Test: AVM Fritzbox Fon WLAN 7390

Kommunikativer Allrounder

30. September 2010, 6:00 Uhr | Eric Tierling

Für viele Anwender steht AVM als Synonym für Kommunikationslösungen, die nur auf die Bedürfnisse von Privathaushalten zugeschnitten sind. Die zur hauseigenen Oberliga gehörende "Fritzbox Fon WLAN 7390" bietet jedoch eine Reihe von Features, die das Gerät auch für kleinere Büros und Außenstellen von Unternehmen interessant machen. So verfügt der WLAN-DSL-Router über eine integrierte TK-Anlage und stellt damit Office-Grundfunktionen bereit.

Für viele Anwender steht AVM als Synonym für Kommunikationslösungen, die nur auf die Bedürfnisse von Privathaushalten zugeschnitten sind. Die zur hauseigenen Oberliga gehörende „Fritzbox Fon WLAN 7390“ bietet jedoch eine Reihe von Features, die das Gerät auch für kleinere Büros und Außenstellen von Unternehmen interessant machen. So verfügt der WLAN-DSL-Router über eine integrierte TK-Anlage und stellt damit Office-Grundfunktionen bereit.

Auffällige externe WLAN-Antennen sind bei der Fritzbox 7390 abgeschafft – stattdessen zieren zwei kleine „Heckflossen“ die Geräteoberseite, die diese Funktion übernehmen. Durch die Unterstützung für IEEE 802.11n zusätzlich zu 802.11a/b/g lassen sich Funkübertragungen mit bis zu 300 MBit/s brutto abwickeln. Raten von bis zu 450 MBit/s brutto bleiben jedoch der „WLAN-only“ -Ausführung dieser Fritzbox vorbehalten, die die Bezeichnung „3370“ trägt (und keinerlei Telefoniefunktionen bietet). Positiv fallen im WLAN-Bereich die Unterstützung für 2,4 und 5 GHz auf sowie die Möglichkeit, in beiden Frequenzbändern parallel zu funken („Dual Band“). Ist das 2,4-GHz-Band vor Ort zu stark belastet, kann der Access Point alle WLAN-Übertragungen im weitaus seltener genutzten 5-GHz-Frequenzband erledigen. Praktisch ist auch die Unterstützung für WDS (Wireless Distribution System): Kombiniert mit WLAN-Repeatern lässt sich so die Reichweite des Funknetzwerks leicht vergrößern.

Als einer der ersten Hersteller überhaupt aktivierten die Berliner die WLAN-Verschlüsselung ab Werk mit einem für jede Box individuellen Netzwerkschlüssel. Auf die Fritzbox 7390 trifft dies ebenfalls zu: Die WLAN-Verschlüsselung mit WPA/WPA2 im Mixed Mode ist hier serienmäßig eingeschaltet. Der dazu verwendete, 16-stellige Schlüssel ist auf der Unterseite des Geräts aufgedruckt. Um das aufwändige und fehleranfällige Eintippen dieser Kennung auf anderen am Funknetz teilnehmender Devices zu vermeiden, kann die Fritzbox den jeweiligen WLAN-Schlüssel dorthin automatisiert übertragen – entweder über das nur in AVM-Geräten implementierte Stick-and-Surf-Verfahren oder mit dem standardisierten, von der Wi-Fi Alliance kreierten WPS (Wi-Fi Protected Setup).

Netzwerkhardware

An der Geräterückseite befinden sich vier Ethernet-Ports, die Daten zeitgemäß in Gigabit-Geschwindigkeit übertragen. Mehr Ethernet bietet die Fritzbox 7390 jedoch nicht: Jumbo-Frames beispielsweise ignoriert das System, und eine VLAN-Unterstützung sucht der Administrator vergebens. Um Ethernet-Frames mit einer Größe von mehr als 1518 Byte durchs Kabel zu schicken oder das physische Netzwerk logisch zu segmentieren, wäre daher der Einsatz eines zusätzlichen Gigabit-Ethernet-Switches im LAN erforderlich, der solche Merkmale beherrscht.

