Cloud-taugliche Switching-Architektur für das Data Center

Juniper will mit Qfabric das RZ revolutionieren

21. November 2011, 7:21 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Letzten Februar hatte Juniper Networks unter dem Namen Qfabric eine neue Netzwerkarchitektur für die großen Rechenzentren im Cloud-Zeitalter angekündigt: Ein Ethernet Fabric mit flacher Hierarchie und ultrakurzer Latenzzeit, so Junipers Message damals, soll das Switching im RZ revolutionieren (LANline berichtete). Die Qfabric-Produkte sind nun auf dem Markt, laut Juniper-Angaben laufen erste Teststellungen, darunter auch in Deutschland.

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Mit der Qfarbric-Architektur reagiert Juniper auf die großen Trends im Data Center: eine zunehmende Verdichtung der Server-Landschaft dank Virtualisierung und immer leistungsstärkere Server-Hardware, damit verbunden 10GbE-Interfaces auf Server-Seite sowie ein deutlich höherer Anteil von „East-West“-Traffic, also Datenverkehr zwischen Servern beziehungsweise zwischen Server- und Storage-Tiers statt zwischen Client und Server. Dieser „East-West“-Traffic wird laut Junipers Schätzungen in wenigen Jahren bereits drei Viertel der Kommunikation im RZ ausmachen, so Uwe Klatt, Director Systems Engineering DACH bei Juniper im LANline-Interview.

Das von einigen Herstellern, darunter Cisco, favorisierte TRILL-Protokoll (Transparent Interconnenct of Lots of Links), so Klatt weiter, sei „immer noch eine hierarchische Struktur“, nur schneller dank Multipathing. Doch Klatt warnt: „Das Grundproblem, die Zahl der Hops zu reduzieren, wird durch TRILL nicht gelöst.“ Dafür sei eine grundlegende neue Architektur notwendig, wie sie Juniper mit Qfabric liefere. Junipers Ansatz nutze Know-how aus dem Carrier-Geschäft mit Mechanismen wie MPLS, um ein Fabric mit Latenzen von unter fünf Mikrosekunden zwischen zwei beliebigen 10GbE-Ports zu realisieren. Mit TRILL hingegen liege die Latenz hier immer noch bei über 35 Mikrosekunden.

Seine neue Switching-Architektur hat der Netzwerkausrüster in drei Produkte gegossen: Die Qfabric Edge Nodes sind intelligente Switches mit 10GbE-Ports für den Access-Bereich (Top-of-Rack, ToR), Qfabric Interconnect sorgt als Optical Switch für den schnellen Datentransport, Qfabric Director dient als Konfigurations- und Administrationskonsole.

Qfabric ist laut Klatt eine Komplettlösung, die für größere Rechenzentren konzipiert ist: Ab zirka 500 physischen Servern sei ihr Einsatz sinnvoll. Am oberen Ende sei das Fabric in der Lage, über 6.000 10GbE-Ports zu einem logischen Switch zusammenzuführen. Damit eigne sich dieser Ansatz für die Finanzindustrie, High-Performance Computing, den Universitätsbereich sowie für Service-Provider. Man kann davon ausgehen, dass Juniper das Qfabric-Portfolio künftig nach oben wie nach unten erweitern wird.

Das System ist laut Juniper-Mann Klatt selbstlernend: Ein neuer Edge Node melde seine Existenz automatisch dem Qfabric Director, sodass andere Edge Nodes damit den Pfad zum neuen Knoten sofort fänden. Directors arbeiten aus Gründen der Hochverfügbarkeit als redundantes System, zwei Directors teilen sich dabei im Active/Active-Modus die Gesamtaufgabe. Beim Ausfall eines der Directors übernehme der andere, ohne dass es für Verbindungen der angeschlossenen Hosts zu Unterbrechungen komme.

Auch preislich rechne sich der Einsatz von Qfabric für die angesprochenen Kunden, so Klatt, da weniger Netzwerkgeräte erforderlich seien als mit STP- oder TRILL-Lösungen. Dazu würden mit Qfabric deutlich weniger Betriebskosten anfallen, die Energiekosten lägen gegenüber herkömmlichen Netzwerken um 77 Prozent niedriger, der Platzbedarf um bis zu 90 Prozent.

Welche deutschen Unternehmen Qfabric derzeit testen, dazu wollte man seitens Juniper noch keine Angaben machen.

Weitere Informationen finden sich unter www.juniper.net/de/de/ .

Die Qfabric Nodes – im Bild der Switch QFX 3500 – bilden die Edge-seitige Komponente der Qfabric. Bild: Juniper

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