Im Test: AIT-3Ex-Streamer von Sony

Nachschlag für AIT

14. September 2006, 22:00 Uhr | Florian Huttenloher/jos

Rund 18 MByte/s Sicherungsgeschwindigkeit soll das AIT-3Ex-Bandformat von Sony erreichen. Zudem soll es in puncto Kompatibilität eine Brücke zwischen den Laufwerken der dritten und vierten Generation schlagen. Der LANline-Test bestätigte die gute Papierform.

In regelmäßigen Abständen aktualisiert Sony die Streamer-Produktpalette. Der Hersteller setzt in
diesem Umfeld auf seine AIT-Technik (Advanced Intelligent Tape). Trotz intensiver Bemühungen kommt
es dabei zu Inkompatibilitäten: Momentan taucht vermehrt das Problem der Inkompatibilität von
AIT-Medien der früheren Generationen (AIT-E-Turbo bis AIT-3) zu Laufwerken der vierten Generation
(AIT-4) auf. Verstärkt wird es durch die AIT-Turbo-Technik, deren Medien ebenfalls nur teilweise
mit den Nicht-Turbo-Laufwerken harmonieren (zum Beispiel AIT-1-Turbo in AIT-2-Laufwerken).

Die Aktualisierung zielt vor allem auf mittlere und kleinere Unternehmen, die bereits mit AIT
arbeiten. Das aktuelle Laufwerk mit der Bezeichnung AIT-3Ex soll eine Brücke zwischen den
vorhandenen AIT-Laufwerken der dritten und vierten Generation schlagen. Sony legt hier das
Augenmerk auf die (fast) vollständige Medienkompatibilität. So sind die 3Ex-Laufwerke im
Lesebetrieb abwärtskompatibel mit allen Medientypen früherer Versionen (bis auf AIT-2-, und
AIT-3-Medien mit WORM-Funktion). Laut Herstelleraussagen sind die aktuell eingeführten Medien für
das AIT-3Ex demnächst auch in AIT-Streamern der vierten Generation (AIT-4) einsetzbar.

Auch Neukunden will man den Einsatz der aktuellen Technik schmackhaft machen: Die
Extented-Variante bietet laut Herstellerangaben jeweils 50 Prozent mehr Speicherkapazität und
Transferleistung als AIT-3. Damit sind die SDX3X-150N-Medien für ein Gesamtvolumen von 150 GByte
ausgelegt (zum Vergleich: AIT-3 100 GByte). Bei der Übertragungsgeschwindigkeit von 18 MByte/s
(unkomprimiert) dauert es etwas über zwei Stunden, bis das Speichervolumen eines Bandes
ausgeschöpft ist. Wenn sich diese Daten auch in der Praxis zeigen, hat Sony gute Chancen, im
Small-and-Medium-Business-Bereich (SMB) Marktanteile zu gewinnen. Die Konkurrenz bietet Produkte
für ähnliche Einsatzgebiete an, beispielsweise sind hier DLT-V4 (von Tandberg mit 10 MByte/s
unkomprimiert und 160 GByte Speicherkapazität) oder LTO-1 (nativ 12 MByte/s bei 100 GByte Speicher
pro Medium) zu nennen.

Das für den Test verwendete AIT-3Ex ist in der SCSI-Variante ausgeführt. Diese Version trägt die
Modellbezeichnung SDX-800V. Dabei verfügt der Streamer über 96 MByte internen Cache. Wie bei AIT
üblich können optionale Blenden das 3,5-Zoll-Gerät auf den 5,25-Zoll-Formfaktor erweitern. Damit
werden die Einbaumöglichkeiten des Backup-Servers abhängig vom Anwenderwunsch flexibel nutzbar. Der
zusätzliche Staubschutz bewahrt die Medien und das Laufwerk vor kleineren Partikeln. Ein MTBF-Wert
(Mean Time Between Failure) von 400.000 h bei Dauerbelastung und eine Lesekopflebensdauer von
50.000 h sollen für Sicherheit und Langlebigkeit bürgen (beides Herstellerangaben). Die bevorzugten
Kassetten des Testlaufwerks tragen die Bezeichnung SDX3X-150C, allerdings werden auch Medien der
AIT-Vorgängerversionen (teilweise nur im Lesemodus) unterstützt. Laut Sony steht ab dem dritten
Quartal dieses Jahres ein Firmware-Upgrade zur Verfügung. Damit soll auch gleich die
Schreib-/Lesekompatibilität der SDX3X-150C-Kassetten für das AIT der vierten Generation (AIT-4)
nachgereicht werden. Weitere Informationen sind auf der Webpage von Sony unter
b2b.sony.com/solutions/category/storage zu finden.

Für den Test kam ein System auf Basis eines Intel-Mainboards mit zwei 3,06-GHz-Xeons zum
Einsatz. Der Hauptspeicher bestand aus 1 GByte ECC-geprüftem DDR-RAM. Der Testserver (im Folgenden
als Dual-Xeon bezeichnet) verfügte über eine per Onboard-SCSI angeschlossene Systemfestplatte von
IBM mit der Bezeichnung DDYS-T3650N-SCSI sowie zwei 200-GByte-Laufwerke von Seagate (ST3200822SA),
die als Stripeset (RAID-Level-0) zusammengefasst waren. Als Betriebssystem kam Windows 2003 Server
in der Standardedition zum Einsatz (32-Bit-Version). Das AIT-Testgerät wurde über den
Onboard-SCSI-Bus angesteuert. Für den Test standen 37 GByte an Daten sowie die Systemfestplatte mit
dem Betriebssystem (2,7 GByte) zum Sichern und Wiederherstellen an. Der komplette Sicherungssatz
nahm demnach knapp 40 GByte Speicherplatz ein. Dabei variierte die Dateigröße auf der
Datenpartition zwischen 2 MByte und etwa 12 MByte (bei Musikdateien). Einzelne Daten erreichten
jedoch eine Größe von 120 MByte. Neben den ebengenannte Musikdateien befanden sich noch 20
Image-Dateien (CDs im Iso-Format) auf der Datenpartition. Ihre Größe variierte zwischen 100 MByte
und 600 MByte (insgesamt etwa 3,7 GByte).

