Netware: Archivierungs- und Versionierungsdienste

Daten auslagern, Versionen erhalten

1. März 2006, 0:15 Uhr | Martin Kuppinger/pf

Mit Netware 6.5 hat Novell die Archivierungs- und Versionierungsdienste eingeführt. Damit lassen sich Dateien gezielt archivieren und Versionen von Dateien zwischenspeichern. Der Beitrag beschreibt die Einsatzmöglichkeiten dieses neuen Features und gibt Hilfestellung bei der - nicht ganz einfachen - Installation und Konfiguration.

Richtig nutzbar sind die Archivierungs- und Versionierungsdienste erst ab dem Support-Pack 2 für
Netware 6.5 beziehungsweise mit OES (Open Enterprise Server) in der Netware-Variante. Bereits mit
dem Support-Pack 1 sind diese Dienste grundlegend überarbeitet worden und tragen seitdem die
Versionsbezeichnung 2.0, mit dem Support-Pack 2 hat der Hersteller viele Bugs beseitigt. Erst seit
diesem Zeitpunkt sind diese Zusatzdienste wirklich ernst zu nehmen. Für die Linux-Variante von OES
sind die Archivierungs- und Versionierungsdienste (noch) nicht verfügbar.

Funktionalität

Die Archivierungs- und Versionierungsdienste unterstützen zwei Aufgabenbereiche: Die
Archivierungsfunktion dient dazu, Dateien nach definierten Regeln automatisch an andere
Speicherorte zu verschieben. Die Versionierung wiederum erzeugt zu definierten Zeitpunkten
Dateikopien, sodass der Anwender bei Bedarf auf frühere Versionen einer Datei zurückgreifen
kann.

Im Zusammenhang mit den Archivierungs- und Versionierungsdiensten ist außerdem der so genannte
Snapshot-Dienst zu nennen. Mit diesem lassen sich Momentaufnahmen von Speicher-Pools sichern. Der
Anwender hat so die Möglichkeit, einen Pool gegebenenfalls auf einen definierten früheren Stand
zurückzusetzen. Snapshots bestehen aus einem Basisstatus und protokollierten Änderungen, mit denen
sich der Zustand des Daten-Pools rekonstruieren lässt. Der Anwender kann Snapshots nutzen, um
Dateien zu archivieren und zu versionieren.

Konzeptionelle Einschränkungen

Die genannten Dienste sind als Serverdienste realisiert. Dies ist bei der Archivierung
unproblematisch, da diese zum Ziel hat, Daten nach einer definierten Zeit von einem Volume zu
entfernen und an einem anderen Speicherort aufzubewahren. Davon sind in der Regel nur ältere, über
einen längeren Zeitraum nicht mehr genutzte Dateien betroffen.

Anders sieht es bei den Versionierungsdiensten aus. Dort liegt die Problematik darin, dass die
auf Serverseite durchgeführte Versionierung ohne Zusammenhang zu Client-Aktivitäten erfolgt: Die
Speicherung einer Datei durch den Anwender oder die Zwischenspeicherung während der Arbeit lösen
keine Versionierung aus. Dies ist bei Dateiänderungen, die in größeren Zeitabständen erfolgen,
relativ unproblematisch, kann aber bei intensiver Datei- nutzung in kurzen Intervallen dazu führen,
dass gerade der gewünschte Zwischenstand nicht verfügbar ist.

Bei den Snapshot-Diensten, die auf die Wiederherstellung von Pools ausgelegt sind, liegt die
Herausforderung im Wesentlichen in der entstehenden Last und im erforderlichen Plattenplatz. Da
aber im Normalbetrieb nur Änderungen erfasst werden, hält sich zumindest die Last in überschaubaren
Grenzen.

Struktur der Dienste

Die Archivierungs- und Versionierungsdienste bilden eine zusätzliche Komponente auf den Servern.
Im Idealfall werden sie als Dienst auf dedizierten Servern betrieben und stellen einen Teil eines
Speichermanagementkonzepts dar. Dies gilt vor allem in Szenarien, in denen Netware-Server als
Backbone der Storage-Infrastruktur fungieren und beispielsweise auch Dienste wie die NFAP (Native
File Access Protocols) und damit die Unterstützung für CIFS, NFS oder AFP zum Einsatz kommt.

Der Archivserver beherbergt eine Datenbank, in der die Informationen über die archivierten
Dateien gespeichert werden. Diese Datenbank basiert auf Mysql. Die für die Archivierung verwendete
Instanz nennt sich "Arksql". Ihre Konfiguration erfolgt über die Datei "SYS:\ark Manager\ArkSQL.cnf"
. Diese spielt eine wichtige Rolle, da in ihr viele Anpassungen durchzuführen sind.

Für die Verwaltung der Datenbank ist ein Serverdienst, der "Arkmanager", zuständig. Zwar lässt
sich eine Datenbank für mehrere Archivserver nutzen, die Konfiguration des Arkmanagers erfolgt aber
pro Server. Dabei lassen sich Jobs definieren, die beispielsweise festlegen, welche Dateien das
System zu welchem Zeitpunkt sichern soll.

