Eindrücke vom Mobile World Cogress, Barcelona (2)

Das Riesending mit dem Internet der Dinge

2. März 2016, 1:35 Uhr | Stefan Mutschler

2016 hat der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona bei den Besucherzahlen erneut zugelegt: Erstmals kamen mehr als 100.000 in die Hallen der neuen Messe - und das trotz Streik der Verkehrsbetriebe. Vergangenes Jahr blieb der MWC mit 93.000 Besuchern noch deutlich unter der magischen Marke. Auffällig: Die neuen Smartphones sind nicht mehr das Zugpferd, sondern ganz andere Themen, aus denen letztlich ein ganz neues Business erwachsen soll. So drehte sich fast alles um das Internet der Dinge (IoT) und sein Vehikel 5G. Auch auf der zweiten Etappe unseres MWC- Rundgangs wollen wir einen kleinen Eindruck vermitteln, welche Trends in der mobilen Welt gerade abgehen, wo Schwerpunkte der Forschung liegen und welche Lösungen daraus entstehen könnten.

5G Berlin/Fraunhofer
Das Fraunhofer Institut mit seinen zahlreichen Unterorganisationen hat auf dem MWC einen Stammplatz. Dieses Jahr präsentierten Fraunhofer HHI und Fraunhofer Fokus ihre gemeinsam im letzten Jahr initiierte Initiative 5G Berlin, in deren Rahmen 5G-Access-, Transport- und Core-Technologien in einem „Real-World Setup“ im Zusammenspiel getestet werden. An diesem Display konnten sich Besucher über die Fortschritte bei der Software-Steuerung von Funkzellen (Software-Defined Radio) informieren.

NB-IoT/Ericsson
Auf dem Weg nach 5G erfahren aktuelle LTE-Verfahren einen IoT-gerechten Zuschnitt. Auf Netzseite sind hohe Reichweiten, stabile Verbindungen/hohe Durchdringung und Fähigkeiten zur Verwaltung großer Mengen an Elementen pro Funkzelle gefragt – auf Client-Seite ein möglichst simples Setup für geringe Kosten und ein niedriger Energieverbrauch. Dieses Display am Stand von Ericsson zeigt sehr schön die beiden LTE-Varianten, die zu diesem Zweck nun ins Rennen geschickt werden: LTE-M und Narrow Band IoT (NB-IoT), beides Vertreter sogenannter Low-Power-Wide-Area-Technik (LPWA). NB-IoT soll im Sommer dieses Jahres als Standard verabschiedet werden. Es übertrifft LTE-M in den meisten geforderten Parametern – Preis ist eine etwa um den Faktor Sechs geringere Übertragungsrate (128 kBit/s im Vergleich zu 1 MBit/s bei LTE-M).

LTE meets Wi-Fi/Qualcomm
Im 5G-Netz der Zukunft sollen verschiedene Funktechniken zusammenspielen. Wie das beispielsweise bei LTE und Wi-Fi aussehen könnte, demonstrierte Qualcomm gleich auf zweierlei Art und Weise: LTE Wi-Fi Link Aggregation (LWA) und Enhanced Licensed Assisted Access (eLAA). In Sachen LWA zeigte Qualcomm sein bereits marktreifes, konvergiertes LTE/WLAN Smart Gateway, welches seine beiden Systeme FSM99xx (Small Cells) und IPQ40xx in einer gemeinsamen, integrierten Lösung vereint. Die gezeigte eLAA-Demo veranschaulichte das Zusammenspiel von LTE im unlizensierten Frequenzspektrum und WLAN.

