Anzeige: Bis die Funken sprühen

Warum Verkabelung bei der Modernisierung von Netzwerken in den Fokus rückt!

17. Oktober 2022, 9:00 Uhr | Diana Braun, 3KV
Andreas Helling, Manager Systems Engineering bei Extreme Networks
© Extreme Networks

Viel Geld wird investiert, um das Netzwerk auf aktuellen Technologiestand zu modernisieren. Die Priorität liegt häufig bei den aktiven Netzwerk-Komponenten wie Switches und Access Points. Der Blick auf die funktionale Verkabelung fehlt oft, in der Planungsphase wird die passive Infrastruktur eher stiefmütterlich behandelt. Dabei kann eine „falsche“ Verkabelung zu gravierenden Performance-Einbußen der gesamten IT-Infrastruktur führen.

Die angesagten Themen der Branche sind immer schnelleres, immer intelligenteres Netzwerk und Geräte, wie Access Points, Telefone oder Kameras, die ihren Strom von den verbundenen Switches bekommen. Aber die entscheidende Frage ist, ob das Kabel, an dem alles hängt, auch für die neue Technologie geeignet ist. Häufig ist es das nicht, so dass die Verkabelung für viele Projekte ein Showstopper ist.

Das bestätigt auch Andreas Helling, Manager Systems Engineering bei Extreme Networks: „Im Fokus stehen hier mehrere Punkte, die bei IT-Projekten gerne übersehen werden. Angefangen bei der Stromversorgung – POE (Power over Ethernet) bzw. POE++ (etwa bei Wi-Fi 6E Access Points), das bei heutigen WLAN-Infrastrukturen eingesetzt wird. Das bedeutet, dass 40-90 Watt auf einem Kabel liegen können. Wir sind momentan der einzige Anbieter, dessen Wi-Fi 6E Access Points noch mit 30 Watt auskommen“, so Andreas Helling weiter.

Ein weiterer Aspekt sind Längenbegrenzungen, die vor langer Zeit als Standard festgelegt wurden und sich in der Regel auf Bandbreiten beziehen, die heutzutage nicht mehr genutzt werden. Was direkt zum nächsten Punkt führt, den veränderten Bandbreiten.  Wo früher noch 100 Mbps über eine Kupferleitung geschickt wurde, sind es heute 1, 2,5 Gbps, 5 Gbps oder noch mehr.  

Das unterstreicht umso stärker, dass bei IT-Projekten eine bestehende Kabelumgebung oder eine neue planungssichere Verkabelung zwingend mitbetrachtet werden muss. Andreas Helling ergänzt: „In kritischen Umgebungen wie etwa Krankenhäusern kann eine Verkabelung ein enormer Kostenfaktor sein, hier müssen zusätzliche Dinge wie etwa Brandschott Durchbrüche oder weitere bauliche Veränderungen beachtet werden.“

Es passiert nicht selten, dass IT-Projekte daran scheitern, dass die ausgesuchten aktiven Komponenten nicht mit der vorhandenen Kabelstruktur kompatibel sind und sie nur mit einer Überarbeitung betrieben werden könnten. Dafür wurde aber in der Planungsphase oft kein Budget berücksichtigt.

Erfahrungen, die auch Wolfram Kurz, Senior Consultant bei CC Communicate Consult bestätigen kann. „Die neuen Generationen von Switches haben ein PoE Leistungspotenzial von bis 90 Watt pro RJ45 Port. Hochgerechnet kommt man sehr schnell bei einem kleinen Switch zu einer Größenordnung von 1,5 Kilowatt, die über Kabelbündel fließen sollen – das hat die Größenordnung der Leistung eines Föhns.“

Funkenflug im Netzwerk

Es kommt zur bisher unbekannten Funkenbildung, und zwar jedes Mal, wenn ein Stecker unter Last gezogen wird und bei Kontakt mit Metall auch zu kontinuierlicher Korrosion der Steckkontakte – sofern Stecker und Buchse nicht dafür ausgelegt, entsprechend konstruiert und getestet sind. Diese hohe Spannung bzw. Leistung können auch schnell aktive Netzwerk-Komponenten wie Switche beschädigen.

Ein anderer Effekt des hohen Stromflusses ist die Wärmeentwicklung. „Datenkabel sind in der Regel für Betriebstemperaturen von maximal 60 Grad ausgelegt, früher wurde das nie berücksichtigt, heute aber schon“, ergänzt Wolfram Kurz.

„Was man nicht vergessen darf, dieses Kabel ist ja nicht nur dafür da Strom durchzuleiten, damit der Access Point hochfahren kann, sondern wir wollen auch noch Daten rüberschicken, und zwar unter Umständen mit 10 Gbps – wir reden also über Hochfrequenztechnik, die über das Kabel läuft und dadurch beeinflusst wird“, so Wolfram Kurz weiter.

Bei der Kabellänge wurden bislang auch die altbekannten Längenstandards von 90 Metern Verlegekabel + 2x5 Meter für Patchkabel verwendet. Höhere Temperaturen haben jedoch Reduzierungen der altbekannten Längenstandards zur Folge. Was früher funktioniert hat, geht heute oft nicht mehr.

Aktuelle Normen und Vorschriften

Nicht zu vernachlässigen sind auch Normen. In Zukunft zwingt die Norm EN50174 die Betreiber dazu – sofern es die Ausschreibung verlangt - POE Verkabelungen exakt zu dokumentieren: „Welche Kabel versorgen mit PoE und welches Gerät dahinter wird mit Strom versorgt, also beispielswiese ein Access Point mit 30 Watt oder ein POE-Telefon mit 14,7 Watt?“ erläutert Wolfram Kurz. „Man spricht bei EN50174 von sog. „Remote Powering Klassen“ 1-3 und ein Kabelaltbestand wird eine Klasse 3 kaum schaffen“, so Wolfram Kurz weiter.

Bei der Netzwerkplanung sind eine Vielzahl von Dingen zu beachten und mit der rasanten technischen Entwicklung aktiver Komponenten rückt der passive Teil der Infrastruktur immer mehr in den Fokus. Dennoch ist ein moderne Verkabelungsstruktur kein Hexenwerk. Erfolgsfaktor bei der Modernisierung des Netzwerks ist die richtige Analyse und Planung im Vorfeld. Wichtig ist, rechtzeitig die geeigneten Experten hinzuzuziehen.

Generalunternehmer, Planer, Integrator/Systemhaus, Endkunde. Das verhindert teure Fehler und führt zu einer angemessenen Budgetierung damit dem Projekt nicht das Geld ausgeht.

Wenn Sie das Thema noch weiter vertiefen wollen, steht Ihnen die neuste Ausgabe des 3KV Netzwerk Talk/Podcast zur Verfügung. Der Spezialdistributor 3KV hat die Experten Andreas Helling und Wolfram Kurz an einen Tisch gebracht und sie durchleuchten die Thematik intensiv und berichten anschaulich aus der Praxis.

Mehr dazu: 3KV Netzwerk Talk


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