Speichertrends aus Silicon Valley (2)

Storsimple integriert Cloud in Speichersysteme

26. Juli 2011, 7:30 Uhr | Stefan Mutschler/pf

Während einer einwöchigen Tour durch Silicon Valley hatte LANline Gelegenheit, die Firmenzentralen einiger technologischer Vorreiter aus den Bereichen Storage, Cloud-Storage und Cloud-Management zu besuchen. Aus den Gesprächen mit dem Top-Management konnten wir eine Reihe spannender Trends festmachen.

Vieles spricht dafür, dass Speichersysteme künftig verstärkt in die Cloud wandern: Es entstehen keine Investitionskosten, der Speicher ist sofort nutz- und bei Bedarf nahezu beliebig erweiterbar. Dies sind auch die primären Schlüsselargumente des noch jungen US-Unternehmens Storsimple, das erst kürzlich mit seinem Konzept des „Enterprise Cloud Storage“ eine neue Finanzierungsrunde in Höhe von 31,5 Millionen Dollar gewann. Quasi in zweiter Instanz ergeben sich durch dieses Konzept jedoch noch weitere Vorteile – sie betreffen im Wesentlichen die Datensicherheit sowie Backup, Restore und Desaster Recovery. Doch der Reihe nach.

Die Appliances, die Storsimple anbietet, sind einerseits mehrstufige Speichersysteme, andererseits WAN-Gateway in die Cloud. Um die Cloud-Seite muss sich der Nutzer selbst kümmern – ein Angebot als Cloud-Storage-Provider gehört nicht zum Geschäftsmodell des Newcomers aus Santa Clara. Dessen Fokus liegt vielmehr darin, eine intelligente Entscheidung zu treffen, welche Daten zu welchem Zeitpunkt in die Cloud ausgelagert werden sollen. Dafür hat Storsimple eine spezielle Technologie entwickelt, die sich „Weighted Storage Layout“ (WSL – auf Deutsch etwa: gewichtete Speicherplanung) nennt. In Abhängigkeit verschiedener Faktoren wie Nutzungshäufigkeit und Alter der Daten, Referenzzählern und einigen weiteren entscheidet die Appliance in Echtzeit, welche Daten für eine Applikation gerade aktuell notwendig und welche in die Cloud ausgelagert werden können. Dabei arbeitet WSL auf Block-Ebene.

Die WSL-Logik korrespondiert mit dem mehrstufigen Speichersystem, das in die Appliances integriert ist. Der insgesamt nutzbare Speicher beträgt im Modell Storsimple 5010 100 TByte, im Modell 7010 200 TByte. Das sind jedoch nur die Angaben zum insgesamt logisch nutzbaren Speicher (nach Deduplizierung und Kompression) – physisch löst sich das etwa im Modell 7010 in 1 TByte SSD- (Samsung SLC Flash) und 12 TByte SAS-Festplattenspeicher auf. Auf Basis dieser Physik sortiert WSL alle Daten in vier Kategorien: Die „Rohdaten“ landen zunächst in einem Teil des Flash-Speichers (Ebene 1). Bereits hier werden die Daten fortlaufend dedupliziert und in einen anderen Bereich des Flash-Speichers (Ebene 2) verschoben. Hier werden sie fortlaufend komprimiert und auf die Festplatten (Ebene 3) geschoben. Bevor sie von hier schließlich in die Cloud (Ebene 4) wandern, werden sie noch verschlüsselt und für den WAN-Verkehr optimiert. Der Zugriff auf die 3U-Appliances von LAN-Seite erfolgt über iSCSI.

Den größten Nutzen der Appliances sieht der Storsimple-Chef-Wissenschaftler Joel Christner mit Applikationen, deren Daten ein hohes Deduplizierungspotenzial haben und für die aktuelle Arbeit klar in „heiße“ und „kalte“ Daten unterteilbar sind. Als Beispiele nennt er Exchange Server, Sharepoint, Collaboration-Umgebungen, Content Management, gemeinsam genutzte Laufwerke und virtuelle Maschinen. Nicht geeignet seien die Appliances hingegen für Anwendungen, die hohe Übertragungsraten und/oder hohen Speicherdurchsatz benötigen.

Sofern der jeweilige Service-Provider mitspielt beziehungsweise entsprechende Dienste anbietet, lassen sich über den Cloud-Aspekt in puncto Sicherheit weitere Vorteile erzielen. So erlauben die Appliances etwa ein „Instant Off-Site Backup“ zu vergleichsweise niedrigen Kosten – bei hoher Sicherheit (Provider-abhängig) und von überall zugreifbar. Die technischen Funktionen dahinter nennen sich Cloud-Snapshot – ein über eine gängige Backup/Restore-Software gezogene Schnappschusskopie – und Cloud Clone (ein zusätzlich bei einem anderen Provider gespeicherter Snapshot). Backup, Restore, Desaster Recovery sollen so nicht nur stark vereinfacht werden – nicht zuletzt durch den Wegfall von Bandspeichern und der damit verbundenen Logistik sollen sich auch die Kosten in erheblichem Ausmaß drücken lassen.

Die Appliances, die Storsimple anbietet, sind einerseits mehrstufige Speichersysteme, andererseits WAN-Gateway in die Cloud. Bild: Stefan Mutschler

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