Zögerlicher Breitbandausbau behindert Verbraucher wie auch Unternehmen

Netze unter Druck durch PS 4 und Xbox One

29. November 2013, 6:49 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Branchenverbände und die Industrie klagen seit Jahren über den zu zögerlichen Breitbandausbau in Deutschland. Eine neue Generation von Spielekonsolen dürfte diese Situation nun weiter verschärfen.

In der Studie „Zukunftspfade Digitales Deutschland 2020“, initiiert vom Bund wie auch dem Freistaat Bayern und herausgegeben vom IT-Planungsrat des Bundesinnenministeriums, veranschlagte das Gros der befragten IT-Fachleute den tatsächlichen Breitbandbedarf weit höher, als dies mit der vorherrschenden Erweiterung der Breitbandinfrastruktur erreichbar ist: Drei Viertel der für die Studie befragten Experten vermuten, dass hierzulande in zehn Jahren eine Breitbandinfrastruktur mit einer Übertragungsrate von über 100 MBit/s vorhanden sein muss, rund die Hälfte geht sogar von über 300 MBit/s aus.

Seitens der Bundesregierung strebt man bis 2018 hingegen nur den flächendeckenden Netzausbau mit 50 MBit/s an. Dies ist insbesondere in Großstädten heute teils schon gegeben, aber zwischen Stadt und Land klafft nach wie vor eine deutliche Breitband-Versorgungslücke. Im EU-Vergleich liegt Deutschland deshalb laut der EU-Kommission in puncto Breitband nur auf dem 15. Platz – bei 28 Mitgliedsstaaten also gerade einmal Mittelmaß.

Diese Situation könnte sich nun verschärfen, denn nicht nur für Unternehmen, auch im Privatbereich wird Breitbandversorgung immer wichtiger. Den Referenzwert bei den Bandbreitenanforderungen liefern im Consumer-Bereich die Online-Spielekonsolen. Und in diesem Segment ist seit einigen Tagen Microsofts neue Xbox One auf dem deutschen Markt, seit dem heutigen Tag zudem Sonys neue Playstation 4.

Solche Konsolen finden heutzutage reißenden Absatz und verkaufen sich nach Erscheinen innerhalb weniger Tage millionenfach. Branchenkenner rechnen mit rund zehn Millionen verkauften PS4- und Xbox-One-Geräten bis Frühjahr 2014. Da diese Konsolen zunehmend online und im Multi-Player-Modus zum Einsatz kommen, dürfte damit voraussichtlich auch die durch sie verursachte Netzwerklast in den kommenden Jahren beträchtlich ansteigen.

„Ohne Veränderungen an den zugrunde liegenden Netzwerken werden einige der spannendsten Funktionen der neuen Konsolen nicht zum Tragen kommen“, mahnt zum Beispiel Eugen Gebhard, Managing Director Central Europe beim Netzwerkausrüster Ciena. „Es werden also nicht die Spielentwickler und -autoren sein, die über den Erfolg der nächsten Konsolengeneration entscheiden, sondern letzten Endes die heimischen Netzbetreiber.“

Microsoft wie auch Sony, führt Gebhard weiter aus, positionierten ihre neuen Konsolen nicht nur als reine Spieleplattform, sondern als Entertainment-Zentrale im Wohnzimmer. Behalte der Branchenverband Bitkom Recht mit seiner Prognose, dass der Spielkonsolenabsatzes in Deutschland im nächsten Jahr um 24 Prozent auf 3,4 Millionen Konsolen ansteigt, würden Multiplayer-Spiele ebenso wie Video-Streaming und Internet-TV zweifellos einen Einfluss auf Netzwerke und Rechenzentren haben.

„Breitbandanbieter müssen sicherstellen, dass bestehende und zukünftige Netzwerke intelligenter werden“, fordert Gebhard. „Das heißt, sie (die Netze, d.Red.) müssen skalierbar und programmierbar sein, um mit der Datenflut, die mit der Verbreitung von datenhungrigen Geräten wie der Xbox One und der Playstation 4 einhergeht, fertig zu werden.““

"Breitbandanbieter müssen sicherstellen, dass bestehende und zukünftige Netzwerke intelligenter werden", so Eugen Gebhard, Managing Director Central Europe beim Netzwerkausrüster Ciena. Bild: Ciena

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