Planungsüberlegungen

Bevor der Anwender die Dienste in größerem Umfang nutzt, muss er sich überlegen, welche
Funktionen er verwenden will und in welcher Weise. Das Risiko, erheblich Speicherplatz ohne großen
Nutzen zu belegen, ist vor allem bei der Versionierung und den Snapshots nicht zu
unterschätzen.

So sind sowohl die Archivierung als auch die Versionierung nur für Verzeichnisse interessant, in
denen sich Informationen häufig ändern. Für die Versionierung gilt darüber hinaus, dass der Zugriff
auf ältere Dateiversionen in der Praxis wirklich erforderlich sein muss. Nach der Auswahl
geeigneter Verzeichnisse sollte der Administrator im nächsten Schritt Filter konfigurieren, die die
Verarbeitung auf diejenigen Dateitypen und Dateien beschränken, die tatsächlich benötigt werden.
Außerdem ist die Frequenz für die Ausführung festzulegen: Wenn sich Daten nur gelegentlich ändern,
kann auch die Versionierung in größerem zeitlichen Abstand erfolgen.

Bei der Konfiguration der Dienste ist auch die Last zu berücksichtigen: Die Archivierung sollte
in der Regel außerhalb der Zeiten mit intensiver produktiver Nutzung der Server erfolgen. Dabei
kommt eine wichtige Einschränkung zum Tragen: Pro Archivserver und Volume lässt sich lediglich ein
Job konfigurieren. Falls sehr unterschiedliche Anforderungen für die Dateien eines Volumes
existieren, kann die Administration entweder mit mehreren Archivservern arbeiten oder sie muss die
Dateien manuell auf unterschiedliche Volumes verteilen. Entscheidend ist auch eine kluge
Platzierung der Archivierungs- und Versionierungsserver, um die Last im Netzwerk zu minimieren.

Darüber hinaus sind auch Regeln für das Löschen von Versionen und Dateien zu definieren. Wenn
die Anwender typischerweise nur auf relativ zeitnah erstellte Versionen zurückgreifen, können
veraltete Versionen immer wieder automatisch gelöscht werden. Außerdem ist zu beachten, dass die
Archivdatenbank zwingend auf einem anderen Volume als die archivierten Daten liegen muss. Es bietet
sich an, für die Datenbank ein dediziertes Volume zu erstellen, um Konflikte zu vermeiden.

Installation

Die Administration braucht die Archivierungs- und Versionierungsdienste nicht explizit zu
installieren, diese werden vielmehr bei der Installation des Support-Packs 1 und höher automatisch
eingerichtet. Allerdings muss der Anwender die Dienste noch aktivieren und zudem die Datenbank
Mysql einrichten. Bei Mysql lässt sich mit der Anweisung

"mysql_install_db -datadir=vol:/verzeich nis/ –port=3306"

ein Datenverzeichnis erzeugen. Der Parameter "vol" steht für das Volume, auf dem die
Archivdatenbank liegen soll, "verzeichnis" für das Verzeichnis auf dem Volume. Falls Mysql einen
anderen Port verwendet, ist dieser anzupassen. Für die Datenbank muss der Administrator
gegebenenfalls das Root-Kennwort setzen. Dazu dienen die Befehle

"mysqld_safe -datadir=vol:/verzeichnis/ –port=3306",

"mysql -u root -port=3306" sowie

"set password for root@’localhost’=password(‚Kennwort‘)".

Der dritte Befehl ist am Mysql-Monitor einzugeben, nachdem dort ein Prompt geöffnet wurde. Dort
lässt sich das gewünschte Root-Kennwort setzen. Dies ist allerdings nur dann nötig, wenn das
Passwort nicht schon bei der Mysql-Installation definiert wurde.

Anschließend kann der Administrator die Konfigurationsdatei "arkSQL.cnf" bearbeiten. Dafür
bietet das System ein als "arkSQL_sample.cnf" bezeichnetes Beispiel. In der Konfigurationsdatei
sind gegebenenfalls die Port-Nummern und in jedem Fall die Verweise auf das Volume und das
Verzeichnis der Mysql-Datenbank anzupassen. Ein Verweis auf diese Datei ist zudem in der "
autoexec.ncf" erforderlich, der bewirkt, dass Mysql mit dieser Instanz startet. Dieser Verweis
lautet

"mysqld_safe -defaults-fi le=vol:\Verzeichnis\ark SQL.cnf".

Auch hier sind die Namen von Volume und Verzeichnis entsprechend anzupassen. Außerdem muss der
Administrator sicherstellen, dass die Zeile "in nodb_data_home_dir" nicht auskommentiert ist.
Dagegen muss der Eintrag

"mysqld_safe -autoclose"

in der "autoexec.ncf" auskommentiert werden. Im Rahmen der Basiskonfiguration sind einige Punkte
zu beachten: Wichtig ist, dass die Mysql-Konfiguration abgeschlossen ist. Diese lässt sich über den
URL

"https://servername/phpMyAdmin/in dex.php",

der den PHP-Administrator für Mysql aufruft, überprüfen. Die Datenbank heißt zunächst "Test".
Erst nach dem erfolgreichen ersten Start des Arkmanagers legt dieser die Datenbank als "
archive_database" an.

