Defizite beim Backup virtueller Maschinen

Nicht nur eine Frage der Technik

15. Juni 2012, 6:00 Uhr | Sandra Adelberger/pf, Director Product Management EMEA bei Acronis.

Auch kleine und mittelständische Unternehmen setzen immer häufiger auf Virtualisierung. Meist fehlt jedoch eine klare Strategie für Backup und Disaster Recovery in virtuellen Umgebungen. Wie Studien zeigen, liegt bei der regelmäßigen Datensicherung dort noch vieles im Argen. Lösungen, die gleichermaßen physische wie virtuelle Server in das Sicherungskonzept einbeziehen, vereinfachen die Administration und senken die Hürden.Mit der zunehmenden Virtualisierung von Servern in Unternehmen stellt sich zwangsläufig auch die Frage nach der Absicherung, also nach Maßnahmen zum Schutz vor Datenverlust. Die Einführung von Virtualisierungslösungen bedeutet nicht automatisch auch eine höhere Absicherung und Verfügbarkeit - ganz im Gegenteil: Fällt eine einzige physische Maschine aus, sind mehrere virtuelle Systeme betroffen. Eine zuverlässige Sicherung der virtuellen Maschinen sollte daher ein wesentlicher Bestandteil jeder Disaster-Recovery-Strategie sein. Dies ist aber oft nicht der Fall, wie auch eine kürzlich vom Ponemon-Institut durchgeführte internationale Umfrage zum Einsatz von Backup- und Disaster-Recovery-Lösungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen zeigt. Die Befragung von 6.000 IT-Managern ergab, dass bei virtualisierten Infrastrukturen - im Gegensatz zu rein physischen Umgebungen - die Bereiche Backup und Disaster Recovery meist vernachlässigt werden. So bestätigte ein Drittel (33 Prozent) der Befragten, dass bei virtuellen Maschinen (VMs) seltener als bei physischen Servern ein Backup durchgeführt wird. Deutlich über die Hälfte (61 Prozent) führt bei VMs nur unregelmäßige oder lediglich wöchentliche beziehungsweise monatliche Backups durch. Nur bei 37 Prozent existiert ein tägliches Backup bei den VMs. Oft fehlen klare Zuständigkeiten Bei der Datensicherung und -wiederherstellung in virtuellen Umgebungen liegt somit noch einiges im Argen. Doch was ist der Grund dafür? Vielfach zeigt sich, dass dies nicht nur auf technische, sondern vor allem auch auf organisatorische Probleme zurückzuführen ist. Und zwar im Hinblick auf die häufig unterlassene klare Regelung von Zuständigkeiten im Spannungsfeld von Administratoren virtueller Umgebungen und Storage- oder Datenbankspezialisten. Konflikte sind dort vorprogrammiert, da die jeweiligen Personen oder Abteilungen unterschiedliche Ziele verfolgen und jeder für sich die "Datenhoheit" fordert. Daher ist es unerlässlich, einen Verantwortlichen für eine zentral steuerbare Sicherung und Wiederherstellung von Daten zu definieren - und zwar für alle Daten, sowohl in physischen als auch in virtuellen Umgebungen. Sobald dies geklärt ist, muss der Verantwortliche in einem nächsten Schritt festlegen, was genau zu sichern ist und wie oft dies zu erfolgen hat. Das heißt: Für eine erfolgreiche Umsetzung eines Backup- und Recovery-Konzepts werden zunächst jene Datenbestände bestimmt, die unternehmenskritisch und unbedingt zu schützen sind. Zu berücksichtigen ist dabei auch die für die Wiederherstellung der Daten vorgegebene Zeit, die Recovery Time Objective (RTO). Wenn beispielsweise der Web-, E-Mail- oder Hauptdatenbank-Server ausfällt, ist es für jedes Unternehmen unerlässlich, dass das System innerhalb weniger Minuten wieder läuft. Zudem sollte das Unternehmen natürlich auch festlegen, wie oft ein Backup erstellt wird. Die Durchführung einer täglichen Sicherung hat sich über die Jahre bewährt - normalerweise nachts, da dann nur selten Zugriffe auf die Systeme erfolgen. Physische und virtuelle Server gemeinsam sichern Generell ist es unabdingbar, dass Unternehmen ihre Backup- und Disaster-Recovery-Strategie für virtuelle Umgebungen von Anfang an "sauber" aufsetzen, um das Risiko eines Datenverlusts auszuschließen. Empfehlenswert kann es dabei sein, wenn sich das Unternehmen dafür die Unterstützung eines Dienstleisters einholt, der auf diese Bereiche spezialisiert ist. Dieser kann die für die konkreten Anwenderanforderungen jeweils beste Lösung auswählen und dann bei den erforderlichen Datenmigrationen auch als Implementierungspartner zur Verfügung stehen. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt bei der Auswahl einer Backup- und Disaster-Recovery-Lösung ist die Tatsache, dass sehr oft neben einem Host für die VMs auch noch dedizierte physische Server im Unternehmen vorhanden sind. Es würde den Management-Aufwand erheblich erhöhen, wenn für virtuelle und physische Systeme jeweils eine eigene Backup-Lösung zum Einsatz kommt. Deshalb empfiehlt sich die Nutzung einer integrierten Lösung. Dies ist auch der Wunsch kleiner und mittelständischer Unternehmen, wie die angeführte Studie ebenfalls belegt: So antworteten in Deutschland 68 Prozent der Befragten, dass eine umfassende Lösung für hybride Infrastrukturen das größte Optimierungspotenzial im Bereich Backup und Disaster Recovery bieten würde. Das heißt, die Anwender suchen eine Backup- und Recovery-Lösung, die die Anforderungen sowohl von physischen und virtuellen Umgebungen abdeckt als auch eine Ablage in der Cloud anbietet. Obwohl der Wunsch nach einer solchen konsistenten Lösung besteht, nutzen 49 Prozent der befragten deutschen Unternehmen heute immer noch mehr als ein Backup-Tool, was in der Konsequenz zu einem komplexen Disaster-Recovery-Prozess führt. Um einen durchgängigen Datensicherungsprozess in Hybridarchitekturen ohne zusätzlichen Administrationsaufwand realisieren und damit auch Kosten und Komplexität reduzieren zu können, sollten Unternehmen eine integrierte Gesamtlösung einsetzen, die eine automatische und zentral steuerbare Sicherung und Wiederherstellung physischer und virtueller Server ermöglicht. Wichtig ist dabei, dass die Lösung auch Migrationen zwischen physischen Maschinen und Virtualisierungsplattformen unterstützt. Das heißt: Es sollte ein Backup einer physischen Maschine mit Wiederherstellung auf einem virtuellen System und umgekehrt ein Backup einer virtuellen Maschine mit Wiederherstellung auf einem physischen System möglich sein. Nicht außer Acht lassen sollten Unternehmen in diesem Zusammenhang auch die Themen Cloud und Online-Backup, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Cloud-Backup-Services stellen für Unternehmen zum einen eine kostengünstige Möglichkeit dar, Daten sicher auszulagern, ohne dabei in zusätzliche Storage-Hardware oder Rechenzentren investieren zu müssen. Zum anderen stellen sie eine ideale Ergänzung lokaler Sicherungskonzepte dar, da das Unternehmen bei einem Komplettausfall oder einem physischen Schaden der lokalen Hardware auf eine externe Sicherung der Daten und Systeme zugreifen kann.

Der Acronis Global Disaster Recovery Index 2012 fand heraus: Lediglich 37 Prozent der Unternehmen führen mindestens einmal pro Tag ein Sicherung ihrer virtuellen Maschinen durch.
LANline.

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