Das integrierte DSL-Modem unterstützt neben ADSL/ADSL2 auch VDSL2 mit bis zu 100 MBit/s, beispielsweise für das VDSL-50-Angebot der Deutschen Telekom. Bei Bedarf lässt sich das eingebaute DSL-Modem außer Funktion setzen, falls es der Anwender für die Internet-Konnektivität nicht benötigt. Relevant ist dies zum Beispiel beim Internet-Zugang per Kabel über Anbieter wie Kabel Deutschland oder Unitymedia – schließlich ist die DSL-Versorgung mit schnellem Internet nicht deutschlandweit gegeben. In solchen Fällen reicht es aus, das vom Provider bereitgestellte Kabelmodem mit dem ersten LAN-Port der Fritzbox 7390 zu verbinden und die Konfiguration über die Web-Oberfläche des Geräts anzupassen. Im Test funktionierte der Internet-Zugang auf diese Weise problemlos.

Die Brücke zum Internet kann der Router aber nicht nur via DSL, sondern auch über einen ihrer beiden USB-2.0-Ports schlagen. Ist daran ein geeignetes UMTS-Modem angeschlossen, baut das Gerät darüber die Internet-Verbindung auf und agiert dann als UMTS-Router. Praktisch ist diese Alternative für den Internet-Zugang nicht nur angesichts der immer preisgünstigeren UMTS-Daten-Flatrates, sondern auch für Szenarien mit wechselnden Einsatzorten oder zur sofortigen Anbindung eines neuen Standorts. Allerdings haben die Entwickler diese Funktion nur halbherzig umgesetzt: Zwar beschreibt ein FAQ-Eintrag auf der Website von AVM die Schritte zur UMTS-Konfiguration der Fritzbox 7390. Welche UMTS-Modems dafür infrage kommen, darüber schweigt sich der Hersteller jedoch leider aus (im Test waren wir mit dem Vodafone-USB-Stick K3715 erfolgreich). Irritierend war zudem, dass die Web-Oberfläche hartnäckig behauptete, dass trotz aktiver UMTS-Konnektivität keine Internet-Verbindung bestehe. An diesem Punkt sollte AVM noch nachbessern. Generell lässt die Fritzbox 7390 eine Fallback-Möglichkeit vermissen. Bei einem Ausfall der DSL-Verbindung kann daher keine automatische Umschaltung auf UMTS erfolgen.

NAS, USB-Device-Sharing und Co.

Bei den implementierten Netzwerkfunktionen findet sich das übliche Angebot wie DHCP-Server und Stateful Inspection Firewall. Zu den nützlichen Beigaben zählt die VPN-Unterstützung, um sicher über das öffentliche Internet auf die Fritzbox 7390 sowie dahinter lagernde Daten zuzugreifen. Auf seinem VPN-Web-Portal beschreibt AVM ausführlich die zur VPN-Einrichtung erforderlichen Schritte.

Im Inneren des Geräts befinden sich 512 MByte Flash-Speicher, die für die Rechner im lokalen Netzwerk als Freigabe verfügbar sind, um Dateien aller Art aufzunehmen. Zwar fällt der Speicherplatz nicht sonderlich üppig aus, doch so lassen sich die Grundfunktionen dieses rudimentären Network Attached Storage (NAS) sofort nutzen, ohne dafür einen separaten USB-Stick an die Fritzbox anzuschließen. Wer mehr Speicherplatz benötigt, kann eine externe Festplatte mit einem der beiden USB-2.0-Ports – direkt oder über einen externen USB-Hub – mit der Fritzbox 7390 verbinden. Sind auf den Storage-Bereichen neben Dokumenten auch Bilder, Musikstücke und Videos gespeichert, stellt das AVM-Gerät diese Mediendateien mit der UPnP-Server-Funktion für Streaming-Clients zur Wiedergabe bereit.

