Business-Websites mit Zusatzservices

Mehr als nur gemietete Webserver

18. November 2005, 18:31 Uhr | Stefan Mutschler/wg

Web-Hosting gehört nach wie vor zu den elementarsten Diensten der Service-Provider. Um im Wettbewerb zu bestehen, bemühen sich die klassischen Web-Hoster um ein differenziertes Angebot. Seit einiger Zeit drängen jedoch auch IT-/TK-Dienstleister und ISPs in dieses Marktsegment, das laut Forrester Research jährlich um 13 Prozent wächst. Während die Neulinge bei der Funktionsfülle des Web-Hostings meist nicht mithalten können, spielen sie mit Extras wie Managed Security und IP-Centrex ihre Stärken aus. Allerdings entwickeln auch Web-Hoster zunehmend interessante Zusatzdienste.

Große Web-Hoster wie zum Beispiel 1&1, Schlund+Partner oder Strato sind Betreiber zum Teil
riesiger Rechenzentren mit tausenden, beziehungsweise zum Beispiel im Fall von Schlund+Partner
zehntausenden von Servern. Die Websites von Privatkunden laufen meist auf Shared Servern, deren
Ressourcen sich ein Anwender mit bis zu 200 anderen Nutzern teilen muss. Unternehmen legen in der
Regel Wert auf eigene Server, die sie entweder als Managed Service (Verwaltung durch den Hoster)
oder in Eigenregie nutzen. Bei Letzterem (auch als Server Housing bezeichnet) mietet das
Unternehmen lediglich Platz und Bandbreite beim Provider. Die Installation und Einrichtung der
Server übernimmt es selbst. Der Hosting- beziehungsweise Housing-Provider kümmert sich hier nur um
einige Basisdienste wie Stromversorgung, Umgebungskontrolle (Temperatur, Luftfeuchtigkeit etc.),
die physikalische Sicherheit (Brandschutz, Zugangskontrolle etc.) sowie Backups.

Carrier und Dienstleister können expandieren

Carrier und große IT-/TK-Dienstleister, die mitunter ebenfalls über große Rechenzent-ren
verfügen, haben Web-Hosting als lukrativen Expansionszweig entdeckt. Während die traditionellen
Web-Hoster schwerpunktmäßig ihre Kerndienste immer weiter ausfeilen und kontinuierlich ergänzen,
decken die TK-Dienstleister und ISPs (Internet-Service-Provider) das Web-Hosting in Form eines
Add-ons zu ihren angestammten Services ab. Sie verfügen damit insgesamt oft über das breitere
Angebot, während die Web-Hoster damit punkten, auf ihrem Terrain über die umfangreicheren und
zielgenaueren Dienste zu verfügen. Speziell im Hinblick auf das Angebot dynamischer Webseiten, die
ihre Inhalte aus Datenbanken generieren, haben sie in letzter Zeit kräftig aufgerüstet. Die
Werkzeuge, die hierfür in der Regel in den Web-Hosting-Paketen enthalten sind, reichen von PHP3/4,
Perl, Python, SSL und ASP (Active Server Pages) beziehungsweise ASP Dotnet auf
Windows-2003-Rechnern bis hin zu populären Datenbanken wie My SQL, Postgre, Microsoft SQL Server
und Microsoft Access. Hinzu kommen oft noch ein SSH-Zugang und die Möglichkeit, Cron-Jobs
einzurichten.

Ein Beispiel für die Seite der TK-Liga ist die Schweizer Vianetworks. Der Provider betreibt
zahlreiche Homepages und Internetserver. Für das Housing bietet Vianetworks fertig vorkonfigurierte
Rack-Schränke, die direkt an den Backbone des Unternehmens angeschlossen sind. Im Rahmen seiner
Hosting-Services betreibt Vianetworks zusätzlich ein eigenes SMS-Gateway (Short Message System).
Der SMS-Termination-Service erlaubt es, vom eigenen LAN, Mailserver oder vom Internet aus
SMS-Nachrichten an einen beliebigen Mobiltelefonbenutzer (national und international) zu senden.
Hosting ist jedoch nur einer von vielen Services, die der Schweizer Provider bietet. Als TK- und
Netzwerkanbieter führt er außerdem zum Beispiel Access-, VPN-, Security-, Systemintegrations- und
Sprachdienste (klassische Telefonie und VoIP) im Portfolio. Ein Beispiel für die Anbieter mit
ISP-Background ist der Hambuger Provider Easynet. Vom Internetzugang via Dial-in, ADSL/SDSL und
Leased Line über Managed Security und Managed VPN bis hin zum geschäftskritischen Highend-Hosting
bietet Easynet die gesamte Palette an Internetservices für die Business-Klientel.

