Glosse

Wohnungssuche im Internet: Betrüger vermeiden du musst

30. November 2011, 13:28 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Dieser Tage befindet sich der Verfasser dieser Zeilen auf der Suche nach einer günstigen Zwei- oder Drei-Zimmer-Wohnung in München-Obergiesing. Als Internet-affiner Mensch recherchiert er dazu natürlich eifrig auf einschlägig bekannten Portalen wie www.immobilienscout24.de. Eine Wohnungssuche im überlaufenen München ist eine recht stressige Angelegenheit, aber ein kleiner E-Mail-Wechsel zauberte dann doch ein Lächeln auf das Gesicht unseres Zeilenverfassers.

Über das Immobilienscout-Portal war er nämlich auf eine für ihn sehr praktische Wohnung gestoßen: Drei Zimmer im Altbau für unter neun Euro Kaltmiete pro Quadratmeter – ein für hiesige Verhältnisse sehr niedriger Preis, beginnen diese doch in München häufig erst bei elf Euro pro Quadratmeter auf der nach oben offenen Maklerskala. Das günstige Angebot erklärte sich unser LANline-Redakteur damit, dass die Wohnung sämtliche Fenster nach Norden mit Blick auf eine sehr belebte Durchgangsstraße aufwies, und schrieb deshalb eine freundliche E-Mail an den Vermieter.

Wenig später traf die Antwort ein – aber eine sehr suspekte: Der Absender behauptete, er sei nach England übersiedelt, müsse nun alle Angelegenheiten von dort aus regeln, könne die Wohnung aber jederzeit aus der Ferne abgeben. Ein Bauernfängertrick: Antwortete man, so würde man angewiesen, Kaution und erste Monatsmiete auf ein Konto in irgendeiner entlegenen Ecke der Welt zu überweisen, und ab dann würde man nie wieder etwas vom angeblichen Vermieter hören.

Unterhaltunswert gewann dieser Social-Engineering-Versuch durch den Umstand, dass unser Bauernfänger sich zwar einen deutschen Namen gegeben hatte, aber nur sehr spärliche Anstrengungen unternahm, dies auch in seiner E-Mail glaubhaft durchzuhalten. Das Schreiben wirkte wie ein Diktat der Figur Yoda aus den „Star Wars“-Filmen, die zwar hochintelligent, ja geradezu weise ist, aber dennoch nicht in der Lage, einen klaren Satz zu bilden: „In die Macht vertrauen du musst“ und Ähnliches gibt Yoda im Science-Fiction-Film gerne von sich, denn Grammatik nie richtig kapiert er hat.

Unser Social Engineer – den ich mir äußerlich genauso vorstelle wie Yoda: klein und schrumpelig – schrieb in einem Sprachduktus, der vermuten ließ, dass der Text nicht nur per automatischer Übersetzungshilfe aus dem Englischen ins (im weiteren Sinne) Deutsche übertragen war, sondern man ihn wahrscheinlich zuvor aus dem Russischen, Rumänischen oder __________ (hier Sprache nach Wahl eintragen, muss nicht mit „Ru“ beginnen) in den englischen Sprachraum hinübergezerrt hatte. Hier die Anfangspassage zur allgemeinen Erheiterung:

„Hallo,
Ich bin Zinnitsch Gunter Franz und kurzem erhielt ich eine E-Mail von Interesse in meiner Auerfeldstr 20, 81541 München entfernt. Ich bin ein  Forscher, der Deutsch für ein pharmazeutisches Unternehmen und diese  Wohnung gekauft wurde während der Arbeit hier in Deutschland auf einer  5-Jahres-Vertrag, wie ich es wäre eine bessere Investition als die Anmietung sein Gedanke. Ich bin der einzige Eigentümer der Wohnung, ist es in voller Höhe gezahlt und es hat keine rechtlichen Probleme. Die Wohnung ist nicht bewohnt, seit ich nicht mehr in München lebe. Ich möchte meine Wohnung, um einige schöne und verantwortungsvolle Menschen zu mieten und um das zu tun, dass ich ein paar Details über dich, wie zB wie viele Personen Sie planen, in der Wohnung leben, für wie lange, wenn Sie einen stetigen Know haben Einkommen, etc. Ich muss Ihnen von Anfang an sagen, dass ich nicht ein Problem, wenn Sie ein Student sind und ich bin sehr gern Haustiere und bereit ist, sie in die Wohnung zu akzeptieren (Ich bin der stolze Besitzer eines Englisch Bulldogge).“

In diesem Tonfall holperte der Text noch einige Absätze weiter. Meine Lieblingsphrase ist nach wie vor: „Ich bin sehr gerne Haustiere“ – tja, wer möchte da wohl widersprechen…

Die E-Mail habe ich sofort an das Team von Immobilienscout weitergeleitet. Am Folgetag kam prompt der Hinweis, man habe diesen Account gesperrt, könne leider solche Betrugsversuche nicht unterbinden, habe aber die Website www.sichere-immobiliensuche.de initiiert, „um vor bekannten Maschen und Betrügereien zu warnen“ – sehr löblich! Denn schließlich gibt es auch Betrüger, die geschickter vorgehen, um die Wohnungsnot in München auszunutzen.

Was aber, höre ich den Leser rufen, wenn es gar kein Betrugsversuch war? Wenn dort in England ein netter, tierlieber Vermieter sitzt, hilfsbereit, wenn auch „grammatically challenged“? Keine Sorge: Ich habe nochmals ohne Preislimitierung gesucht – und siehe da: Die Wohnung war tatsächlich im Angebot, nur eben von anderer Seite und erheblich teurer.

Ergo: Die Augen aufhalten ihr müsst, wenn nicht über den Tisch gezogen werden ihr wollt. (Allmählich gewöhne ich mich an diesen Satzbau. Ob der sich wohl auch für LANline-Fachartikel eignet…?)

Auf ansonsten durchaus nützlichen Portalen wie www.immobilienscout24.de versuchen Betrüger immer mal wieder, die Münchner Wohnungsnot für ihre Bauernfängerei zu nutzen.

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