Test: Unitrends Backup Appliance RC713

Backup-Spezialist für heterogenes Umfeld

8. Juli 2015, 6:00 Uhr | Christoph Lange/pf

Mit Unitrends drängt ein Hersteller aus den USA auf den europäischen Backup-Markt, der seit vielen Jahren auf Datensicherungsprodukte spezialisiert ist. Unitrends 8.0 unterstützt eine große Zahl an Betriebssystemen inklusive Bare-Metal-Recovery-Funktion. LANline testete eine schlüsselfertige Recovery Appliance, die sowohl physische als auch virtuelle Rechner unter VMware und Hyper-V sichern kann.

Bei der vom Hersteller Unitrends angebotenen gleichnamigen Software handelt es sich um eine Disk-to-Disk-Backup-Lösung, die auch eine Archivierung auf Bandlaufwerke oder in die Cloud ermöglicht. Unternehmen können Unitrends wahlweise auf hauseigenen physischen Servern installieren, eine für VMware und Hyper-V erhältliche virtuelle Appliance einsetzen oder die von Unitrends angebotene schlüsselfertige Hardware-Appliance erwerben. Als Betriebssystem nutzt Unitrends das auf Red Hat basierende Centos 6.5.
Dass der Hersteller schon länger auf den Backup-Markt spezialisiert ist, zeigt sich an der langen Liste der unterstützten Betriebssysteme für Backup sowie für Bare Metal Recovery zur Wiederherstellung kompletter Betriebssysteme. Neben Windows und Linux kann Unitrends Systeme mit verschiedenen Unix-Derivaten, Mac OS X, Xen und Novell sichern. Virtuelle Server lassen sich durch die Integration mit den Hypervisoren von VMware und Microsoft agentenlos schützen. Der "Cisco UCS Manager Client" wiederum ist in der Lage, UCS-Service-Profile, -Templates, -Pools und -Policies zu sichern. Für das Backup von NAS-Systemen bietet Unitrends einen NDMP-Client (Network Data Management Protocol) für Netapp- und EMC-Storage an. Zudem kann die Software CIFS- und NFS-Freigaben beliebiger NAS-Filer sichern.
Unitrends bietet die Hardware-Appliance in verschiedenen Größen an. Beim kleinsten System RC201 handelt es sich um einen Desktop-PC, der bis zu 600 GByte Backup-Daten auf lokalen Platten sichert. Zum LANline-Test trat das Rack-Modell RC713 an, das 1 HE misst und mit vier Festplatten maximal 3,2 TByte Backup-Daten speichert. Die Rack-Appliances verwenden Server-Hardware von Supermicro. Das größte System RC943 bietet auf 4 HE eine Backup-Kapazität von 50 TByte. Durch die integrierte Deduplizierung und Komprimierung können die Appliances deutlich mehr Primärdaten speichern als die genannten nutzbaren Kapazitäten. Die Backup Appliances sind optional auch mit SSDs (Solid State Drives) erhältlich, um Anforderungen an hohe Backup- und Restore-Geschwindigkeiten erfüllen zu können.
 
Inbetriebnahme und Grundkonfiguration
Um die Appliance in das LANline-Testnetz zu integrieren, schlossen wir zunächst Tastatur, Maus und Monitor an und verbanden das Gerät mit dem LAN. Nach dem Hochfahren erschien ein textbasierender Konfigurationsassistent, über den wir die IP- und DNS-Konfiguration für unser Testnetz anpassten und ein neues Root-Passwort setzten.
Anschließend konnten wir per Web-Browser auf die grafische Management-Oberfläche der Appliance zugreifen. Bei der ersten Anmeldung startet automatisch ein Setup-Wizard, um Grundeinstellungen wie Datum und Zeit, Hostname oder E-Mail-Settings für die Zusendung automatischer Backup Reports vorzunehmen. Der Administrator kann die Appliance als lokales Backup-System oder als Replikationsziel für ein bereits vorhandenes Unitrends-System konfigurieren.
 
