Altsysteme bremsen die digitale Transformation

Lünendonk-Studie: „Cloud First“ bei der IT-Modernisierung

5. März 2019, 8:47 Uhr | Von Dr. Jörg Schröper.

Der Trend ist laut der aktuellen Lünendonk-Studie eindeutig: Bei der Modernisierung ihrer IT-Altsysteme setzen die meisten Unternehmen auf Geschwindigkeit und verzichten auf langwierige Konsolidierungs- und Harmonisierungsprojekte. Vielmehr bevorzugen sie die direkte Migration der Anwendungen in die Cloud, wo sie anschließend unter anderem mit Micro-Services und APIs modernisiert werden. Allerdings finden viele IT-Modernisierungsvorhaben (38 Prozent) derzeit nicht unternehmensübergreifend statt, sondern nur in einzelnen Geschäftsbereichen, so sie Untersuchung weiter. Lediglich jedes fünfte Unternehmen habe derzeit eine IT-Modernisierungsstrategie in der Umsetzung, die die gesamte IT-Landschaft einbezieht.

Dies sind erste Ergebnisse der aktuellen Lünendonk-Studie "Fit für die digitale Transformation - Status quo und Ziele bei Legacy-Modernisierung und Cloud-Migration". Die Studie ist in fachlicher Zusammenarbeit mit Arvato Systems, Kobaltblau und Warth & Klein Grant Thornton entstanden.

Der Druck zur IT-Modernisierung sei demnach nun nach Jahren der Verzögerung entsprechender Projekte enorm hoch. "So war in den letzten Jahren häufig zu beobachten, dass viele Unternehmen die Mammutaufgabe der Modernisierung ihrer Altsysteme vor sich hergeschoben haben - nicht etwa weil sie die Notwendigkeit nicht gesehen haben. Vielmehr ist die Komplexität von IT-Modernisierungsvorhaben oft so hoch, dass sich das Risiko nicht einschätzen ließ und folglich Budgets nicht bewilligt wurden", beschreibt Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder und Studienautor, die Situation. Vor allem die vielen Abhängigkeiten zwischen den heterogenen und weit in die Unternehmensprozesse verzweigten Anwendungen sind ein Grund, warum stabil laufende Systeme nicht angepackt wurden.

Hinzu kommt als große Herausforderung im digitalen Zeitalter, dass die meisten IT-Landschaften einen monolithischen Charakter haben und historisch gewachsen sind. So bestehe häufig die Situation, dass einzelne Geschäftsbereiche und Tochtergesellschaften eigene ERP-Systeme und Datenbanken im Einsatz haben, die untereinander nicht immer synchronisiert sind und folglich keinen Datenaustausch ermöglichen beziehungsweise diesen stark erschweren. Zum Beispiel haben 32 Prozent der befragten Unternehmen mehr als 20 ERP-Systeme im Einsatz und 37 Prozent sogar mehr als 5 CRM-Anwendungen. "Diese Heterogenität hat so lange gut funktioniert, bis im Zuge der Digitalisierung der Austausch von Daten über mehrere Geschäftsbereiche, IT-Systeme und Unternehmensgrenzen hinweg notwendig geworden ist", so Zillmann.

Eine unmittelbare Folge der heterogenen IT-Landschaften ist in fast jedem zweiten befragten Unternehmen der geringe Grad der Vernetzung der verschiedenen Systeme und die Tatsache, dass damit kein automatisierter Austausch von Informationen zwischen den einzelnen Kernanwendungen stattfindet. Das habe Auswirkungen auf den Erfolg einer digitalen Transformation. "Digitale Geschäftsmodelle werden beispielsweise dadurch erschwert, dass es im E-Business oft keine Verknüpfung von eingegebenen Bestelldaten im Frontendportal mit Informationen zur Lieferzeit aus den ERP-Systemen gibt", beobachtet Mario Zillmann. "Eine Auftragsverfolgung in Echtzeit ist für den Kunden daher nicht ersichtlich."

Alle befragten CIOs und IT-Leiter haben jedoch konkrete Pläne, um ihre ERP-Landschaft zu modernisieren und auf veränderte Abläufe und Geschäftsprozesse neu auszurichten. Allerdings unterscheiden sich die Unternehmen hinsichtlich der Wahl der Modernisierungsstrategien deutlich. Während die eine Hälfte der befragten IT-Entscheider auf die Konsolidierung der ERP-Systeme setzt oder diese bereits abgeschlossen hat, hält die andere Hälfte der CIOs von einer Konsolidierung Abstand. "Dabei scheint es laut den Studienergebnissen durchaus eine kritische Grenze zu geben, wann sich eine Konsolidierung der ERP-Systeme betriebswirtschaftlich nicht mehr lohnt", so Zillmann. "Demnach sind es häufig Unternehmen mit mehr als zehn ERP-Systemen im Einsatz, die von einer ERP-Konsolidierung absehen." Einen klaren Trend zeigen die Studienergebnisse jedoch bei der Wahl der künftigen Deployment-Strategie. Bei der Modernisierung ihrer ERP-Systeme bevorzugen 65 Prozent der befragten Unternehmen die Migration der Anwendungen in die Cloud, während 19 Prozent ihre ERP-Lösungen im bestehenden On-premise-Modell modernisieren. Dagegen planen sogar 71 Prozent der Unternehmen, ihre CRM-Systeme in die Cloud zu migrieren.

Die detaillierte Lünendonk-Studie 2019 ist ab sofort kostenfrei verfügbar. Weitere Informationen stehen unter www.luenendonk.de bereit.

Dr. Jörg Schröper ist Chefredakteur der LANline.

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