Im Test: Desktop-Array Fibrenetix Qubex QX-651-U4

Speicher schön verpackt

9. Mai 2006, 23:25 Uhr | Elmar Török/wj

Fibrenetix hat mit dem "Qubex" ein kleines Speicher-Array für den Desktop im Programm. Das extrem leise Gerät soll seine Stärken vor allem im Bereich der digitalen Videobearbeitung ausspielen. Im Test musste das kleine Designwunder zeigen, ob man es tatsächlich als Kollegen auf dem Schreibtisch haben will.

Speicher-Arrays sind groß, schwarz und laut. Immer? Fast immer, Ausnahmen wie das Qubex
QX-651-U4 von Fibrenetix sind selten. Auch wenn vorbei laufende Kollegen das kleine Kästchen schon
mal despektierlich als "Hamsterkäfig" titulierten, steht außer Frage, dass sich das silber-schwarze
Gehäuse vom normalen Laborequipment abhebt. Wo bei dem Kasten oben und unten ist, erschließt sich
erst, nachdem man die Gummifüße zum Draufstellen gefunden hat. Danach ich klar: Der Deckel geht
nach links auf und gibt sechs Steckplätze für Serial-ATA-Festplatten und ein kleines Display mit
Tastenfeld frei. Ein riesiger Lüfter sitzt mittig an der Rückseite – dessen großer Durchmesser und
niedrige Drehzahl tragen maßgeblich zum ohren- und nervenschonenden Betrieb des Arrays bei. Damit
sich die Kühlanforderungen in Grenzen halten und das Qubex so klein gebaut werden konnte, hat
Fibrenetix die Netzteile nach außen verbannt. Gleich zwei davon sorgen bei einem voll bestückten
Qubex für die Stromversorgung, laut Handbuch ist der Dauerbetrieb mit einem Netzteil auch nicht
vorgesehen. Allerdings sollen spätere Modellvarianten auch zum Betrieb mit einem Netzteil
zertifiziert sein.

Im Test funktionierte das Qubex sowohl mit einem als auch mit zwei Netzteilen. Um den hohen
Einschaltstrombedarf zu decken, könnte es mit einem Netzteil knapp werden, aber Qubex hat in der
Managementoberfläche des Geräts sogar eine Funktion vorgesehen, mit der die Platten zeitverzögert
nacheinander gestartete werden können. Am Prinzip der externen Netzteile gibt es nichts
auszusetzen, doch die beiden Buchsen dafür scheinen eher aus der Unterhaltungselektronik als aus
dem professionellen IT-Umfeld zu kommen und verfügen über keine Auszugsicherung. Ein schneller Ruck
am Kabel, und das Qubex steht ohne Strom da.

Neben den beiden Buchsen finden sich auf der Rückseiten ein Ethernet- und ein serieller-Port für
das Management, der Ein/Aus-Schalter sowie, in unserem Fall, zwei Ultra320 SCSI-Anschlüsse.
Fibrenetix bietet das Qubex auch mit einem 2-Port Fibre Channel Controller an.

Schnell unterwegs

Fibre Channel für so ein kleines Array mag vermessen klingen, doch Fibrenetix gibt den
Haupteinsatzbereich des Qubex nicht umsonst im Bereich digitale Bild- und Videobearbeitung an. Da
werden ordentlich dicke Bretter gebohrt: Geschwindigkeit spielt an einem Video-Schneideplatz die
Hauptrolle. Keine schlechten Vorraussetzungen für das Qubex, dessen interner RAID-Controller mit
seinen 128 MByte Cache aus den schnellen Seagate Barracuda Platten (250 GByte, 7200 U/min) schon
mit der SCSI-Schnittstelle einiges an Tempo herausholt. Die 300 MByte/s aus dem Datenblatt konnten
wir im Test nicht ganz nachweisen, aber je nach Benchmark fehlten nur etwa fünf Prozent. Mit
Hdbench von Atto lagen die Spitzenwerte für den Lesezugriff bei 287 MByte/s, schreibend konnte der
Qubex 265 MByte/s bieten. Ein eigens definierter Iometer-Test, bei dem 20 MByte große Blöcke
sequenziell gelesen wurden, ergab Spitzenwerte von knapp 280 MByte/s bei 128 Outstanding I/Os.
Schreibend kam Iometer noch auf 257 MByte/s. Dies sind äußerst ahnsehnliche Werte für ein
Speicher-Array, noch dazu für ein relativ kleines System mit SATA-Festplatten.

