Lünendonk-Studie zur digitalen Transformation

Unternehmen haben Nachholbedarf bei der Digitalisierung

23. November 2016, 7:55 Uhr | Von Timo Scheibe.

Die im Auftrag von Lünendonk durchgeführte Studie "Wie digitalisieren Sie Ihr Business? - Mehrwerte schaffen durch Digitale Transformation" zeigt, dass die Unternehmen tendenziell gut bei der Entwicklung digitaler Innovationen aufgestellt sind. Schlechte Noten geben sich die Studienteilnehmer jedoch bezüglich der Vermarktung digitaler Innovationen. Im Rahmen der Umfrage wurden mehr als 120 CIOs, Chief Digital Officers und Fachbereichsentscheider aus dem gehobenen Mittelstand mit mehr als 2.500 Mitarbeitern sowie aus Großunternehmen und Konzernen befragt.

"Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich die Unternehmen im Zusammenhang mit der digitalen Transformation durchaus selbstkritisch einschätzen", analysieren Hartmut Lüerßen und Mario Zillmann, beide Partner bei Lünendonk. "Viele Unternehmen haben mit den Veränderungen begonnen, eine durchgängige Digitalisierungsstrategie fehlt jedoch meist noch. Darauf weisen die Bewertungen der Teilnehmer deutlich hin", erläutert Prof. Dr. Peter Buxmann von der TU Darmstadt, der die Studie wissenschaftlich begleitete. Eine große Herausforderung sei dabei gerade für Unternehmen aus der Old Economy, sich für neue externe Partner, Methoden und Modelle zu öffnen.

In den untersuchten Branchensektoren Handel, Banken/Finanzdienstleister und Chemie/Pharma/Medizintechnik erwarten 61 Prozent der befragten Unternehmen eine große oder sehr große Veränderung der Geschäftsmodelle durch die digitale Transformation. Laut den Machern der Studie ist es jedoch auffallend, dass die Teilnehmer häufiger mit großen oder sehr großen Veränderungen für die eigene Branche und nicht für das eigene Unternehmen rechnen. In der eigenen Firma erwarten 53 Prozent große oder sehr große Veränderungen der Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung. "Hier scheint es einen unrealistischen Optimismus zu geben", resümiert Prof. Dr. Buxmann. "Dass gerade die sehr großen Unternehmen davon ausgehen, der Markt um sie herum würde sich stärker verändern als sie selbst, spiegelt eine traditionelle Wahrnehmung wider."

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Die größte Chance der Digitalisierung sieht die Mehrheit der Unternehmen in sogenannten Verteidigungszielen.

Geht es um die Einschätzung von Chancen der Digitalisierung stehen bei den befragten Unternehmen sogenannte "Verteidigungsziele" wie die Bindung von Kunden oder Prozessverbesserungen (84 Prozent) im Vordergrund. Weitere für die Konzerne wichtige Aspekte sind das Halten oder Verbessern der Wettbewerbssituation und das Reduzieren von Kosten. Stark wachstumsorientierte Themen stufte die Mehrheit der Umfrageteilnehmer als nicht so wichtig ein. Beispielsweise sehen lediglich 26 Prozent der Teilnehmer in der Erschließung neuer Geschäftsfelder und 21 Prozent in der Gewinnung neuer Kunden eine sehr große Chance. So ist es auch wenig verwunderlich, dass 70 Prozent der Studienteilnehmer sagen, dass der Druck, die digitale Transformation voranzutreiben, überwiegend von außen kommt.

Bei den Risiken der Digitalisierung befürchten die Studienteilnehmer vor allem hohe Investitionskosten (60 Prozent). Zudem sehen 55 Prozent ein großes Risiko darin, dass das Ausrichten der Unternehmenskultur nur sehr langsam voranschreitet. Als dritthöchstes Risiko (48 Prozent) steht für Unternehmen die Herausforderung, hoch qualifizierte IT-Fachkräfte zu finden und an die Firma zu binden.

Für die Macher der Studie befinden sich vor allem Unternehmen, die in wachstumsorientierten Themen nur geringe Chancen sehen und gleichzeitig das Investitionsrisiko als besonders hoch einschätzen, in einem Spannungsfeld, das die Entwicklung von mutigen und disruptiven Geschäftsmodellen, Produkten oder Services erschwert und langfristig gefährlich für das Unternehmen sein kann.

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Etwa 61 Prozent der Befragten erwarten, dass die digitale Transformation die Geschäftsmodelle in der Branche verändert.

Geht es darum, eigene Innovationen zu entwickeln, zeigt die Studie, dass 92 Prozent der befragten Unternehmen auf interne Entwicklung und bekannte Partner setzen. 98 Prozent entwickeln Innovation gemeinsam mit Partnern, etwa Kunden, Zulieferern oder IT-Dienstleistern und bereiten sie gemeinsam auf die Marktreife vor. Bei 80 Prozent der Studienteilnehmer basieren die Kooperationen zudem auf mittel- bis langfristigen Verträgen, ohne dass ein Joint Venture gegründet oder ein anderes Unternehmen übernommen wird.

Lediglich 18 Prozent beteiligen sich häufig an Start-ups beziehungsweise Technologieunternehmen. 15 Prozent gaben an, dass sie häufig ein Start-up oder Technologieunternehmen übernehmen. Obwohl sich die befragten Firmen vergleichsweise schwer damit tun, neue Partnerschaften für die Innovationsförderung zu finden, rechnen 95 Prozent damit, dass die Komplexität der Ökosysteme zunimmt. 71 Prozent stimmen der Aussage zu, dass neue Ökosysteme wirtschaftlich wichtiger für sie werden. 83 Prozent gehen davon aus, dass diese häufiger industrieübergreifend sein werden.

"Die digitale Wirtschaft ist viel dynamischer. Viele große Unternehmen erleben in der Zusammenarbeit mit neuen Partnern aus der digitalen Wirtschaft erst einmal einen Kulturschock. Es fehlt auch häufig die Erfahrung mit Methoden für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle", sagt Hartmut Lüerßen. Und Mario Zillmann erklärt: "Bei Programmen für die digitale Transformation ist es wichtig, Innovationen bereichs- und geschäftsfeldübergreifend gemeinsam zu entwickeln und die richtigen Partner zu finden. Diese müssen in der Lage sein, die relevanten Technologien und Services für die Branche und das Unternehmen bewerten und integrieren zu können."

Weitere Informationen finden sich unter www.luenendonk-shop.de.

Timo Scheibe ist Redakteur bei der LANline.

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