Fehlende Konzepte und veraltetet Soft- und Hardware schaffen Gefahren

Home-Schooling: Nachholbedarf bei der Digitalisierung

1. April 2020, 12:03 Uhr | Von Dr. Jörg Schröper.

Die Coronakrise bringt unter anderem im Bildungsbereich einige einschneidenden Veränderungen mit sich: Home-Schooling statt Klassenzimmer. Seit Jahren schon fordern Experten mehr Digitalisierung im Bildungsbereich und monieren nachdrücklich veraltete und anfällige IT-Systeme. Doch passiert ist nach Einschätzung von Experten lange Zeit nichts. Derzeit ist der Bildungsbereich gewissermaßen über Nacht zu einem der attraktivsten Ziele für Cyberkriminelle geworden. Erst vor einigen Tagen haben Hacker beispielsweise die bayerische Lernplattform Mebis lahmgelegt.

Mehrere Sicherheitsexperten nahmen die aktuelle Lage rund um die Cybersicherheit im Bereich Home-Schooling zum Anlass, die Situation zu kommentieren. Wie bedroht ist die deutsche Bildungslandschaft von Cyberangriffen? Welche Maßnahmen sollten jetzt unbedingt umgesetzt werden? Und wie kann man Schüler auf die Gefahren vorbereiten?

Rayna Stamboliyska von YesWeHack erklärt: "Wir befinden uns als globale und vernetzte Gesellschaft in einer Situation, in der die Digitalisierung unserer Arbeit viele Fragen hervorruft. Bildung ist da keine Ausnahme. Ransomware-Angriffe, bei denen schnell ganze Systeme unzugänglich gemacht werden können, sind eine große Gefahr im Bildungssektor. Tools für den Bildungsbereich und den Heimunterricht sind besonders leichte Ziele, da sich Lehrer und Schüler aufgrund mangelnder IT-Kenntnisse häufig leicht erpressen lassen. Die Coronavirus-Pandemie verschlimmert das Problem, da aktuell mehr Schülerinnen und Schüler die von der Schule ausgegebenen Geräte zu Hause und damit in einem mutmaßlich weniger geschützten Umfeld benutzen. Da viele Informationen über Bildungsprogramme und Lernplattformen öffentlich zugänglich sind, ist es für einen Cyberkriminellen einfach, scheinbar relevante Details in eine Phishing-E-Mail aufzunehmen und an persönliche Daten zu gelangen."

Ein aktuelles Beispiel sind laut der Expertin E-Mail-Anhänge von angeblich offiziellen Quellen (WHO, Rotes Kreuz), die Ransomware enthielten. Diese gaben vor, wichtige Informationen über die Verbreitung des Coronavirus zu zeigen oder wichtige Software-Updates bereitzustellen.

Stefan Wehrhahn von BullGuard sagt: "Die aktuelle Situation stellt gerade Organisationen im Bildungsbereich vor eine große Herausforderung. Wenn viele Schulen und Universitäten kurzerhand kreative Lösungen für digitales Lehren und Lernen aus dem Boden stampfen, bleibt das Thema IT-Sicherheit oft auf der Strecke. Dafür sind jetzt drei Aufgaben zu meistern. Kurzfristig gilt es erstens, Lehrer, Schüler und Studierende für Cybersicherheit zu sensibilisieren. Dazu gehört auch der Schutz der persönlichen Geräte, die für das Home-Schooling eingesetzt werden. Eine VPN-Verbindung sowie ein Antivirus-Programm sollten zur Standardausstattung gehören. Mittelfristig muss die Schule zweitens selbst grundlegende Sicherheit für ihre Systeme schaffen. Bislang muss dafür zusätzlich zum iServ-Schul-Server ein separater Server gekauft und bereitgestellt werden."

Cloud-Lösungen, wie etwa das hauseigene BullGuard Small Office Security, könnten laut dem Experten Abhilfe schaffen. Langfristig sei es drittens Aufgabe der Schulen, Kompetenzen für IT und Cybersicherheit in den eigenen Reihen abzubilden. Gemeinsam mit externen Partnern wie etwa Systemhäusern können diese Personen dann die notwendige, digitale Infrastruktur der Schule aufbauen. Nur so gelinge der digitale Wandel in unseren Schulen und Universitäten.

Jovi Umawing, Malwarebytes, ergänzt : "Gerade durch die aktuelle Situation mit Home-Schooling auf der ganzen Welt müssen Bildungseinrichtungen jetzt noch mehr in die Cybersicherheit investieren. Es klingt eigentlich selbstverständlich, aber die beste Waffe gegen Internetkriminalität ist Bildung selbst. Schüler müssen gerade jetzt noch mehr über die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, und über mögliche Folgen informiert werden. Wir empfehlen hier nicht erst seit heute, Cybersicherheitserziehung mit in den Lehrplan zu integrieren."

Oliver Hillegaart von Jamf erklärt weiter: "Jetzt zeigt sich, dass die Digitalisierung des Unterrichts in Deutschland schon vor der Coronakrise weit hinter ihren Möglichkeiten blieb, schon unter ?Normalbedingungen? hat das Bildungswesen hierzulande großen Nachholbedarf. Es fehlt an Vorzeigebeispielen in puncto Bereitstellung, Verwaltung und Sicherheits-Management von Geräten, damit Schulklassen künftig für ähnliche Fälle gewappnet sind und schnell zum Home-Schooling übergehen können. Hier lohnt sich ein Blick in die USA: Dort ist der iPad-unterstützte Unterricht bereits sehr etabliert. Apple stellt zahlreiche Tutorials und Materialien bereit, mit denen Lehrer theoretisch sofort loslegen können, um beispielsweise Nutzer, Nutzergruppen und Gerätegruppen zu erstellen und zu verwalten. Gekoppelt an unsere Software Jamf School (Bild oben, Bild: Jamf, d.Red.) ist die nötige Sicherheit gewährleistet, beispielsweise indem die Downloadberechtigung für Apps zentral gesteuert werden kann."

Weitere Informationen stehen zum Beispiel unter www.jamf.com zur Verfügung.

Dr. Jörg Schröper ist Chefredakteur der LANline.

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