Overland Storage Reo 4000 im Test

Auf Band oder Festplatte sichern

2. November 2005, 0:06 Uhr | Andreas Roeschies/mw

Ein einfach durchzuführendes Backup auf Festplatten verspricht Overland Storage mit ihren SAN-Speicherlösungen der Reo-Serie. Die Geräte enthalten zwar Festplatten, emulieren nach außen aber Bandlaufwerke, sodass vorhandene Backup-Programme weiter genutzt werden können.

Mehrere Argumente sprechen für das Backup auf Festplatten, wovon die variable Leistung und die
Schreibgeschwindigkeit im Vordergrund stehen. Während es langsame Bandlaufwerke oft nicht schaffen,
das Backup im vorgegebenen Zeitraum auszuführen, kann bei schnellen Tapes das Problem auftreten,
dass die zu sichernden Daten nicht schnell genug geliefert werden, was zum verschleißfördernden "
Stop-and-go-Betrieb" des Laufwerks führt. Eleganter ist der Einsatz von Festplatten, da diese
sowohl schnell als auch langsam ankommende Daten problemlos aufnehmen. Nach dem Backup auf Platten
sollten die Daten auf Bänder kopiert werden, da diese bei großen Datenmengen preisgünstiger sind
und vor allem, weil sich Bänder problemlos außerhalb des Unternehmens lagern lassen, beispielsweise
in Bankschließfächern. Besonders einfach will Overland Storage dieses so genannte Disk Staging
(oder Disk-to-Disk-to-Tape-Backup) mit ihrer Reo-Serie machen. Diese SAN-Speicherlösungen enthalten
SATA-Disks und sind nach außen hin als Bandlaufwerke und auch als Festplatten sichtbar. Wie viele
Speichergeräte welcher Art die Reo-Systeme bereitstellen, konfiguriert der Administrator in einer
übersichtlichen Oberfläche.

Die Reo 4000 enthält acht Platten mit jeweils 250 GByte, die intern in zwei Arrays mit jeweils
vier Platten angeordnet sind. Platz für Reserveplatten (Hot Spares) bietet das 19-Zoll-Gehäuse mit
zwei Höheneinheiten nicht. Im JBOD-Modus, bei dem der Anwender die acht Platten 1:1 sieht, steht
ihm die volle Kapazität von 2 TByte zur Verfügung. In der schnellen, aber unsicheren
RAID-0-Konfiguration stellt die Reo 4000 zwei virtuelle Platten mit jeweils 1 TByte zur Verfügung.
Bei der Verwendung des fehlertoleranten RAID 5 sehen die angeschlossenen Server zwei Platten mit
jeweils 750 GByte, sodass 1,5 TByte zur Verfügung stehen. Eine unterschiedliche Konfiguration der
beiden Arrays ist leider nicht möglich, und eine Änderung des RAID-Levels bedeutet einen Verlust
sowohl aller Daten als auch der Initiatorenliste. In der Konfiguration als RAID 0 oder 5 stellt die
Reo auf Wunsch bis zu 64 logische Volumes bereit. Diese bieten eine hohe Flexibilität, denn jedes
logische Volume kann nach außen als Festplatte, als Bandlaufwerk mit fester oder als Bandlaufwerk
mit dynamischer Größe sichtbar sein. Logische Volumes sind ohne Datenverlust erweiterbar, solange
die Kapazität der Reo nicht erschöpft ist.

Kommunikationsoptionen

Nach außen hin kommuniziert die gut 25 Kilogramm schwere Reo 4000 über einen Management-Port
sowie zwei Gigabit-Anschlüsse, die iSCSI "sprechen". Optional ist ein Fibre-Channel-Interface mit
zwei Ports verfügbar, das in einer zukünftigen Version auch Bandlaufwerke unterstützen soll, sodass
die Reo eigenständig Kopien von Festplatte auf Tape anlegen kann. Energie bezieht das System über
zwei Netzteile, die im laufenden Betrieb gewechselt werden können. Die erste Konfiguration erledigt
der Systemverwalter, indem er den mitgelieferten USB-Speicher-Stick in seinen PC steckt und dort in
einer Datei die IP-Adresse für den Management-Port einträgt. Anschließend wechselt der Stick in die
Reo, die davon bootet. Die weitere Konfiguration erfolgt per Browser in der Verwaltungsoberfläche,
die sowohl über den Managementanschluss als auch über die Gigabit-Ports erreichbar ist. Die
Oberfläche ist so leicht zu verstehen, dass der Administrator ohne die gelungene Onlinehilfe
auskommt. Neben der Konfiguration der Platten inklusive Statusanzeige für jede SATA-Disk kann der
Administrator Volumes einrichten und angeben, welche iSCSI/FC-Initiatoren erlaubt sind und welche
Volumes die einzelnen Initiatoren "sehen" sollen. Zusätzliche Sicherheit bietet die Option, feste
IP-Adressen anzugeben, während bei FC der World Wide Node/Port-Name erforderlich ist. In der
Netzwerkeinrichtung legt der Administrator Fibre-Channel-Parameter und die IP-Adressen der Ports
fest. Da die beiden Daten-Ports unterschiedliche IP-Adressen haben müssen, ist kein Load Balancing
oder Failover möglich. In der Systemkonfiguration befinden sich die Einstellungen für die
E-Mail-Benachrichtigung (leider ohne SMPT-AUTH) bei Problemen, und das Wartungsmenü ermöglicht das
Herunterfahren der Appliance.

