Im Test: Backup Exec 11d von Symantec

Kontinuierliche Datensicherung

12. Februar 2007, 23:00 Uhr | Florian Huttenloher/jos

Mit der Version 11d seiner Backup-Software will Symantec auf die immer kleineren Zeitfenster reagieren: Das Program nutzt die so genannte "Granular Recovery-Technik" - eine kontinuierliche plattenbasierende Dateisicherung. Alle neuen oder veränderten Dateien speichert das System ähnlich einem inkrementellen Backup.

Administratoren von Firmennetzwerken können ein Lied davon singen: Die IT-Infrastruktur im
Unternehmen kann mit den schnell wachsenden Datenmengen kaum Schritt halten. Während
Sicherungssysteme meist auf viele Jahre im Voraus geplant und realisiert werden, könnte man leicht
zu dem Schluss gelangen, die steigenden Anforderungen nach mehr Bandbreite und Kapazität verhalten
sich nach dem Moore?schen Gesetz. Demnach würde sich die Datenmenge wie die Prozessorleistung alle
ein bis zwei Jahre verdoppeln. Zwar wächst der tatsächliche Speicherverbrauch längst nicht
exponentiell, aber dennoch steigen die Anforderungen an die Infrastruktur in den meisten
Unternehmen stetig an.

Zudem verändern sich die Zeitfenster kaum, in denen Sicherungsaufträge in aller Ruhe ablaufen
können, ohne den laufenden Betrieb zu stören. Um diesem Problem entgegenzuwirken setzen
Administratoren zumeist auf altbewährte Methoden. So wird entweder das Datenvolumen komprimiert
oder verkleinert, alternativ erfolgt ein Umstieg auf aktuelle Hardware mit entsprechend höheren
Übertragungsraten als die bisher eingesetzten Systeme. Beide Methoden bergen aber Nachteile: Zum
einen ist eine Verkleinerung des Backup-Volumens teilweise nicht möglich oder eine erneute
Komprimierung der zu sichernden Datenmengen sinnlos. Zum anderen ist bei vielen Unternehmen das
Budget für aktuelle und sehr schnelle Backup-Systeme nicht ausreichend.

Seit der Übernahme von Veritas durch Symantec wird das bekannte Produkt Backup Exec (BEX)
weitergeführt, inzwischen ist die Version 11d aktuell. Damit versucht Symantec an den Erfolg der
Backup-Software anzuknüpfen, und erweitert den Funktionsumfang von BEX, um den genannten Problemen
eine softwarebasierende Lösung entgegenzusetzen.

Neben den allgemein bekannten Grundfunktionen wie etwa Dateiauswahl, Auftragsüberwachung,
skriptbasierende Automatisierung und Protokollierung der abgeschlossenen Aufträge werden in der
aktuellen Variante von Backup Exec einige Neuerungen vorgestellt: Die aktuelle Version 11d bietet
eine so genannte "Granular Recovery-Technik". Dabei handelt es sich um eine kontinuierliche
plattenbasierende Dateisicherung. Alle neu erstellten oder veränderten Dateien werden (ähnlich
einem inkrementellen Backup) gesichert. Allerdings geschieht dies nicht erst am Ende des
Arbeitstags zu festgelegten Zeiten – also im Rahmen eines vordefinierten Backup-Fensters, sondern
annähernd in Echtzeit. In etwa ist dies vergleichbar mit einem Ansatz wie RAID-1 oder Mirroring.
Den Geschäftsablauf beeinträchtigt ein solches Vorgehen nur minimal. Der dafür verantwortliche
Continuous-Protection-Server-Agent ist besonders auf das plattenbasierende Backup ausgelegt, die in
Echtzeit gespeicherten Veränderungen (zum Beispiel neue E-Mails) lagert das System auf weitere
Harddisks aus.

Zudem legt das Programm mehrere chronologisch geordnete Versionen der geänderten Dateien als so
genannte Point-in-Time- (PIT) Snapshots an. Dadurch soll ein in Echtzeit replizierter Fehler nicht
das komplette Backup zerstören, wie das etwa beim Mirroring der Fall sein könnte.

Weiterhin richtet der Hersteller das Augenmerk auf den "normalen" Anwender: Dieser soll die
PIT-Snapshots über ein webbasierendes Frontend (BEX Retrieve) einsehen und die gewünschten Dateien
selbst restaurieren können. Somit würde der Arbeitsaufwand der Systemadministratoren verkleinert,
und Arbeitsabläufe optimiert. Um die vorhandenen Bandbreitenkapazitäten voll auszunutzen, können
die verschiedeneren Aufträge (und Streams) wie schon in der Vorversion angewiesen werden, nur einen
bestimmten maximalen Datendurchsatz zu verwenden (Bandbreitenallokation). Falls Sicherungen
unterbrochen sind (etwa bei Ausfällen der physikalischen Netzwerkstruktur), lassen sich die
Aufträge sofort nach der Fehlerbehebung an der entsprechenden Stelle fortsetzen. Des Weiteren soll
eine AES-Verschlüsselung (128 Bit oder 256 Bit Schlüssellänge) für Sicherheit der Backup-Sätze
sorgen. Diese zusätzlichen Features werden im BEX 11d über Agenten und Optionen ermöglicht – also
über eine Art Plug-ins. Sie sind gesondert zu lizenzieren.

