Der Spagat, den die Speicherbranche hinlegen muss, um Datenschutz, Datenflut, Datensicherheit und Umweltschutz unter einen Hut zu bekommen, ist beachtlich. Die richtigen Lösungen zu finden und diese in einer durchdachten Strategie zu vereinen, ist für Organisationen wichtig, um die Daten als Investition in die Zukunft ansehen zu können. Doch abseits dieser Mammutaufgaben gibt es noch weitere Herausforderungen. Dazu war die LANline im Gespräch mit Thomas Sandner, Senior Regional Technical Sales Director Germany bei Veeam Software.
LANline: Welche Herausforderungen gibt es Ihrer Ansicht nach aktuell im Bereich Storage?
Thomas Sandner: Aktuell wird der Bereich Storage von den gleichen Problemen geplagt, die die meisten IT-Sektoren beschäftigen – nämlich Lieferengpässe im Hardwarebereich. Diese sorgen dafür, dass Projekte sich auf unbestimmte Zeit verzögern können und ein Wettlauf um die verfügbare Hardware über den Erfolg und die Zuverlässigkeit von neuen Backup-Strategien entscheiden kann. Zusätzlich steigt durch den anhaltenden Siegeszug von Kubernetes und der Container-Technologie der Bedarf an nativen Lösungen, die die Daten und Applikation umfänglich schützen. Hinzu kommt noch der Fachkräftemangel, der sich allerorts bemerkbar macht.
LANline: Corona, Krieg und Lieferengpässe: Wie wirkt sich die aktuelle Lage auf den Speichermarkt aus?
Thomas Sandner: Wie bereits erwähnt, sorgt der Mangel an verfügbarer Hardware für Probleme bei der Abwicklung von Projekten und zwingt manchmal dazu, vom eigentlich geplanten Weg abzuweichen, um selbige dennoch durchführen zu können. Entsprechend kann sich das natürlich dann auf die Zuverlässigkeit der gewählten Backup-Konzepte auswirken.
LANline: Neue Entwicklungen wie künstliche Intelligenz, zunehmende Vernetzung und immer mehr Daten: Was bedeutet das für Storage in Unternehmen?
Thomas Sandner: Die Menge an Daten in Unternehmen wächst weiter und weiter – und stellt damit klassische Storage-Konzepte und die dazugehörigen File-Systeme teils vor unlösbare Aufgaben, da diese Limitierungen haben. Entsprechend wichtig ist es, dass die eigene Backup-Strategie auf skalierbaren Lösungen fußt, wie beispielsweise Scale-out NAS. Vor allem hier wird Objektspeicher in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. So setzten wir auch bei Veeam künftig vermehrt auf diese Technologie. Ein Trend, der sich zudem basierend auf dem Datenwachstum herauskristallisiert, ist die Wahl von Pay-As-You-Go-Modellen. Dabei handelt es sich um skalierbare Storage-Lösungen, bei denen der Kunde lediglich für den tatsächlichen Konsum bezahlt. Mittlerweile sind diese auch nicht mehr nur in der Cloud, sondern auch On-Premises im Angebot.
LANline: Welche gesetzlichen Vorgaben gilt es für Unternehmen zu beachten – DSGVO und Co. – und wie wirkt sich das auf den Bereich Storage aus?
Thomas Sandner: Grundsätzlich betreffen diese gesetzlichen Reglementierungen eher Applikationen und Datenbanken als den klassischen Storage-Bereich. Allerdings müssen Storage-Provider auch in der Lage sein, mit Betroffenenrechten umzugehen. Wenn jemand fordert, dass seine personenbezogenen Daten gelöscht werden sollen, dann gilt es, das auch im Falle einer notwendigen Wiederherstellung zu berücksichtigen.
LANline: Was raten Sie Fachhändlern und Systemhäusern, die im Bereich Storage erfolgreich sein wollen?
Thomas Sandner: Durch das reine Box-Moving ist man ersetzbar. Die Musik spielt in der Regel in der Software und den Services, die auf dem Speichersystem aufsetzen. Umso wichtiger ist es, dass Systemhäuser Speicherkonzepte in intelligente Lösungen einweben. As a Service und Cloud spielen eine immer wichtigere Rolle. Um auch zukünftig kompetitiv sein zu können, müssen Systemhäuser ihre Kunden hier entsprechend unterstützen und gegebenenfalls auch selbst als Service Provider auftreten. Zudem muss auch der Fokus auf der Weiterentwicklung der unterschiedlichen Workloads liegen. Egal, ob Cloud oder Container – native Storage-Lösungen sind die Zukunft.
LANline: Mit welchen Backup-Strategien sind mittelständische Unternehmen auf der sicheren Seite? Was muss man dabei im Hinblick auf Security berücksichtigen?
Thomas Sandner: Die größtmögliche Sicherheit bietet hier ein ganzheitliches Backup-Konzept, welches die goldene 3-2-1-Backup-Regel berücksichtigt. Konkret bedeutet das: Drei Kopien sollten auf zwei unterschiedlichen Medien gespeichert sein, und eine davon sollte zudem nicht On-Premises gelagert werden. Durch den rapiden Anstieg in Sachen Ransom-ware-Attacken und Malware as a Service haben wir bei Veeam beschlossen, diese Regel zusätzlich noch um eine 1 und eine 0 zu erweitern. Diese stehen für eine Kopie, die als absolut unveränderlich gespeichert wird und die 0 steht für Null-Fehler-Toleranz, die bei der Wiederherstellung gegeben sein sollte, damit man planmäßig wiederherstellen kann. Für Ersteres sollten mittelständische Unternehmen sich in die Rolle des jeweiligen Administrators versetzen und sich fragen: Was passiert, wenn dessen Konto von Cyberkriminellen gekapert wird? Ist mein Backup dann noch sicher? Als Maßnahme dagegen bieten sich entweder externe Provider an oder eine technische Lösung, die Immutable Flags unterstützt. Diese sorgen dafür, dass ein Backup unveränderlich ist. All das hilft jedoch nichts, wenn bei der Wiederherstellung nach einem Angriff Fehler auftreten. Daher gilt es, die bestehende Backup-Infrastruktur und -Prozesse regelmäßig zu testen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.
LANline: Herr Sandner, vielen Dank für das Gespräch.