Cloud-Printing-Lösungen für den schnellen Ausdruck unterwegs

Mobiles Drucken auf verschlungen Pfaden

13. September 2010, 6:00 Uhr | Margarete Keulen, Marketing Communications Manager bei SEH Computertechnik

Lösungskonzepte für mobiles Drucken sind zwar schon seit etlichen Jahren bekannt, doch jetzt kommt auch bei diesem Thema die "Cloud" ins Spiel - spätestens seit vor Kurzem Schwergewichte wie HP und Google neue Ansätze für "Cloud Printing" vorgestellt haben. Doch mobil über die Cloud zu drucken, macht - bei genauerer Betrachtung - aus einem eigentlich einfachen Druckauftrag einen technisch überaus komplexen Vorgang mit vielen Zwischenstationen. Wie praxisgerecht die unterschiedlichen Konzepte sind, wird die Zukunft zeigen.

Seit Notebooks, PDAs und Smartphones das Web und gängige Anwendungen überall für Anwender
zugänglich machten, ist Mobilität aus der Arbeits- und Geschäftswelt nicht mehr wegzudenken. Ein "
Knackpunkt" war und ist allerdings das Drucken. WLAN und Bluetooth erleichtern zwar die kabellose
Nutzung von Druckern und damit auch temporäre und mobile Anwendungen von Netzwerkdruckern zum
Beispiel auf Messen, Schulungen etc., doch gibt es immer noch räumliche Begrenzungen, und nicht
jeder Benutzer kann sich zum Drucken einfach in ein drahtloses Netz einloggen. Kleine, tragbare
Drucker wiederum bieten eine mobile Alternative, jedoch will nicht jeder Anwender gleich ein
solches Gerät mit sich herumtragen, nur um unterwegs ein Dokument drucken zu können.

Komponenten des mobilen Druckens

"Mobiles Drucken" ist ein Sammelbegriff für Geräte und Dienste, die Anwendern das Drucken
ermöglichen, wenn sie sich außerhalb ihres Firmennetzes bewegen und auch nicht auf lokale Drucker
zugreifen können. Um in solchen Fällen drucken zu können, sind drei Komponenten nötig: ein mobiles
Gerät, das zum Drucken über eigene Funktionen oder zugeladene Software verfügt, eine in der Regel
kabellose Verbindungsmöglichkeit zu einem Drucker und einen Netzwerkdrucker. Entscheidend ist dabei
die Ausstattung des Geräts, das mit dem Drucker kommunizieren soll, denn der Druckauftrag muss
gespoolt und gerendert und der Drucker über den passenden Druckertreiber angesprochen werden.
Während Notebooks über Druckfunktionen und die entsprechende Ausrüstung (Software, Arbeitsspeicher
etc.) verfügen, ist dies bei PDAs und Smartphones mit ihren abgespeckten Betriebssystemen und
geringeren Hardwareressourcen keineswegs der Fall.

Mobile Printing Solutions

Es gibt auf dem Markt verschiedene "Mobile Printing"-Softwarelösungen, um Druckaufträge zu
bearbeiten und an Drucker oder Faxgeräte zu schicken, etwa Printboy von Bachmann Software oder
Printpocket CE von Field Software Productions. In der Regel benötigen solche Lösungen für die
Verarbeitung des Druckauftrags relativ viel Zeit, müssen den Druckprozess vereinfachen und können
nur bestimmte Dokumententypen drucken. Aufwändiges Layout, komplizierte Grafiken oder Ähnliches
bewältigen solche Lösungen nicht. Außerdem stellt die Ansprache des gewünschten Netzwerkdruckers
ein mögliches Problem dar, denn das Smartphone oder der PDA verfügt über keine Druckertreiber.
Mobile-Printing-Software enthält mitunter generische Treiber, doch bestimmte Druckereigenschaften
wie etwa Duplexdruck, Schachtanwahl etc. lassen sich damit in der Regel nicht ansprechen.

Die große Verbreitung und Popularität immer neuer und leistungsfähigerer mobiler Geräte trieb
auch die Suche nach effizienteren Lösungen zum mobilen Drucken weiter. Zwei Lösungsansätze bieten
sich an: In jedem Fall muss das Gerät den Druckauftrag an eine Spool-Instanz schicken. Dies kann
etwa ein Dienst des Druckerherstellers, der Server eines Softwarelösungsanbieters oder eine im
Unternehmen installierte Lösung sein, wo der Druckauftrag gespoolt und gerendert wird. Eventuell
besteht auch die Möglichkeit, Druckaufträge dort zu speichern. Von hier aus existieren zwei
Möglichkeiten: Bei der ersten Variante schickt die Spool-Instanz den gespoolten Druckauftrag direkt
an den Drucker. Das Abholen von übers Internet bestellten Fotos an einer Fotostation ist ein
Beispiel für ein solches Szenario.

Bei der zweiten Variante schickt die Spool-Instanz den verarbeiteten Druckauftrag an das mobile
Gerät zurück, das diesen an den gewünschten Drucker sendet. Die kostenlose
Cloud-Printing-Applikation "Cortado Workplace" von Thinprint für Apple Iphones, Blackberry- und
Android-Smartphones basiert beispielsweise auf diesem Verfahren. Anwender schicken ein zu
druckendes Dokument von ihrem Smartphone aus an den Cortado-Workplace-Server oder wählen dort ein
bereits in ihrem Speicher abgelegtes Dokument zum Drucken aus. Die Spool-Instanz verarbeitet
anschließend den Druckauftrag mit dem geeigneten der mehr als 6.000 auf dem Server installierten
Druckertreiber und schickt ihn komprimiert an das Smartphone zurück. Der Anwender kann sein
Smartphone via WLAN oder Bluetooth mit einem Drucker in seiner Umgebung verbinden und den
Druckauftrag ausgeben lassen (Bild 1). Die für den Unternehmenseinsatz entwickelte kommerzielle
Lösung "Cortado Corporate Server" unterstützt darüber hinaus das Drucken auf Netzwerkdruckern sowie
eine ganze Reihe weiterer Leistungsmerkmale.