Wipower/Qualcomm
Kabelloses Laden von Kleingeräten wie Smartphones, Tablets und Wearables soll das mobile Leben erleichtern. In den vergangenen Jahren dominierten hier meist die Hersteller der Qi-Allianz, deren Technologie beispielsweise in den Nokia/Microsoft Lumia-Smartphones der Oberklasse verbaut ist. In diesem Jahr brachte Qualcomm mit Wipower den Qi-Gegenentwurf der Rezence-Allianz verstärkt nach vorne. Mit zwei Vorteilen soll Wipower/Rezence gegenüber Qi punkten: Die zu ladenden Geräte müssen nicht direkt auf der Ladefläche aufliegen, sondern vertragen dazwischen etwa eine bis zu drei Zentimeter dicke Tischplatte und auch Geräte, die in einem Metallgehäuse verbaut sind, können geladen werden. Am Wipower-Display zeigte Qualcomm auch einfache und kostengünstige Lösungen, die es erlauben, an sich nicht Wipower-fähige Geräte drahtlos aufzuladen – in diesem Fall mittels Wipower USB-Adapter.

Sandisk
Ein robuster Speicher für unterwegs, der auch große Datenmengen locker wegsteckt, war eines der MWC-Highlights am Sandisk-Stand: Sandisk Extreme 510 Portable SSD heißt der handtellergroße Flash-Speicher mit einer Kapazität von 480 GByte. Daten sollen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 430 MBit/s auf die SSD wandern. Da die Technologie ohne bewegliche Teile auskommt, ist sie von Hause aus vergleichsweise robust. Sandisk hat sie zudem in ein stabiles, wassergeschütztes Gehäuse verpackt, damit sie auch einen Regenschauer problemlos übersteht. Vor unerlaubtem Zugriff (etwa bei Diebstahl) soll die Secureaccess Softwareverschlüsselung sorgen.

Amadas
Zugangskontrolle auf koreanisch: Die intelligente Klinke kommt aus der Forschungsabteilung des Seoul National University Institute of Advanced Machinery. In der IoT Solution World des MWC zeigte Amadas die neueste Version. Sie soll sich auch von Nichtfachleuten an jeder Tür installieren lassen – nur die Klinken müssen getauscht werden. Danach wird der Zugang via Smartphone gesteuert – von jedem Ort der Welt aus. Zweite Besonderheit der IoT-Lösung ist die Energieversorgung: Sollte die in der Klinke integrierte Batterie nach Jahren tatsächlich zu einem ungünstigen Moment zuneige gehen, lässt sie sich über ein Blitzlicht (etwa vom Handy) wieder aufladen.

Axis
Videoüberwachung gehört zu den Klassikern bei der Sicherung von Gebäuden und Geländen. Über ein LTE-Gateway überträgt das Axis Überwachungskabinett die Videoinformationen in eine Überwachungszentrale. Das Personal dort kann jedoch nicht nur gucken, sondern auch per IP-Lautsprecher reagieren. So sollen sich beispielsweise Hilflose akustisch leiten, Einbrecher eindringlich warnen lassen.

Greenwave Systems
Die IoT-Software-Schmiede und Anbieter von Managed Services hat auf dem MWC seine neue Modulerweiterung „Axon for Mobile IoT“ vorgestellt. Sie ist Bestandteil der Axon-Plattform und ermöglicht Mobilfunkbetreibern, Telekommunikationsanbietern und Service-Providern, ihre mobilen und stationären IoT-Netzwerke in einen einzelnen vollständig verwaltbaren Netzwerk-Service zu überführen. Axon for Mobile IoT übersetzt dabei verschiedene Kommunikationsprotokolle in eine zentrale IP-basierte Sprache. Dieser Unified Service soll es Betreibern erlauben, bis in die Größenordnung von Milliarden von Geräten über die Greenwave-Implementierung der Open-Source-Software Docker zu verwalten. Zudem sollen die Anbieter in der Lage sein, durch die Einführung neuer Services zusätzliche Einnahmequellen über das Managed Network zu generieren. Einige der ersten Anwendungen, die Greenwave für Geräte anbieten wird, sind: Tracking und weitere Sensordaten (Menschen, Tiere, Autos im Blick behalten), Überwachung (Sicherheit, Monitoring), Gesundheitswesen (Gesundheitsinformationen, generelles Monitoring) und Smart Cities (Schadstoffbekämpfung, Parken, Verkehr).