Wichtig ist auch, dass die Dateien "arkSQL.cnf" und "ArkConfig.xml" korrekt definiert sind.
Fehler in diesen Dateien führen dazu, dass Mysql und die Archivierungs- und Versionierungsdienste
nicht korrekt geladen werden. Letztere benötigen einen expliziten Startaufruf. Dazu dient die Datei
"ArkStart.ncf" im Verzeichnis "SYS:\System". Es empfiehlt sich, diesen Befehl ebenfalls in die "
autoexec.ncf" einzufügen. Der Dienstestatus lässt sich jederzeit mit

"java -show"

überprüfen. Nach dem Start kann es sinnvoll sein, diesen Befehl im Abstand von etwa einer Minute
mehrfach zu wiederholen. Falls Fehler auftreten, wird der Prozess leise beendet, was sich in der
Anzeige erkennen lässt. Im Gegensatz zu den Angaben in der Dokumentation sind übrigens erst der
Dienst zu starten und anschließend die Jobs zu konfigurieren – und nicht umgekehrt.

Grafische Schnittstellen

Wenn die Archivierungs- und Versionierungsdienste erst einmal laufen, lassen sie sich über den
Novell Imanager konfigurieren: Dort findet der Administrator den Bereich "
Archiv-/Versionsverwaltung". Nach dem Aufruf von "Konfiguration" prüft das System, ob der Dienst
läuft, andernfalls zeigt es eine Fehlermeldung an. Nach der Festlegung von Grundeinstellungen wie
Protokollierung und Speicherpfad für Dateiversionen kann der Anwender unter dem Punkt "Einzelne
Aufträge" mit der Job-Planung beginnen. Optional – und durchaus empfehlenswert – lassen sich vorab
unter "Auftragsstandardeinstellungen" Vorgabewerte festlegen, die bei neuen Aufträgen übernommen
werden.

Zu den Einstellungen für Jobs zählt unter anderem die Option, alle Dateien zunächst einmal zu
kopieren. Dies stellt sicher, dass von jeder Datei mindestens eine archivierte Version existiert.
Der Preis hierfür sind der relativ hohe Bedarf an Plattenplatz und die entstehende Last beim ersten
Job-Durchlauf. Als weitere Einstellungen muss der Administrator das Intervall für die Archivierung
sowie gegebenenfalls Filter definieren. Bei Letzteren kann eine Beschränkung sowohl nach Dateitypen
als auch nach einzelnen Dateinamen erfolgen.

Wichtig ist auch die "Löschrichtlinie": Sie definiert, wie viele Dateiversionen das System
maximal vorrätig hält und nach welchem Zeitraum es Dateien automatisch löscht. Außerdem kann der
Anwender sicherstellen, dass stets zumindest eine Kopie aufbewahrt wird.

Die Aufträge lassen sich über den Imanager auch direkt steuern. Ferner existiert ein Protokoll,
das detaillierte Informationen zu den einzelnen Aufträgen anzeigt. Damit kann die Administration
auf einfache Weise nachvollziehen, wann das System welche Daten archiviert hat.

Statt über den Imanager kann die Konfiguration auch in der Datei "arkConfig.xml" erfolgen, die
sich auf Basis der Beispieldatei "ark_sample_full.xml" erstellen lässt. Diese Vorgehensweise ist
grundsätzlich zu empfehlen, da der Anwender neue Jobs durch das Kopieren vorhandener schnell
erzeugen kann. Zudem können einige kleinere Probleme des Imanagers bei der Verarbeitung von
Eingaben zu XML-Fehlern führen, die sich bei der direkten Modifikation der XML-Datei vermeiden
lassen – sofern der Anwender korrektes XML produziert.

Bei der Archivierung kann der Anwender übrigens auch Snapshots nutzen: Statt als Ziel ein Volume
zu konfigurieren, ist es möglich, einen Snapshot-Pool einzutragen, über den die eigentliche
Archivierung erfolgt.

Zusätzlich zu den beschriebenen Serverfunktionen bieten die Archivierungs- und
Versionierungsdienste auch Client-Komponenten für die Benutzer im LAN. Zum einen erweitern die
Dienste das vorhandene Tool "Netstorage" für ihren Aufgabenbereich. Zum anderen ist speziell für
Windows (ab der Version 2000) das "File Version Utility" im Lieferumfang enthalten. Dieses
Hilfsprogramm muss gesondert installiert werden. Anschließend kann der Anwender im Kontextmenü des
Windows-Explorers über "Versions" auf ältere Dateiversionen zugreifen. Das System zeigt eine Liste
der vorhandenen archivierten Versionen an. Diese lassen sich von dort aus bei Bedarf
wiederherstellen, oder beispielsweise auch löschen.

Mit den Archivierungs- und Versionierungsdiensten hat Novell eine interessante zusätzliche
Funktionalität in Netware 6.5 integ-riert. Allerdings sollte die Administration diese Dienste im
Detail prüfen – sie sind nicht für jeden Einsatzbereich gleichermaßen gut geeignet.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+