EMC kauft Authentifizierungsanbieter RSA

RSA kommt nicht nur auf den Speicher

12. Juli 2006, 23:15 Uhr | Dr. Johannes Wiele

Der Storage-Anbieter EMC will mit dem Kauf des Authentifizierungsanbieters RSA sein Portfolio um Sicherheitsprodukte erweitern. LANline erfuhr vom RSA-Vizepräsidenten John Worral mehr über die Zukunft des Unternehmens unter dem Dach von EMC.

EMC wird für RSA 2,1 Milliarden Dollar ausgeben, 300 Millionen über dem vorab von Analysten
geschätzten Wert, was manche Marktbeobachter mit gemischten Gefühlen betrachten. Mit dem Erwerb,
der laut EMC auch eine Akquisition von RSA durch nicht genannte Mitbewerber verhindern sollte,
verbindet der Storage-Spezialist, der sich inzwischen lieber als Infrastrukturanbieter betrachtet
und vor kurzem unter anderem Vmware und den DRM-Anbieter Authentica zugekauft hatte, also offenbar
große Hoffnungen. LANline sprach mit John Worral, Senior Vice President Woldwide Marketing bei RSA,
darüber, was aus seinem Unternehmen unter dem EMC-Dach werden könnte.

LANline: Werden die bekannten RSA-Produkte separat auf dem Markt bleiben und weiter
entwickelt?

Worral: Das wird der Fall sein. EMC will sich auch als Security-Anbieter etablieren. Auch die
Marke RSA wird es weiter geben. Deren Bekanntheit war für EMC einer der Gründe, RSA zu kaufen.

LANline: Was steht für EMC im Vordergrund – die Integration der RSA-Technik in EMC-Speicher- und
Infrastrukturprodukte oder der Aufbau eines erweiterten Portfolios?

Worral: Tatsächlich beides. Die Kunden möchten heute, wo immer es geht, Produkte mit bereits
integrierten Sicherheitsfunktionen verwenden. Wo übergreifende Sicherheitssysteme gefragt sind,
will man wenigstens kompatible Systeme aus einer Hand. Außerdem wollen die Anwender die veraltete
Perimeter- und Infrastruktursicherheit hinter sich lassen. Das sind die Trends, auf die EMC
setzt.

LANline: Glauben Sie, dass für reine Security-Spezialisten, wie RSA einer war, die Geschäfte
schwieriger werden?

Worral: Unserer Meinung nach ist diese Entwicklung abzusehen. Die gesamte heutige IT ist
zunächst ohne Sicherheitsfokus entstanden, weshalb wir lange Zeit gewohnt waren, Sicherheit immer
nachträglich ein- und anzubauen. Die Anwender können das nicht mehr akzeptieren.

LANline: In welchen EMC-Produkten wird RSA-Technik zuerst auftauchen?

Worral: Darüber sprechen wir intern noch, aber es dürfte offensichtlich sein, dass
Verschlüsselung und das damit verbundene Schlüsselmanagement die ersten, unmittelbar anwendbaren
Bereiche für Storage und Dokumentenmanagement sind. Anwender wollen und müssen heute über das
traditionelle Access Management hinaus gespeicherte Daten per Verschlüsselung direkt schützen und
aus gesetzlichen Gründen Zugriffe protokollieren. Das leisten die RSA-Systeme. Access Management
und Autorisierung spielen allerdings ebenfalls eine wichtige Rolle für das EMC-Portfolio. LANline:
Kunden in Deutschland fragen, was aus den eingespielten RSA-Support-Teams und den Niederlassungen
wird. Bleiben die Ansprechpartner erhalten?

Worral: Wie immer lässt sich das so kurz nach einer Akquisition nicht schon bis ins letzte
Detail abschließend sagen. Grundsätzlich soll RSA aber als Sicherheitsdivision von EMC mit Art
Coviello an der Spitze mit dem bewährten Fachpersonal weiterhin selbstständig agieren, denn der
Zukauf soll EMC ja zusätzliches Geschäft und neues Know-how einbringen.

LANline: Gilt dies auch für die Entwickler und die Forschungsabteilung, etwa mit dem
Verschlüsselungsspezialisten Burt Kaliski?

Worral: Auch in diesem Bereich sind nach gegenwärtigem Stand aus den genannten Gründen keine
Einschnitte in Sicht. Die Forschung, die wir zusammen mit Universitäten betreiben, wird
weitergeführt.

LANline: Wo liegt der Hauptfokus der künftigen Entwicklungsarbeit – auf Produkten für den
Corporate-Bereich oder bei der Consumer-Authentifizierung?

Worral: Auch hier gilt: auf beiden. Consumer-Authentifizierung spielt heute hauptsächlich im
Bereich der Finanzdienstleistungen eine Rolle, wo EMC bereits viele Kunden hat. Deshalb ist dieser
Sektor von großer Bedeutung und definitiv ein Wachstumsbereich. Im Corporate-Sektor ist unsere
Technik die Basis für den Schutz gespeicherter Informationen.

LANline: Was wird aus der RSA-Konferenz?

Worral: Sie wird bestehen bleiben, und zwar unter dem bekannten Namen.


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