Einrichtung der Agenten
Im Setup-Wizard wählt der Administrator zudem, für welche Betriebssystemversionen Backup-Agenten erforderlich sind. Danach kann er die zu sichernden Rechner mit Name und IP-Adresse hinzufügen. Die Unitrends-Appliance installiert anschließend auf diesen Systemen den Agenten.
Für den LANline-Test haben wir im Setup-Assistenten zunächst einen virtuellen W2008R2-Server und einen physischen Windows-7-PC hinzugefügt und so konfiguriert, dass Unitrends nach der Installation des Agenten automatisch das erste Backup durchführt. Dies hat problemlos funktioniert. Anschließend installierten wir den Agenten auf einem virtuellen W2012R2-Server und einem Windows 8.1-Rechner und führten ein Backup durch. Unitrends bietet auch spezielle Agenten für eine applikationskonsistente Sicherung von Exchange-, MS-SQL-, Sharepoint- und Oracle-Servern an.
Das Statusfenster des GUI zeigt alle aktiven Sicherungen und die aktuelle Übertragungsrate an. In der Testumgebung war das Backup des 15 GByte großen virtuellen W2008R2-Servers nach etwa 25 Minuten abgeschlossen. Unitrends reduzierte die auf dem Backup-Laufwerk gespeicherten Dateien dabei mithilfe der integrierten Deduplizierung und Komprimierung um ungefähr die Hälfte. Die Deduplizierung entfernt im Backup bereits vorhandene Blöcke und kann dadurch die zu speichernde Datenmenge deutlich verringern. Der Reduktionsfaktor hängt von der Art der Daten ab. Bei virtuellen Servern oder Desktops mit dem gleichen Betriebssystem lassen sich in der Regel hohe Einsparungen erzielen.
 
Definition der Backup-Zeitpläne
Im Anschluss an das initiale Backup der vier Testrechner richteten wir die Zeitpläne für die automatische tägliche Sicherung ein. Den Startzeitpunkt legten wir für den ersten Rechner auf Mitternacht, für die weiteren jeweils eine Stunde später. Unitrends unterstützt die Backup-Verfahren "Forever Incremental", "Full with Incrementals", "Full with Differentials" sowie selbstdefinierte Backup-Pläne. Wir aktivierten zudem die Option "Perform Bare Metal Backup", um die vollständige Systemwiederherstellung zu testen.
Bei der Konfiguration des Zeitplans legt der Administrator auch fest, wie lange die gesicherten Daten aufzubewahren sind, bevor sie aus dem Backup gelöscht werden. Die Option "Minimum" hält die Backup-Daten für den angegebenen Zeitraum vor. Sollte allerdings der Speicherplatz zur Neige gehen, löscht die Appliance die Daten auch vor Ablauf des Minimum-Zeitraums, damit sich das nächste neue Backup speichern lässt. Um sicherzustellen, dass die Mindestzeit zwingend eingehalten wird, gibt es deshalb die Option "Legal Hold", die bei einem Platzproblem keine Daten löscht, sondern eine Warnmeldung ausgibt, dass sich das aktuelle Backup wegen fehlenden Speicherplatzes nicht ausführen lässt. Die Retention-Option "Maximum" wiederum legt fest, wie lange das System die Backup-Daten maximal aufbewahrt.
 
File Level Restore
Um verloren gegangene oder beschädigte Dateien und Verzeichnisse wiederherzustellen, wählt der Administrator in der zentralen Konsole aus dem Kalender das gewünschte Backup für den betroffenen Rechner aus. Daraufhin erscheint eine Explorer-ähnliche Ansicht, in der er die wiederherzustellenden Dateien und Verzeichnisse auswählen kann. Es ist auch möglich, einzelne Dateien auszuschließen sowie die Dateien nicht an ihren ursprüngli-chen Ort, sondern in ein anderes Verzeichnis zurückzusichern. Im Test verliefen die von uns durchgeführten Rücksicherungen fehlerfrei.
Wenn alle Daten eines Systems auf einen bestimmten Zeitpunkt zurückgesetzt werden sollen, wählt der Administrator die Funktion "Point in Time Restore". Damit lassen sich die Daten zum ausgewählten Zeitpunkt wiederherstellen. Das Recovery eines gecrashten Servers ist damit allerdings nicht möglich, weil die Unitrends-Appliance für die Rücksicherung mit dem Backup-Agenten auf dem Client kommunizieren muss.
Um das Point in Time Restore zu testen, haben wir von einem Windows-8-Rechner zahlreiche Dateien aus dem Verzeichnis C:\Windows gelöscht. Dadurch ließen sich der Event Viewer und der Task Scheduler nicht mehr öffnen. Die Wiederherstellung des gesamten Datenbestandes von 11,5 GByte dauerte gut 30 Minuten. Anschließend ließen sich die beiden Anwendungen wieder normal bedienen.
Für die Wiederherstellung von Windows-Servern inklusive Betriebssystem bietet Unitrends zwei Bare-Metal-Recovery-Optionen (BMR) an. Die erste Variante, das Windows-integrierte BMR, kann das komplette System aus dem File-Level-Backup heraus wiederherstellen. Dafür ist kein spezifisches Recovery-Medium erforderlich, sondern nur das von der Unitrends-Appliance bereitgestellte 32- oder 64-Bit-ISO-Image, das ein bootfähiges WinPE (Windows Preinstallation Environment) mit einem BMR-Wizard enthält. Bei der zweiten Option, dem Image-basierenden BMR, hingegen benötigt jeder Windows-Rechner sein individuelles ISO-Image. Unitrends unterstützt BMR nicht nur für Windows, sondern stellt für alle unterstützten Betriebssysteme die passenden BMR-Verfahren bereit.
 
