Test: IP-Telefon Snom 821 UC-Edition Test: IP-Telefon Snom 821 UC-Edition

Geschäftstelefon mit Lync-Unterstützung

23. Februar 2012, 7:00 Uhr | Eric Tierling/pf

Trotz Unified Communications (UC) und Voice over IP ist in vielen Unternehmen der klassische Telefonapparat am Arbeitsplatz noch nicht verschwunden. Die Technik mag sich zwar geändert haben - das gewohnte Business-Telefon auf dem Schreibtisch bleibt aber meist unverzichtbar. Gefordert ist allerdings eine gute Integration dieser Endgeräte in vorhandene UC-Plattformen wie etwa Microsoft Lync. Der Hersteller Snom bietet in seiner Produktlinie "UC-Edition" speziell angepasste IP-Telefone.

Spezielle Telefoniegeräte für Lync-Umgebungen sind inzwischen von mehreren Anbietern, so auch vom Berliner Telefoniespezialisten Snom, erhältlich. Das Modell "Snom 821 UC-Edition" stellt dabei die Business-Variante der "UC-Edition" genannten Produktlinie für Lync-Unterstützung dar.

Die vielen Komfortfunktionen, mit denen das Basisgerät Snom 821 aufwartet, lassen schnell erkennen, dass es sich keineswegs um ein herkömmliches VoIP-Telefon handelt. So sollen sechzehn unterhalb des Displays befindliche Funktionstasten für eine leichte Bedienung sorgen. Zum angenehmen Telefonieren tragen das Vollduplex-Freisprechen, unterschiedliche Ruftöne für die einzelnen Leitungen sowie die Möglichkeit zur Festlegung von Klingeltönen für VIP-Anrufer bei. Die Einbindung eigener Klingeltöne ist ebenfalls vorgesehen.

Auch die Unterstützung für gleich zwei Kopfhörer-Sprechgarnituren macht deutlich, dass das Snom 821 in der professionellen Telefonliga spielt. Per Kabel lässt sich eine Kopfhörer-Sprechgarnitur in die 4P4C-Buchse an der Unterseite des Telefons einstecken. Darüber hinaus beherbergt das Snom 821 eine zweite Buchse zum Anschluss eines kabellosen Headsets mittels EHS (Electronic Hook Switch). Den passenden Adapter für EHS-fähige Headsets von Jabra oder Plantronics führt Snom als "EHS Advanced" in seinem Zubehörprogramm. Mit seiner Hilfe werden eingehende Anrufe am kabellosen Headset signalisiert und lassen sich dort per Tastendruck annehmen oder beenden.

Das eingebaute Farb-Display mit einer Diagonale von 8,9 cm zeigt auf 320 × 240 Pixeln in 65.536 Farben Angaben etwa zu Anrufen und Gesprächspartnern an. Der in das Gerät integrierte, frei konfigurierbare XML-Browser zaubert nach entsprechender Konfiguration aber auch andere Informationen auf das Telefon-Display. Denkbar sind etwa die Anzeige von Webcam-Standbildern, sofern diese im BMP- oder JPG-Format vorliegen, oder die Einbindung einer Videotürsprechanlage.

Mehr als nur ein Netzwerktelefon

Bei der für ein VoIP-Telefon so wichtigen Netzwerkdisziplin bietet das Snom 821 eine Reihe an Funktionen, die über das übliche Maß hinausgehen. Beispielsweise hat das Gerät einen Gigabit Ethernet Switch an Bord, der ein "Durchschleifen" des RJ45-Kabels an einen Desktop-PC gestattet. Daher reicht für den Arbeitsplatz ein einziges Ethernet-Kabel zur Netzwerkanbindung von VoIP-Telefon und Computer aus. Auf Wunsch lässt sich das Telefon auf diesem Weg auch gleich mit Strom versorgen: Die Kombination mit einem handelsüblichen Power-over-Ethernet-Injektor (der allerdings nicht im Lieferumfang enthalten ist) erspart die Stromzufuhr per 5-Volt-Steckernetzteil vor Ort.

Alternativ ist es möglich, ganz auf das Ethernet-Kabel zu verzichten und das Snom-Telefon stattdessen per WLAN in das Unternehmensnetz einzubinden. Zu diesem Zweck ist das Snom 821 mit einem USB-Anschluss (Typ-B-Buchse) ausgestattet, der den Anschluss eines passenden WLAN-USB-Sticks erlaubt. Welche Funknetzwerk-Adapter dafür infrage kommen, offenbart allerdings nicht das Handbuch des Telefons, sondern erst der Wiki-Bereich auf der Hersteller-Website. Dort ist nachzulesen, dass sich nur solche WLAN-USB-Sticks eigen, die mit einem Ralink-RT3070- oder -RT2070-Chipsatz arbeiten. Sinnvollerweise kann das Telefon WLAN-Übertragungen in verschlüsselter Form vornehmen, die Unterstützung für WPA2 mit AES-Verschlüsselung erzielt dabei eine hohe Abhörsicherheit.

Grundlegende Einstellungen lassen sich direkt am Telefon vornehmen. Nach dem Drücken der Menütaste kann der Anwender die im Display angezeigten Optionen durchblättern und über die Funktionstasten auswählen. Neben akustischen Präferenzen, Anrufeinstellungen und Vorgaben zur Identität sind dabei Angaben zur IP- und WLAN-Konfiguration relevant. Da das Gerät seine IPv4-Adresse standardmäßig via DHCP erhält, ist aber in der Regel keine manuelle Eingabe erforderlich, um die Verbindung zum lokalen Netzwerk zu etablieren.

