Storage Networking World Europe 2008

Jahrmarkt für Speicherlösungen

19. Februar 2009, 23:00 Uhr | Christoph Lange/wj

Auf der SNW 2008 Europe standen vor allem effizientere Speichertechniken im Mittelpunkt. Sie sollen Storage-Systeme besser auslasten, die Datenmengen im Backup-Bereich reduzieren und das Storage-Management vereinfachen.

Mit über 1.400 Besuchern erreichte die Storage Networking World 2008, die im Herbst in Frankfurt am Main stattfand, ungefähr die Besucherzahlen vom Vorjahr. Ein umfangreiches Vortragsprogramm, zahlreiche Diskussionsforen und eine gut besuchte Ausstellung mit Ständen von über 50 Herstellern dürften das Informationsbedürfnis der meisten Besucher gestillt haben.

Wie nicht anders zu erwarten, war Green IT ein viel diskutiertes Thema des Events. Zu den offensichtlich "grünen" Storage-Lösungen zählen Festplattensysteme, die nicht benötigte Disks entweder automatisch ausschalten oder in einen Stromsparmodus mit sehr niedrigen Umdrehungszahlen schalten können. Aber auch die Hersteller von Bandbibliotheken weisen durchaus zu Recht darauf hin, dass ein regelmäßiges Backup auf Bandmedien deutlich weniger Strom verbraucht als Backup-to-Disk-Systeme. Neben Green IT standen die klassischen Storage-Themen im Fokus der SNW 2008. Insbesondere die Frage, wie Unternehmen mit dem unvermindert starken Datenwachstum Schritt halten können, beschäftigt die IT-Abteilungen.

Großes Interesse für Deduplizierung

Eines der meistdiskutierten Konzepte ist die Deduplizierung von Daten, mit der sich die Backup-Datenmengen deutlich reduzieren lassen. Deduplikations-Lösungen sind unter anderem von Data Domain, EMC, FSC, HP, HDS, IBM, NetApp, Quantum, Falconstor und Overland Storage erhältlich.

Derartige Systeme ermöglichen es auch, die Datensicherung von Filialstandorten in das zentrale Rechenzentrum einer Organisation zu replizieren. Ein Beispiel hierfür ist Reo Campus von Overland Storage. Das System kombiniert eine Dedup-VTL mit Datenkompression, Verschlüsselung und einem Data Mover.

Auch der Hersteller Quantum hat entsprechende VTL-Produkte im Portfolio, zum Beispiel die DXi 7500 für das Backup in der Zentrale und die DXi 3500er für die Sicherung der Filialstandorte eines Unternehmens.

Virtualisierung auf allen Ebenen

Für eine effiziente und flexible Verwaltung von Speicherressourcen spielt Virtualisierung nach wie vor eine Schlüsselrolle. In den vergangenen Jahren konnte IBM sich mit dem SAN Volume Controller (SVC) bereits gut im Markt positionieren. Aber auch Softwarehersteller wie Datacore und Falconstor sind mit ihren In-Band-Lösungen durchaus erfolgreich. Die Out-of-Band-Virtualisierungslösung Invista von EMC kämpft ebenfalls um Marktanteile und wird seit kurzem auch von HP vertrieben.

Bei allen Herstellern war zudem die Integration der Speichersysteme mit den Server-Virtualisierungslösungen von VMware, Citrix, Xen und Microsoft ein wichtiges Thema. So hat Falconstor seinen Network Storage Server NSS von VMware als Storage-Virtualisierungs-Layer zertifizieren lassen. Dadurch lassen sich die NSS-Funktionen nun auch von Speichersystemen anderer Hersteller nutzen. Die Server-Virtualisierung mit VMware war auch bei Cisco ein wichtiges Thema: Cisco hat einen Virtualisierungs-Switch für VMware-Umgebungen entwickelt, der sowohl als virtueller Software-Switch als auch als Hardwarelösung erhältlich ist.

Auch eine Virtualisierung auf File-Systemebene vereinfacht das Storage-Management. Sie trennt die logische Dateiverwaltungsebene von den darunter liegenden physikalischen Speichersystemen. Auf der SNW 2008 waren entsprechende Lösungen unter anderem bei Brocade und bei F5 zu sehen. F5 bietet mit Acopia eine Appliance an, die als Virtualisierungs-Layer zwischen den (Server-)Clients und den CIFS- und NFS-Speicherressourcen sitzt.