Naturgemäß empfiehlt sich ergänzend zum Backup auf die zwar schnellen, aber auch nicht so
verlässlichen Harddisks zusätzlich eine Sicherung der Dateien auf Band. Damit offenbart sich auch
gleich ein möglicher Nachteil der plattenbasierenden Granular-Recovery-Technik. Folglich dürfte
diese Fähigkeit wieder einen Teil der viel beworbenen Flexibilität einbüßen: Regelmäßige Backups
auf entsprechend sichere (Band-)Medien sind demnach nicht überflüssig.

Die Symantec-Software (in der auf 60 Tage limitierten Trial-Version) wurde auf einem Testserver
installiert, anschließend fanden einige Programmläufe statt. Außerdem setzte das LANline-Team zum
Vergleich die Vorversion (BEX 10) und NT-Backup ein. Als Testdateien stand eine Mischung aus Text-,
Musik- und Filmdateien zur Verfügung, insgesamt 20,05 GByte (67.948 Dateien) in 1985 Ordnern. Als
Sicherungsgerät kam ein externes AIT-E-Turbo-Laufwerk in SCSI-Ausführung zum Einsatz. Bei dem
eingesetzten Backup-Server handelt es sich um ein Doppelprozessor-Xeon-3,06-GHz-System auf einem
Intel-Board SE7501WV2 (in der SCSI-Variante, also mit einem SCSI-Chip AIC7902 von Adaptec) mit 1024
MByte ECC-geprüftem DDR-RAM. Am SCSI-Controller-Chip arbeitet an einem Kanal eine SCSI-Festplatte
mit 30 GByte für Windows 2003 Server (SP1 mit allen aktuell verfügbaren Updates). Am zweiten Kanal
ist das Bandlaufwerk (AIT-e50) angeschlossen. Zwei Festplatten (Typ ST3200822AS von Seagate mit
7200 Umdrehungen pro Minute und einem Cache von 8 MByte) mit jeweils 200 GByte Speicherkapazität
waren über S-ATA zu einem RAID-0 (Stripeset) gebündelt. Dabei handelte es sich um die gleiche
Testumgebung wie in vorangegangenen Beiträgen.

Zunächst sicherte die aktuelle Softwareversion das Gesamtvolumen von etwa 20 GByte in 50 Minuten
und 58 Sekunden mit einer Transfergeschwindigkeit von 402 MByte/min. Das darauf folgende Verify
benötigte 49 Minuten und 13 Sekunden für den Abschluss der Operation. Die Vorversion brauchte 49
Minuten und 54 Sekunden, um die Testdateien mit einer Performance von 411 MByte zu übertragen. Der
abschließende Dateivergleich war hier ebenfalls nach 49 Minuten 13 Sekunden abgeschlossen. Als
Schlusslicht rangierte bei diesen Testläufen NT-Backup. Der Job war nach 52 Minuten 14 Sekunden
beendet.

Zuletzt galt es, die gesicherten Daten wiederherzustellen. Mit BEX 11d dauerte es 53 Minuten und
35 Sekunden bis zum Abschluss der Aufgabe. Dies entspricht einer Geschwindigkeit von 383 MByte/min.
Bei der Vorversion BEX 10 zeigte sich eine etwas geringere Leistung, nach 55 Minuten 34 Sekunden
waren die Dateien bei einer Transfergeschwindigkeit von 373 MByte/min zurückgesichert. Mehr Daten
in der Tabelle oben.

Fazit

Die Granular-Recovery-Technik ergänzt die klassische Bandsicherung um nützliche Funktionen,
allerdings sollten sich sicherheitsbewusste Administratoren nicht nur auf plattenbasierende Backups
verlassen. Im Vergleich zu Bandsicherungen treten hier viel höhere Risiken auf. Als Ergänzung zu
täglichen (meist inkrementellen) Sicherungen ist diese Technik ideal. Damit gehen beispielsweise
bei einem Ausfall kritischer Dateiserver kurz vor Feierabend nicht die gesamten Änderungen des
Tages verloren. Die Restore-Funktionen von BEX Retrieve geben sich verhältnismäßig simpel
strukturiert, die meisten Anwender sollten damit keine größeren Probleme haben. Auch die Agenten
für die Anpassung von BEX 11d an die Unternehmensstruktur sind wie bei den Vorgängerversionen
sinnvoll: Wer beispielsweise keine SQL-Datenbank einsetzt, braucht auch keinen SQL-Agenten.
Unternehmen werden somit nicht für zusätzliche, aber in diesem Fall unnütze Funktionen zur Kasse
gebeten. Die aufgeräumt wirkende Benutzeroberfläche hat Symantec beinahe unverändert aus der
Vorversion übernommen. Kenner der Vorgängerprodukte finden sich daher sofort zurecht. Bei der
Leistung erreicht die aktuelle Version annähernd die Transfergeschwindigkeit des Vorgängers, auch
dem direkten Vergleich mit NT-Backup hält das Produkt stand. Dabei liegen alle Messungen nahe
beieinander und erreichen annähernd gleiche Werte. Dem Bordmittel NT-Backup bleibt der dritte
Platz, als geringfügig schneller erweist sich die aktuelle BEX-Version. Als Gewinner im
Geschwindigkeits-Contest ermittelte das Lab-Team den Vorgänger BEX 10, auch wenn der Sieg sehr
knapp ausfällt.


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