Deutlich umfangreiche Einstellmöglichkeiten liefert der in das Telefon integrierte Web-Server. Da das Snom 821 seine IPv4-Adresse beim Booten im Display anzeigt, reicht es aus, diese in der Adresszeile eines Web-Browsers einzutippen. Das Web-Menü eröffnet ausführliche Konfigurationsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen. Neben grundlegenden Betriebsinformationen lassen sich neben dem Telefonbuch vor allem detaillierte Statusinformationen abrufen. Insbesondere bei der Störungssuche können solche Angaben der Support-Abteilung wertvolle Hilfe leisten. Zur Lösung hartnäckiger Probleme ist sogar ein Paketmitschnitt erstellbar, um die dabei generierte Pcap-Datei mit der Software Wireshark auszuwerten.

Nützlich besonders für größere IT-Umgebungen sind die eingebauten Möglichkeiten zur automatisierten Provisionierung. Dazu kann das Telefon von einem Server eine vorkonfigurierte XML- oder Textdatei beziehen, in der die gewünschte Konfiguration hinterlegt ist.

Bei der Internet-Telefonie hat sich heute SIP (Session Initiation Protocol) als Standard durchgesetzt, und auch das Snom 821 unterstützt dieses Protokoll. Auf seiner Website listet der Hersteller die erforderlichen Einstellungen für verbreitete VoIP-Telefonie-Provider wie zum Beispiel Sipgate auf. Zu den Besonderheiten des Snom 821 zählt die Unterstützung für bis zu zwölf verschiedene SIP-Konten sowie für bis zu zwölf Gespräche, die sich gleichzeitig makeln lassen. Damit dürfte das Gerät selbst außergewöhnlichen Telefonieanforderungen gerecht werden. Ein weiteres Highlight des Snom 821 stellt die erwähnte Unterstützung für Microsoft Lync dar. Zu diesem Zweck hat Snom eine spezielle Firmware entwickelt, die von Microsoft zertifiziert ist und das Gerät zum "Snom 821 UC Edition" verwandelt. Darin liegt der entscheidende Unterschied zu Lync-fähigen Netzwerktelefonen anderer Hersteller - etwa von Polycom: Während diese Hersteller auf die in Redmond vorgefertigte "Microsoft Lync 2010 Phone Edition" als Embedded-Betriebssystem für ihre Lync-Telefone zurückgreifen, hat Snom in eigener Regie einen Dual-Stack entwickelt und diesen in seiner Unified-Communications-Firmware implementiert.

Dieser Ansatz der Berliner Entwickler ermöglicht es dem Anwender, sowohl SIP- als auch Lync-Konten im Telefon zu konfigurieren und ganz nach Bedarf entweder einzeln oder parallel zu nutzen. Damit ist das Snom 821 UC Edition prädestiniert für Umgebungen, in denen heute noch ein SIP-Server (etwa auf der Basis von Asterisk) zum Einsatz kommt, eine Migration zu Lync jedoch ins Auge gefasst ist. Da das Gerät beide Verfahren beherrscht, ermöglicht dies sowohl den Mischbetrieb von SIP und Lync als auch die spätere Komplettmigration zu Lync, ohne Telefone austauschen und neu anschaffen zu müssen.

Lync-Konfiguration

Die Lync-Konfiguration hat Snom allerdings nur in einem englischen Dokument zu "Microsoft OCS" beschrieben. Dort findet sich der entscheidende Hinweis, dass nach erfolgter Lync-Konfiguration die Web-Konfiguration des Geräts nur noch per HTTPS funktioniert. Zudem ist - abweichend vom normalen Prozedere - im anschließenden Anmeldedialog der Lync-Anmeldename samt Kennwort einzugeben, um Zugang zur Web-Oberfläche des Telefons zu erhalten. Dass es an dieser Stelle nicht um das erwartete Administrator-Login geht und somit auch nicht das Administratorkennwort einzugeben ist, sorgte zumindest im Test für Verwirrung. Snom sollte daher seine Beschreibung der Lync-Konfiguration überarbeiten.

Über das Display und die Funktionstasten des Snom 821 UC Edition kann der Benutzer auf direktem Weg Lync-Aktionen durchführen. Hierzu gehört die Anzeige der Kontaktliste, die den aktuellen Status der einzelnen Personen gleich mit anzeigt. Durch das Hochheben des Telefonhörers oder das Drücken der Lautsprechertaste am Gerät lässt sich der betreffende Teilnehmer via Lync anrufen. Ebenso kann der Benutzer seinen eigenen Lync-Status direkt über das Snom-Telefon einstellen. Als praktisch im Alltag erweist sich dies vor allem deshalb, weil ein eingeschalteter PC mit Lync-Client-Software für solche Aktionen nicht erforderlich ist.

Fazit

Das Snom 821 UC Edition erweist sich als ein modernes Netzwerktelefon mit flexiblen Einsatzmöglichkeiten. Gut gefallen haben Komfortfunktionen wie die Unterstützung für Wireless-Headsets (unser Plantronics CS-540 funktionierte am Snom-EHS-Adapter einwandfrei) sowie die nahtlose Integration in Microsoft Lync, die einfach Spaß macht. Erhältlich ist das Snom 821 UC Edition zum Preis von 229 Euro.

Info: Snom Technology
Tel.: 030/398330
Web: www.snom.de

Der Autor auf LANline.de: Eric Tierling

Mit dem Snom 821 UC Edition lässt sich der Lync-Status direkt vom Telefon aus kontrollieren.

Die Web-Oberfläche des Telefons offenbart viele Einstell- und Diagnosemöglichkeiten.

Mit seinen zahl- reichen Ausstattungsmerkmalen zählt das "Snom 821 UC Edition" zur gehobenen Oberklasse.
LANline.

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