Bestandsaufnahme von Scrive

European-Digital-Identity-Wallet-Initiative (EUDI) der EU

14. Februar 2023, 12:00 Uhr | Jörg Schröper
© Scrive

Die „Digitale Dekade Europas“ – so sind die Vision und die entsprechenden Zielvorgaben der Europäischen Kommission für eine erfolgreiche digitale Transformation Europas bis zum Jahr 2030 bekannt. Im vierten Jahr dieser Dekade ist die Einführung der sogenannten European Union Digital Identity Wallet (EUDI) nach wie vor ein wichtiger Aspekt dieser Vision.

Ziel ist es, den EU-Bürgerinnen und -Bürgern einen vereinheitlichten, sicheren Satz digitaler Identitätsnachweise zur Verfügung zu stellen, um Reisen, Arbeit, Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, Zahlungsverkehr sowie das Unterzeichnen von Dokumenten und vieles mehr zu vereinfachen.

Peter Carlstedt, Chief Legal Officer bei Scrive, einem Anbieter von Lösungen für elektronische Signaturen und Identifikation mit Sitz in Stockholm, nimmt zu den wichtigsten Fragen hinsichtlich dieser Initiative Stellung: Warum ist eine paneuropäische Lösung für digitale Identitätsnachweise überhaupt notwendig?

„In den vergangenen zwanzig Jahren wurden digitale Identitätsinitiativen in der Europäischen Union sowohl von nationalen Regierungen, privaten Interessensgruppen (vor allem Banken und Telekommunikationsanbieter) sowie öffentlich-privaten Joint Ventures entwickelt und angeboten. Das geschah oft mit verschiedenen technologischen Ansätzen und einem nicht einheitlichen Grad an Standardisierung – und letztlich mit gemischtem Erfolg bei der Einführung und der Akzeptanz in der Bevölkerung. So können nach Angaben der Europäischen Kommission derzeit “nur etwa 60 Prozent der EU-Bevölkerung invierzehn Mitgliedstaaten ihren nationalen elektronischen Personalausweis grenzüberschreitend verwenden“ und „nur vierzehn Prozent der wichtigsten öffentlichen Dienstleister in allen Mitgliedstaaten ermöglichen die grenzüberschreitende Authentifizierung mit einer elektronischen Identitätslösung“, so Carlstedt.

Eine Vereinheitlichung dieser Bemühungen in Form der EUDI habe daher das Potenzial, sowohl den Umfang der EU-weiten, grenzüberschreitenden digitalen Dienstleistungen (über Identität und Zahlungsverkehr hinausgehend) erheblich zu erweitern. So erhalten auch Länder, die bislang keine erfolgreichen Initiativen zur digitalen Identität durchgeführt haben, die Möglichkeit, aufzuholen. Dies würde signifikant zur Gleichberechtigung der Bürgerinnen und Bürger innerhalb der EU beitragen.

Vor welchen Herausforderungen steht die EUDI-Initiative? „Zunächst einmal gibt es natürlich die technischen Aspekte von Datenschutz und -sicherheit sowie Benutzerfreundlichkeit zu beachten. Mit Blick auf das breite Spektrum an persönlichen Informationen, die in allen möglichen Anwendungsfällen der EUDI Wallet eine Rolle spielen könnten – von Geburtsdaten bis hin zu Sozialversicherungsnummern – müssen Bürgerinnen und Bürger in der Lage sein, einfach und eindeutig zu bestimmen und zu kontrollieren, welche Arten von personenbezogenen Daten sie mit einem bestimmten öffentlichen Dienstleister teilen wollen. Gleichzeitig muss die EUDI Wallet so einfach zu bedienen sein, wie die Anmeldung bei Apple, Facebook oder Google. Kartenleser, Code-Karten oder andere Sicherheitsmaßnahmen, die von den Nutzer:innen als umständlich empfunden werden, schmälern lediglich die Akzeptanz des Projekts und damit dessen Erfolg. Die schwedische BankID und die dänische MitID sind großartige Positivbeispiele, von denen die Verantwortlichen hier lernen können.“

„Apropos Skandinavien“, so Carlstedt weiter, „die Akzeptanz und letztendlich auch die Nutzung digitaler Identitätsdokumente wird auch in hohem Maß von kulturellen Faktoren wie dem Grad des Vertrauens in die Gesellschaft abhängen: In Schweden sind elektronische Methoden zum Identitätsnachweis (eID) beispielsweise bereits seit mehr als zwanzig Jahren Teil des öffentliche Lebens, von Online-Banking und -Einkauf bis hin zu öffentlichen Dienstleistungen, dem Unterzeichnen von Dokumenten, dem Kauf von Zugtickets und vielem mehr.“

Das Vertrauen in und die Nachfrage nach der EUDI Wallet werden einen signifikanten Einfluss darauf haben, ob das Projekt ein Erfolg wird – und dabei ist noch nicht einmal eingepreist, dass manche Mitgliedstaaten potenziell eher zurückhaltend bei der Einführung agieren werden, da sie zusätzlichen Zeit- und Ressourcenaufwand bedeutet.

„Als Unternehmen fokussiert sich Scrive auf das Bereitstellen von Lösungen für digitale Signaturen und Identifikation. Deshalb haben wir ein umfassendes Portfolio an europäischen eID-Lösungen aufgebaut, die wir unter einer API zusammenfassen. Wenn die EUDI Wallet-Initiative Wirklichkeit wird, dann ermöglicht sie die Bereitstellung von sicheren digitalen Identifikationsmethoden für Millionen von EU-Bürgerinnen und -Bürger und lässt damit sichere elektronische Signaturen für viel mehr Menschen Realität werden, als es momentan der Fall ist. Gleichzeitig wird sie die Digitalisierung in Europa vorantreiben und vor allem die innereuropäische Zusammenarbeit und den Binnenhandel noch mehr stärken. Bei Scrive befürworten wir dies uneingeschränkt und sehen die EUDI Wallet-Initiative als positiv für Unternehmen, öffentliche Dienstleister und Bürgerinnen und Bürger. Letztlich geht es um Effizienzsteigerung, Kostensenkung und darum, die digitale Transformation für alle reibungsloser und bequemer zu gestalten.“
 


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