Hoher Durchsatz mit RAID-Level 6

Was die hohen Durchsatzwerte noch interessanter macht, ist der RAID-Level 6, unter dem die Tests
liefen. RAID-6 nimmt den Controller sehr stark für die Parity-Berechnungen in Anspruch, da für
jedes Byte zwei komplette Parity-Sätze nötig sind. Dafür kann das Array auch den Ausfall von zwei
Datenträgern ohne Informationseinbußen verkraften. Nachteil ist, dass dann das Kapazitätsäquivalent
von zwei Datenträgern für die Nutzung verloren geht. Im Test bestand das RAID-Set aus sechs 250
GByte Platten, netto standen nur noch 1000 GByte zur Verfügung. Der Test auf Fehlertoleranz klappte
ausgezeichnet: Sobald eine Platte aus dem laufenden Array gezogen wurde, meldete das Qubex mit
schrillem Fiepen, dass sich das Array nun im "degraded" Zustand befand. Die Daten waren nach wie
vor im Zugriff und auch der Benchmark lief problemlos weiter. Die Ergebnisse blieben im gleichen
Bereich wie bei intaktem Array, eher stieg der Durchsatz noch um ein bis zwei Prozent an. Eine
weitere heraus gezogene Platte ergab das gleiche Bild: wütendes Fiepsen, aber ansonsten keine
Einschränkungen von Datenverfügbarkeit und Funktionalität. Der Summer kann übrigens sowohl über das
Tastenfeld als auch per Browser mit Zugriff auf die Managementoberfläche abgestellt werden.
Überhaupt hat sich Fibrenetix beim Management des Systems angenehm zurückgehalten. Der eingebaute
Webserver hat Zugriff auf alle Funktionen, man muss also nicht für irgendwelche Aktionen zur
seriellen Konsole oder dem fummeligen Tastenfeld greifen. Auf Javascript oder grafischen
Schnickschnack hat der Hersteller komplett verzichtet. Die Oberfläche ist schlicht, nüchtern und
auf Anhieb zu verstehen, obwohl viele Funktionen darin untergebracht wurden. Die Navigationsleiste
auf der linken Seite führt durch die Oberbegriffe, die Menüs klappen beim Daraufklicken auf und
werden im Hauptfenster rechts angezeigt. So gelingt das Neuerstellen von RAID-Sets und logischen
Volumes schnell und ohne Zweideutigkeiten.

Solide Funktionalität

RAID-Sets können nachträglich erweitert werden, allerdings nur mit noch freien, ganzen
Festplatten. Dass man aus einem Pool Speicherplatz beliebig zuordnen kann, ist in der Preisklasse
auch nicht zu erwarten. Die logischen Volumes werden über die SCSI-ID oder die LUN angesprochen,
hier kann man auch Speicherplatz reservieren und später in ein neues Volume einfließen lassen. Die
weiteren Management-Funktionen sind ordentlich, aber nicht weltbewegend. Ein Event-Buffer
protokolliert Ereignisse, ein NTP-Client holt die aktuelle Zeit vom Server, SNMP und ein
E-Mail-Client benachrichtigen bei Problemen.

Was den Funktionsumfang abgerundet hätte, wären ein paar statistische Daten wie Durchsatz und
CPU-Auslastung des Arrays gewesen. Dafür präsentiert das Qubex auf Mausklick die
SMART-Informationen der Platten. Für die Verfügbarkeit sind dies die wichtigeren Informationen.

Die Inbetriebnahme des Qubex unterscheidet sich nicht von der anderer Arrays. Nachdem die
Festplatten in ihren Caddies in das Gehäuse eingesetzt sind, kann man das System einschalten, ein
Quick-Create-Modus sorgt für einen funktionsfähigen Datenträger innerhalb von zwei Minuten. An den
Caddies kann man wenig aussetzen – die Verriegelungsmechanik ist gewöhnungsbedürftig, aber in
Ordnung. Um Spaßvögel aufzuhalten, kann man die Caddies mittels einer kleinen Torx-Schraube im
Gehäuse verriegeln.

Fazit

Mit 3490 Euro für die SCSI- und 3990 Euro für die Fibre-Channel-Variante ist das Qubex kein
Schnäppchen. In der Kapazität vergleichbare Systeme sind schon für 1000 Euro weniger zu haben,
allerdings ohne RAID-6 und nicht schallgedämmt. Auch die hohen Durchsatzwerte erreichen solche
günstigen Lösungen meist nicht. Wer Wert auf ein rasantes, kompaktes Speichersystem legt, das man
auch außerhalb des Serverraums platzieren kann, findet im Qubex bestimmt den richtigen Partner. In
der zweiten Hälfte des Jahres plant Fibrenetix eine Softwareerweiterung, mit der Daten zwischen
zwei Qubex gespiegelt werden können, auch über größere Distanzen.

Info:Fibrenetix Tel.: 05921/879255 Web: www.fibrenetix.com


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