SD-WAN, SASE und IBN

Wölket und vernetzet euch!

19. November 2020, 7:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner
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Neue „smarte“ Geräte muss man heutzutage overnight bestellen, sonst sind sie schon veraltet, bevor sie beim Anwender ankommen. Ganz so forsch stürmt die Innovation im Unternehmensnetz nicht voran, doch die MPLS-Technik (Multi-Protocol Label Switching), die seit Ende der 1990er-Jahre Standleitungen und ATM-Netze ablöste, ist inzwischen ein wenig angestaubt und welk an den Rändern. Der IT-Verantwortliche von Welt setzt deshalb auf softwaregesteuerte Weitverkehrsnetze (Software-Defined WAN, SD-WAN), um die Vernetzung vor allem mit der Cloud agiler und preiswerter zu machen. Analysten sagen dem softwaredefinierten WAN darum einen florierenden Markt voraus.

Die Corona-Krise hat hammerhart herausgemeißelt, was wir heimlich schon längst wussten: Ohne sichere, performante Netze inklusive ebensolcher Anbindung an das Internet und Cloud-Services läuft im Business oft gar nichts mehr. Also her mit den Digitalisierungsinitiativen, Cloud-nativen Anwendungen und Hybrid-Cloud-Infrastrukturen, und los geht‘s? Nicht so schnell mit den digitalen Pferden! Denn die MPLS-basierten Weitverkehrsnetze, die man bei vielen international tätigen Unternehmen findet, sind auf überwiegend bewölkte Netzwerknutzung nicht ausgelegt. Zwar erlaubt MPLS im Prinzip die sichere Vollvermaschung von Unternehmens-standorten, doch laut Marktkennern ist die klassische Hub-and-Spoke-Architektur immer noch verbreitet: Endanwender- und Edge-Traffic wandert erst mal zum RZ am Unternehmenssitz, dann sehen wir weiter. Dieses sogenannte Backhauling mag sich gut für die unternehmensinterne Standortkommunikation oder für die Aggregation von Daten etwa aus Kassensystemen in Filialen eignen; für die Cloud-Nutzung an Remote-Standorten – wie auch im Home-Office oder unterwegs – birgt diese Architektur jedoch allerlei Pferdefüße: Der Abstecher der Cloud-Kommunikation über das Unternehmens-RZ treibt die Latenz in nutzerfeindliche Höhen, und das chronische Getümmel von Datenpaketen, die eigentlich nichts im internen Netz verloren haben, bläht die WAN-Kosten auf.

Deshalb begeistern sich IT-Verantwortliche verstärkt für SD-WAN – mal als Ersatz für, mal als Ergänzung zu MPLS. Denn hier entscheidet Software dynamisch und applikationsbezogen, über welchen Weg und mit welcher Service-Qualität (QoS) der Ethernet/IP-Verkehr fließen soll. SD-WAN-Technik – umgesetzt meist mittels einer Kombination aus Cloud-Services und physischen oder virtuellen Appliances vor Ort – steigert damit die Flexibilität und Performance ebenso wie die Ausfallsicherheit der Standortanbindung. Die lokalen SD-WAN-Endgeräte oder -Instanzen können zudem helfen, den Gerätefundus im RZ und an Außenstellen auszudünnen. Schließlich bündeln die Appliances Funktionalität von der Pfadselektion bis hin zur WAN- sowie Applikationsoptimierung. Gartner geht in seinem „Magic Quadrant for WAN Edge Infrastructure“ vom September 2020 deshalb davon aus, dass sich der 30-Prozent-Anteil der Unternehmen, die SD-WAN nutzen, binnen vier Jahren verdoppeln wird.

Diverse Hersteller und Provider dienen sich an, WANs mittels ihrer Software zu definieren. Als Marktführer verortet Gartner VMware, Fortinet, Versa Networks, Cisco, Silver Peak und Palo Alto Networks (per CloudGenix-Akquisition), ihnen dicht auf den Fersen sind Citrix und Huawei. Als Visionäre sieht das Analystenhaus Juniper und HPE (per Netzwerktochter Aruba). Der Magic Quadrant berücksichtigt aber noch nicht HPEs Silver-Peak-Übernahme vom September, mit der sich HPE in den Leader-Quadranten aufschwingt. Die laut Gartner relevanten Anbieter zeigt die Marktübersicht.


  1. Wölket und vernetzet euch!
  2. Vom softwaredefinierten WAN zum Secure Access Service Edge

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