Drucken mit Windows Server 2012

Auswirkungen des neuen Treibermodells

25. März 2013, 7:00 Uhr | Mike Schiffel, Consultant bei Cortado (sis),

Microsoft bietet mit dem Windows Server 2012 wesentliche Neuerungen hinsichtlich des Druckens. So erweiterte der Softwareentwickler etwa die Isolierung der Druckertreiber um den inzwischen dritten Modus. Zudem führte Microsoft mit dem neuen Server-Betriebssystem das Druckertreibermodell V4 (Version 4) ein sowie ein neues Konzept für die Verteilung der Druckertreiber.Seit Beginn kämpft Microsoft darum, Windows auch als Druck-Server stabil laufen zu lassen. Als Hauptursache für Instabilitäten gelten dabei Druckertreiber, die über viele eigene Komponenten und Funktionen verfügen. Es liegt dabei nahe, dass die Druckerhersteller möglichst individuelle Treiber entwickeln, um sich von der Konkurrenz abgrenzen zu können. Microsoft reagierte auf diese Praxis mit dem Wechsel von Kernel-Mode- zu User-Mode-Treibern, mit der Einführung von Signaturen, die erst nach Absolvierung festgelegter Tests vergeben werden, und ab Server 2008 R2 mit der Einführung der Treiberisolierung. Mit dem ersten Schritt der Treiberisolierung ermöglichen die Server das Prinzip einer geteilten oder separaten "Sandbox". Diese verhindert den Absturz des gesamten Spool-Systems, wenn es bei einem einzigen Treiber zu einem Fehler kommt. Im aktuellen zweiten Schritt kommt mit Windows Server 2012 die so genannte Anwendungsisolierung hinzu, die die jeweilige Anwendung vom Druckertreiber isoliert. Stürzt Letzterer ab, beeinflusst dies die Anwendung nicht. Bislang existieren jedoch nur wenige Applikationen, die dieses Feature unterstützen, beispielsweise Microsoft Office.   Das neue V4-Treibermodell Das neue Treibermodell V4 von Windows Server 2012 verspricht nun sehr hohe Stabilität, da Microsoft den Druckerherstellern keine Möglichkeit mehr bietet, eigene Treiber zu schreiben. Lediglich das Anfügen von Filtern ist noch möglich. Bereits mit der Veröffentlichung von Windows Vista sowie mit dem Dotnet-Framework V3 für XP und Server 2003 hat Microsoft versucht, das Drucksystem durch die "XML Paper Specification" (XPS) zu vereinheitlichen und universeller zu gestalten. XPS-Drucken hat sich jedoch nie wirklich durchgesetzt. Dies lag in erster Linie an der mangelnden Bereitschaft der Druckerhersteller, kompatible Drucker und Druckertreiber zu entwickeln und die damit einhergehenden leichten Einschränkungen hinzunehmen. Bis heute unterstützen nur wenige Druckermodelle XPS. Mit dem V4-Modell von Windows Server 2012 sind die Vorgaben des Betriebssystems ungleich drastischer. Sämtliche Differenzierungsmöglichkeiten über die Druckertreiber sind für die Hersteller beschnitten, da Microsoft so viele Komponenten wie möglich selbst übernimmt. Die Druckerhersteller sollen lediglich die Rendering-Filter entwickeln, die das Windows-Druckformat in druckerspezifische Dateien konvertieren. Selbst die grafische Benutzeroberfläche, die Anwender zu sehen bekommen, um die Geräte zu konfigurieren, ist nicht Teil des V4-Modells. Dafür sorgt eine spezielle Anwendung mit einer Variante für Desktop-Apps und einer für Windows-Apps. Existiert vom Druckerhersteller keine entsprechende Applikation, ersetzt sie das Betriebssystem durch eine generische. Microsoft erhofft sich dadurch kleinere Treiber sowie eine höhere Stabilität und Performance des Systems. Außerdem soll sich die Zahl herstellerspezifischer Treiber drastisch reduzieren lassen, da das Modell vollständig auf generische Treiber setzt. Bei der bisherigen dritten Version (V3) des Treibermodells hatten die Hersteller wesentlich mehr Freiheiten, da sie bei diesem alle Druckkomponenten selbst entwickeln konnten. Dadurch ließ sich ihre Marke beziehungsweise ihre Identität zum Beispiel über das User Interface abbilden. Zudem konnten die Hersteller viele Funktionen in DLLs auslagern - wie etwa Monitoring-Möglichkeiten. Mit dem V4-Treibermodell lassen sich spezifische, individuelle Features eines Druckers nicht mehr nutzen - beispielsweise das Ausschießen von Broschüren, spezielles Monitoring oder Benachrichtigungsfunktionen. Aus diesem Grund erscheint es fraglich, ob die Druckerhersteller das V4-Treibermodell annehmen werden, zumal Windows 8 nach wie vor die V3-Treiber akzeptiert. Und auch aus Sicht der Anwender ist der Einsatz von Treiberklassen fragwürdig, die viele Sonderfunktionen teurer Druckermodelle gar nicht mehr unterstützen. Dabei existieren schon seit Jahren Lösungen von Fremdherstellern, die mittels ihrer virtuellen Druckertreiber mehr Möglichkeiten bieten