Mit dieser Servicebreite können klassische Web-Hoster kaum mithalten. Jedoch bleiben auch sie
nicht tatenlos und kommen mit neuen Angeboten. Eines der gängigsten ist der Web-Shop – mittlerweile
bei fast allen größeren Web-Hostern im Programm. Dazu gehören bei den meisten Web-Hostern mit
Internetkaufladen (zum Beispiel Schlund+Partner, 1&1 oder Lycos) elektronische
Payment-Services, damit die Kunden ihre Zahlungen per Kreditkarte, Bankeinzug, Prepaid-Karte oder
Mobiltelefon vornehmen können. Der Lycos Powershop beispielsweise erlaubt einen Katalog von bis zu
20.000 Produkten in bis zu 50 Varianten. Das Shop-Paket enthält auch Anbindungen an Ebay und
Kelkoo, um Produkte möglichst einfach auch dort anbieten zu können. Ebenfalls im Rahmen von
Web-Shops finden sich in den Angeboten Tools für das Kundenmanagement, Marketing, Rechnungswesen
und in einigen Fällen sogar Dienste zur Versandunterstützung.

Eine Reihe von Web-Hostern wagt sich inzwischen auf das Feld der IP-Telefonie – dies allerdings
in der Regel nicht bis zum kompletten Outsourcing der TK-Anlage (IP-Centrex), sondern bislang "nur"
als IP-Telefonieservice. Bei Schlund+Partner beispielsweise müssen sich die Anwender – Zielgruppe
sind hier Büros und kleine Unternehmen – selbst eine von Schlund+ Partner-Partner AVM gelieferte
Fritz Box ins-tallieren. Dieses Gerät integriert DSL-Modem, WLAN-Router und Telefonanlage. Echte
IP-Centrex-Services sind bei den klassischen Web-Hostern derzeit (noch) nicht zu finden. Bislang
sind hier vor allem die TK-Provider wie Arcor/Isis-Arcor, QSC oder die Deutsche Telekom aktiv.
Ähnliches gilt für die Bereiche Call-Center-Outsourcing und Managed-Security-Services. Firewalls,
Spam-Filter und Virenschutz erscheinen zwar in den Serviceangeboten vieler Web-Hoster, jedoch
bezieht sich das ausschließlich auf die dort gehosteten Web-Sites und Services. Auch ISPs bieten
Security-Services in der Regel nur für Accounts, für die sie selbst verantwortlich sind.
Provider-unabhängige Managed-Security-Services, die die IT-Infrastruktur auf Seiten der Anwender im
Auge behalten, kommen in den meisten Fällen von IT-/TK-Dienstleistern. Managed Call-Center bleiben
eine Domäne von TK-Providern.

Ein interessantes Add-on bei einigen Web-Hostern bilden Online-Office-Pakete, mit deren Hilfe
die Anbieter die Kommunikationsbedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen sowie von mobilen
Büros adressieren. Bei Schlund+Partner zum Beispiel umfassen die Office-Pakete DSL-Internetzugänge,
Groupware/Messaging-Funktionen, Web-Hosting und Team-Services (gemeinsam genutzter Speicherbereich
mit Content-Managementsystem, für jeden autorisierten Nutzer zugänglich und von jedem
internetfähigen Rechner aus erreichbar). VoIP (Voice over IP) auf DSL-Basis ist jeweils
enthalten.

Eine eigene Spezies von Internetdienstleistern, die ebenfalls Web-Hosting anbieten, bilden
Unternehmen wie GMX, Lycos und Web.de sowie Ebay und Amazon. Die Anbieter von Portalen und
Mehrwertdiensten stellen traditionell beispielsweise webbasierte E-Mail-Services,
Navigationshilfen, Shopping-Plattformen und Suchdienste bereit. Schon seit längerem haben auch sie
dieses Angebot um Web-Hosting-Services ergänzt. Der Verband der Anbieter von Telekommunikations-
und Mehrwertdiensten (VATM) sieht in diesem Bereich einen fließenden Übergang zu Content-Anbietern.
Die Geschäftsmodelle basieren auf Werbefinanzierung und Abonnementgebühren für Premiumdienste.

Fazit

Die ehemals deutlich gezeichneten Trennlinien zwischen Carriern/TK-Anbietern, IT-Dienstleistern,
Internet-Service-Providern und Web-Hostern verschwimmen von Tag zu Tag mehr. Im Zuge der
zunehmenden Konvergenz von Sprach- und Datendiensten expandieren alle Dienstleistertypen in die
Geschäftsfelder der jeweils anderen. Am moderatesten erweisen sich hier die Web-Hoster. Beim
Hosting zeigen sie allerdings eine beachtliche Kreativität.

Jörg Schröper.

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