Microsoft
Den vielleicht entspanntesten MWC-Auftritt hatte in diesem Jahr Microsoft. Große Neuigkeiten gab es nicht – aber den Weg der schon fast arroganten Absenz, den Apple auch dieses Jahr wieder ging, wollte man bei Microsoft dennoch nicht folgen. Also keine neuen Smartphones, viel Sinnvolles, aber oft noch unausgegoren Wirkendes um Windows Mobile 10 – am spannendsten wohl tatsächlich die kleine Continuum-Box, die ein Lumia 950 (XL) mit einem Tischmonitor und Maus/Tastatur verbindet, womit für Anwender, die keine allzu großen Ansprüche an die Grafik stellen, der klassische Desktop-PC obsolet wird.

Dieses Display am Stand von Ericsson zeigt sehr schön die beiden LTE-Varianten, die für das IoT nun ins Rennen geschickt werden: LTE-M und Narrow Band IoT (NB-IoT), beides Vertreter sogenannter Low Power Wide Area-Technologien (LPWA). Foto: Stefan Mutschler

Die im Bild gezeigte eLAA-Demo bei Qualcomm veranschaulicht das Zusammenspiel von LTE im unlizensierten Frequenzspektrum und Wi-Fi. Foto: Stefan Mutschler

Drahtloses Laden: In diesem Jahr brachte Qualcomm mit Wipower den Qi-Gegenentwurf der Rezence-Allianz verstärkt nach vorne. Foto: Stefan Mutschler

Ein robuster Speicher für unterwegs, der auch große Datenmengen locker wegsteckt, war eines der MWC-Highlights am Sandisk-Stand: Sandisk Extreme 510 Portable SSD heißt der handtellergroße Flash-Speicher mit einer Kapazität von 480 GByte. Foto: Stefan Mutschler

Die intelligente Klinke von Amadas soll sich auch von Nichtfachleuten an jeder Tür installieren lassen – nur eben die Klinken müssen getauscht werden. Danach wird der Zugang via Smartphone gesteuert. Foto: Stefan Mutschler

Über ein LTE-Gateway überträgt das Axis Überwachungskabinett die Videoinformationen in eine Überwachungszentrale. Das Personal dort kann jedoch nicht nur gucken, sondern auch per IP-Lautsprecher reagieren. Foto: Stefan Mutschler

"Axon for Mobile IoT" von Greenwave Systems ermöglicht Mobilfunkbetreibern, Telekommunikationsanbietern und Service Providern, ihre mobilen und stationären IoT-Netzwerke in einen einzelnen, vollständig verwaltbaren Netzwerkservice zu überführen. Foto: Stefan Mutschler

Den vielleicht entspanntesten MWC-Auftritt hatte in diesem Jahr Microsoft. Große Neuigkeiten gab es nicht? Foto: Stefan Mutschler

?Am spannendsten war wohl tatsächlich die kleine Continuum-Box, die ein Lumia 950 (XL) mit einem Tischmonitor und Maus/Tastatur verbindet, womit für Anwender, die keine allzu großen Ansprüche an die Grafik stellen, der klassische Desktop-PC obsolet wird. Foto: Stefan Mutschler

Dieses Jahr präsentierten Fraunhofer HHI und Fraunhofer Fokus ihre gemeinsam im letzten Jahr initiierte Initiative 5G Berlin, in deren Rahmen 5G-Access-, Transport- und Core-Technologien in einem "real world setup" im Zusammenspiel getestet werden. Foto: Stefan Mutschler

2016 kamen erstmals mehr als 100.000 Besucher in die Hallen der neuen Messe Barcelona, laut Veranstalter GSMA waren es 101.000. Fast alles drehte sich um das Internet der Dinge (IoT) und sein Vehikel 5G. Foto: Stefan Mutschler

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