Im Test: T-AIT-2-Bandlaufwerk von Sony

Nachschlag mit Turbo

15. August 2005, 23:06 Uhr | Florian Huttenloher/jos

Sony hat auch die Bandlaufwerke der AIT-2-Familie mit einer verbesserten Aufzeichnungstechnik ausgerüstet. Im LANline-Test musste das Modell SDX-550V zeigen, ob es die werbewirksame Bezeichnung "Turbo" tatsächlich verdient. Ein Teilergebnis vorweg: Das 1000-Euro-Gerät schaffte die Prospektangaben locker.

Sonys "Turbolader" ist mittlerweile bereits für die AIT-2-Geräte verfügbar: Das T-AIT-2-Modell
(Turbo Advanced Intelligent Tape) stellt dabei schon die dritte Turbo-AIT-Generation dar. Zuvor
debütierten T-AIT-E und T-AIT-1 (Test im LANline Spezial II/2005). Generell will der Hersteller
sowohl die Leistung als auch die Speicherkapazität im Vergleich mit den Vorgängern erhöhen. Mit
T-AIT-2 soll jedoch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein – der Elektronikkonzern hat
auch bereits bei den AIT-3-Laufwerken den "Turbolader" in der Entwicklung.

Um Leistungs- und Kapazitätsvorgaben zu erreichen, hat der Hersteller aus Fernost weitere
Bandformate (TAIT-20N bis TAIT-80N) mit gegenüber den Vorgängern (SDX-T3C bis SDX-200C)
modifizierten Aufzeichnungstechniken definiert. Ebenso wurde die Firmware in den Laufwerken
gegenüber den Modellen ohne Turbozusatz verändert. Auf den ersten Blick könnten die Einschränkungen
in puncto neuere und ältere AIT-Medien Verwirrung stiften: Eine genaue Aufstellung zeigt die
Tabelle auf Seite 26 zur Medienkompatibilität. Das Testgerät mit der Bezeichnung SDX-550V soll mit
allen bisher erhältlichen Turbobändern arbeiten. Hier sind also die Leistung des Laufwerks und die
Preisgestaltung der Medien für potenzielle Kunden von besonderem Interesse.

Systemvoraussetzungen

Die Abmessungen (145 mm Breite, 40 mm Höhe, 165 mm Länge bei einer Masse von einem Kilo) sind
bei allen T-AIT-Laufwerken identisch (interne Ausführung mit 5,25-Zoll-Blenden, siehe Bild 1). Auch
die übrigen Äußerlichkeiten gleichen sich: Den Betriebszustand zeigen LEDs an. Wie die
Vorgängermodelle (AIT-1 bis T-AIT-1) kann das Testgerät durch beigelegte Blenden von 3,5 Zoll auf
den 5,25-Zoll-Formfaktor gebracht werden. Bei den Umgebungsbedingungen legt Sony fünf bis 80° C als
Betriebstemperatur fest, und zwar bei einer maximalen relativen Luftfeuchtigkeit von 80
Prozent.

Bei einer Nutzung des beigelegten Backup-Programms "Retrospect Version 6.5.350 OEM" von Dantz
läuft das Testgerät unter Windows XP, der Windows-2000-Familie, Windows 2003 Server, MacOS 9 (nur
Clients) und MacOS 10. Mit einem Ausfall des Laufwerks ist laut Hersteller (wie bei allen
T-AIT-Geräten) nach 300.000 Stunden bei 100 Prozent Duty-Cycle zu rechnen. Zum Vergleich: Die
Zahlen für DDS betragen 36.000 Stunden bei 100 Prozent Duty-Cycle. Standardmäßig gewährt Sony auf
seine T-AIT-Streamer 36 Monate Garantie, dies bei Vor-Ort-Service am nächsten Werktag. Treiber und
Datenblätter stehen auch für dieses Gerät unter www.sonyisstorage.com und www.storagebysony.com zum
Download zur Verfügung.

Eine Frage der Bänder

Da von allen Turbogenerationen dieselbe modifizierte Aufzeichnungstechnik verwendet wird, um die
Bänder zu beschreiben und zu lesen, sind die entsprechenden Medien generell nur in den
AIT-Turbo-Laufwerken beschreibbar. Für die AIT-3- und AIT-4-Generation wird in naher Zukunft ein
Firmware-Upgrade verfügbar sein, das T-AIT-Medien in solchen Laufwerken ebenfalls beschreibbar
macht. Durch die ursprünglich von AIT-3 stammende Technik wird laut Sony eine unkomprimierte
Gesamtkapazität von 80 GByte pro Kassette bei einem maximalen nativen Datentransfer von 360
MByte/min erreicht (T-AIT-80N).

