Praxistest: Devolo Dlan pro 1200+ Wifi ac

Schnell verbunden via Steckdose

5. Mai 2016, 6:00 Uhr | Thomas Bär und Frank-Michael Schlede/jos

Was tun, wenn keine feste Ethernet-Verkabelung vorhanden ist und ein rein WLAN-basierendes Netzwerke nicht in Frage kommt oder nicht alle Bereich abdeckt? Eine Vernetzung über die Stromleitung kann dann durchaus eine Alternative sein. Wir haben eine derartige aktuelle Lösung für den Profi-Bereich einem Praxistest unterzogen.

Eine Vernetzung der verschiedensten Geräte ist heute kein Luxus mehr, sondern eine zwingende Notwendigkeit. Ein Netzwerk sowohl für feste als auch für mobile Arbeitsplätze und Geräte gehört heute zur Infrastruktur jeder Firma. Dennoch gibt es genügend Fälle, in denen kein Ethernet-Kabel bis zum Schreibtisch oder auch nur in das Büro reicht. Sei es wegen baulicher Gegebenheiten, die das Verlegen von Leitungen nicht erlauben, oder aus Kostengründen. Vielfach setzen Anwender dann auf reine WLAN-Installationen, die aber häufig nicht genügend Kapazitäten und Übertragungsgeschwindigkeit bieten und durch bauliche Probleme wie Wände, die das drahtlose Netz blockieren, deutlich in ihrem praktischen Nutzen eingeschränkt sind - also auch kein Allheilmittel.
Eine Stromleitung ist hingegen in jedem Büroraum zu finden, sodass sich die Überlegung lohnt, dass Stromnetz mit einer sogenannten Powerline-Lösung auch für Vernetzung der IT-Systeme zu nutzen. Im Idealfall ist dieses Produkt dann auch noch mit einem WLAN-Hotspot kombinierbar.
 
Für den Profi-Einsatz konzipiert
Die deutsche Firma Devolo hat sich schon lange auf das Feld der Powerline-Produkte spezialisiert und dürfte vielen Anwender auch aus dem Home-Bereich bekannt sein, für den der Hersteller ein umfangreiches Spektrum an Produkten anzubieten hat. Wir haben uns für diesen Praxistest eine Lösung des Herstellers herausgesucht, die er explizit für professionellen Anwender auf den Markt gebracht hat. Die Modellreihe "WLAN Pro" bietet dabei eine Kombination von Powerline mit WLAN an, die es Anwendern ermöglich soll, Lücken in der Vernetzung einfach und schnell zu schließen.
Uns stand für diesen Bereich ein sogenanntes Powerline Starter Kit mit der Modellbezeichnung "Dlan pro 1200+ Wifi ac" zur Verfügung. Dieses Starter Kit hat den Vorteil, dass es gleich zwei Powerline-Adapter enthält, sodass Anwender damit sofort ein vom Hersteller als "dlan" bezeichnetes Netz über die Stromleitung aufbauen und einsetzen können. Das Produkt führt Devolo in der Reihe der Business-Produkte, was rein äußerlich schon die schwarze Farbe der Adapter im Gegensatz zu dem sonst üblichen Weiß der hauseigenen Produkte symbolisiert.
Das Set besteht aus den zwei Adaptern, einem Ethernet-Kabel und einer CD mit den Handbüchern und der Administrationssoftware. Weiterhin findet sich in der Pappschachtel ein Flyer, der im Comic-Stil die Erstinstallation der Lösung darstellt. Diese erklärt sich aber fast von allein, und nach dem Einstecken der Adapter muss der Anwender nur noch die jeweiligen Taster an den Adaptern drücken, damit sie untereinander ein verschlüsseltes Netz über die Stromleitung aufbauen. Der Taster ist für ungeübte Nutzer bei dem kleineren Adapter (der sich nur Devolo pro 1200+ nennt) zunächst etwas schwer zu finden, da es sich lediglich um eine Plastiklasche an der Außenseite handelt, die besonders dann schlecht zu erreichen ist, wenn der Adapter in einer Steckdose in Bodennähe eingesteckt ist.
Jeder der beiden Adapter ist mit zwei Gigabit-LAN-Ports und einer integrierten Steckdose ausgestattet. Der Hersteller rät unbedingt dazu, den Adapter nicht in eine Mehrfachsteckdose zu stecken und dann mit dem Stromnetz zu verbinden, sondern die Mehrfachsteckdose mit der integrierten Steckdose des Adapters zu verbinden, da es sonst zu Einschränkung bei der Übertragung kommen könnte.
Für die Verwaltung der Geräte stellt der Anbieter die Software AVpro Manager zur Verfügung. Diese Software steht nicht nur für Windows-, sondern auch für Linux-Systeme zur Verfügung. Sie lief in unseren Test auch ohne Probleme auf verschiedenen Windows-10-Systemen. Beim ersten Start legt sie eine Datenbankdatei mit den eingestellten Parametern an, die später auch leicht auf einen anderen Rechner zu portieren ist. Als erste Entscheidung bei der Installation muss der Nutzer festlegen, ob er ein normales Peer-to-Peer-Netzwerk einrichten will, bei dem alle Adapter auch untereinander Daten austauschen können, oder ob er ein MDU-Netzwerk (Multiple Dwelling Unit) aufbauen will. Bei einem MDU-Netzwerk arbeiten die Adapter im Master-Slave-Betrieb und bilden ein eigenes Netzwerksegment, in dem jedes der Slave-Systeme nur Daten an den Master senden kann. Eine Kommunikation unter den Slave-Systemen ist dann nicht möglich, bei Bedarf eine sinnvolle Option.
Die Oberfläche der Software wirkt übersichtlich und aufgeräumt und kann im Anfänger- oder Expertenmodus erscheinen, wobei der Expertenmodus deutlich mehr Informationen anzeigt. Administratoren können dann nicht nur Netze anlegen und/oder verwalten, sondern auch eigene Profile erstellen und die Dlan-Geräte im eigenen Netzwerk überwachen. Die Software lässt sich auch so installieren, dass ein Administrator sie mittels Remote-Zugriff bedienen kann.
 