als Microsoft mit seinem neuen Treibermodell. Obwohl das V4-Modell für homogene Umgebungen mit ausschließlich Windows 8 und Server 2012 interessante Ansätze bietet, bleibt die Frage, wie schnell eine solche Homogenität in der Praxis Realität wird. Besonders erstaunlich: Dort, wo Anwender Funktionseinschränkungen zugunsten der Stabilität am ehesten in Kauf nehmen würden, nämlich auf einem Remote-Desktop-Server (seit jeher das Sorgenkind unter den Servern, was das Drucken anbelangt), verwendet Microsoft weiterhin einen V3-Treiber für seinen universellen "Easy Print". Dabei spielt es keine Rolle, ob der Windows-8-Client, über den der Nutzer die Remote-Sitzung startet, V4-Treiber verwendet. Für solche Szenarien bieten Fremdhersteller-Lösungen wie beispielsweise Thinprint von Cortado schon seit Jahren mehr Funktionen und intelligentere Technik.   Verteilung der Druckertreiber Das alte "Point and Print"-Modell basierte darauf, dass Server- und Client-Betriebssysteme identische Treiber in Abhängigkeit von der Architektur benutzen. Dies machte das Modell in der Vergangenheit jedoch anfällig für Inkompatibilitäten. Ziel des neuen Treiber- und Freigabemodells ist es deshalb, eine administrative Vereinfachung und höhere Anwenderfreundlichkeit zu bieten. Dabei ist allerdings zu beachten, dass dieses neue Modell ausschließlich in homogenen Umgebungen mit Windows Server 2012, Windows 8 sowie V4-Treibern funktioniert.   Enhanced Point and Print Ist diese Voraussetzung gegeben, müssen die Druck-Server keine spezifischen Gerätetreiber mehr installiert haben und dienen auch nicht mehr als "Verteilungs-Server". Bei früheren Windows-Versionen bezog der Client den Treiber vom Server. Mit den neuen Betriebssystemen änderte Microsoft diesen Vorgang. Allerdings können ältere Windows-Versionen nach wie vor einen universellen "Point and Print"-Kompatibilitätstreiber mit minimalem Funktionsumfang vom Server beziehen, um Kompatibilität mit V4-Freigaben zu gewährleisten. Windows-8-Clients haben dagegen die "Enhanced Point and Print"-Kompatibilität bereits integriert. Bei Verbindung eines Windows-8-Clients zum Server sucht dieser lokal einen V4-Treiber, der über dieselbe Hardware-ID wie die Drucker-ID des Server-Treibers verfügt. Dies kann auch über "Windows Update" erfolgen. Hat die Suche Erfolg, lädt der Client den Treiber herunter und aktiviert Client-Side-Rendering. Ist kein V4-Treiber verfügbar, verwendet das Endgerät den so genannten "Enhanced Point and Print"-Treiber. Liegt dieser dem Client ebenfalls nicht vor, bezieht der Client den Treiber per Download vom Server. Zudem lädt er die Konfigurationsdaten-Files vom Server und wendet sie auf die Client-seitige Warte-schlange an. Wenn der Anwender anschließend druckt, zeigt ihm der Computer ein lokalisiertes Interface in seiner Landessprache an. Der Client rendert den Druckjob in XPS, wobei dieser die Anwendereinstellungen als Print-Ticket enthält. Beides schickt der Rechner zum Server, der anschließend den Druckjob mit dem Server-Treiber in die native Sprache des Druckers rendert. Diese neue Vorgehensweise soll sicherstellen, dass der Benutzer auf jeden Fall die gewünschten Netzwerkdrucker mappen und über sie drucken kann - notfalls mit minimalem Funktionsumfang.   Fazit Windows Server 2012 bietet einige Verbesserungen hinsichtlich des Druckens. Vor allem die Vereinheitlichung der Treiberstruktur und die drastische Reduzierung der Treiberanzahl sollen für eine verbesserte Systemstabilität sorgen. Verbesserungen bringt Windows Server 2012 vor allem für homogene Netzwerke mit Windows 8, da nur dann das volle Potenzial der Neuerungen zum Tragen kommt. Echte Nachteile erfährt der Anwender in Umgebungen, in denen er zwar Windows 8 mit den neuen Windows-Apps nutzen will, die Server im Netz jedoch nicht gleichzeitig auf das neue Betriebssystem upgedatet sind. In diesem Fall reduziert das Betriebssystem die Funktionen des Druckertreibers auf Windows-Standard-Features und bietet dem Nutzer keine Extra-Tools an.

Mit dem neuen V4-Modell von Windows Server 2012 sollen die Druckerhersteller (IHV) nur die Rendering-Filter entwickeln, die das Windows-Druckformat in druckerspezifische Dateien konvertieren. Bild: Microsoft, Cortado

Mit dem bisherigen Treibermodell V3 konnten die Druckerhersteller (IHV - Independent Hardware Vendors) viele Druckkomponenten inklusive User Interface (UI) selbst entwickeln. Bild: Microsoft, Cortado
LANline.

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Ätztechnik Herz GmbH & Co.

Weitere Artikel zu Heinrich J. Merck e.K.

Matchmaker+