Die Software Multi-Sitepac kopiert zeitgesteuert Daten von Reos in Filialen an die Reo-Appliance
in der Firmenzentrale. Die Wiederherstellung ist sowohl innerhalb der Außenstandorte als auch vom
zentralen Backup-Server aus möglich. Der Vorteil dieser automatischen Datenmigration besteht darin,
dass keine Administration und manueller Bandwechsel an jedem Standort erforderlich ist, was die
Fehlerwahrscheinlichkeit senkt, die beispielsweise beim Einlegen von Bandkassetten passieren kann.
Wie schon beim Einsatz einer einzelnen Reo kann die vorhandene Backup-Software weiter verwendet
werden.

Test

Im Test musste die Reo 4000 ihre Fähigkeiten an zwei Windows 2000-Servern mit dem Microsoft
iSCSI Initiator 1.06 unter Beweis stellen. Keine Probleme traten bei der Verwendung von
Festplatten-Volumes auf. Die Datenträgerverwaltung konnte die iSCSI-Platten als Basis- und als
dynamische Datenträger nutzen; auch das Einrichten eines Stripe Sets auf zwei 1 TByte großen Disks
klappte einwandfrei. Die Performance lag bei großen Datenblöcken bei rund 30 MByte/s pro Server.
Die beiden Server beeinträchtigten sich gegenseitig nicht. Als Bandlaufwerk konfigurierte logische
Volumes sehen Initiatoren als HP-Ultrium-2-Drives. Das Beschreiben und Lesen mit dem von Windows
2000 mitgelieferten Datensicherungsprogramm gelang ohne Probleme, auch Backup Exec 9.1 und 10.0
gingen so mit dem virtuellen Laufwerken um, als wären es echte Tape Drives. Weder das Überschreiben
der "Tapes" noch das Anhängen von Daten bereitete der Reo Schwierigkeiten. Die Backup-Performance
von einem einzelnen Server liegt bei etwa 870 MByte/min. Schließt man an jeden der beiden
Gigabit-Port einen Server an, kommt jeder für sich auf diesen Wert, sodass die addierte Leistung
rund 1740 MByte/min beträgt. Eine höhere Gesamtleistung ist laut Herstellerangaben mit noch mehr
gleichzeitigen Datenströmen erzielbar, das Optimum liegt je nach Umgebung zwischen vier und acht
parallelen Streams. Die leistungssteigernden so genannten Jumbo-Frames (9000 Byte große
Ethernet-Frames) unterstützt das Gerät leider nicht. Gut gefallen hat uns, dass die Reo 4000 Daten
auf virtuellen Bändern komprimiert. Die Komprimierung wird dabei wie gewohnt von der
Backup-Software gesteuert. Leider sinkt die Performance bei aktivierter Komprimierung, und zwar bei
gut komprimierbaren Datenbanktabellen auf 600 MByte/min und bei bereits komprimierten
Festplatten-Image-Dateien auf magere 335 MByte/min. Obwohl die Rechenleistung der Reo damit
offenbar ausgereizt ist, ist die gleichzeitige Sicherung von zwei Servern aus sinnvoll, weil die
Reo 4000 über zwei CPUs verfügt und daher zwei Datenströme parallel komprimieren kann; im Test
kamen wir dabei auf zusammen 470 MByte/min (wiederum mit bereits komprimierten
Festplatten-Image-Dateien). Erheblich schneller ist die serverseitige Datenkomprimierung: Im Test
mit Backup Exec 10.0 und einem Server mit 1- GHz-CPU erreichten wir bei gut komprimierbaren
Inhalten Datenraten von mehr als 1000 MByte/min.

Inkompatibilitäten

Ältere Versionen von Backup Exec (8.6 und 9.0) erkannten im Test die virtuellen Bandlaufwerke
gar nicht, obwohl sie auf der Kompatibilitätsliste stehen; Overland Storage bestätigte dieses
Problem. Brightstor Arcserve 11.1 arbeitet nur eingeschränkt mit der Reo 4000 zusammen: Weil beim
Hochfahren des Servers die Arcserve-Dienste starten, bevor der iSCSI-Initiator die Verbindung
hergestellt hat, sieht die Backup-Software die virtuellen Bandlaufwerke nicht. Erst das manuelle
Beenden und Starten der Dienste machte die Drives sichtbar. Mit einer iSCSI-Netzwerkkarte (Adaptec
7211C, Qlogic Sanblade QLA4010 oder Intel PRO/1000 T IP) kann dieses Problem nicht auftreten.
Außerdem arbeitet Arcserve nicht mit Bandlaufwerken mit fester Größe zusammen. Die Performance
entsprach in etwa derjenigen von Backup Exec.

Fazit

Als Ergänzung für bestehende Backup-Lösungen, die keine Sicherung auf Platte kennen und nicht
geändert werden sollen, ist die Reo 4000 eine gute Wahl. Wirklich interessant könnte das System
werden, wenn es in Zukunft die direkte Kopie der Daten auf Band beherrscht. Die Reo 4000 kostet mit
acht Festplatten und 2 TByte zirka 9700 Euro und mit zusätzlichem FC-Interface 13.755 Euro.

Info: Overland Storage Tel.: 089/94490-214 Web: www.overlandstorage.com


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