Ein MIC (Memory In Chip) in der Kassette für einen beschleunigten Zugriff ist mit T-AIT-80C für
die T-AIT-2-Laufwerke erstmals wieder verfügbar. Die Modelle T-AIT-E und T-AIT-1 bieten solche
Kassetten nicht. Allerdings muss das verwendete Backup-Programm den MIC auch unterstützen. Leider
integrieren die Hersteller der Sicherungssoftware diese Funktion meist nicht. Weiter bietet Sony "
WORM"-Medien (Write Once Read Many) an, die sich nur einmal beschreiben, aber beliebig oft auslesen
lassen. Sinnvoll ist diese Art der Bänder, wenn es darum geht, revisionssichere Daten
aufzubewahren. Dies stellt zudem eine Alternative zu den MIC-Features dar, vor allem, wenn die
Backup-Software diese nicht unterstützt. Auch lässt der Hersteller aus Japan seine Kunden nicht im
Regen stehen, wenn es um die Rückwärtskompatibilität zu AIT-Kassetten im Lesemodus geht. Ältere
Sicherungssätze lassen sich von AIT-Medien lesen und somit auf die Turbokassetten übertragen. Der
Preis pro GByte liegt nach Recherche unter www.aaamedia.com und www.bandlaufwerke.de bei etwa 50
Cent bei den aktuellen 80N-Bändern (40 Euro für 80 GByte). Im Vergleich dazu kommen die
40N-Kassetten auf einen Wert von 80 Cent pro GByte (35 Euro für 40 GByte), die 20N-Bänder kosten 15
Euro, also 75 Cent pro GByte.

Testumgebung

Das Laufwerk wurde wie in den vorangegangenen Tests am SCSI-Bus des Testservers "Dualxeon"
angeschlossen. Dabei handelt es sich um einen Doppelprozessor Xeon mit 3,06 GHz System auf einem
Intel-Server-Board SE7501WV2 (in der SCSI-Variante, also mit einem SCSI-Chip AIC7902 von Adaptec)
mit 1024 MByte DRAM. Die Details der Testumgebung gleichen denen unserer vorangegangenen Tests.
Genauere Informationen dazu stehen im Kasten auf Seite 26.

Als Sicherungsprogramm diente in allen Testläufen Backup Exec in der Version 9.1 (Build 4691).
Dabei wurde ein Update-Patch (Devicedriver_273853.exe) zur Unterstützung des Testgeräts
eingespielt. Als Quelldateien für die folgenden Testläufe fungierten dieselben Film-, mp3-, und
Textdateien, wie sie bereits in den früheren Bandlaufwerktests der LANline Verwendung fanden,
allerdings in einer neuen Auswahl. Die Gesamtspeicherkapazität fällt mit etwa 11 GByte etwas
geringer aus als bei früheren Testläufen. Insgesamt drei Partitionen mit verschieden großen Dateien
wurden für die Backup-Aufgaben verwendet (siehe Partitionstabelle). Im Verzeichnis R lagerten
Dateien im Txt- und Doc-Format mit einem Speichervolumen von 866 MByte. Die Größe der Dateien
betrug etwa 1 KByte bis 120 KByte. Mittelgroße Dateien waren im Ordner S untergebracht, nämlich
Musikdateien im mp3-Format mit 5,8 GByte belegten Speicher. Im Verzeichnis T waren die größten
Dateien gespeichert, sieben Filme im avi-Format mit je 512 MByte.

In den Testreihen kamen wie zuvor drei verschiedene Blockgrößen bei den Laufwerken zum Einsatz,
um die Bänder nacheinander mit gleichen Dateien zu beschreiben. Einstellungen wie die Puffergröße
von 1024 KByte oder die Pufferanzahl von 10 und der High Water Count von 7 zur Cache-Steuerung
blieben während der Messung unverändert, also dieselbe Prozedur wie in den Tests der
Vorgängermodelle.

Sicherung

Zunächst ging es um die Backup-Aufgaben. Generell lässt sich anhand der vorliegenden Werte auf
die Schwächen und Stärken eines Geräts bei verschiedenen Medien schließen. Bei den Backup-Aufgaben
gelten für diesen Test einige allgemeine Aussagen: Die gewählte Blockgröße beeinflusst die
Sicherungsleistung stark. Bei 64 KByte Blockgröße ergeben sich unabhängig von den eingesetzten
Medien ähnliche Transfergeschwindigkeiten von etwa 625 MByte/min bis 700 MByte/min. Auch ist die
höchste Leistung im Test unter dieser Einstellung mit 765 MByte/min (mit 40N-Medien, Backup der
Partition R) zu finden. Niedrigere Werte finden sich durch die Bank bei den 8-KByte-Einstellungen.
Hier liegt der Leistungsbereich zwischen 465 MByte/min bis 477 MByte/min. Die Auswahl der
Backup-Quelldateien verändert die Leistung wie schon unter der 64 KByte-Blockgröße kaum. Auch haben
die unterschiedlichen Cartridges wenig Einfluss auf die Sicherungsleistung. Einen regelrechten
Ausreißer findet man allerdings unter der 512-Byte-Blockeinstellung: Hier lassen sich magere 35
MByte/min ermitteln.