Einstellungen, Verwaltung, WLAN und VLANs
Alle Einstellungen lassen sich aber auch über die im Dlan-pro-1200+-WiFi-ac-Adapter enthaltene Konfigurationsoberfläche via Web-Browser erreichen. Ein Rechtsklick auf das Gerät in der Verwaltungssoftware oder die direkte Eingabe der IP-Adresse des Adapters im Browser bringt diese Oberfläche auf den Bildschirm. Dort kann der Nutzer dann auch problemlos den im Adapter integrierten Hotspot konfigurieren. Das Gerät ist standardmäßig richtig vorkonfiguriert, das WLAN ist eingeschaltet, aber mit WPA2 verschlüsselt.
Das WLAN bietet sowohl Verbindungen im 2,4- als auch im 5-GHz-Netz an und unterstützt die Standards 802.11 a/b/g/n und ac. In der Web-Oberfläche kann der Anwender die beiden Netze zusammen als Einheit, aber auch getrennt verwalten. Insgesamt unterstützt das Gerät dabei bis zu sieben Access-Points (Multi-SSID) mit je zwei Frequenzbändern, sodass die Administratoren auf diese Weise bis zu insgesamt 14 unterschiedliche WLAN-Netze einrichten und betreiben können. Standardmäßig ist das Gerät so vorkonfiguriert, dass die Client-Systeme im WLAN auch untereinander Daten austauschen können. Über die Option "Keine Datenweiterleitung zwischen WLAN-Stationen" können Betreiber diese Möglichkeit jedoch unterbinden und dadurch eine Isolierung der Geräte auch im Peer-to-Peer-Betrieb erreichen.
Als weitere Möglichkeit zur Organisation des Netzwerkbetriebs bietet das Gerät dem Administrator die Möglichkeit, die Bereiche im Netzwerk mithilfe von virtuellen Netzwerken (VLANs) weiter gegeneinander abzugrenzen. Standardmäßig ist die VLAN-Konfiguration deaktiviert. Solange diese Einstellung gültig ist, sind alle Ethernet-Ports, der Dlan-Port und die WLAN-Access-Points der Lösung zusammengeschaltet.
Ist die VLAN-Konfiguration aktiviert, so ist standardmäßig bereits ein VLAN mit der ID "VLAN-ID 1" vorkonfiguriert. Der Administrator kann bis zu 15 weitere dieser virtuellen Netze nach seinen Vorstellungen einrichten und konfigurieren. Dabei kann er jeweils das Verwalten der unterschiedlichen Ports entsprechend verändern. Zusammen mit den Möglichkeiten, die durch die vielfachen SSIDs und WLAN-Netzen entstehen, können Administratoren so auch komplexere Netzwerkstrukturen entwickeln und direkt ohne Verkabelungsaufwand einrichten und betreiben.
Natürlich kommt bei Testgeräten dieser Art immer die Frage nach Geschwindigkeiten und Durchsatzraten auf. Der Hersteller verspricht eine maximale Datenübertragungsrate von 1.200 MBit/s über die Stromleitung und bis zu 1.666 MBit/s für das WLAN, wozu dem Adapter die eingesetzte 2×2-Mimo-Technik (Multiple Input Multiple Output - dient zur Nutzung mehrerer Sende- und Empfangsantennen bei der drahtlosen Übertragung) verhelfen soll.
Wir haben im Rahmen dieses kurzen Praxistests auf aufwändige Messungen der Durchsatzraten verzichtet, da diese bei Powerline-Lösungen stark von der Qualität der jeweiligen elektrischen Verkabelung vor Ort abhängig ist - wir mussten immer wieder feststellen, dass es schwierig ist, dazu allgemein gültige Aussagen zu treffen. So kamen wir bei unserer Verkabelung nicht über 650 MBit/s über das Stromnetz hinaus und beim Einsatz eines Notebooks mit 802.11-ac-Adapter meldete Windows 10 Werte rund um 350 MBit/s. Dies sind sicher keine repräsentativen Messwerte. Aber für den praktischen Einsatz liefern diese Adapter auf jedem Fall einen so hohen Durchsatz, dass Anwender den Unterschied zur gewöhnlichen Verkabelung in der Regel nicht bemerken werden.
Besonders positiv dabei: Die Adapter ließen sich auch durch elektrische Geräte wie einen Fön oder eine Kaffeemaschine, die wir über ihre integrierte Steckdose angeschlossen haben, nicht im Geringsten aus dem Tritt bringen.
 
