Apollo- und Cray-Systeme aus europäischer Fertigung

HPE baut Supercomputer-Fabrik in Tschechien

20. Mai 2022, 12:00 Uhr | Wilhelm Greiner
© HPE

Hewlett Packard Enterprise hat den Bau seiner ersten Fabrik für HPC- (High-Performance Computing) und KI-Systeme in Europa angekündigt. Der US-Konzern will damit die Lieferung von High-End-Systemen an europäische Kunden beschleunigen. HPEs viertes HPC-Werk wird im tschechischen Kutná Hora südöstlich von Prag angesiedelt sein, somit direkt neben HPEs europäischem Produktionsstandort für Standard-Server und Speicherlösungen. Die Anlage soll diesen Sommer ihren Betrieb aufnehmen.

HPE betont, bereits über eine umfangreiche HPC- und KI-Präsenz in Europa zu verfügen. So arbeite man zum Beispiel eng mit dem European HPC Joint Undertaking (EuroHPC JU) zusammen, einer Initiative der EU, europäischer Länder und Technologiepartner. Die Inititative verfolgt das Ziel, die Ressourcen der Teilnehmer zu koordinieren und zu bündeln, um „Pre-Exascale“- und Exascale-Supercomputer in Europa zu entwickeln. Als Exascale-Computer bezeichnen man Systeme, die in der Lage sind, 10^18 Gleitkommaoperationen pro Sekunde, also 1 Exaflops, zu stemmen. „Pre-Exascale“-Systeme kommen schon so ungefähr in diesen Bereich, ohne aber die 1-Exaflops-Schallmauer zu durchbrechen.

Im EuroHPC-JU-Rahmen hat HPE bereits den Supercomputer Lumi für das CSC-IT-Center for Science in Finnland entwickelt und gebaut, der als „Pre-Exascale“-Supercomputer gilt und voraussichtlich 550 Petaflops erreichen wird, sowie den Supercomputer Karolina für IT4Innovations in der Tschechischen Republik. In HPEs Center of Excellence im französischen Grenoble wiederum testet und entwickelt das Unternehmen Lösungen der nächsten Generation.

Der neue Standort wird zwei Hauptproduktlinien herstellen: erstens Apollo-Systeme, konzipiert für anspruchsvolle HPC- und KI-Anwendungen sowie für KI-Modellierung und -Training, zweitens mit HPE Cray EX die nächste Generation von Supercomputern, die darauf ausgelegt sind, anspruchsvollste wissenschaftliche Aufgaben zu lösen. Bei beiden Produktlinien handelt es sich um Komplettsysteme, die Computing, Beschleunigung, Software, Netzwerke, Speicher und Flüssigkeitskühlung umfassen, so der Hersteller.

Die neue Fabrik ist laut HPE-Angaben so konzipiert, dass sie die spezifischen Fertigungsanforderungen für HPC- und KI-Systeme mit Flüssigkeitskühlung erfüllt. So verfüge sie beispielsweise über einen verstärkten Boden, der dem Gewicht der Cray-EX-Supercomputer standhält: Die Systeme wiegen bis zu 3,6 Tonnen pro Schrank. Außerdem habe das Gebäude einen Wasserkreislauf zwischen den Supercomputern und dem Dach des Gebäudes, um dort das heiße Wasser abzukühlen. Der langjährige Produktionspartner Foxconn wird den Standort bei Herstellung und Versand unterstützen, so HPE.

Der Hintergrund: Es knirscht dank Pandemie und Krieg in den globalen Lieferketten, und auch die zunehmende Marktmacht Chinas bereitet manchen westlichen Entscheidern in Politik und Wirtschaft Sorge. Dies stärkt die teils schon längst etablierten Pläne großer Technologieausrüster, ihre Produktion zu regionalisieren, vom Bau nordamerikanischer und europäischer Batterifabriken bis hin zum Tesla-Werk in Brandenburg.

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