Software-only statt Thin Clients

Igel steigt aus dem Hardware-Geschäft aus

17. November 2022, 12:00 Uhr | Michaela Wurm
© Igel Technology

Was vom Igel-Management mehrfach verneint wurde, wird jetzt Realität: Igel stellt die Produktion eigener Thin Clients komplett ein und wird zur „Software-only“ Company. Igel-CEO Jed Ayres will mit diesem Schritt ein großes Stück des millionenschweren Windows-PC-Markts erobern.

Gerüchte und Anzeichen dafür gab es schon länger, aber im Gespräch wehrten Igel-Verantwortliche stets ab. Ein Ausstieg aus dem angestammten Thin-Client-Geschäft sei nicht geplant, versicherten Geschäftsführer Matthias Haas und Nils Keunecke, Chief Revenue Officer EMEA, noch im Sommer im Interview mit ICT CHANNEL.

Jetzt die Kehrtwende. Wie CRN.com berichtet, stoppt der drittgrößte Thin-Client-Hersteller in Nordamerika und Europa die Produktion eigener Geräte und steigt komplett aus dem Hardware Business aus. Für Igel-CEO Jed Ayres „a dream come true“, auch wenn es ein bisschen länger gedauert habe als erwartet, Igel zu einer Software-only Company zu machen.

Das Unternehmen wird sich jetzt darauf konzentrieren, sein Linux-Edge-Betriebssystem „Igel OS“ zum Standard für Windows-Workspace-Computing auf allen Geräten oder in der Cloud zu machen. Die Entscheidung, die Produktion seiner eigenen Thin Clients mit einer installierten Basis von drei Millionen Geräten einzustellen, öffnet Igel die Tür, sein Betriebssystem ausschließlich über die Hardware-Partner LG, Lenovo und HP anzubieten.

Derzeit sei das Unternehmen dabei, den gesamten Bestand an Igel-Hardware abzubauen so Ayres. Bis zum Ende des ersten Quartals nächsten Jahres werden die Thin Clients der Marke Igel - 16 Jahre Marktführer bei Thin Clients in Deutschland - der Vergangenheit angehören. Igel wird auch weiterhin die fünfjährige Garantie für neue und alte Igel Thin Clients gewähren.

„Igel war bis zu diesem Zeitpunkt die Nummer 1 in Deutschland", so Ayres. „Es ist ein ziemlich großer Schritt, diese Position aufzugeben. Es ist ein profitables Geschäft, aber wir sind ein Software-Unternehmen. Wir haben 150 Softwareentwickler und investieren stark in den Ausbau unserer beiden Softwareentwicklungszentren in Deutschland und eröffnen im Dezember ein neues fünfstöckiges Weltklassegebäude in Augsburg."

Der Ausstieg aus der Hardware werde eine neue Runde der Softwareentwicklung einleiten, die darauf abziele, den Wert des Igel-Betriebssystems der nächsten Generation in Zusammenarbeit mit AWS, Azure, VMware und Citrix in einem von Software-as-a-Service (SaaS) und Desktop-as-a-Service dominierten Markt zu erschließen. „Hier geht es um Wahlmöglichkeiten: Wahlmöglichkeiten bei der Hardware, Wahlmöglichkeiten beim Protokoll und beim Bereitstellungsort", so Ayres.

Mit seinem sicheren und schlanken Betriebssystem will Igel dem Windows-Markt künftig massiv Marktanteile abnehmen, wie Ayres betont: „Wir nehmen Millionen und Abermillionen von Dollar aus dem Betrieb von Windows heraus. Wir bieten mit unserer Software ein Chromebook-ähnliches Erlebnis mit einem sehr leichten Betriebssystem und einer leistungsstarken Verwaltungskonsole in einer Windows-Welt."

Er habe schon bei seinem Eintritt bei Igel vor sechs Jahren erkannt, dass dessen Linux-Betriebssystem, das auf alle Arten von Hardware-Formfaktoren einsetzbar ist, das Kronjuwel sei. Igels adressierbarer Markt umfasse jetzt eine installierte Basis von 500 Millionen PCs und 150 bis 200 Millionen verkaufte PCs pro Jahr, betont Ayres.

Der Ausstieg aus der Hardware sei die Initialzündung, um das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren von einem jährlichen Linux-Umsatz von 100 Millionen Dollar zu einem eine Milliarde Dollar schweren Software-Unternehmen zu machen. Als erstes Linux-Betriebssystem, das von Microsoft für die Verwendung mit Windows Virtual Desktop freigegeben wurde, sehe er das Igel-Linux auf Millionen und Abermillionen von Geräten laufen. „Microsoft selbst schätzt, dass 16 Prozent oder 80 Millionen der 500 Millionen PCs auf Linux umsteigen werden", so Ayres.

Für Ayres ist der Wandel von einem wenig bekannten deutschen Thin-Client-Hardware-Anbieter zu einem führenden Provider eines Edge-OS der nächsten Generation eine „Cinderella"-Geschichte, die kaum jemand für möglich gehalten habe. " Wer hätte gedacht, dass ein kleines deutsches Thin-Client-Unternehmen plötzlich ein sicheres Edge-Betriebssystem entwickelt, das in die Geräte führender Hardware-Hersteller integriert wird? Das ist etwas, was niemand vorausgesagt hätte.“

Zuerst erschienen auf ICT Channel.

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