Neue Chips, Lichtwellenleiter-Bausteine und Software angekündigt

Cisco will mit neuer Technik das "Internet der Zukunft" gestalten

16. Dezember 2019, 12:30 Uhr | Von Timo Scheibe.

Der US-Netzwerkausrüster Cisco hat vor Kurzem seine Technologiestrategie für den Aufbau eines neuen Internets, dem "Internet der Zukunft", vorgestellt. Es soll digitale Innovationen voranbringen, die  bezüglich Performance, Wirtschaftlichkeit und Stromverbrauch über die aktuellen Infrastrukturen hinausgeht. Der Netzwerkhersteller geht davon aus, dass sein Ansatz das Internet für die kommenden Jahrzehnte prägen wird. Schon jetzt ermögliche er technische Innovation bei der Entwicklung von Anwendungen und Diensten.

Cisco rechnet damit, dass im kommenden Jahrzehnt fortschrittliche Technologien zahlreiche digitale Angebote ermöglichen, etwa virtuelle und erweiterte Realität, 16K-Streaming, künstliche Intelligenz, 5G, 10G, Quantencomputer, adaptive und prädiktive Cybersicherheit oder ein intelligentes IoT (Internet of Things). Die aktuellen Internet-Infrastrukturen seien jedoch für diese künftigen Generationen von Anwendungen aufgrund ihrer Komplexität überfordert.

Seit fünf Jahren arbeitet der Netzwerkausrüster nach eigenen Angaben bereits an einer Technologiestrategie für ein Internet, das diesen Ansprüchen genügen kann. Dabei setzt das Unternehmen auf neue Chips und auf die nächste Generation an optischen Netzwerken, die die schwierigsten Probleme lösen sollen, wenn die digitale Transformation die aktuelle Infrastruktur bis an ihre Grenzen auslastet.

Im Zentrum der Strategie setzt Cisco auf Entwicklung und Investitionen in den drei Technikbereichen Chips, „Optics“ und Software. Dies seien die entscheidenden Hebel für die Zukunft, erklärt David Goeckeler, Executive Vice President und General Manager of the Networking and Security Business bei Cisco: "Bei der Technologiestrategie von Cisco geht es nicht um die nächste Generation eines einzelnen Produktbereichs. Wir haben in den letzten Jahren in ganze Kategorien unabhängiger Technologien investiert, von denen wir glauben, dass sie in Zukunft zusammenwachsen - und es uns letztendlich ermöglichen, die schwierigsten Probleme zu lösen, vor die der Fortschritt der digitalen Innovation uns stellen könnte. Diese Strategie bildet die Basis für das bislang ehrgeizigste Entwicklungsprojekt des Unternehmens."

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Die Carrier-Class-Router der 8000-Serie sind die ersten Geräte, die Cisco mit dem Silicon One Q100 entwickelt hat. Bild: Cisco

Die Grundlage für das hauseigene Routing-Portfolio soll die programmierbare Chip-Architektur Silicon One bilden. Sie ist laut Herstellerangaben mit einer Performance von bis zu 25 TBit/s kurzfristig verfügbar. Ferner handelt es sich nach Bekunden des Netzwerkausrüsters um den ersten Netzwerkchip der Branche, der universell für Service-Provider und Web-Scale-Anbieter einsetzbar ist. Cisco hat den Chip für sowohl integrierte als auch modulare Plattformen entwickelt. Das erste Silicon-One-Modell Q100 (siehe Bild oben) sei in der Lage, die Routing-Marke von 10 TBit/s Netzwerkbandbreite zu übertreffen, ohne Programmierbarkeit, Zwischenspeicherung, Energieeffizienz, Skalierbarkeit und Funktionsflexibilität zu beeinträchtigen.

Bislang kämen oft mehrere Mikrochip-Typen mit unterschiedlichen Fähigkeiten in einem Netzwerk und sogar in einem einzigen Gerät zum Einsatz. Dadurch gestalte sich die Entwicklung neuer Funktionen sowie Tests oft langwierig und teuer. Mit einheitlichen, programmierbaren Chips sei es Netzbetreibern möglich, die Betriebskosten erheblich zu senken und die Zeit bis neue Dienste für Netzbetreiber eine Wertschöpfung darstellen deutlich verkürzen, so Cisco weiter.

Darüber hinaus handelt es sich bei der hauseigenen 8000-Reihe um die erste Plattform, die der Hersteller mit Silicon One Q100 entwickelt hat. Die Carrier-Class-Router sollen Service-Provider und Web-Scale-Anbieter dabei unterstützen, die Kosten für den Aufbau und Betrieb hochskalierter Netzwerke für die 5G-, KI- und IoT-Ära zu senken. Als wichtigste Funktionen nennt Cisco:

  • Optimierung für 400 GBit/s und mehr, als System beginnend bei 10,8 TBit/s in nur einer Rack-Einheit,
  • Vereinfachung von Betrieb und Senkung der Betriebskosten durch das neue, cloudgestützte Netzwerkbetriebssystem Cisco IOS XR7,
  • höhere Sicherheit mit integrierter Trust-Technik für Echtzeiteinblicke in die Vertrauenswürdigkeit kritischer Infrastrukturen und
  • mehr Bandbreite und Programmierbarkeit für Service-Provider, um TBit/s selbst an energie- und platzlimitierten Netzwerkstandorten bereitzustellen.

Da die Port-Raten von 100G auf 400G und darüber hinaus steigen, wächst laut Cisco der Anteil optischer Lösungen an den Kosten für Aufbau und Betrieb von Internet-Infrastrukturen. Der Netzwerkausrüster plant, hier organisch zu investieren, damit bei weiter steigenden Router- und Switch-Port-Raten optische Lösungen für die Anwender entwickelt werden, die den strengen Zuverlässigkeits- und Qualitätsstandards der Branche entsprechen.

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Cisco testet seine optischen Transceiver, damit sie den Industriestandards entsprechen und auch auf Hosts von Drittanbietern funktionieren. Bild: Cisco

Dazu testet der Hersteller nach eigenem Bekunden im Rahmen seines Qualifizierungsprogramms seine optischen Transceiver, damit sie den Industriestandards entsprechen und sowohl auf den eigenen als auch auf den Hosts anderer Hersteller funktionieren.

Ferner rechnet Cisco damit, dass aufgrund der Fortschritte bei klassischen Silizium-Chips sowie bei Silicon-Photonics-Funktionen bald in steckbaren Formfaktoren verfügbar sind, die bisher nur als separate Chassis existieren. Dadurch sollen Netzbetreiber erhebliche Vorteile durch einen einfacheren Betrieb erhalten. Mit Investitionen in die „Silicon-Photonics-Technik“ will Cisco nach eigenen Angaben einen Architekturwechsel bei Rechenzentrums- und Service-Provider-Netzwerken realisieren und neben einer Vereinfachung des Netzwerkbetriebs zudem die Kosten für Strom und Platz senken.

Weitere Informationen finden sich unter www.cisco.de.

Timo Scheibe ist Redakteur bei der LANline.

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