Fazit: Einfach zu installierende und gute Alternative
Das getestete Starter Kit hat im Test überzeugt. Installation und Inbetriebnahme sind einfach, und die auf CD mitgelieferten Handbücher im PDF-Format stehen mit ausführlichen Erklärungen bereit, wenn einmal etwas nicht ganz klar ist. Erfahrende IT-Administratoren, die schon mit Powerline-Lösungen arbeiten konnten, werden keine Probleme haben, dieses Produkt in ihr Netzwerk zu integrieren. Dabei ist hervorzuheben, dass gerade die gut gestalteten Oberflächen der Administrationssoftware und die in den Geräten integrierte Web-Oberfläche einen deutlicher Pluspunkt darstellen. Auch durch die Möglichkeit mithilfe von VLANs logische Abgrenzungen im lokalen Netzwerk zu schaffen, eignet sich das Produkt gut für den professionellen Einsatz. Gut hat es uns auch gefallen, dass wir einen weiteren Devolo-Adapter der Reihe 650+ ebenfalls mühelos mit einbinden konnten.
Devolo teilte uns mit, dass man in der Regel zu solchen B2B-Produkten, die für den Projekteinsatz gedacht sind, keine UVP (unverbindliche Preisempfehlung) angeben würde. Dennoch nannte man uns einen Preis für das Devolo Dlan pro 1200+ WiFi ac Starter Kit mit zwei Adaptern von 237 Euro für dieses Set und 167 Euro für den einzelnen Adapter.

Der Autor auf LANline.de: BÄR
Der Autor auf LANline.de: Frank-Michael Schlede
Info: Devolo AG
Tel.: 0241/18279-277
Web: www.devolo.de

So steht der WLAN-Access-Point bereit: Die AC-Verbindung klappte im Test im 5-GHz-Netz mit einem Notebook problemlos und rasch.

Administration mittels mitgelieferter Software AVpro Manager und integrierter Web-Seite: Die Oberflächen sind klar strukturiert und lassen sich leicht bedienen. Hier zeigt sich auch, dass ein Gerät aus der Serie 650+ ebenfalls mühelos einzubinden war.

Powerline und WLAN-Zugang in einer Lösung: Mit dem Starter-Kit der Dlan-pro-1200+-Wifi-ac-Lösung können Anwender ihr Netz auch an den Stellen erweitern und ergänzen, an denen keine Verkabelung via Ethernet möglich ist. Bild: Devolo

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