Thin Provisioning

Neben der Virtualisierung spielt Thin Provisioning eine immer wichtigere Rolle. Die meisten großen Hersteller wie EMC, HDS, HP, IBM oder Netapp sowie Spezialisten wie 3Par oder Pillar Data Systems unterstützen diese Funktion bereits. Thin Provisioning gaukelt einem Server mehr Speicherkapazitäten vor, als tatsächlich auf dem Speichersystem für ihn reserviert sind. Dadurch lässt sich der bislang pro Server erforderliche Plattenplatz-Overhead auf ein Minimum reduzieren. 3Par arbeitet seit einiger Zeit eng mit Symantec zusammen, um das Thin Provisioning mithilfe des Veritas File Systems noch effizienter zu machen. Durch die Integration ist das Speichersystem von 3Par künftig in der Lage, die von gelöschten Dateien belegten Blöcke wieder frei zu geben. Pillar hat seine neueste Softwareversion um Thin Provisioning mit Quality-of-Service ergänzt. Dies ist besonders für VMware-Umgebungen interessant, da sich die QoS sogar für einzelne virtuelle Maschinen einrichten lässt.

Neue Storage-Konzepte

Ein relativ neuer Ansatz für hoch skalierbare Speichersysteme sind "Scale-Out-Lösungen". Sie setzen sich aus kleineren Storage-Nodes zusammen, die in unterschiedlichen Konfigurationen erhältlich sind. Je nach Anforderung lässt sich das Speichersystem um High-Performance-Nodes mit einer sehr hohen Rechen- und I/O-Leistung oder um zusätzliche Nodes mit einer hohen Speicherkapazität erweitern.

IBM ist durch die Übernahme von XIV inzwischen ebenfalls in diesem Segment aktiv. Die XIV-Systeme verteilen die Daten redundant über alle Platten hinweg. Dadurch gehen auch bei gleichzeitigem Ausfall mehrerer Platten keine Daten verloren. Zudem sind die Rebuild-Zeiten deutlich schneller als bei klassischen Raid-Systemen.

Bei den Festplatten ist mit den Solid State Disks (SSD) eine neue Technik erhältlich. Ob ein Einsatz in Highend-Speichersystemen sinnvoll ist, muss sich erst noch zeigen. Bislang glänzen SSDs zwar mit sehr hoher Lesegeschwindigkeit, die Schreibgeschwindigkeit liegt aber deutlich niedriger. IBM unternimmt in diesem Bereich große Forschungsanstrengungen und arbeitet unter anderem an einer Speichertechnik auf atomarer Ebene.

Auf großes Interesse stießen auf der SNW 2008 auch Security-Themen. Von Brocade gibt es eine neue Verschlüsselungslösung für SANs, die eine sehr hohe Performance bieten soll und sowohl als Director-Blade als auch als Appliance erhältlich ist.

Converged Networks mit FCoE

Lebhaft diskutiert wurde auch die nächste Generation der Rechenzentrumsvernetzung. So genannte Converged Networks (CN) sollen die LAN- und SAN-Kommunikation integrieren. Im ersten Schritt werden vor allem die Serversysteme profitieren, da sie nur noch einen CN-Adapter für die LAN- und SAN-Anbindung benötigen. Die CNAs werden 10 GBit/s unterstützen und Server sowohl mit dem LAN über 10 GbE als auch mit dem FC-SAN über FCoE (Fibre Channel over Ethernet) verbinden. Erste CN-Adapter wurden auf der SNW 2008 von Emulex und Qlogic vorgestellt. Die Produkte sind allerdings noch nicht marktreif. Der FCoE-Standard soll in der ersten Hälfte 2009 fertig werden.

Converged Networks werden FC-SANs ergänzen, aber wohl nicht komplett ersetzen. Mittelfristig könnten sie das Ende von iSCSI einläuten. Von Qlogic war zu hören, dass für 10 Gigabit Ethernet wahrscheinlich keine iSCSI-Host-Bus-Adapter mehr entwickelt werden. Andererseits hat Falconstor auf der SNW 2008 eine Kooperation mit H3C, dem Joint Venture von Huawei und 3Com, bekannt gegeben. H3C bietet bereits Speichersysteme an, die sowohl FC als auch 10 Gigabit iSCSI unterstützen. Die Virtualisierungssoftware von Falconstor soll direkt in die Controller-ASICs von H3C integriert werden.

Es bleibt spannend auf dem Markt der Storage-Möglichkeiten.


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