarkeit Tausende von Euro kosten können. Dazu gibt es Tipps zum Schutz vor den Abzockern.

Anwender kennen und lieben die schlauen, kleinen Helfer auf ihren Smartphones – für alles Mögliche und Unmögliche gibt es heute eine App. Schnell im Store nachgeschaut, geklickt, installiert und schon kann es losgehen. Soweit so hilfreich. Doch neben den unzähligen informativen, unterhaltsamen oder wirklich nützlichen Apps gibt es auch stets neue und immer raffiniertere betrügerische Varianten: Die als Fleeceware bekannten schadhaften Apps treiben bereits seit längerem ihr Unwesen im Google Play- oder App-Store.

Die SophosLabs verfolgen nach eigenem Bekunden das Geschehen intensiv und haben bereits mehrfach in Reports die Namen der Betrüger-Apps offengelegt. Nun haben die Forscher wieder neue Fleeceware-Apps entdeckt, die gut versteckte und mitunter hohe Kosten im betrügerischen Gepäck haben und beispielsweise Nutzern aktuell bis zu 70 Euro für einfachste Anwendungen aus der Tasche ziehen. Angelockt durch spannende Features und ausgetrickst mit falschen oder schlicht verwirrenden Angaben geht es für die Opfer bei diesen Apps direkt zur Sache: Der unfreiwillige Zahlungsfluss über den Google Play Store beginnt und eine sofortige Kündigung ist laut „Vereinbarung“ oft nicht möglich.

Neu ist Fleeceware nicht. Bereits in der Vergangenheit wurde eine große Anzahl davon aus dem Google Play Store verbannt – unter anderem aufgrund von forensischen Forschungen der SophosLabs, die die Namen der Gauner-Apps veröffentlichten. Der Google Play Store sei bestrebt, seine umfangreichen App-Plattformen weitestgehend von Fleeceware freizuhalten, und arbeitet zum Beispiel mit veränderten Regeln und Direktiven, um ein Nachwachsen neuer Abzock-Apps zu verhindern. Dies wissen leider auch die Entwickler von Fleeceware. Sophos hat in einem neuen Report festgestellt, dass die Betrüger mit einer modifizierten Masche arbeiten und die neuen Store-Regeln umgehen.

Drei der durch die SophosLabs neu identifizierten Betrugstricks als Beispiele:

Blind-Sub (Gezielte Nicht-Information): Diese Masche setzt darauf, dass die Opfer nicht wissen, worauf sie sich einlassen. Die Benutzer werden aufgefordert, das Abonnement sofort zu starten, und zwar über eine Schaltfläche mit der Bezeichnung "Kostenlos testen" oder "Kostenlos starten". Irgendwelche Informationen und Details vorab zu den Konditionen – Fehlanzeige.

Spam-Sub (Überschwemmung mit Apps): Diese Apps streben ein sogenanntes Spam-Abonnement an. Der Nutzer meldet sich einmal an und findet sich in einer Vielzahl unterschiedlicher Apps wieder. Viele davon sind Fleeceware und bewerben sich gegenseitig.

Termoflauging (Geschäftsbedingungen unlesbar gemacht): Ein Lesen der Geschäftsbedingungen ist durch visuelle Tricks beinahe unmöglich. So werden etwa bei einigen kostenpflichtigen Abonnement-Apps Preise oder wichtige Begriffe in grauer Schrift auf weißem Hintergrund angezeigt oder enorm kleine Schriftarten verwendet, die sich auf einem Mobilgerät praktisch nicht lesen lassen. Die App zeigt etwa auf ihrer Startseite Folgendes nahezu unleserlich: „3 Tage kostenlos. Dann $89,99/Woche. Jederzeit kündbar“.

Sophos gibt dazu mehrere Tipps zum Schutz vor Fleeceware. Wie oft stößt man auf eine App, die man jetzt gerade gebrauchen kann und wie spontan ist dann auch oft auf „installieren“ geklickt. Dies geschieht millionenfach täglich auf der ganzen Welt. Und oft profitieren vom schellen Klick leider vor allem Betrüger.

Zunächst gilt: Erst lesen, dann klicken. Das Kleingedruckte muss der Nutzer lesen, und zwar gleichgültig, wie klein es gedruckt ist oder wie hoch gerade der Zeitdruck ist. Dort steht alles zu Kosten und eventuellen Abonnementlaufzeiten. Haben etwa Fleeceware-Betrüger im Kleingedruckten alle Bedingungen und Kosten tatsächlich ordentlich dargelegt, ist es schwer, aus dem geschlossenen Vertrag auszusteigen.

Achtung bei Gratistests. So schön es klingt, etwas erst einmal ausprobieren zu dürfen: Nicht alle Gratistests sind seriös. Testphasen bei Fleeceware etwa dauern in der Regel nur wenige Tage, bevor der Kunde automatisch in ein teures Abonnement rutscht. Vorsicht ist auch bei generischen und wenig oder nicht empfohlenen Apps geboten. Beispiele sind Bildmanipulations-Apps und Wallpaper-Designer. Diese Art von Apps kommt am häufigsten für Fleeceware zum Einsatz.

Hier ist petzen erwünscht: Nutzer sollten Apps melden, die seltsame Abonnements oder zu hohe Preise für einfache Leistungen verlangen. Jede Stimme ist wichtig, um andere zu schützen und Fleeceware-Abzockern das Handwerk zu legen.

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