Bare Metal Recovery
Um das Windows-integrierte BMR zu testen, haben wir einen virtuellen W2008R2-Server mit einer Installations-DVD gebootet und dann das "C:"-Laufwerk neu formatiert, wodurch das Betriebssystem gelöscht wurde. Anschließend banden wir das Unitrends Recovery ISO Image an und starteten die Virtual Machines (VMs). Unter VMware muss für BMR eine virtuelle Netzwerkkarte vom Typ E1000 vorhanden sein. Beim Booten von der WinPE startet automatisch der "Windows Integrated BMR"-Wizard. Wir wählten den aktuellsten Recovery-Point aus und starteten die Wiederherstellung. Der Administrator kann beim Restore zusätzliche Treiber hinzufügen. Für die Wiederherstellung des 17 GByte großen W2008R2-Servers benötigte Unitrends 15 Minuten. Der Server fuhr anschließend wieder fehlerfrei hoch. Mit dem gleichen Vorgehen konnten wir einen von uns "zerstörten" W2012R2-Server ebenfalls in seinem ursprünglichen Zustand wiederherstellen.
 
Integration mit VMware und Microsoft Hyper-V
Der Hersteller hat seine Backup-Lösung auch für die Sicherung von virtuellen Servern auf der Basis von VMware ESX oder Microsoft Hyper-V optimiert. Unitrends kann die VMs mithilfe eines auf dem Hypervisor installierten Agenten komplett sichern und wiederherstellen, ohne dass dafür ein Backup-Agent in der VM erforderlich ist.
Die Sicherung der auf einem Hyper-V-Host laufenden VMs richteten wir ein, indem wir den Host als Backup-Client zur Unitrends-Appliance hinzufügten. Dabei wird automatisch der "Hyper-V Host Operating System Agent" installiert, der komplette VMs sichern kann. Mit einem Backup-Plan lassen sich neu hinzukommende VMs automatisch jede Nacht sichern. Bei physischen Servern hingegen muss der Administrator den Backup-Zeitplan für jedes System einzeln aktivieren. Im LANline-Test führten wir für alle auf dem Hyper-V-Host laufenden virtuellen Maschinen erfolgreich ein agentenloses Backup durch.
Um die VMware-Integration zu testen, fügten wir den Vcenter-Server der LANline-Testumgebung auf der Unitrends-Appliance als Backup-Client hinzu. Anschließend war es möglich, für alle vom Vcenter verwalteten VMs einen Backup-Zeitplan einzurichten und die virtuellen Server automatisch zu sichern.
Vor einem Standortausfall schützen die Replikationsfunktionen von Unitrends. Die Appliances können die Backup-Daten auf ein zweites System replizieren. Es ist zudem eine Cross-Replikation möglich, um die Backups von zwei Standorten gegenseitig zu schützen. Unitrends bietet seine Technik darüber hinaus auch als Backup as a Service und als Disaster Recovery as a Service an.
 
Fazit
Die schlüsselfertigen Hardware-Appliances von Unitrends lassen sich schnell in ein Unternehmensnetz integrieren. Für die Konfiguration von Backup-Parametern wie Zeitplan oder Aufbewahrungsfristen stehen zahlreiche Optionen zur Verfügung. Zu den Stärken von Unitrends zählt die breite Unterstützung an Betriebssystemen inklusive der OS-spezifischen Bare-Metal-Recovery-Verfahren. Durch die Integration mit VMware und Hyper-V lassen sich die auf den Host-Systemen laufenden virtuellen Server auch agentenlos sichern und wiederherstellen. Der Preis für die von LANline getestete RC713-Appliance mit 3,2 TByte Speicherkapazität beträgt inklusive einem Jahr Support 9.300 Euro. Das Flaggschiffprodukt RC943S mit 50 TByte Speicherkapazität liegt mit einjährigem Support bei knapp 170.000 Euro.

Der Autor auf LANline.de: chjlange
Info: UnitrendsTel.: 089/21548220Web: www.unitrends.com/de

Der Backup-Agent lässt sich von der Unitrends-Appliance auf die zu sichernden Rechner verteilen.

Der Backup Scheduler steuert Sicherungszeiten, Aufbewahrungsfristen und das dateibasierende Bare Metal Recovery.

Mit der integrierten Bare-Metal-Recovery-Funktion lassen sich Windows-Systeme aus dem File Level Backup heraus komplett wiederherstellen.

Unitrends kann in VMware- und Hyper-V-Umgebungen VMs direkt über den Hypervisor sichern.

Die Backup Appliances von Unitrends sind mit Speicherkapazitäten von einem bis 50 TByte erhältlich.

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