Ebenso gestattet die Fritzbox 7390 das Sharing der mit ihr verbundenen USB-Geräte. Auf diese Weise lassen sich Multifunktionsgeräte, Scanner etc. über das Netzwerk ebenso wie lokal an den Computer angeschlossene Peripherie-Devices nutzen, ohne sich dafür pro Endgerät eine eigenständige Hardwarelösung zulegen zu müssen. Die dazu erforderliche Client-Software „USB-Fernanschluss“ stellt AVM für Windows XP, Windows Vista und Windows 7 zur Verfügung – inzwischen übrigens nicht mehr nur als 32-Bit-x86-Ausführung, sondern ebenfalls als 64-Bit-x64-Version. Im Test funktionierte das USB-Device-Sharing mit verschiedenen Windows-Clients und Geräten wie Smartcard-Readern reibungslos.

Telefonie

Darüber hinaus hat die Fritzbox 7390 eine komplette Telefonanlage an Board – und zwar sowohl mit analoger Telefon- sowie ISDN- als auch mit VoIP-Unterstützung. Neben den üblichen Gesprächsfunktionen wie Weiterleiten und Parken kann das Gerät als Anrufbeantworter und Faxempfänger agieren. Eingehende Sprachnachrichten und Faxdokumente lassen sich auf dem internen Speicher oder einem extern über den USB-Port angeschlossenen Speichergerät ablegen und per E-Mail versenden.

Auf den ersten Blick erscheinen die Möglichkeiten zur sinnvollen Nutzung als Telefonanlage angesichts der nur zwei analogen Telefonbuchsen zwar sehr begrenzt. Wer mehr Telefone benötigt, kann dafür jedoch aus mehreren Optionen wählen. So lassen sich bis zu acht ISDN-Telefone oder gleich eine ganze ISDN-TK-Anlage an den internen S0-Bus des Geräts anschließen. Alternativ kann die Fritzbox 7390 als DECT-konforme Basisstation für bis zu sechs schurlose Telefone fungieren – wenngleich die Reichweite in unserem Test nicht so groß ausfiel wie mit dedizierten DECT-Basisstationen. Dafür beherrscht das Gerät sowohl den strahlungsarmen DECT-Eco-Modus als auch die Funktion „Cat-iq“, die bei Sprachübertragungen ein erweitertes Frequenzspektrum zulässt. Telefongespräche sollen mit dieser DECT-Erweiterung nicht mehr so blechern, sondern natürlicher klingen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass entsprechende Telefone vorhanden sind (neben den Modellen von AVM kommen hierfür unter anderem etliche Siemens-Gigaset- sowie Panasonic-Geräte in Betracht).

Außerdem sieht die Fritzbox 7390 die Konfiguration als SIP-Registrar vor. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit zur Anbindung von IP-Telefonen oder VoIP-Softphones an das Gerät. Wahlweise kann dies per Ethernet oder WLAN geschehen oder mit Smartphones, die sowohl mit WLAN-Unterstützung als auch einem SIP-Softclient ausgestattet sind.

Durch Gehäuseschlitze an der Ober- und Unterseite der Fritzbox 7390 versucht AVM, Abwärme aus dem lüfterlosen Geräteinneren nach außen zu transportieren. Dennoch wurde unser Testkandidat selbst im Leerlauf ungewöhnlich warm – trotz der gemessenen geringen Leistungsaufnahme von meist weniger als 10 Watt. Der niedrige Energieverbrauch ist immerhin positiv zu bewerten, der Anwender sollte jedoch für gute Luftzirkulation sorgen.

Als derzeitiges Topmodell geizt die AVM Fritzbox Fon WLAN 7390 insgesamt nicht mit Funktionen. Ein DSL-/UMTS-Internet-Router, vier Gigabit Ethernet Ports, ein 300-MBit/s-WLAN-Access-Point, USB-Device-Sharing, NAS- und VPN-Unterstützung sowie eine analoge und ISDN-Telefonanlage einschließlich VoIP-Unterstützung sind in einem kleinen Gerät vereint. Zum Preis von 243 Euro bietet die Fritzbox 7390 einen beachtlichen Umfang an Funktionen, die auch den Ansprüchen semiprofessioneller Anwender gerecht werden.

Info: AVM Computersysteme
Tel.: 030/39976-0
Web: www.avm.de

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