SPE-Partnerschaft von Phoenix Contact, Weidmüller, Reichle & De-Massari, Belden und Fluke Networks

Neue Standards für Single Pair Ethernet

2. April 2019, 8:15 Uhr | Von Dr. Jörg Schröper.

Anlässlich der Hannover Messe haben die Unternehmen Phoenix Contact, Weidmüller, Reichle & De-Massari, Belden sowie Fluke Networks eine Technikpartnerschaft für Single Pair Ethernet (SPE) angekündigt. Die Unternehmen wollen dabei gemeinsam die in die Normierung eingebrachten Steckgesichter der IEC 63171-2 (Büroumgebung) und IEC 63171-5 (Industrieumgebung) entwickeln und unterstützen. Die Normen definieren IP20- und IP65/67-Steckgesichter für die ein- und vierpaarige Datenübertragung in Single-Pair-Ethernet-Anwendungen.

Um eine aufeinander abgestimmte Infrastruktur für Geräte, Steckverbinder, Kabel und Messtechnik zu gewährleisten, planen die Unternehmen, ihr Technik-Know-how zu bündeln. "Single Pair Ethernet (SPE) ist einer der Megatrends der industriellen Datenübertragung", fasst Torsten Janwlecke, President Business Area Device Connectors bei Phoenix Contact zusammen. Das SPE definiere nicht erneut höhere Übertragungsgeschwindigkeiten oder -strecken, sondern bilde den normativen Rahmen für eine anwendungsgerecht reduzierte Verkabelung. "Mit dieser reduzierten Verkabelung rücken völlig neue Anwendungsgebiete in den Fokus", so Janwlecke.

Die Datenverkabelung mit nur einem Aderpaar ermöglicht Übertragungsstrecken von bis zu 1.000 Metern bei Übertragungsraten von 10 MBit/s bis zu 1 GBit/s. Damit eigne sich SPE ideal für Infrastrukturanwendungen im Maschinen- und Anlagenbau, der Prozesstechnik und auch für die Gebäudeinfrastruktur. Der große Vorteil: SPE ist umgebungsneutral. Feldgeräte, Sensoren und Aktoren können einfach in die bestehende Ethernet-Umgebung der Unternehmensebene eingebunden werden, so die Hersteller. Zusätzliche Gateways und Schnittstellen entfallen. "Anders als Feldbus-Protokolle durchdringt das Ethernet alle Automatisierungsebenen. Es ist durchgängiger, effizienter und kostengünstiger als Feldbussysteme", so Janwlecke.

Die Entwicklung des Single Pair Ethernets hat ihren Ursprung in der Automobilbranche. Dort ist der Trend zur Entwicklung kleinerer und leistungsfähigerer Geräte deutlich zu spüren. Zukunftsweisende Technik wie das autonome Fahren erfordern eine Verbindungstechnik, die die Übertragung größerer Datenraten auf geringem Bauraum ermöglicht. Von diesem Ansatz können auch andere Industrien profitieren. "Für Anlagenbauer ist das einpaarige Single Pair Ethernet eine Arbeitserleichterung. Die Installation ist im Vergleich zum vierpaarigen Ethernet einfacher und ermöglicht eine merkbare Reduktion von Platz und Gewicht", erklärt Jörg Scheer, Leiter Division Device & Field Connectivity bei Weidmüller. Simon Seereiner, Leiter Produkt-Management IE und SAI bei Weidmüller, ergänzt: "Bei Neuinstallationen sparen Anwender Anschaffungskosten und können die notwendigen Kabeltrassen kompakter ausführen. Die normierten Steckgesichter ermöglichen zudem eine effiziente Verkabelung mehrerer Kommunikationsteilnehmer, die sich eine gemeinsame Leitung und Schnittstelle teilen. So können Anwender die bestehende Verkabelung weiter nutzen und statt eines bis zu vier Geräte anbinden."

Dank der standardisierten Schnittstellen lassen sich ein- und vierpaarige Verkabelungskonzepte ebenso miteinander kombinieren wie IP20- und IP6x-Lösungen. Die Zweidrahttechnik erlaubt zudem die anwendungsgerechte Versorgung der Endgeräte mit Leistungen bis zu 60 Watt über das gleiche Aderpaar (Power over Data Line – PoDL). "Unsere Zusammenarbeit in der Normierung schafft Sicherheit“, so Janwlecke. "Weltweit können Anwender auf der Basis standardisierter Schnittstellen effiziente Netzwerk- und Verkabelungsstrukturen vom Sensor über die Leit- und Unternehmensebene bis hin in die Cloud aufbauen." Scheer ergänzt: "Durch die Digitalisierung nimmt die intelligente Vernetzung in allen Bereichen des Lebens zu. Auch im industriellen Umfeld wird eine durchgängige Datenübertragung relevanter. Aus diesem Grund ersetzt die Ethernet-Verkabelung bereits heute vielfach klassische Feldbussysteme."

Berry Medendorp, Senior Director, Global Industrial Marketing von Belden, führt aus: "Um bestehende Feldbussysteme ablösen zu können, bedarf es kostengünstiger, miniaturisierter und standardisierter Komponenten. Eine Schlüsselrolle in der Übertragungstechnik spielen dabei Single-Pair-Ethernet-Leitungen. Der einfache Aufbau, kleinere Abmessungen, eine deutliche Gewichtsreduktion und die einfache Anschlusstechnologie machen diese Technologie auch in der Automatisierungstechnik, der Gebäudeverkabelung, Bahntechnik und in vielen weiteren Anwendungen interessant."

"Die Zertifizierung der installierten Ethernet-Verkabelung ist der effektivste Weg, um einen fehlerfreien Betrieb sicherzustellen. Dies ist unabhängig von der Anzahl der Leiter-Paare im Kabel", sagt Mark Mullins, Global Communications Manager und Gründungsmitglied von Fluke Networks. Auf diese Weise können laut dem Fluke-Mann Anwender sicherstellen, dass sich ihre Investitionen in hochwertige Verkabelung und Komponenten rentieren. "Seit unserer Gründung haben wir mit mehr als 30 Normungsgremien zusammengearbeitet, um die Zukunft der Verkabelung zu definieren. Unser Ziel ist es, effektive Standards zu definieren, die auch die Entwicklung von Tools erlauben, mit denen Kunden diese aufregende neue Technologie zertifizieren und wenn notwendig Fehler beheben können", so Mullins weiter.

Weitere Informationen gibt es auf www.weidmueller.com.

Dr. Jörg Schröper ist Chefredakteur der LANline.

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