ISO-Ausschuss erhält 19 Einwände gegen Vorschlag der Redmonder

ODF vs. Open XML: Microsoft gerät unter Druck

11. Februar 2007, 23:55 Uhr |

Der Kampf um das zukünftige einheitliche Dokumentenaustauschformat ist in eine neue Runde getreten. Während sich beim ISO-Ausschuss die Bedenken gegenüber einer Standardisierung von Microsofts Open XML häufen, nutzt Sun die Gelegenheit und kündigt eine weitere Unterstützung des Open Document Formats (ODF) an. So stellte das Unternehmen jetzt ein neues Konvertierungs-Plug-in für Microsoft Office 2003 vor.

Suns Staroffice 8 Konvertierungs-Plug-in erlaubt zunächst nur eine automatische Zwei-Wege-Konvertierung zwischen dem proprietären Microsoft-.doc-Format und dem offenen .odt-Format, doch alsbald sollen auch alle Tabellen- und Präsentationsformate unterstützt werden. Das Plug-in basiert weitestgehend auf der offenen Openoffice.org-Plattform.

"Mit diesem Plug-in wird sich die Anwendung von offenen Dateiformaten in den Unternehmen weiterhin durchsetzen", hofft Marino Marcich, Chef der ODF-Alliance.

Unterstützung erhalten er und die ODF-Vertreter derzeit von immer mehr US-Bundesstaaten. So hat Massachusetts als erster US-Staat ein Gesetz erlassen, wonach der Datenaustausch mit und zwischen den Regierungsbehörden ausschließlich per ODF zu erfolgen hat. Minnesota folgte inzwischen und in Texas liegt dem Parlament ein ähnlicher Gesetzesentwurf vor.

Aufwind erhalten die Open-Format-Gruppen derzeit auch dadurch, dass bis zum Ende der Einspruchsfrist am 5. Februar Bedenken und Einsprüche aus 19 Ländern gegen eine ISO-Zertifizierung von Microsofts Open XML eingegangen sind. Vor allem technische Schwächen und Verwirrung bei den Endanwendern führen viele Länder dabei ins Feld. Neben Deutschland haben auch Japan, Australien und Großbritannien beim ISO-Technologieausschuss Bedenken angemeldet.

Doch noch gibt sich Microsoft nicht geschlagen. In einem Statement über die 19 Briefe, die bei der ISO eingegangen sind, heißt es aus Redmond, dass "es sich dabei nicht notwendigerweise um gravierende Widersprüche handeln muss, sondern beispielsweise auch nur einfache Kommentare sein können oder sogar Zustimmung".

Derzeit liegt der Microsoft-Vorstoß beim ISO-Technologie-Ausschuss, in dem 30 Nationen vertreten sind. Sobald dieser Ausschuss eine Standardisierung befürwortet, geht der Antrag zur Abstimmung an die 157 ISO-Mitglieder. Falls sich die ISO für ein Schnellverfahren entscheidet, könnte über das neue Format bereits im August abgestimmt werden.

Doch daran glaubt im Moment keiner der Beteiligten. "Standardisierungsanträge, die nur von einem Anbieter unterstützt werden, wurden bislang immer sehr sorgfältig diskutiert und durchleuchtet", sagt Dana Gardner, Analystin bei Interarbor Solutions. Sie empfiehlt deshalb den Unternehmen, die kurzfristige Archivierungs- und Austauschprobleme haben, sich auf das bereits zertifizierte ODF abzustützen. "ODF wird auf jeden Fall bestehen bleiben, egal wie die Entscheidung über das Microsoft-Format ausfällt", lautet ihr Rat an die CIOs.

Harald Weiss/wg


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