Testprojekt auf der Berlinale

Colt: Premiere für Quantenverschlüsselung

9. Februar 2022, 12:00 Uhr |
© Wolfgang Traub

Colt testet nach eigenen Angaben gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, dem Heinrich-Hertz-Institut HHI (Fraunhofer HHI) und Adva erstmals Quantenverschlüsselung im von Colt bereitgestellten Festival-Netzwerk der 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale). Dabei komme eine Verschlüsselungstechnik zum Einsatz, die in der Lage ist, Netzwerkverbindungen vor dem Zugriff von Quantencomputern zu schützen.

Unterstützt und gefördert werde der Testlauf durch die europäische OpenQKD-Initiative, so Colt weiter. Die Vereinigung hat sich zum Ziel gesetzt, die Forschung und Entwicklung quantensicherer Lösungen in Europa voranzutreiben.

Der Use-Case umfasst eine auf Quantum Key Distribution (QKD) basierende Verbindung zwischen dem Colt-Netzwerkknoten und dem Berlinale Palast. Diese Verschlüsselungstechnik wurde erstmalig im August 2021 in Deutschland in einem gemeinsamen Feldversuch von Colt und Adva in Frankfurt eingesetzt. Bei der Berlinale erfolgt nun ein Test im Livebetrieb eines Netzwerks, das unter Volllast bis zu einem PByte an Filmdaten innerhalb der Festivaltage überträgt.

QKD bietet den derzeit höchstmöglichen Sicherheitsstandard. Dabei generiert das QKD-System über eine separate Glasfaser einen abhörsicheren Schlüssel, der über eine standardisierte Schnittstelle an das DWDM-System (Dense Wavelength Division Multiplexing) übergeben wird. Die Hardware für das QKD-kompatible DWDM-System stammt von Adva. Die QKD-Geräte für den sicheren Quantenschlüsselaustausch sind kommerziell erhältlich und von der Schweizer Firma „ID Quantique“ kostenfrei für den Versuch bereitgestellt.

„Unsere geschützten optischen und Ethernet Übertragungssysteme werden weltweit von Netzbetreibern und Unternehmen mit höchsten Sicherheitsanforderungen eingesetzt,“ sagt Uli Schlegel, Senior Director Product Line Management bei Adva. „Nach mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit sind wir heute schon in der Lage, optische Transportnetze auch vor Angriffen durch Quantencomputer zu schützen.“

Vorteil dabei ist, dass etablierte optische Übertragungssysteme mit AES-Verschlüsselung (Advanced Encryption Standard) zum Einsatz kommen können. AES ist ein symmetrisches Verschlüsselungsverfahren, das bei der Ver- und Entschlüsselung den gleichen Schlüssel nutzt. AES-Schlüssel sind in unterschiedlichen Bitlängen verfügbar. Um einen 256-Bit-Schlüssel zu knacken, bräuchten Supercomputer mehrere Millionen Jahre.

„Die Quantenschlüsselverteilung, an der das Fraunhofer HHI seit mehreren Jahren forscht, bietet den bestmöglichen zukunftssicheren Schutz für Datenübertragungen,“ sagt Dr. Nino Walenta, Projektleiter am Fraunhofer HHI. „Ich freue mich sehr, dass wir zwei so unterschiedliche Gebiete wie die Quantenphysik und die Filmkunst erstmalig zusammenbringen und die Einsatzfähigkeit dieser neuartigen, spannenden Technologie den Veranstaltern und der Öffentlichkeit vorstellen können.“

„Als modernes Telekommunikationsunternehmen verstehen wir uns als Seismograf für den digitalen Wandel. Quantencomputing wird die Anforderungen an die Sicherheit von Verschlüsselungsverfahren für Datenverbindungen auf ein nie dagewesenes Level heben. Je mehr Erfahrung wir über konkrete Anwendungsfälle wie auf der Berlinale sammeln können, desto schneller können wir Innovationen für unsere Branche nutzbar machen“, erklärt Oktay Tekin, Director Sales Engineers Enterprise Central and Eastern Europe bei Colt.

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