Interview mit Carsten Mieth, Atos

Telkos gehen in die Cloud

2. Mai 2022, 7:00 Uhr | Dr. Jörg Schröper

Ein zentraler Trend in der Telekommunikationsbranche ist der Gang in die Cloud und der Umstieg auf offene Lösungen in den Zugangsnetzen. Carsten Mieth, Senior Vice President und Head of Telecommunications, Media & Technology Central Europe bei Atos, erläutert im LANline-Gespräch diese Trends und ihre Folgen für die Telkos.

LANline: Herr Mieth, welcher Trend im Telekommunikationsumfeld wird nach Ihrer Einschätzung auch nach der Pandemie bestehen bleiben?
Mieth: Die Cloudifizierung der Kommunikationsdienste ist ein Megatrend und wahrscheinlich die folgenreichste Entscheidung, die Telekommunikationsunternehmen in diesem Jahrhundert treffen. Letztlich bedeutet sie, dass sich die gesamte Infrastruktur bei den Carriern verändert. Dies beginnt bei softwaredefinierten virtuellen Netzen und geht bis zu Mobilfunkstationen auf der Basis von Standardhardware und -software, also etwa dem Open Radio Access Network (auch Open RAN, d.Red.).

LANline: Gibt es bereits jetzt Auswirkungen?
Mieth: Die gibt es sicher. Die angestoßene Entwicklung geht ja weiter und hat bereits heute Einfluss auf die Arbeitsweise bei den Telkos. DevOps-Methoden und -Tools sorgen dafür, dass das Ausrollen von Netzwerkfunktionen in Form von Software ebenso wie Betrieb und Wartung der darunter liegenden Infrastruktur automatisiert werden. Die Administration eines Telekommunikationsnetzwerks sieht in Zukunft ähnlich aus wie die eines lokalen Netzwerks oder eines Rechenzentrums, und zwar inklusive der Möglichkeit, alle Aufgaben von unterwegs oder dem Home-Office aus zu erledigen.

LANline: Was heißt das für die Infrastrukturbranche?
Mieth: Eine Konsequenz daraus ist, dass die bisherige Abhängigkeit von einzelnen Herstellern der Netzwerkhardware sinkt. Die Entwicklung von Mobilfunkstationen nach den Vorstellungen der O-RAN-Alliance zeigt deutlich, dass offene Systeme und standardisierte Schnittstellen zwischen den Einzelkomponenten im Telekommunikationsnetz möglich sind.

LANline: Können Sie die Technik dahinter kurz einordnen?
Mieth: Open RAN ist auf einer Cloud-nativen Containerbasis virtualisiert und kann als Software auf branchenüblichen Rechenzentrums- und Edge-Servern laufen. Außerdem ist die Verteilung der Funkzellen einfacher, da Open RAN gesplittete Funknetze vorsieht. Diese bestehen aus zweierlei Softwarepaketen, nämlich den Central Units, den CUs, und den Distributed Units, den DUs. Die CU im zentralen Rechenzentrum ist für nicht echtzeitkritische Teile des Protokoll-Stacks zuständig, während die DU vor Ort – also am Edge – über sehr kurze lokale Kabel die eigentlichen Funkeinheiten, die Radio Units, versorgt und zu einer Gruppe zusammenfasst. Diese schlanke Infrastruktur bringt für den raschen Ausbau von 5G-Netzen deutliche Kostenvorteile.


  1. Telkos gehen in die Cloud
  2. Dreiklang aus Cloud, Public Cloud und Hybrid Cloud

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