Bisher handelt es sich ausschließlich um komprimierte Daten, sodass eine weitere Komprimierung
wirkungslos ist. Auf der Systemfestplatte befindet sich naturgemäß das Windows-Betriebsystem, dort
sind auch kleinere Log- und Textdateien mit einer Größe von 1 KByte bis 100 KByte sowie die
systemeigenen Windows-Daten zu finden. In diesem Fall kann die Hardwarekomprimierung die Datengröße
verringern und damit die Transferzeit verbessern.

Im LANline-Test kamen Laufwerkstreiber von Sonys Webseite zum Einsatz. Den ermittelten Werten
stellte das Testteam noch Geschwindigkeitsmessungen gegenüber, die mithilfe eines DLT-V4-Streamers
von Tandberg gewonnen wurden. Die gesicherten und wiederhergestellten Daten und deren Größe sind
identisch. Zunächst hatte das Gerät zwei Läufe zu bewältigen: Einmal wurden 37 GByte von der
Datenpartition gesichert, zum anderen 2,7 GByte an Systemdateien auf Band übertragen. Die gemessene
Transferleistung lag bei etwa 954 MByte/min (Datenpartition). Somit werden etwa 39 Minuten 43
Sekunden benötigt, um den ersten Job zu beenden. Der abschließende Dateivergleich (Verify) dauerte
37 Minuten. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Sicherung der Systemdateien. Hier benötigt das
AIT-3Ex zwei Minuten 48 Sekunden, um insgesamt 2,7 GByte zu kopieren. Dabei resultiert eine
Backup-Geschwindigkeit von 987 MByte/min. Nach weiteren drei Minuten und zwei Sekunden ist auch der
Verify-Lauf beendet. Grundsätzlich bestätigt dies die von Sony angegebenen Werte, wie erwartet kann
die in allen Testläufen aktivierte Hardwarekomprimierung wegen der bereits verdichteten Testdaten
wenig ausrichten.

Zum Vergleich wurde die Transfergeschwindigkeit eines DLT-V4-Streamers von Tandberg gemessen. An
dieser Stelle war lediglich eine Gesamtsicherung vorgesehen (37 GByte plus 2,7 GByte), Daten mit
der vorangegangenen Aufgabe identisch. Dabei erreichte das Tandberg-Laufwerk eine Geschwindigkeit
von 556 MByte/min bei einer Backup-Dauer von einer Stunde acht Minuten und zwei Sekunden.

Zum Schluss des AIT-Tests lag das Augenmerk auf dem Restore der zuvor gesicherten Dateien. Die
Geschwindigkeit betrug 955 MByte/min bei einer Übertragungsdauer von 39 Minuten 41 Sekunden
(Datenpartition). Schließlich nahm das Lab-Team noch einen Restore mithilfe des DLT-V4-Laufwerks
vor. Das Ergebnis: 542 MByte/min Übertragungsgeschwindigkeit bei einer Jobdauer von einer Stunde 15
Minuten. Insgesamt erreichte das Testgerät ungefähr die vom Hersteller spezifizierten
Transferraten. Mit 989 MByte/min waren etwa 92 Prozent der von Sony angegebenen nativen Leistung
(1080 MByte/min) messbar. Das aktuelle AIT-Laufwerk ist für SMB-Unternehmen, die bereits
AIT-Technik einsetzen, also besonders attraktiv. Schließlich ist in diesem Fall meist ein breiter
Fundus an Bändern vorhanden, die sich im Streamer der dritten Generation verwenden lassen. Dennoch
ist oft ein Einsatz der SDX3X-150C-Bänder anzuraten: Nur mit diesen Medientypen erreichte das
Testgerät die höchstmöglichen Transferraten und 150 GByte Speicherplatz pro Band. Für Neukunden
erweist sich die aktuelle Technik ebenfalls als interessant, vor allem die native Transferleistung
von etwa 1000 MByte/min spricht hier für sich (DLT-V4 im Vergleich etwa 560 MByte/min).

Im Zuge einer Firmware-Aktualisierung verspricht Sony weitere Pluspunkte: Dabei wird der Fokus
vor allem auf eine vollständige Medienkompatibilität zwischen dritter und vierter AIT-Generation
gerichtet. Zudem sollen auch AIT-Kassetten, die mit der Turbo-Technik arbeiten, mit in das
AIT3-Ex-Konzept eingebunden werden. Sony will offensichtlich damit die Lücke zwischen AIT-4 und
AIT-3 schließen. Positiv ist auch der (bei AIT durchgängig) verwendete 3,5-Zoll-Formfaktor zu
bewerten, sowie die relativ schmalen Acht-Millimeter-Kassetten. Verschiedene Laufwerksausführungen
(für SCSI-, Atapi, und USB- sowie Firewire) komplettieren das Angebot. Der Backup-Streamer kostet
in der getesteten Ausführung etwa 1800 bis 2000 Euro. Die zugehörigen SDX3X-150C-Bänder kosten um
die 60 Euro.


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