Im April stellte HP die gemeinsam mit dem Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM)
entwickelte "Enterprise Mobile Printing"-Lösung "Eprint" vor. Diese Cloud-Computing-Lösung soll
Anwender und ihre mobilen, Internet-fähigen Geräte von Druckermodellen und -treibern unabhängig
machen. Das dahinter stehende Prinzip, Druckaufträge über E-Mail an mit Eprint verbundene Drucker
zu schicken, ist so neu allerdings nicht. Entsprechend ausgerüstete Netzwerkdrucker und
Print-Server wie beispielsweise von SEH sind schon lange in der Lage, Druckaufträge per E-Mail zu
empfangen. Die Voraussetzung dazu ist, dass der Drucker mit einer E-Mail-Adresse ausgestattet
ist.

Die Lösung von HP umgeht nach Herstellerangabe die Notwendigkeit von Druckertreibern und
Druckerbefehlssprachen wie PCL. Der Anwender kann nach dem Aufrufen eines zu druckenden Dokuments
(gängige Formate wie Word-Dokument, JPG oder PDF) einen Druck-Button anklicken. Das Dokument wird
per E-Mail an den "HP Cloudprint Virtual Server" geschickt, der es als Druckauftrag verarbeitet und
speichert. Der Anwender erhält anschließend eine SMS mit einem Ident-Code, den er auf der
Cloudprint-Website eingibt. Daraufhin konvertiert der Server den Druckauftrag in ein druckfertiges
PDF. Anschließend wählt der Anwender einen verfügbaren geeigneten Drucker aus und klickt zur
Ausgabe erneut auf "Drucken", was den E-Mail-Versand des Druckauftrags an das Zielgerät auslöst.
Mit diesem Ablauf versucht HP, dem Anwender die gleiche Erfahrung beim Drucken über ein mobiles
Gerät zu vermitteln, die er an seinem Arbeitsplatz im Netz oder mit einem lokal angebundenen
Drucker ebenfalls hätte. Der technische Ablauf im Hintergrund über verschiedene Stationen bis zur
Ausgabe des Dokuments bleibt auch hier immer noch recht komplex (Bild 2).

Googles geplanter Cloud-Printing-Service

Auch Google machte kürzlich mit der Planung des universellen Cloud-Printing-Service "Google
Cloud Print" auf sich aufmerksam. Dieser soll auf dem Google-Betriebssystem Chrome aufsetzen, in
dem alle Anwendungen Internet-Applikationen sind. Google will das Drucken über einen Druck-Button
aus allen diesen Anwendungen heraus von jedem mobilen Gerät auf jeden Netzwerkdrucker über das
Internet ermöglichen. Der Anwender benötigt dazu ein Google-Konto, mit dem er die gewünschten
Netzwerkdrucker verknüpft. So weit, so gut. Damit diese Lösung in der Praxis funktioniert, müssen
die Drucker "Cloud Aware" sein, also mit der Cloud kommunizieren können, was eine passende
Kommunikationsschnittstelle auf dem Ausgabegerät erforderlich macht. Letztere ist bei Google in
Entwicklung und soll anschließend den Druckerherstellern zur Verfügung stehen, damit sie diese
Schnittstelle in die eigenen Drucker integrieren können.

Drucker mit solchen Kommunikationsschnittstellen wird es also sehr wahrscheinlich nicht in naher
Zukunft geben. Daher entwickelt Google für den Übergang eine Art Proxy, der für die Rechner gedacht
ist, die mit den Druckern kommunizieren. Diese Proxies, die es zunächst für Windows und in einem
weiteren Schritt auch für Linux- und Mac-Betriebssysteme geben soll, nehmen dann die Druckaufträge
stellvertretend entgegen und verarbeiten sie für das Drucksystem des Rechners. So einfach das
angestrebte Ziel erscheinen mag – die Komplexität des dahinter stehenden technischen Ansatzes ist
auch in diesem Fall beachtlich (Bild 3).

Cloud Printing

Immer mehr Menschen arbeiten nicht mehr überwiegend im Büro, sondern auch unterwegs oder auf
Reisen und greifen auf mobile IT-Lösungen zurück. Cloud Printing-Lösungen stellen für diese
Anwendergruppe eine äußerst praktische Erweiterung ihres Firmennetzwerks dar, wenn sie unterwegs
Dokumente drucken können, beispielsweise um sie zu unterschreiben und sofort wieder an
Geschäftspartner zu faxen. In den USA hat HP seine Eprint-Lösung über eine "Printer on"
-Netzwerkpartnerschaft mit der Hilton Hotelkette, dem Logistikdienstleister Fedex und der
Fluggesellschaft Air Canada zu einer öffentlich verfügbaren Cloud-Printing-Lösung ausgebaut.
Anwender können an den dort verfügbaren Druckern über ihre mobilen Geräte Dokumente ausgeben
lassen. Auf eine solche Weise lässt sich Cloud Printing großflächig verwirklichen. Drucken ist ein
geschäftskritischer Prozess und auch mobiles Drucken kann Wettbewerbsvorteile bringen. Daher ist
sicher mit weiteren interessanten Entwicklungen für mobiles Drucken zu rechnen.

transfer


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