Interview mit Bernd Müller, Giesecke+Devrient

Das Potenzial der iUICC ausschöpfen

27. Juni 2022, 12:00 Uhr | Anna Molder
„Nur ein ganzheitlicher Ansatz schöpft das Potenzial der iUICC aus“ sagt Bernd Müller, Leiter Technologie und Strategie im Bereich Connectivity bei G+D.
© G+D

Besonders im Hinblick auf das Internet der Dinge (IoT) und die davon abhängigen Bereiche – sowohl in der Geschäftswelt als auch im Privaten – steigt die Relevanz von zuverlässigen und sicheren Netzwerken. Als Spezialist im Bereich SIM-Technik ist es das Ziel von Giesecke+Devrient, diese verlässliche Konnektivität zu unterstützen. Bernd Müller, Leiter Technologie und Strategie im Bereich Connectivity bei G+D unterstreicht dies im LANline-Gespräch.

LANline: Wie sieht G+D die Zukunft der SIM, eSIM und integrated SIM?

Müller: Seit über 30 Jahren sind SIM-Karten ein fester Bestandteil der mobilen Kommunikation. In ihrem Streben, Nachhaltigkeit zu fördern und Kundinnen und Kunden mehr Komfort und Flexibilität zu bieten, entschied die Telekommunikationsbranche, die traditionelle Plastik-SIM-Karte disruptiv weiterzuentwickeln. Mit der Einführung der eSim wurde somit nicht nur ein neuer Formfaktor, sondern damit verbunden auch neue Funktionen etabliert. Der Wechsel zur eSIM-Technologie ist für alle Parteien, also für Kunden, Hersteller und Betreiber, nur von Vorteil. Im Gegensatz zur klassischen SIM-Karte, bei der es sich, vereinfacht gesprochen, um herausnehmbare Chips handelt, die in einem Kunststoffkartenkörper eingebettet sind, sind eSIMs direkt in das Gerät integriert und auf der Platine verlötet.

Die iUICC, also die integrated SIM, ist die nächste Stufe der SIM-Technologie. Sie ist keine dedizierte separate Hardwarekomponente mehr, sondern eine sichere Enklave, die physisch in ein System-on-Chip, also in einen multifunktionellen Halbleiterbaustein integriert ist und dort vollumfänglich die Funktion der SIM beziehungsweise eSIM übernimmt.

LANline: Was bedeutet dies konkret für den Aufbau?

Müller: Konkret bedeutet dies, dass beispielsweise der Baseband-Controller sowie die SIM in einem Modul vereint wurden. Somit ist weder ein separater, dedizierter Halbleiter für die SIM-Funktionalität auf der Platine nötig, noch muss ein zusätzlicher Kartenhalter eingebaut werden. Dadurch verringert sich die Gesamtgröße deutlich, zudem reduziert sich auch der Stromverbrauch. Für viele IoT-Geräte sind dies wichtige Faktoren. In puncto Nachhaltigkeit sind sowohl die iUICC als auch die eSIM deutlich besser als die klassische SIM-Karte – nicht zuletzt, weil die Prozesse zur Aktivierung von Geräten in zellularen Netzwerken vollkommen digital ablaufen können.

LANline: Welches Potenzial sehen Sie somit in der integrated SIM?

Müller: Die iUICC hat das Potenzial, den Markt für vernetzte Geräte vollständig zu revolutionieren und die Konnektivität von IoT-Geräten in Mobilfunknetzen massiv zu skalieren. Allerdings steckt die Technologie bei der kommerziellen Verbreitung zum Teil noch in den Anfängen. Und auch die höhere Integrationsdichte und die dazugehörige Halbleiterarchitektur stellen neue Herausforderungen dar.

LANline: Inwieweit stehen die Techniken in Verbindung mit dem IoT?

Müller: Damit die gewaltige Anzahl von Geräten im IoT, man spricht hier auch von „Massive IoT“, erfolgreich eingesetzt werden können, sind drei grundlegende Bestandteile entscheidend: Datenauthentizität, Datenintegrität und Systemsicherheit.
Seit mehr als drei Jahrzehnten bewährt sich die traditionelle SIM-Karte als vertrauenswürdiges und bekanntes Mittel für die sichere Authentifizierung von Benutzern und Mobilgeräten in Mobilfunknetzen. Traditionelle SIM-Karten sind aber für das IoT oder das Industrial IoT vor allem bei massenhafter Anwendung nicht praktikabel. Daher erweitert die eSIM-Technologie das IoT um ihr enormes Potenzial. eSIMs und ihre Entwicklung hin zu iUICC dienen dabei als Vertrauensanker. Die eSIM-Technologie bietet alle geschäftskritischen Vorteile, von der Fernadministration bis zur Gewährleistung der Integrität aller Geräte und übertragenen Daten. Die iUICC spielt aktuell noch eher eine Rolle in Nischenanwendungen, da sie noch am Anfang ihrer Reise steht. Hier müssen zunächst noch Herausforderungen hinsichtlich Sicherheit und Zertifizierung gelöst werden. eUICCs hingegen sind heute schon für das gesamte Spektrum von Geräten für Verbraucher und Unternehmen geeignet.

LANline: Warum gilt die Einführung neuer SIM-Technologien als komplex und herausfordernd?

Müller: Damit der Markt bestehende Technologien ersetzen und neue Standards einführen kann, muss der Sicherheit innerhalb dieser Standards ein hoher Stellenwert eingeräumt werden. Dafür braucht es allgemein gültige Designprinzipien. Auch das Thema Interoperabilität ist entscheidend für einen anhaltenden Erfolg. Die Definition dieser Aspekte kostet Zeit, zumal viele Parteien an diesen Standards mitwirken und später auch anwenden. Ausgereifte und industrieweite Standards, sind die Voraussetzung dafür, dass die Sicherheit der iUICC vergleichbar mit der von eSIM- und SIM-Karten ist.

 

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