Wiederherstellung im Vergleich

Zuletzt widmete sich das Lab-Team den Wiederherstellungen. Diese zeigen eine ähnliche
Regelmäßigkeit der Testwerte. Die Blockgröße hat hier ebenfalls den größten Einfluss. Dies zeigt
sich deutlich bei der 64-KByte-Einstellung. Hier schwanken die ermittelten Werte zwischen 591
MByte/min und 640 MByte/min. Diese Leistung erzeugt das Testgerät mit allen drei Medientypen (20N-,
40N-, 80N-Kassetten) bei Wiederherstellung der Partition mit den Filmdateien. Bei 8 KByte schafft
das Turbolaufwerk etwas weniger, doch Leistungswerte von 508 MByte/min (20N-Band) bis 638 MByte/min
(80N-Medium) sind nicht spürbar langsamer.

Anders als die Sicherungsleistung bricht die Restore-Performance bei den 512 Byte Blockgrößen
nicht in vergleichbarem Maße ein. Das Testgerät zeigt dabei eine Leistung zwischen 494 MByte/min
(Textdateien) und 625 MByte/min (Filmdateien). Ebenso wie bei den Backup-Aufgaben wirkt sich die
unterschiedliche Auswahl der Restore-Dateien kaum auf die Leistung aus.

Fazit

Das Preisverhältnis pro GByte schwankt bei unterschiedlichen Turbomedien zwischen 50 Cent/GByte
(80N-Kassetten) und 80 Cent/GByte (40N-Cartridges). Bei den vorgenommenen Jobs zeigte das
Testlaufwerk bei gleichen Blockgrößen ähnliche Transfergeschwindigkeiten, und dies mehr oder
weniger unabhängig von den verwendeten Bändern. Systemadministratoren, die ein großes
Speichervolumen und eine Vielzahl von Medien für ihre Backup-Strategie benötigen, sollten daher das
Testgerät gegenüber anderen Turbo-AIT-Laufwerken bevorzugen. Schließlich kommt momentan kein
anderer Streamer mit den günstigen 80N-Kassetten zurecht. Diese schließen die Lücke zwischen dem
Midrange (etwa LTO-2 mit 200 GByte pro Band oder AIT-4 mit ebenfalls 200 GByte nativ) und der
Einstiegsklasse. Dazu sind beispielsweise DDS-Laufwerke (2 GByte bis 20 GByte unkomprimiert) und
die Vorgänger des Testlaufwerks (T-AIT-E, T-AIT-1) zu rechnen.

Sony gibt eine native Transferleistung von 360 MByte/min an, die im Test locker erreicht wurden.
Mit der eingesetzten Hardwarekomprimierung waren bei den Textdateien sogar Spitzenwerte von 765
MByte/min messbar, dies entspricht in etwa der vom Hersteller angegebenen 2,6:1-Komprimierung. Das
Testgerät kostet um die 900 Euro (dagegen rangieren die Vertreter aus der Gattung LTO-2 bei 4000
Euro). Für die interne Atapi-Variante werden etwa 800 Euro verlangt, wer ein externes SCSI-Gerät
braucht, muss ungefähr 1000 Euro auf den Ladentisch legen. Vorteilhaft wirken die kompakten
Abmessungen mit einer Höheneinheit und 3,5 Zoll Breite. Damit eignen sich (Turbo-)AIT-Drives für
schmale Ein-Zoll-Server. Vergleichsweise durchgeführte Versuche mit einem Atapi-Gerät bereiteten
allerdings einige Probleme, sodass dieser Test allein auf die SCSI-Variante zurückgreift.

www.sonyisstorage.com

www.storagebysony.com

www.bandlaufwerke.de

www.aaamedia.com

Intel SE7501WV2 Server Mainboard

AIC-7902-SCSI-Controller und Grafik onboard

Zwei Intel Xeon mit 3,06 GHz

1 GByte DDR RAM 330 ECC

Controller: Adaptec Serial ATA 24105SA RAID

Festplatten:

Zwei Seagate ST3200822AS 200 GByte

IBM DDYS-T36950N 30 GByte SCSI

Software:

Windows 2003 Server

Veritas Backup Exec Version 9.1


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