Bericht von der 15. FTTH-Konferenz in Valencia

Fokus auf LWL-Infrastruktur

27. Februar 2018, 7:53 Uhr | Gerhard Kafka

Der 15. FTTH-Kongress des FTTH Council Europe fand in Valencia statt. Diese Auswahl erfolgte unter anderem deshalb, weil Spanien mit fast 18 Millionen anschließbaren Haushalten und knapp über sechs Millionen Teilnehmern den Spitzenplatz aller westeuropäischen Länder übernommen hat. In die Rangliste der Länder, die eine Penetrationsrate bei FTTH/B von mehr als einem Prozent erreicht, hat es diesmal als Neuzugang Irland geschafft. Deutschland belegt dabei Platz 29 von 33. UK fehlt nach wie vor.

Die Glasfaserexperten trafen sich in diesem Jahr in Spanien, wo vom 13. bis 15. Februar in Valencia die 15. Ausgabe der weltweit größten Kongressmesse zum Thema Glasfaser bis ins Haus unter dem Motto "Wir verbinden Technologie, Politik und Finanzen" stattfand. Die rund 3.000 Teilnehmer, darunter mehr als 600 dem C-Level zuzuordnen, hatten die Auswahl zwischen 15 halbtägigen Workshops und 22 Vorträgen oder Podiumsdiskussionen in 14 Sessions der insgesamt über 190 Sprecher.

Die Eröffnungsrede hielt He Álvaro Nadal Belda, spanischer Minister für Energie, Tourismus und digitale Agenda. Bei den 120 Ausstellern und Partnern konnten sich die Besucher über neue Produkte, Techniken und Methoden informieren. Roland Montagne, leitender Analyst bei IDATE Consulting, stellte in seinem FTTH/B-Panorama das Ergebnis von über 400 untersuchten Projekten in 39 europäischen Ländern vor (Bild oben, Quelle: FTTH Council).

Eine wertvolle Hilfe bei der Planung, Installation und Inbetriebnahme liefert die aktualisierte achte Ausgabe des FTTH Handbooks, das Interessierte kostenlos von der Web-Seite des FTTH Councils Europe herunterladen können. Nur eine leistungsfähige und zukunftssichere Glasfaserinfrastruktur bildet demnach die Basis für neue Technik und Dienste. 5G und IoT sowie neue Anwendungen wie AR/VR (Augmented und Virtual Reality), hochauflösende Videodienste mit 8K, 360-Grad-Video und Industrie 4.0 verdeutlichen die zunehmende Rolle von Festnetzen und führen verstärkt zu ganzheitlichen konvergenten Netzwerken.

Die Mobilfunknetze der fünften Generation erfordern hinsichtlich der hohen Verfügbarkeit, geringen Latenzzeiten und hohen Datenraten bis zu 20 GBit/s eine Anbindung der Antennenstandorte mittels Glasfaser. Wegen der großen Versorgungskapazität von bis zu einer Million Teilnehmern pro Quadratkilometer sind auch sieben- bis 15-mal so viele Antennen wie bei 4G (LTE) nötig.

Das Whitepaper der Fiber Broadband Association (vormals FTTH Council Americas) "The Road to 5G is paved with Fiber? macht diesen extremen Bedarf an neuen Glasfaserinfrastrukturen deutlich. Die künftigen 5G-Netzwerke erfordern daher bis zu 60 Antennen pro Quadratmeile, zusammengefasst als Small Cells. Die Schätzung in dem Papier für den Glasfaserbedarf geht alleine für die 25 größten Stadtgebiete mit rund 1,4 Millionen Meilen Verkabelung aus.

Zeitgleich mit der FTTH-Konferenz begann der weltweit größte Feldversuch bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, Südkorea. KT mit den Partnern Intel und Samsung produzierte und übertrug live mobile Videos in 4K und 8K einschließlich HDR, 360-Grad-Virtual-Reality sowie VR-Ansichten vom Bobfahren und Skispringen.

Kommerzielle Netze kommen jedoch frühestens 2020, weil einerseits die neuen Frequenzbereiche erst 2019 definiert sind und andererseits noch wichtige Standards fehlen Der erste 5G-Standard wurde im Dezember 2017 von 3G PPP mit dem Non-Standalone 5G New Radio ratifiziert. Weitere Standards wollen die Gremien bei ITU, 5G PPP, ETSI und IETF zügig erarbeiten.

Die Übertragungsgeschwindigkeit in der Glasfaser ist mit rund 200.000 km/s deutlich geringer als die Lichtgeschwindigkeit. Um die auf der 5G-Funkstrecke geringen Laufzeiten von 1 ms auch im Festnetz zu erreichen, will man einerseits die Rechenleistung aus der Cloud möglichst weit an den Netzwerkrand verlagern (Mobile Edge Computing, MEC) und andererseits an der Entwicklung neuer Glasfasertypen arbeiten. Der zugehörige Sammelbegriff lautet Photonische Kristallfasern (Photonic Crystal Fibre, PCF). Dort sind Luftkanäle in das Glasfaserkabel eingebettet, wodurch sich Übertragungen mit nahezu Lichtgeschwindigkeiten erzielen lassen.

Für den Datentransport von und zu den 5G-Antennen kann aus Kostengründen auch die GPON-Technik zum Einsatz kommen. Sie wird mit NG-PON2 Datenraten bis 40/80 GBit/s bereitstellen.

Im Rahmen der Eröffnungszeremonie wurden der FTTH Operator Award und der FTTH Individual Award für außergewöhnliche Beiträge zur Beschleunigung von FTTH in Europa von Ronan Kelly überreicht, amtierender Präsident des FTTH Councils Europe. Die persönliche Auszeichnung erhielt Matthew Hare, CEO Gigaclear. Gigaclear fokussiert sich auf den Glasfaserausbau im ländlichen Raum im südlichen UK. Bis heute sind bereits mehr als 60.000 Haushalte erschlossen und über 15.000 Teilnehmer angeschlossen. Hare bei der Entgegennahme des Preises: "Wir fühlen uns verpflichtet, den digitalen Graben zu überwinden und das Ende der ländlichen Isolation sicherzustellen. Und dies ist erst der Beginn."

Den FTTH Operator Award erhielt Open Fiber, repräsentiert durch CEO Elisabetta Ripa für die Verdienste um die rasche Erschließung des italienischen Markts mit Glasfaser. Der Netzbetreiber Open Fiber ist ausschließlich für Großhändler verfügbar und offeriert nach Einschätzung der Jury einen fairen und diskriminierungsfreien Zugang für alle Betreiber. Ripa bedankte sich für die Auszeichnung: "Die digitale Evolution verändert die Art und Weise, wie wir kommunizieren und arbeiten, sowie viele andere Aspekte unseres Lebens. Der Ausbau von hochkapazitiven FTTH- und 5G-Netzwerken ist ein wichtiger Schritt in Richtung zu einer Gigabit-Gesellschaft." Der nächste Kongress des FTTH Councils Europe findet vom 12. bis 14. Februar 2019 in Amsterdam statt.

Gerhard Kafka arbeitet als freier Fachjournalist für Telekommunikation in Egling bei München.


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